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2023 | Book

Smart Region: Angewandte digitale Lösungen für den ländlichen Raum

Best Practices aus den Modellprojekten „Digitales Dorf Bayern“

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About this book

Kann digitale Transformation im ländlichen Raum als Chance zur Verbesserung gleichwertiger Lebensverhältnisse genutzt werden? Anhand von drei bayerischen Modellregionen wurden in zahlreichen Handlungsfeldern – z.B. Gesundheit und Pflege, Mobilität, Kirche, Arbeiten, Schule und Bildung - digitale Lösungen gemeinsam mit Betroffenen entwickelt, eingeführt und getestet. Aufgrund des ganzheitlichen Projektfokus sind „Living Labs“ entstanden, die Synergien, Potentiale, aber auch Herausforderungen deutlich machen und zeigen, dass ländliche Räume eigene Anforderungen haben, die sich maßgeblich von „Smart Cities“ unterscheiden.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Deutschland liegt nach dem für das Jahr 2021 von der europäischen Kommission erhobenen Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) nach wie vor nur im europäischen Mittelfeld und nur leicht über dem Europäischen Durchschnitt. Nach wie vor gibt es ein deutsches Stadt-Land-Digitalgefälle. Das ist insbesondere dahingehend tragisch, als dass digitale Technologien und Lösungen gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum unterstützen können. Vielleicht ermöglichen sie sogar die Entwicklung peripherer Regionen zu einem neuen Chancenraum und einen ländlichen Zuzug. Das Projekt „Digitales Dorf Bayern“ setzt genau hier an und versucht in ausgewählten realen Dörfern gemeinsam mit Bürgern für Bürger eine digital unterstützte bessere Zukunft zu konzeptionieren und realisieren. Im Rahmen dieses Sammelbands werden zahlreiche Umsetzungsbeispiele dargestellt und wertvolle Hinweise zur Nachahmung gegeben.
Diane Ahrens

Ländlicher Raum – Quo vadis?

Frontmatter
2. Herausforderungen ländlicher Räume – das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse
Zusammenfassung
Im Rahmen der Entwicklung der Peripherisierung ruraler Gebiete ergeben sich vielseitige Herausforderungen für den ländlichen Raum. Die Aufrechterhaltung der technischen und sozialen Infrastruktur hinsichtlich Mobilität, Betreuungsangeboten und Nah- sowie medizinischer Versorgung gestalten sich durch das Fehlen einer kritischen Masse an Nutzenden zunehmend schwieriger. Abgehängte strukturschwache Regionen mit einer überalterten Bevölkerung und von Leerstand geprägten Dörfern sind das Resultat. Allerdings widerspricht dieser Zustand dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse. Das Potenzial der Digitalisierung ist hier besonders groß. Distanzen können leichter überwunden, Prozesse effizienter gestaltet, regionale Akteure besser miteinander vernetzt und somit die Herstellung räumlicher Gerechtigkeit unterstützt werden. Die Heterogenität ländlicher Gebiete erfordert passgenaue Lösungen, die auf die spezifischen Herausforderungen einer Region und der darin lebenden Menschen zugeschnitten sind.
Tobias Ruscheinski
3. Smarte Regionen – Ländlicher Raum als Chancenraum?
Zusammenfassung
Digitalisierung ist gegenwärtig einer der zentralen Gegenstände politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Debatten und wird zugleich als Megatrend bezeichnet. Im Zentrum der immer zügiger verlaufenden digitalen Transformation stehen nicht nur Metropolen und städtische Verdichtungsräume, sondern auch Regionen und Kommunen im ländlichen Raum. Digitalisierungsstrategien für den ländlichen Raum werden im wissenschaftlichen Diskurs unter dem Terminus der Smart Regions diskutiert. Digitale Lösungen können neue Chancen für die Bewältigung wirtschaftlicher, politisch-administrativer, gesellschaftlicher, ökologischer und sozialer Herausforderungen in ländlichen Regionen eröffnen. Telemedizin, digitale Mobilitätskonzepte und Coworking können dabei Anreize schaffen, um Kommunen im ländlichen Raum lebenswerter und attraktiver für die Zukunft zu gestalten.
Maximilian Geisberger

