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2005 | Book

Solvency II & Risikomanagement

Umbruch in der Versicherungswirtschaft

Editors: Helmut Gründl, Helmut Perlet

Publisher: Gabler Verlag

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Table of Contents

Frontmatter

Bedeutung und Implikationen des Projekts Solvency II

Frontmatter
Systemwandel in der Finanzdienstleistungs- und Versicherungsaufsicht

Solvency II wird häufig und mit Recht als Revolution und Beginn eines neuen Systems der Versicherungsaufsicht beurteilt. Obwohl nach heutiger Einschätzung frühestens 2008 die Richtlinie für das neue, qualitative Aufsichtssystem vorliegen dürfte, sind die Vorboten seit Jahren erkennbar und nicht erst seit Basel II Gemeint sind nicht die sich ebenfalls abzeichnenden materiellen und organisatorischen Anforderungen von Solvency II Vielmehr deuten auf den Wechsel im System der Banken- und Versicherungsaufsicht die seit rund zwanzig Jahren andauernden Diskussionen in einer Vielzahl internationaler Gremien hin. In deren Mittelpunkt steht die Suche nach einem wirksamen Aufsichtssystem, das die Sicherheit der internationalen Finanzplätze gewährleisten kann.

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Unter diesem Gesichtspunkt und im Hinblick auf die tief greifenden Änderungen, die die Aufsichtssysteme bei der Schaffung des europäischen Binnenmarktes erfahren haben, erscheint es zutreffender, den grundlegenden Wandel weniger als Revolution denn als Evolution zu begreifen.

Klaus-Wilhelm Knauth
Stand der Diskussion und Tendenzen im Projekt Solvency II der EU-Kommission

Das Aufsichtsrecht für Versicherungen befindet sich gegenwärtig in einem tief greifenden Wandel.

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Verantwortlich sind insbesondere zwei internationale Entwicklungen. Das Aufsichtsrecht wurde im Zuge der Schaffung des Binnenmarktes für Versicherungen harmonisiert. Dieser auch als Deregulierung bezeichnete Prozess ist keineswegs abgeschlossen. Zusätzlich ist mit dem Zusammenwachsen der internationalen Finanzmärkte und dem zunehmenden Einfluss der Finanzmathematik auf Produktgestaltung und Risikomessung auch bei den Aufsichtsbehörden eine deutlich höhere Sensibilität für die Risiken des eingegangenen Geschäfts entstanden. Im Vordergrund dieser internationalen Diskussion stehen inzwischen nicht mehr nur die Sicherheit der Kunden oder eines einzelnen Unternehmens, sondern auch die Sicherung und die Stabilität der internationalen Finanzplätze.

Thomas Schubert
Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin als Instrumente der Versicherungsaufsicht

Die Versicherungsbranche wird traditionell zu den stark regulierten Branchen gerechnet.

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Als zentrale Aufgabe der Versicherungsaufsicht gelten die Regulierung und die Beaufsichtigung der finanziellen Verhältnisse eines Versicherungsunternehmens.

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Die operationale Gestaltung dieser Bereiche erfolgt im Wesentlichen durch (pauschale) Vorschriften zur Messung der Risikolage einerseits und zur Transformation des gemessenen Risikos in einen vorzuhaltenden Eigenkapitalbetrag andererseits, kurzum in Form quantitativer Vorschriften. Bei Unterschreitung eines bestimmten Soll-Kapitalniveaus steht den Aufsichtsbehörden ein Sanktionsinstrumentarium zur Verfügung, das überwiegend auf die Eigeninitiative des betroffenen Versicherungsunternehmens zur Wiederherstellung finanzieller Stabilität abzielt. Ein derartiges Aufsichtssystem findet sich in den aktuell gültigen Solvabilitätsvorschriften der EU (Solvency I

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) verankert.

Thomas Hartung
Wer entscheidet über zukünftige Solvabilitätsregeln für europäische Versicherer?

Anfang 2000 leiteten die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten eine ehrgeizige, umfassende Überarbeitung des jetzigen Solvabilitätssystems für Versicherungsunternehmen ein. Dabei soll ein System geschaffen werden, das die Gegebenheiten und Entwicklungen auf den Märkten und das tatsächliche Risikoprofil der Versicherungsunternehmen widerspiegelt, dabei jedoch jede übermäßige Komplexität vermeidet.

