Zusammenfassung
Paradoxien: Paradoxien sind in den Wissenschaften weithin geläufig, auch wenn in den Kulturwissenschaften Paradoxien häufig durch Präsuppositionen bedingt sind, die selten einer Problematisierung unterzogen werden. Paradoxien haben für die Wissenschaft einen hohen Stellenwert, da sie es ermöglichen, die Begründungstiefe von Aussagen zu erhöhen. Auch die Offenlegung von denkmöglichen Präsuppositionen, die existieren müssen, um aus einer Aussage ein Paradoxon werden zu lassen, wird als zusätzliche Begründung verstanden. Es wird deutlich, in welchem Zusammenhang resp. Kontext die Aussagen gelten.
Unternehmen: Der Einsatz von Informationstechnologien in Unternehmen hat eine lange Tradition und es wird i. d. R. die Erwartungshaltung geteilt, dass der Einsatz von Technologien zu einem positiven Produktivitätseffekt führt. Die mangelnde Sichtbarkeit von Investitionen in IT in Produktivitätsstatistiken hat zu der Formulierung des sogenannten Produktivitätsparadoxons der Informationstechnik für Unternehmen geführt. Es wird diskutiert, ob und unter welchen Bedingungen eine solche Aussage paradox ist.
Individuum: Die Nutzung von Informationstechnologien durch Individuen ist insbesondere im Zuge der Verbreitung des Smartphones weithin sichtbar geworden. Dabei ist die Nutzung von IT-Systemen durch Subjekte in einem beruflichen Kontext seit geraumer Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und findet nicht zuletzt auch in der Diskussion des Produktivitätsparadoxons für Unternehmen seine implizite Würdigung. Es scheint aber begründete Zweifel zu geben, ob die Nutzung individueller Informationssysteme die Vorteile nach sich ziehen, wie dies aktuell propagiert wird. Anhand des Leistungs- und Verhaltensparadoxons der individuellen Nutzung von Informationstechnologien sollen mögliche paradoxe Situationen untersucht werden.
Gesellschaft: Aus einer übergeordneten Perspektive, der Gesellschaft, ist der Einsatz von Informationstechnologien hinsichtlich der dortigen institutionellen Arrangements zu analysieren. Gibt es Paradoxien bei der Nutzung von Informationstechnologien, die die Kerne einer freiheitlichen Gesellschaft, zu der die Demokratie mitsamt einer entsprechenden Wettbewerbsordnung gehören, gefährden? Die Forderung nach mehr IT-Einsatz wäre dann vor dem Hintergrund der Grundwerte einer freiheitlichen Ordnung paradox.