Das Projekt „Digitales Dorf Bayern“

Frontmatter
4. Digitale Modelldörfer: vom Konzept zur Umsetzung
Zusammenfassung
Aus einer Idee, wie digitale Technologien und Lösungen gleichwertige Lebensverhältnisse in peripheren Räumen unterstützen können, wurden in Bayern fünf digitale Modellregionen. Im Folgenden wird der Weg dorthin von der Vision über ein Wettbewerbsverfahren beschrieben. Das Projekt „Digitales Dorf Bayern“ basiert auf einem Konzept des Technologie Campus Grafenau, das im Rahmen des bayerischen Investitionsprogramms Bayern Digital I seit 2016 umgesetzt wird und sich mittlerweile zu einem international beachteten und mehrfach ausgezeichneten Leuchtturmprojekt entwickelt hat. Besonders hervorzuheben ist die ganzheitliche, ressortübergreifende Umsetzung der „Living Labs“ und „Bottom-up“ Entwicklung in engem Bürgerdialog.
Diane Ahrens
5. Handlungsfelder und Modellregionen
Zusammenfassung
Das „Digitale Dorf Bayern“ – eine Initiative der Bayerischen Staatsregierung – verfolgt das Ziel in verschiedenen, bayerischen Modellregionen durch Nutzung der Potenziale der Digitalisierung die alltäglichen Herausforderungen des Lebens auf dem Land zu meistern. Seit 2017 werden im Rahmen der Initiative fünf Projekte umgesetzt. Dieser Beitrag gibt zunächst einen Überblick über die Handlungsfelder, die in den Projekten als Orientierungsrahmen dienen, und deren Herleitung. Daran schließt sich die Vorstellung der drei vom Technologie Campus Grafenau, einer Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf, betreuten Projekte an: „Digitales Dorf Spiegelau – Frauenau“, „Digitales Alpendorf“ und „Digitale Hörnerdörfer“. Neben demografischen Daten wird auf die Besonderheiten und Herausforderungen in den drei Regionen eingegangen und durchgeführte Teilprojekte betrachtet.
Matthias Oswald
6. Status quo der digitalen Transformation in niederbayerischen Kommunen
Zusammenfassung
Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen digital anzubieten, stellt viele Betroffene vor inhaltliche und zeitliche Herausforderungen. Dazu wurden im Rahmen zweier Umfragen der Technischen Hochschule Deggendorf in Niederbayern Schwerpunkte und Reifegrad der kommunalen digitalen Transformation erhoben. Dieser Beitrag stellt zunächst die jüngsten Digitalisierungsbestrebungen der Bayerischen Staatsregierung dar. Es schließen sich Ausführungen zum Fragebogendesign, Stichproben-Sampling und zur deskriptiven Statistik an. Im Wesentlichen werden die Ergebnisse der Umfragewelle 2021 interpretiert, bevor ein Vergleich mit der ersten Umfrage aus 2020 folgt. Der Beitrag schließt mit einem Fazit und Ausblick. Die Ergebnisse zeichnen ein heterogenes und teils alarmierendes Bild. Gerade ländliche Kommunen, in deren Verwaltungen Personal und Fachkräfte fehlen, sind auf externen Beistand angewiesen.
Lisa-Marie Hanninger