Daniel Schanté, Lucía Caudet
The IAIS framework for insurance supervision and EU Solvency II

The purpose of this article is to introduce the activities of the IAIS, in particular IAIS involvement in solvency regimes, and to explain how these fit into EU Solvency II. I first briefly introduce the IAIS and its activities in supervisory and solvency standard setting. Then I describe a new framework for insurance supervision that the IAIS has recently developed. I then focus on solvency and capital requirements, and explain IAIS standards and a new development in this area. Finally, I attempt to make it clear that there is no inconsistency between the IAIS framework and solvency standards, and EU Solvency II. I argue that the IAIS framework is more general, and fully embraces EU solvency II.

Yoshihiro Kawai
Implikationen von IFRS für Solvency II

Spätestens für die Geschäftsjahre ab 2005 haben kapitalmarktorientierte Versicherungsunternehmen ihre Konzernabschlüsse nach den Internationalen Rechnungslegungsstandards International Financial Reporting Standards (IFRS bzw. vormals IAS) aufzustellen. Als deutlich wurde, dass der Zeitplan für die Entwicklung des Versicherungsstandards nicht eingehalten werden konnte, wurde das Projekt in zwei Phasen aufgeteilt. Am 31. März 2004 veröffentlichte das International Accounting Standards Board (IASB) den International Financial Reporting Standard 4 (IFRS 4) für Versicherungsverträge. Der IFRS 4 ist als Übergangslösung ab 2005 anzuwenden.

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Bis im Rahmen der Phase II ein endgültiger Standard für Versicherungsverträge erlassen wird, soll es den Unternehmen ermöglicht werden, für die Bilanzierung von Versicherungsgeschäften weitgehend die bisherige Praxis anzuwenden. Ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit und Transparenz soll über Offenlegungspflichten im Anhang sichergestellt werden. Die Phase II mit der endgültigen Anwendung des Versicherungsstandards wird nicht vor dem Jahr 2009 erwartet.

Lothar Meyer
Insolvenzsicherungssysteme als Qualitätsmerkmal

Insolvenzsicherungssysteme sind Einrichtungen, die im Fall der Insolvenz eines Versicherungsunternehmens entweder die Versicherten sowie berechtigte Dritte entschädigen oder die Versicherungsverträge des insolventen Versicherungsunternehmens übernehmen, sanieren und bis auf Weiteres fortführen. Insolvenzsicherungssysteme sind nicht Bestandteil von Solvency II; vielmehr ist Solvency II ein rein präventives System, das die Vermeidung von Insolvenzen zum Gegenstand hat. Allerdings stellt sich die Frage, ob als Ergänzung dieses präventiven Systems eine Insolvenzsicherung sinnvoll ist, die — falls die Prävention versagt und ein Versicherungsunternehmen doch insolvent wird — die Folgen von den Versicherten zumindest teilweise abwendet. Insofern kommen Insolvenzsicherungssysteme als Qualitätsmerkmal für das nationale oder das europäische Versicherungswesen aus Gesichtspunkten des Verbraucherschutzes, aber auch aus Gründen des Vertrauens in die Branche in Betracht.

Peter Hemeling, Katharina Hartwig

Risikosteuerung und wertorientierte Unternehmensführung

Frontmatter
Anforderungen an ein unternehmerisches Risikomanagement

Durch das Zusammenwachsen der internationalen Finanzmärkte und die damit einhergehende Integration risikoadäquater Elemente in die Aufsichtssysteme wurden Kreditinstitute frühzeitig veranlasst, signifikante Ressourcen in den Auf- und Ausbau moderner Risikomanagementsysteme zu investieren.1 Diese Entwicklung hat auf Seiten der Versicherungsunternehmen später eingesetzt. Seit Anfang der neunziger Jahre haben sich jedoch auch die Versicherungsmärkte und mit ihnen das Aufsichtsverständnis grundlegend gewandelt. Waren diese Märkte in der Vergangenheit durch strenge Regulierung und hohe Margen geprägt, so haben weltweite Deregulierungstendenzen - in Europa etwa die Entwicklung des Europäischen Binnenmarktes für Versicherungen - seitdem den Wettbewerb deutlich verschärft. Gleichzeitig hat sich die Risikosituation für die Versicherungswirtschaft verschlechtert. Die Entwicklungen an den Kapitalmärkten, wachsende Schadenbelastungen durch Naturkatastrophen sowie die Entstehung neuer Gefahren stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Diese Tendenzen haben nicht nur die Margen schrumpfen lassen, sondern auch den zyklischen Charakter des Versicherungsgeschäftes verstärkt. Zwar wird zyklisches Marktverhalten in erheblichem Maße durch externe Faktoren, wie etwa die Entwicklung an den Finanzmärkten, beeinflusst, aber auch mangelnde Risikotransparenz und eine auf Marktanteile und das Geschäfts volumen ausgerichtete Mentalität spielen eine wichtige Rolle. Der letzte zyklische Abschwung in den Jahren 1997 bis 2001 hat in großem Umfang Wert vernichtet und im Ergebnis zu einer Herabstufung der Versicherungswirtschaft durch die Ratingagenturen geführt.

