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21-10-2016 | Nutzfahrzeuge | Schwerpunkt | Article

Warten auf den Bus der Zukunft

Author: Angelina Hofacker

4:30 min reading time

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Die Trends Elektromobilität und autonomes Fahren sind gesetzt, nicht nur beim Pkw. Auch die Entwicklungsabteilungen der Omnibushersteller müssen zeitnah zukunftstaugliche technische Lösungen liefern.

Die Mobilität, wie wir sie heute kennen, befindet sich im Umbruch: Elektromobilität, autonomes Fahren, Carsharing und multimodale Mobilität sind einige wichtige Trends, die derzeit die Entwicklungsabteilungen von Pkw- und Nutzfahrzeugherstellern beschäftigen. Hiervon wird auch insbesondere der öffentliche Personennahverkehr betroffen sein.

So waren auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge laut des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die Busse besonders stark vertreten. Und es sei kein Zufall, dass vier der fünf Kandidaten für den "Bus of the Year"-Award Busse mit Elektroantrieb ausgestattet gewesen seien. "Der Trend ist klar: Eine Branche steht zunehmend unter Strom. Und das, obwohl der Bus ohnehin schon absoluter CO2-Champion ist", vermeldete der VDA zum Abschluss der Nutfahrzeugmesse in Hannover.

Voll elektrisch

Als Gewinner des "Bus of the Year 2017" ging der polnische Hersteller Solaris hervor. Der Solaris Urbino electric habe die Jury durch sein durchdachtes Gesamtkonzept überzeugt. So modern wie sich das Innen- wie Außendesign gebe, zeige sich auch der Antriebsstrang. Dabei handelt es sich um eine ZF-Elektro-Portalachse mit zwei integrierten Elektromotoren (2 x 125 kW).

Für Stadtbusse mit bis zu 13 t maximaler Achslast hat ZF das Niederflur-Portalachsensystem AVE 130 mit zwei radnahen, direkt an den Radköpfen integrierten Elektromotoren entwickelt. "In reinen E-Antriebskonfigurationen eröffnen die Packagevorteile der AVE 130 neue Gestaltungsmöglichkeiten für konventionelle Niederflurbusse", erklären die Entwickler von ZF im Fachartikel in der ATZ 12/2015. Der Wegfall des Verbrennungsmotors mitsamt Getriebe und Gelenkwellen führe zu einem signifikanten Platzgewinn im Fahrzeugheck. Dieser lasse sich für einen größeren Passagierraum nutzen — sowie für einen ebenen Durchgang nach hinten und damit für echte Niederflurigkeit.

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01-12-2015 | Titelthema

Portalachse AVE 130 für elektrische Stadtbusse

Mit kombinierter Systemkompetenz für Elektromotoren, Fahrwerk, Getriebe und Elektronik sowie Niederflurtechnik ermöglicht ZF lokal abgasemissionsfrei fahrende Stadtbusse mit mehr Passagierraum und Komfort für den ÖPNV. Dazu entwickelten die Ingenieur

Beim Solaris Urbino electric sollen 240 kWh-Batterien für eine Reichweite von über 200 Kilometern sorgen. Die Batterien können über einen am Dach montierten Stromabnehmer oder über einen traditionellen Plug-in-Anschluss geladen werden. Der polnische Hersteller Solaris habe schon in den letzten Jahren zahlreiche Erfahrungen im Bereich E-Bus gesammelt. Entsprechend sei der Urbino Electric die Summe der Erfahrungen.

Automatisierte Zukunft

Neben der Elektromobilität war auf der Nutzfahrzeugmesse in Hannover auch der Trend zum teil- und vollautomatisierten Fahren offensichtlich. So zeigte beispielsweise Daimler Busses die teilautomatisierte Konzeptstudie Mercedes-Benz Future Bus. In der Studie zeigte der Bushersteller neben der Automatisierung auch, wie er den Stadtbus in Zukunft durch eine neuartige Innen- und Außengestaltung attraktiver machen will. Als Basis für die Omnibus-Studie dienen die Karosserie, der Antrieb und das Fahrwerk des Stadtbusses Mercedes-Benz Citaro. Als "rollender Park" konzipiert, soll der Bus den Insassen auch die Möglichkeit zur Entspannung bieten. In dem rund 12 Meter langen Bus befinden sich deshalb lediglich 16 Sitzplätze. Im Vergleich zur normalen Kapazitätsgrenze durften die Entwickler hier verschwenderisch mit dem Platz umgehen. Aber auch wenn das Konzeptfahrzeug lediglich als Plattform dienen soll, um verschiedene mögliche Maßnahmen darzustellen: Ist das zu konventionell gedacht, um künftig tatsächlich im Wettbewerb mit anderen Angeboten bestehen zu können?

So gehen andere Konzepte für künftige Stadtbusse zum Teil neue Wege: kleiner, weniger Passagiere, dafür flexibler treten diese auf. So wie etwa das Konzept von Navya beziehungsweise PostBus. Zwei Fahrzeuge sind derzeit im Testbetrieb in Sitten in der Schweiz unterwegs. Die Shuttle-Fahrzeuge mit 11 Sitzplätzen sind 4,80 Meter lang und 2,05 Meter breit.

Neue Formen der Personenmobilität

Zudem wollen das Transportunternehmen PostBus und die Stadt im Kanton Wallis Erfahrungen mit neuen Formen der Personenmobilität machen. Sie wollen laut eigenen Angaben die Möglichkeit schaffen, Orte zu erschließen, die bisher vom öffentlichen Verkehr nicht bedient wurden. Es sei jedoch nicht das Ziel, auf den bestehenden Linien Busse durch autonome Fahrzeuge zu ersetzen, sondern die Transportmittel zu diversifizieren, um möglichst viele Mobilitätsbedürfnisse der Fahrgäste abzudecken.

Auch in Deutschland setzen die Transportunternehmen des ÖPNV vielerorts —insbesondere in ländlichen Regionen — auf sogenannte Anruf-Sammeltaxi (AST), da sich der Betrieb eines regulären Linienbusses für die geringe Anzahl an Fahrgästen nicht rechnen würde. Dieser Ansatz könnte in Zukunft noch radikaler umgesetzt werden. So skizziert Springer-Autor Dirk Heinrichs im Kapitel „Autonomes Fahren und Stadtstruktur“ im Buch "Autonomes Fahren" folgendes Szenario für das 2055: "In den [sogenannten hypermobilen] Städten ersetzen integrierte Massentaxi-Systeme weitgehend den gewöhnlichen öffentlichen Verkehr. Diese übernehmen das effiziente Abholen und Verteilen von Fahrgästen in Zustiegszonen. Die dafür eingesetzten lokalen Beförderungsfahrzeuge operieren in zugewiesenen Stadtgebieten und werden von Nutzern mithilfe ihres persönlichen Assistenten angefordert. Das Netzwerk kalkuliert die effizienteste Route, auch für das Abholen und Absetzen von mehreren Passagieren, und berechnet den Fahrpreis." Heinrichs bezieht sich hier auf eine Studie des Foresight Directorate des UK Office of Science and Technology. Autonome Taxiflotten bilden in diesem Szenario einen integrierten Bestandteil des öffentlichen Verkehrs. Der Autor betont: "Das automatisierte Fahren könnte zu einem grundlegenden Wandel des öffentlichen Nahverkehrs führen." Welche Rolle der Stadtbus darin spielen wird, wie wir ihn heute kennen, wird die Zukunft zeigen.

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Open Access 2015 | OriginalPaper | Chapter

Autonomes Fahren und Stadtstruktur

Source:
Autonomes Fahren

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