2014 | OriginalPaper | Chapter
Skopische Medien als Reflektionsmedien
Zur fortschreitenden Mediatisierung von Poker und eSport
Authors : Dr. rer. soc. Niklas Woermann, Heiko Kirschner, B. A.
Published in: Die Mediatisierung sozialer Welten
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Der vorliegende Aufsatz argumentiert, dass skopische Medien vor allem als Reflektionsmedien zu verstehen sind. Er diskutiert dazu zwei gegenläufige Mediatisierungsprozesse in den Erlebniswelten Poker und eSport im Hinblick auf die dabei auftretenden neuartigen Formen mediatisierter Fremd- und Selbstbeobachtung. Dabei werden primäre, sekundäre und tertiäre Mediatisierungsphasen beschrieben und die Rolle des damit verbundenen Wandels zu skopischen Medien nachgezeichnet. Damit einher geht eine Verschiebung von Handlungspraktiken und den diese leitenden Relevanzstrukturen – und zwar unabhängig davon, ob dies von den Handelnden gewollt ist oder nicht. Wir erklären das Auftreten dieser unintendierten Nebenfolgen der Mediatisierung damit, dass die mediatisierte Situation nun nicht mehr durch eine Rezeptions-, sondern eine Interaktionslogik gekennzeichnet ist. Dadurch sehen sich die Medienkonsumenten und -konsumentinnen mit den Bedingungen der doppelten Kontingenz (vgl. Luhmann 1997) konfrontiert und müssen daher auf ihr mediatisiertes Gegenüber reagieren – denn selbst eine Nicht-Reaktion würde bereits mit zu Grunde liegenden Konsequenzen als Reaktion ausgelegt. Die Nutzung eines skopischen Mediums setzt daher gesteigerte Fremd- und Selbstbeobachtungskompetenzen seiner Nutzer und Nutzerinnen voraus. Entsprechend legt die anschließend betrachtete Entwicklung des eSport dar, dass die besonderen Ansprüche, die ein skopisches Medium an seine Nutzenden stellt, nicht unbedingt für alle Bedürfnisse oder ökonomischen Konstellationen geeignet sind. Während der eSport nämlich ursprünglich ausschließlich auf Basis skopischer Medien global verbreitet wurde, ist dort in letzter Zeit verstärkt seine mediale Inszenierung als Unterhaltungsevent zu beobachten. Skopische Medien werden daher von uns als komplementäre Medienformen betrachtet – im Einklang mit der grundlegenden These der Mediatisierungsforschung, dass zwar neue Medienformen entstehen, diese aber in der Regel etablierte Formen nicht verdrängen (vgl. Krotz 2007)