2005 | OriginalPaper | Chapter
Schlussbetrachtung
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Die Kommunikationstechnik Propaganda hat im 20. Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Erst galt sie als neu entdeckte Wunderwaffe, die es bei Krisen und Kriegen intensiv zu nutzen gelte, dann als zentrale Kommunikationstechnik zur Stabilisierung der modernen Gesellschaft. Gegen Ende der ersten Phase des Kalten Krieges verlor sie an Bedeutung und verschwand aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Sie wurde in dem Sinne historisiert, dass Propaganda als etwas vergangenes betrachtet und vornehmlich mit den beiden Weltkriegen, den Nationalsozialisten und anderen Diktaturen assoziiert wurde. Analog zu diesen Haussen und Baissen des Propagandabegriffs hat auch die akademische Propagandaforschung Höhen und Tiefen erlebt. Die intensiven Bemühungen vor allem auf deutscher Seite, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg die durch die Versailer Verträge limitierte militärische Macht Deutschlands durch wissenschaftliche Expertise im Bereich der Propaganda zu kompensieren bildeten — neben dem Wunsch, die Journalistenausbildung zu professionalisieren — den entscheidenden Impetus für die universitäre Institutionalisierung der damaligen Zeitungskunde bzw. Zeitungswissenschaft. Während der 1920er Jahre bildete die Propagandaforschung das zentrale Thema der deutschen Medienforschung. Allerdings erwies sich diese frühe Propagandaforschung als theoretisch nicht ausreichend produktiv, um auf der als Basistheorie fungierenden Massenpsychologie eine wirkliche Wissenschaft zu errichten. Dies erschwerte die akademische Institutionalisierung der Zeitungskunde und minderte die Wertschätzung ihrer Ergebnisse durch politische Eliten. Die Nationalsozialisten, die Propaganda als ihre ureigene Domäne und als geheim zu haltende Herrschaftswissenschaft begriffen, setzten dem Spuk dann bald nach 1933 ein Ende.