Umsetzungsbeispiele für Digitalisierung im ländlichen Raum

Frontmatter
7. Digitalisierung zum Anfassen: „Digitale Anschlagtafeln“
Zusammenfassung
Die Digitalisierung bietet immer mehr Möglichkeiten, um kommunale Informationen an die Bürger:innen zu verbreiten. Zu diversen volldigitalen Kanälen, die von den Bürger:innen über Gemeindewebsites oder ihr Smartphone abgerufen werden können, kann die Kommune auch auf physisch sichtbare Informationskanäle zurückgreifen. Bisher wurden hierfür Amtstafeln in und an den Rathäusern, sowie im Gemeinderaum verteilt für den Aushang von Bekanntmachungen, Amtsblättern und Plakaten genutzt. Um diese Art der Informationsverbreitung ressourcenschonender und zukunftsfähiger zu gestalten, können diese durch Digital Signage Systeme als digitale Anschlagtafeln ersetzt werden. Hierbei müssen rechtliche Aspekte der Gemeindeordnung für den rechtskonformen Aushang der Amtsblätter und Bekanntmachungen beachtet werden. Die Installation der digitalen Anschlagtafeln im Rahmen des Projekts „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ zeigt den Prozess für den Umstieg von analogen Anschlagtafeln zu einer digitalen Lösung.
Jessica Laxa
8. Projekt „BLADL – Besser Leben im Alter mit Digitalen Lösungen“
Senioren digital ertüchtigen, begeistern und unterstützen
Zusammenfassung
Die Nutzung digitaler Lösungen zur Unterstützung ländlicher Gebiete und insbesondere älterer Menschen ist das Ziel der Forschungsprojekte „Digitales Dorf Bayern“ und „BLADL“. Ältere Menschen fühlen sich im Umgang mit digitalen Technologien oft überfordert. Eine Umfrage in zwei Modellgemeinden ergab, dass die Angst vor Betrügern und mangelndes Wissen die häufigsten Gründe sind, die ältere Menschen von der Nutzung digitaler Technologien abhalten. Auf dieser Grundlage wurde ein kombiniertes Bildungskonzept aus Schulungen und unterstützenden Sprechstunden konzipiert und evaluiert. Die Ergebnisse einer quantitative Studie unter Teilnehmer:innen eines entsprechenden Angebots (N = 100) zeigen, dass Schulungen in Kleingruppen in Kombination mit unterstützenden Sprechstunden sehr gut geeignet sind, die Medienkompetenz bei älteren Menschen langfristig zu fördern. 82 % der Befragten gaben an, dass sich ihre Medienkompetenz nach der Teilnahme an einer Schulung verbessert haben (n = 74).
Dietmar Jakob
9. Digital unterstützte Nachbarschaftshilfe – ein Erfolgsmodell?
Zusammenfassung
Die organisierte, von bürgerschaftlichem Engagement getragene Nachbarschaftshilfe (ONH) ist eine Form der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe, in der Hilfeleistungen durch eine zentrale Stelle koordiniert werden. Durch einen festen Organisationsrahmen sollen dadurch zum einen die Helfer geschützt werden und zum anderen auch sozial weniger vernetze Bürgern die Möglichkeit erhalten, Hilfeleistungen aus der Nachbarschaft in Anspruch zu nehmen. Die Administration einer ONH stellt jedoch einen zeit- und ressourcenintensiven Prozess dar. Im Rahmen dieser Arbeit wird daher untersucht, ob der Einsatz einer digitalen Plattform zur Unterstützung der Administration einer ONH in der Praxis erfolgreich eingesetzt werden kann. Dazu wurde in enger Abstimmung mit Experten und Stakeholdern eine Online-Plattform entwickelt und in drei Modellgemeinden eingeführt. Nach Einführung der Online-Plattform zeigte sich jedoch, dass analoge Kommunikation gegenüber der digitalen Abwicklung präferiert wurde.
