Skip to main content
Top
Published in:
Cover of the book

2000 | OriginalPaper | Chapter

Organisationstheorie: Die klassischen Konstruktionen

Author : Niklas Luhmann

Published in: Organisation und Entscheidung

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Der Begriff der Organisation gewinnt erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlichere Konturen. Im Mittelalter war ein besonderer Begriff für das, was wir heute Organisationen nennen, unnötig gewesen. Er hätte auch keinen Gegenstand gehabt, denn die soziale Ordnung war durch die Stratifikation der Familienhaushalte und durch Korporationen gewährleistet und im Übrigen einer Vielzahl von rechtlichen Regulierungen unterworfen.1 Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts festigt sich ein Sprachgebrauch, der Organisationen als soziale Formationen besonderer Art von anderen sozialen Ordnungen (zum Beispiel von Gemeinschaften oder von sozialen Klassen) unterscheidet. Erst seitdem wird der Begriff der Organisation auch im normalen alltäglichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch verwendet, um einen Gegenstand besonderer Art zu bezeichnen. Schon im 18. Jahrhundert oft gebraucht, bezeichnet er zunächst die Ordnung organischen Lebens im Unterschied zu Artefakten und Mechanismen.2 Noch Jean Paul hält die Anwendung des Begriffs Organisation auf nicht-organische Sachverhalte für einen metaphorischen Sprachgebrauch3, spricht selbst aber ebenfalls von der Organisation von Texten, und zwar im Sinne einer aktiv-ordnenden Herstellung.4 Vielleicht ist also der Übergang zu einem aktiven, tätigkeitsbezogenen Wortgebrauch der Vorgang, der den Begriff generalisiert.

Metadata
Title
Organisationstheorie: Die klassischen Konstruktionen
Author
Niklas Luhmann
Copyright Year
2000
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-97093-0_1