Helmut Perlet, Jürgen Guhe
Konzepte einer wertorientierten Steuerung von Versicherungsunternehmen

Das Sachziel von Versicherungsunternehmen ist die Produktion von Versicherungsschutz. Um das Schutzversprechen mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit erfüllen zu können, bedarf es neben einer risikoadäquaten Prämie auch einer risikoadäquaten Kapitalausstattung. Die Höhe dieser (Risiko-) Kapitalausstattung begrenzt die Zeichnungskapazität des Versicherungsunternehmens und ist aus Sicht der Versicherungsnehmer zugleich ein Qualitätsmerkmal des Schutzversprechens. Für die Investoren stellt sie einen relevanten Maßstab für die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit ihres Engagements dar. Die Kapitalüberlassung ist seitens der Investoren mit der Forderung verbunden, dass die erwarteten Rückflüsse die Opportuni-tätskosten überkompensieren. Im Spannungsfeld von Produktqualität, Risikotragungsfahig-keit und Erfolgserzielung ist das Risikokapital daher der zentrale Engpassfaktor für die Produktion von Versicherungsschutz. Die finanzwirtschaftliche Perspektive fokussierend, steht der unter Rendite- und Risikogesichtspunkten effiziente Ressourceneinsatz im Mittelpunkt einer wertorientierten Unternehmenssteuerung. Mit Blick auf das Versicherungsmanagement bedeutet dies vor allem den effizienten Einsatz des verfügbaren Risikokapitals.

Heinrich R. Schradin, Michael Zons
Risikomaße in der Solvenzsteuerung von Versicherungsunternehmen

Die heute in Deutschland gültigen Solvabilitätsbestimmungen für Versicherungsunternehmen verlangen, dass diese zur Absicherung ihrer Verbindlichkeiten gegenüber den Versicherungsnehmern über eine Mindesthöhe an Eigenmitteln verfügen müssen. Deren Höhe orientiert sich an Positionen wie Beitrag und Schadenaufwand im Bereich der Schadenversicherung oder Deckungsrückstellung und riskiertes Kapital im Bereich der Lebensversicherung. Diese in erster Linie am Volumen des Versicherers ausgerichteten Solvabilitätsregeln sind seit langem der Kritik unterworfen

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und sollen von Eigenkapitalvorschriften

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des Solvency-II-Projekts abgelöst werden. Die künftigen Eigenkapitalanforderungen werden zwischen einem wünschenswerten Zielkapital und einem Mindestkapital unterscheiden.

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Während zur Bestimmung des Mindestkapitals eine modifizierte Version der geltenden Solvabilitätsvorschrif-ten zum Einsatz kommen soll, soll das Zielkapital unter Berücksichtigung des Gesamtrisikos des Versicherungsunternehmens ermittelt werden. Zur Ableitung des Zielkapitals können Versicherer neben einem Standardansatz auch interne risikomaßbasierte Steuerungsmodelle heranziehen. Unter einem Risikomaß wird dabei eine Funktion bzw. Kennzahl verstanden, die dem Risikogehalt einer Position bzw. einer Variablen — in unserem Fall den riskanten Ein-und Auszahlungsströmen in Versicherungsunternehmen

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— einen numerischen Wert zuordnet und damit eine Rangreihung von Handlungsalternativen hinsichtlich ihres Risikogehalts ermöglicht.

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Das Ziel unseres Beitrags ist es, unterschiedliche Risikomaße bzw.

Helmut Gründl, Margarita Winter
GDV-Standardmodell und sein Einsatz in der Praxis: Eine kritische Betrachtung

Die Anforderungen an ein Standardmodell für Solvabilität sind in einem so inhomogenen Wettbewerbsumfeld wie dem Versicherungsmarkt komplex. Zum einen gibt es unter den 552 Anbietern

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, die unter Bundesaufsicht stehen, extreme Größenordnungsunterschiede. Kleinere Mitanbieter weisen einstellige Millionenbeträge, die Marktfuhrer zweistellige Milliardenbeträge als Umsatz auf. Zum anderen haben die Unternehmen auch jenseits der Zuordnung Lebensversicherer, Krankenversicherer, Pensionskasse oder Schaden- und Unfallversicherer erhebliche unterschiedliche Gewichtungen in den Sparten. Selbst innerhalb der Sparten gibt es risikotechnische Abweichungen bei der Konzentration von Risiken, z. B. reine Privatkundenversicherer oder Industrieversicherer.