Sebastian Wilhelm
10. Übertragung von Gottesdiensten
Zusammenfassung
Kirche und Glaube ist in der ländlichen Region ein wichtiger Baustein des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Besuch des Gottesdienstes wird durch das eingeschränkte Mobilitätsangebot im öffentlichen Nahverkehr und die Ansteckungsgefahr in der Corona Pandemie besonders für ältere Personen erschwert. Im Modellprojekt „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ wurde in zwei Gemeinden eine digitale Zugangsmöglichkeit geschaffen, um jedem Bürger den Zugang zur heiligen Messe der heimischen Pfarrei live im Internet zu ermöglichen. Durch einfache, schnell beschaffbare technische Ausstattung kann jede Gemeinde die Kirche um ein digitales Messeangebot erweitern. Mit gegebener Infrastruktur und einem vordefinierten Leitfaden für einen Kümmerer vor Ort, kann ein Livestream auf eine bekannte Videoplattform zum Abruf für die Kirchengemeinde gebracht werden.
Barbara Kohl
11. Rathaus-App & Co.: Bürgerinformation und Kommunikation
Zusammenfassung
Die digitale Abwicklung von Behördengängen, die Informationsbereitstellung für Bürger:innen und der direkte Draht zur Gemeinde über digitale Dienste dienen als eine der vielen Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum. Um den Bürger:innen eine bedarfsgerechte Anwendung an die Hand zu geben, ist eine bevölkerungsnahe Anforderungsermittlung und Entwicklung mittels des Co-Creation Prinzips erfolgsentscheidend. Eine digitale Lösung stellt lediglich einen Mehrwert dar, sofern den Verantwortlichen in der Kommune eine einfache und intuitive Oberfläche zur Pflege von aktuellen Informationen vorliegt. Zudem sind bereits vorhandene Informationskanäle miteinzubeziehen. Innerhalb des Projekts „Digitales Dorf – Spiegelau Frauenau“ wurde im Rahmen des Themenfeldes Dienste die Dahoam 4.0® Rathaus App und das Dahoam 4.0® Rathaus Webportal als eine Komponente im Dahoam 4.0® Anwendungsportfolio entwickelt, die zu der Digitalisierungsstrategie in den beiden Pilotregionen beitragen.
Jessica Laxa
12. Mobilität auf dem Land: Digital unterstützter Dorfbus
Zusammenfassung
Aus der Struktur der Gemeinde Spiegelau und aus der Bevölkerungsentwicklung ergibt sich das Erfordernis eines zusätzlichen wohn- und zielortnahen Verkehrsangebotes.
Ziel der Maßnahme ist, eine Ergänzung des bestehenden öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch Fahrten in dünner besiedelte und bisher nicht angefahrene Teile der Gemeinde, zu schaffen. Das Konzept wurde in enger Abstimmung mit den Beteiligten erarbeitet, um die bestehenden Bedienungs- bzw. Erschließungsdefizite durch Einführung eines Bürgerbusangebotes zu beseitigen. Fahrplan und Haltestellenwahl werden den Wünschen der Bevölkerung gerecht und ergänzen das bisherige Regionalverkehrsangebot.
Die Fahrten finden auf bestehenden Routen statt und bedienen dabei vordefinierte Haltestellen, bedürfen aber einer vorherigen Anmeldung durch die Fahrgäste.
Die Konzeption und die Entwicklung einer APP für den Dorfbus Spiegelau zur Reservierung und zur Information erfolgte durch den Technologie Campus Grafenau.
Rainer Bomeisl
13. Projekt „MeDiLand“ – Medizin Digital zur Verbesserung der Versorgung auf dem Land
Unterstützung der Gesundheitsversorgung auf dem Land
Zusammenfassung
