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2015 | OriginalPaper | Chapter

24. Moralisierung und Maßlosigkeit der Agrarkritik – Gedanken zu Strukturen und Motiven in Mediendebatten und politischem Protest gegen die Agrarindustrie

Author : Jan Grossarth

Published in: Was der Mensch essen darf

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Menschen von Verstand haben erkannt, dass die Landwirtschaft unserer Tage im Zustand der Verderbtheit ist. Die Agroindustrie oder industrielle Landwirtschaft ist verantwortlich für quälerische Tierhaltung, grausame Schlachthöfe, Bodenverwüstung, Wasserknappheit. Ebenso für die Vergiftung von Lebensmitteln, Grundwasser, Böden. Getrieben von wenigen Weltkonzernen – die meisten von ihnen unter amerikanischem Einfluss– findet eine dramatische Monopolisierung von technischem Wissen statt. Bauernhöfe schwinden, Saatgutpatente sind in den Händen weniger Agrokonzerne, bäuerliche Familien haben im globalen Agropoly kaum eine Chance. Tierfabriken, Gentechnikfirmen und Großagrarier zocken frech auf Kosten von Umwelt, Artenvielfalt und menschlicher Gesundheit. Handel und Erzeuger sind bezüglich dieser Dinge, gierig nach Geld, blind geworden. Tierhalter pumpen Tiere mit Antibiotika voll. Multiresistente Keime bilden sich – eine lebensgefährliche Bedrohung für Millionen Verbraucher. Anwohner atmen diese Keime ein. In Indien nehmen sich derweil Hunderttausende Kleinbauern das Leben, weil sie sich für Baumwollsaaten überschulden mussten. Überall auf der Welt geraten Bauern in solche Abhängigkeit von Monsanto. Es gibt nur noch wenige Sorten Getreide, Gemüse, Obst; früher waren es Tausende. Nicht anders ist es mit den Tierrassen. Das Brot der Welt in der Hand eines kleinen Zirkels. Die Landwirtschaft verursacht zudem einen Großteil der Treibhausgasemissionen auf der Welt, frisst immer mehr Diesel und Chemikalien und ist niemals nachhaltig. Deutsche Schweine fressen Brasiliens Soja und damit die Regenwaldböden kahl. Biolandbau ist die Lösung, das steht auch im Weltagrarbericht. Es herrscht Handlungsbedarf. Die Wissenschaft hat das längst belegt. Wer ihn leugnet, ist verantwortungslos.

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Footnotes
1
Wenn es um das Ideal einer natürlich(er)en Landwirtschaft geht, dürfte das argumentative Hauptdilemma aus Sicht dessen, der sie fordert, die Tatsache sein, dass die Weltbevölkerung schnell steigt, ebenso die Urbanisierung zunimmt und die Frage von zweifelsfreier Relevanz ist, ob die bald 8 und mehr Milliarden „natürlich“ (Was ist das? Pestizidfrei? Chemiefrei? Erdölfrei?) zu ernähren sein können und die Produktion nicht dazu deutlich steigen muss.
 
2
Rückert-John zeigt anhand der Lebensmittelwerbung und gängiger Siegel mit verbreiteten Begriffen wie „bio“, „gentechnikfrei“, „regional“ etc., dass der alle Prädikate verbindende Oberbegriff derjenige der „Natürlichkeit“ ist.
 
3
Für den behaupteten Verbraucherwillen wird dabei oft kein empirischer oder hinreichend argumentativer Nachweis gebracht. Der Verbraucher dient in der Regel einfach nur als „Platzhalter“ für politische oder wirtschaftliche Interessen, wie Uwe Spiekermanam am 11.06.2013 auf der AGEV-Tagung erläuterte (Spiekerman 2013).
 
4
Für Kant war Moralisierung wünschenswert und ein staatliches Erziehungsziel. Über Kant heißt es diesbezüglich: „Im Zuge der Moralisierung gewinnt Vernunft die Herrschaft über das Innere“ (Kaulbach 1978, S. 283).
 
5
An anderer Stelle ließe sich natürlich über jeden Abschnitt eine eigene empirische oder diskursanalytische Arbeit von ein paar Hundert Seiten schreiben.
 
6
In dem 1912 erstmals erschienenen Werk siehe auch das Kapitel zur Tierschutzbewegung (Scheler 2004).
 
Literature
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Metadata
Title
Moralisierung und Maßlosigkeit der Agrarkritik – Gedanken zu Strukturen und Motiven in Mediendebatten und politischem Protest gegen die Agrarindustrie
Author
Jan Grossarth
Copyright Year
2015
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-01465-0_24