Aus der Demografie ländlicher Regionen resultieren u.a. mehr ältere Patient:innen bei begrenzten Pflege- und Arztressourcen. Dies führt zu höherer Belastung von Patienten, Angehörigen und Personal. Ziel des von 2018 bis 2020 durchgeführten Projektes „MeDiLand“ ist es zu erforschen, inwieweit digitale Anwendungen die ländliche Gesundheitsversorgung verbessern können. Für die sieben Use Cases, u. a. im Bereich der Hausarztversorgung sowie der stationären und ambulanten Pflege wurden Techniken zur Videokonsultation, Vitaldatenübertragung sowie eine Gesundheitsakte eingesetzt. Die Evaluation fand mittels Interviews und Fragebögen statt. Die Technik wird v. a. erfolgreich bei hausärztlichen Visiten zur Wundbegutachtung angewendet. Ferner generiert eine digitale Unterstützung der Intensivpflege sinnvolle Resultate. Wenngleich Telemedizin im ländlichen Raum Vorteile ergibt, ist die Umsetzung von Faktoren wie der Sensibilisierung gegenüber Digitalisierung, Mobilfunkausbau, Schnittstellen und einer anreizgebenden Finanzierung abhängig.
Domenic Sommer
14. Digitale Unterstützung der Kommunikation und Zusammenarbeit im Verein
Zusammenfassung
Vereine und ehrenamtliche Organisationen stehen gerade in ländlichen Kommunen vor immensen Herausforderungen. Viele Vereine kämpfen damit, neue Engagierte zu finden und an sich zu binden. Dies gefährdet die Existenz der Vereine, die meist auf ehrenamtlichen Strukturen basieren. Die Nutzung digitaler Technologien kann dazu beitragen, die Probleme, mit denen Vereine in ihrer täglichen Praxis konfrontiert sind, zu überwinden. Um Vereinen digitale Anwendungen zur Verfügung stellen zu können, die deren spezifische Bedürfnisse erfüllen sowie die Akzeptanz einer breiten Nutzerschaft erfahren, eignet sich der Co-Creation-Ansatz. Nach dieser partizipativen Methodik wurde zur Unterstützung des Vereinswesens in Spiegelau und Frauenau im Pilotprojekt „Digitales Dorf Spiegelau – Frauenau“ in enger Zusammenarbeit mit zwei Test-Vereinen eine Vereins App konzipiert, entwickelt und erprobt, die die vereinsinterne Information und Kommunikation als auch organisatorische Prozesse unterstützt.
Hanna Schürzinger
15. Digitale Grundschulen – vor, während und nach Corona
Zusammenfassung
Im Arbeitspaket Schule und Bildung im Projekt „Digitales Dorf Bayern“ hatte der Technologie Campus Grafenau (TCG) für die Pilotgrundschulen verschiedene Digitalisierungsmaßnahmen initiiert. Hauptaugenmerk lag auf der Implementierung einer schulischen Kommunikationsplattform, der Dahoam 4.0® Schul Anwendung. Darüber hinaus stand der TCG den Schulen in den Bereichen Fördermittel, Fortbildungen und digitale Ausstattung beratend zur Seite.
Die Pilotschulen profitierten während der Coronapandemie von der Dahoam 4.0® Schul Anwendung. Jedoch veränderten sich mit dem Fortschreiten des Distanzunterrichts auch die Anforderungen an die Anwendung. Videokonferenzsysteme wurden zunehmend wichtiger. Da sich infolge der massiven Homeschooling-Anforderungen das Marktangebot von entsprechenden Lösungen zusehends entwickelt hat und die Anwender in den Pilotgemeinden versierter im Umgang mit digitalen Lösungen wurden, konnte zu Projektende ein Umstieg auf gewerbliche Lösungen initiiert werden.
Sandra Gabert
16. Die Arbeit im Dorf lassen – Coworking als Perspektive für ländliche Regionen
Zusammenfassung
Die digitale Transformation und die damit verbundene Flexibilisierung der Arbeit eröffnet neue Arbeitsplatzkonzepte, die für die Entwicklung ländlicher Regionen von großer Relevanz sind. Gerade das Konzept des Coworking gewinnt im ländlichen Raum immer mehr an Bedeutung, scheint es doch enormes Potenzial für eine nachhaltige Belebung strukturschwacher ländlicher Regionen zu bergen. Im Pilotprojekt „Digitales Dorf Bayern“ wurde untersucht welche Chancen das Konzept des Coworking für die Modellregion im Bayerischen Wald bieten kann. Im Rahmen des Themenfeldes „Arbeiten“ hat der Technologie Campus Grafenau sowohl die konzeptionelle Vorarbeit zur Realisierung eines Coworking Space-Angebotes in der Modellregion als auch die konkrete Umsetzung eines Coworking Space in Spiegelau übernommen. Eine einjährigen Testphase, in der der Technologie Campus Grafenau als Betreiber fungierte und die Nutzung des Coworking Space kostenlos war, hat aufschlussreiche Erkenntnisse zur Etablierung eines Coworking Space in ländlichen Regionen geliefert und gezeigt, dass das Interesse und der Bedarf an Coworking-Angeboten in der Modellregion gegeben ist.
Hanna Schürzinger
17. Digitaler Anmeldeprozess für Saisonarbeitskräfte „Dahuim Anmelden“
Zusammenfassung
Das deutsche Meldewesen und das europäische Freizügigkeitsgesetz erfordern im Status quo einen bürokratischen Prozess der Wohnsitzanmeldung und Aufenthaltsanzeige für ausländische Saisonarbeitskräfte. Zum komplizierten Behördendeutsch und den Sprachbarrieren kommt die schlechte Erreichbarkeit des nächsten Meldeamtes im ländlichen Raum erschwerend hinzu. Ziel dieser Arbeit ist es, die Problematik des Meldewesens für ausländische Mitbürger:innen herauszustellen und den Weg zu einer Neuumsetzung auf digitaler Basis zu erläutern. Mittels des digitalen, nutzerfreundlichen und mehrsprachigen Meldesystems „Dahuim Anmelden“ gestaltet sich seit Sommer 2021 der Anmeldeprozess für Saisonarbeitskräfte effizienter und einfacher. Durch die digitale Durchführung wird eine höhere Datenqualität und Zeitersparnis im gesamten Meldeprozess erreicht. „Dahuim Anmelden“ wurde im Rahmen des von der Bayerischen Staatsregierung geförderten Projekts „Digitale Hörnerdörfer Allgäu“ entwickelt und umgesetzt.
Lisa-Marie Hanninger, Jessica Laxa
18. Der digitale Pflegekompass. Ein kommunales Unterstützungsangebot für Senior:innen in ländlichen Regionen
Zusammenfassung
Im Hinblick auf steigende Bevölkerungszahlen der Altersgruppe 65+ bei gleichzeitigem Fachkräftemangel im Pflegebereich ergreifen Kommunen Maßnahmen, um älteren Mitbürger:innen ein eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden oder bei der Familie zu ermöglichen. Um Informationen zur Pflege und pflegeunterstützenden Angebote weiterzugeben, haben die Kommunen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Zukunftsregion Rupertiwinkel im Projekt „Digitales Alpendorf“ einen digitalen Pflegekompass mit Fokus auf lokalen Angeboten entwickelt und umgesetzt. Der digitale Pflegekompass dient als einfach zu bedienende digitale Anwendung, mit deren Hilfe sich Nutzerinnen und Nutzer über in der Region oder der eigenen Kommune angebotene Hilfsleistungen informieren, Leitfäden herunterladen und Kontakt zum Pflegestützpunkt Traunstein herstellen können. Zur Anpassung an des digitalen Pflegekompass an die realen Bedürfnisse wurden relevante lokale Akteure in einem Arbeitskreis eingebunden.
Frank Edenharter

Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation

Frontmatter
19. Zielgruppenzentrierte Projektarbeit als Erfolgsfaktor für nachhaltige Digitalisierung in ländlichen Räumen
Zusammenfassung
Partizipation aller Menschen einer Kommune gilt als Idealbild moderner Regionalentwicklung in ruralen Räumen. Durch Ideen und Formulieren von Ängsten greifen Teilnehmende früh in den Umsetzungsprozessen von Projekten ein. Bei der Einbeziehung von Akteuren ist aber darauf zu achten, dass Kapazitäten eingehalten werden, was zur Folge hat, dass nicht alle Bürger:innen partizipieren können, sondern nur auf relevante Akteure zugegriffen wird. Das ist besonders bei Projekten zu empfehlen, deren Umsetzung keinen direkten Nutzen für alle Bürger:innen hat, sondern bestimmten Zielgruppen zu Gute kommt. Dieses zielgruppenzentrierte Vorgehen wurde in Reallaboren des „Digitalen Dorf Bayern“ erprobt. In enger Zusammenarbeit von projektrelevanten Akteuren, Kommunalverwaltungen und Forschenden wurden Digitalisierungsprojekte in ruralen Räumen konzipiert und umgesetzt. Durch Einbeziehung der Akteure wird sichergestellt, dass entwickelte digitale Lösungen bedarfsorientiert, nicht technikgetrieben sind.
Frank Edenharter
20. Tue Gutes und rede darüber: Sichtbarkeit herstellen
Zusammenfassung
Gerade bei Projekten, die zu weitreichenden Veränderungen, Disruptionen oder Paradigmenwechseln führen, wie es bei digitaler Transformation der Fall ist, können kommunikative Maßnahmen dazu beitragen, umfassend zu informieren und die in der Öffentlichkeit im Zuge durch den Wandel hervorgerufenen Ängste und Sorgen abzubauen.
Mit zielgruppengerechter Aufklärung und Auskunft zum Thema digitale Technik – beispielsweise bei Bürgerversammlungen – wurde den Bürger:innen im digitalen Modelldorf Spiegelau-Frauenau ihre Scheu vor digitalen Neuerungen genommen und brachte sie gleichzeitig auf einen homogenen Wissensstand.
Die Kommunikationsstrategie in Kombination mit dem einheitlichen Markenauftritt war der Garant für die erfolgreiche Projektumsetzung. Der Gesamtauftritt und die Emotionen, welche die Marke Dahoam 4.0® in den Köpfen der Menschen erzeugt hatte, verankerte das digitale Dorf in der Wahrnehmung der Bevölkerung als positiv.
Sandra Gabert, Diane Ahrens
21. Digitalisierung erfordert geeignete analoge Prozessstrukturen und digitales Denken der Beteiligten
Zusammenfassung
Wie können Digitalisierungsprojekte erfolgreich gestaltet werden? Diese Frage stellen sich branchenübergreifend Projektverantwortliche in Unternehmen. Aber auch im kommunalen Umfeld gewinnen Projekte zur Digitalen Transformation stetig an Relevanz und neben vielen Erfolgsfaktoren, die analog zu Unternehmen sind, gibt es auf Grund der speziellen Herausforderungen doch Abweichungen. Die Erfahrungen aus den Projekten „Digitales Dorf Bayern“ haben gezeigt, dass analoge Strukturen und der Faktor Mensch eine erhebliche Rolle einnehmen. Dass analoge Strukturen als Basis für solche Projekte unabdingbar sind, konnte im Projekt „Digitales Alpendorf“ in zwei Teilprojekten beobachtet werden. Der Faktor Mensch zeigt sich in vielerlei Hinsicht: Gemeindeoberhäupter nehmen eine Vorreiterrolle ein, digitale Kümmer:innen garantieren als dauerhafte Begleiter Kontinuität und um die Bevölkerung für die Projekte zu gewinnen, ist es empfehlenswert eine bedarfsgerechte Umsetzung in den Mittelpunkt zu stellen.
Matthias Oswald
22. Die digitale Transformation ländlicher Kommunen braucht Zeit und macht sich nicht von allein
Zusammenfassung
In dem Beitrag werden schrittweise Bausteine für die Gestaltung digitaler Transformation in ländlichen Kommunen dargelegt. Hierzu zählen nicht nur methodische Überlegungen zur Erarbeitung einer Vision, der Gestaltung eines digitalen Mindsets und einer Digitalisierungsstrategie. Vielmehr werden auch theoretische Bausteine dargelegt, um den Blick für bestimmte Aspekte wie digitale Transformation, Kommune und ländliche Kommune grundlegend zu schärfen. Die Grundlage für die abschließenden Überlegungen zur Gestaltung digitaler Transformation bilden sowohl einschlägige Literaturbeiträge als auch Erkenntnisse aus dem abgeschlossenen Projekt „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ sowie des aktuell laufenden Projekts „Smarte Gemeinde – auf dem Weg in die digitale Zukunft“.
Christoph Dukat

Résumé nach vier Jahren Projektlaufzeit

Frontmatter
23. Feedback der Kommunalpolitik
Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel lässt gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden Frauenau und Spiegelau das Projekt „Digitales Dorf Bayern“ Revue passieren. Angesprochen werden dabei der Entwicklungsprozess und die damit einhergehenden Herausforderungen eines solchen Digitalisierungsvorhabens, welches über die erfolgreiche Einführung digitaler Lösungen hinweg, einen Mehrwert für die Dörfer mit sich gebracht hat. Abschließend kommen die Erfolgsfaktoren und Rahmenbedingungen zur Sprache, die für das Gelingen eines solchen Projektes und das Weiterführen der Digitalisierung als wesentlich erachtet werden.
Christoph Dukat
24. Digitale Transformation aus Bürgersicht
Zusammenfassung
Nach Beendigung des Projekts „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“, gefördert von der Bayerischen Staatsregierung und koordiniert durch das Bayerische Wirtschaftsministerium, wurde im Rahmen einer Umfrage die Sicht der Bürger auf die digitale Transformation innerhalb der Pilotgemeinden Spiegelau und Frauenau erhoben. Hier beteiligten sich 634 Bürger und äußerten sich zu ihrer Grundhaltung hinsichtlich Digitalisierung, zu den realisierten digitalen Anwendungen im Zuge des Projekts sowie zu den zukünftigen Erwartungen und Wünschen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Digitalisierung und die damit verbundene Verwirklichung und Weiterentwicklung von Angeboten innerhalb einer Gemeinde von den Bürgern gefragt ist. Die Entwicklung einer integrierten, räumlichen Digitalisierungsstrategie im ländlichen Raum ist auch zukünftig unabdingbar.
Katharina Keilhofer
25. Digitales Dorf zum Nachmachen
Zusammenfassung
Mit dem Projekt „Digitales Dorf Bayern“ wurden hervorragende Erkenntnisse über digitale Anwendungen, die den ländlichen Raum als lebenswerten Wohn- und Wirtschaftsraum erhalten und weiterentwickeln, gewonnen. Insbesondere der ganzheitliche Ansatz und das praxisnahe und bürgerzentrierte Vorgehen waren ein Erfolgsfaktor des Projektes. Deutlich wurde, dass digitale Transformation nicht primär ein IT-Problem ist, sondern Sensibilisierung und Umdenken erfordert. Daher sind technikgetriebene Ansätze meist nicht zielführend. Allerdings erfordern entsprechende Projekte Geduld, da Anwenderakzeptanz wachsen muss. Weiterbildung kommt ebenfalls eine Schlüsselrolle zu, um digitale Klüfte zu verringern. Grundlage ist zudem die Einbettung der Umsetzungsmaßnahmen in eine entsprechende digitale Roadmap.
Diane Ahrens

Zusammenfassung und Ausblick

Frontmatter
26. Vision: Zukunftsdörfer
Zusammenfassung
Smarte Dörfer sind mehr als die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes. Es gilt Daseinsvorsorge neu zu denken und um digitale Lösungen, Services und Strukturen zu erweitern, um einen attraktiven ländlichen Raum zu schaffen. Es müssen keine Drohnen-Taxis, autonome Lieferroboter und Pflege-Androiden sein, damit sich Menschen auf dem Land wohlfühlen. Vielmehr sind konsequent die nächsten Schritte in die digitale Zukunft zu gehen.
Diane Ahrens
Metadata
Title
Smart Region: Angewandte digitale Lösungen für den ländlichen Raum
Editor
Diane Ahrens
Copyright Year
2023
Electronic ISBN
978-3-658-38236-0
Print ISBN
978-3-658-38235-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38236-0