Uwe Ludka
Diskussionsbeitrag für ein mit Solvency II kompatibles Standardmodell

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hat 1997 mit ersten Überlegungen zu einem risikobasierten Standardansatz begonnen und sich zum Ziel gesetzt, durch den Vorschlag eines stärker an Risikosteuerungsmodellen orientierten Ansatzes eine Neukonzeption der Versicherungsaufsicht anzuregen. Dabei wurde unter Berücksichtigung der spartenspezifischen Besonderheiten ein risikoorientiertes Standardmodell für Leben-, Schaden- und Unfallversicherer entwickelt.

Gundula Grießmann, Ulrich Krüger, Lutz Oehlenberg
Solvency II: Interne Risikosteuerungsmodelle aus wissenschaftlicher Sicht

Die aktuellen EU-Solvabilitätsvorschriften sind seit ihrer Einführung in den Jahren 1973 (Nichtlebensversicherungen) und 1979 (Lebensversicherungsunternehmen) Gegenstand massiver Kritik,

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hauptsächlich, weil sie sich lediglich am Volumen des Versicherers und nicht an dessen Risikostruktur orientieren.

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Des Weiteren fußen die numerischen Vorgaben in den Formeln zur Ermittlung der so genannten Soll-Solvabilität nur sehr eingeschränkt auf ökonomischen Überlegungen, sondern erklären sich vor allem anhand des politischen Einigungsprozesses im Rahmen ihrer Verabschiedung.

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Hato Schmeiser, Anna Osetrova
Das interne Risikokapitalmodell der Allianz-Gruppe

Eine Versicherungsgesellschaft ist sowohl dem Versicherungsnehmer als auch dem Aktionär verpflichtet, einen hohen Solvabilitätsstandard sicherzustellen. Risiko- oder ökonomisches Kapital soll dabei die Solvenz bis zu einem gewählten Niveau garantieren. Trotzdem kamen in den vergangenen Jahren Versicherungen immer wieder in Probleme und bedrohliche Schieflagen bis hin zur Insolvenz, wie z. B. in der Asbestkrise, bei hohen Katastrophenschäden wie Hurrikan Andrew oder zuletzt durch einbrechende Kapitalmärkte.

Christoph Wagner
Prinzipien und Methoden zur Quantifizierung der Solvabilität — Empfehlungen der IAA

Dieser Artikel fasst Teile der Arbeiten der Internationalen Aktuarsvereinigung (IAA) zu Überlegungen zu einem global anwendbaren System zur Beurteilung der Solvabilität von Versicherungsunternehmen zusammen.

Hans Peter Boller, Christoph Hummel

Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft

Frontmatter
Bedeutung von Solvency II für das Kapitalanlagemanagement

Das Kapitalanlagemanagement bildet im Rahmen der Überlegungen zu Solvency II einen wichtigen Bestandteil.

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Gleichwohl steckt die Evaluierung der Auswirkungen auf das Asset-management erst in den Anfangen. Dies dürfte sich in den kommenden Jahren deutlich ändern. Durch die integrierte Bewertung der Kapitalanlagerisiken in den Solvabilitätsberech-nungen wird es zu einer weitreichenden Verzahnung zwischen externer und interner Risikobewertung kommen. Das Assetmanagement wird in einem hohen Maße von der neuen Solvenzordnung berührt werden, da Änderungen in der Asset-Allokation direkte Auswirkungen auf die Solvabilität des Versicherungsunternehmens haben werden.

Ulrich Leitermann
Was bedeutet Solvency II für die Lebensversicherung?

Das Projekt Solvency II zur Reform der Versicherungsaufsicht in den Mitgliedstaaten der EU wurde von der Europäischen Kommission Ende 1999 eingeleitet.

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Mit Abschluss der ersten Projektphase (2001 bis 2003), in der Form und Rahmenbedingungen des umfassenderen Solvabilitätssystems festgelegt werden sollten,

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liegen Empfehlungen der Kommissionsdienststellen zum Entwurf eines künftigen Aufsichtssystems in der EU

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sowie erste Überlegungen zu einer entsprechenden Rahmenrichtlinie

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vor. Derzeit läuft die zweite Projektphase, in der die Einzelheiten des Systems erarbeitet und, voraussichtlich bis Oktober 2006,

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eine Rahmenrichtlinie zu Solvency II erstellt werden sollen.

Michael Renz, Guido Best
Was bedeutet Solvency II für die Schaden- und Unfallversicherung?

Dieser Beitrag will aufzeigen, wie sich die Rahmenbedingungen für die Schaden- und Unfallversicherer durch Solvency II ändern (Abschnitt 3) und mit welchen Herausforderungen dies für die Versicherer verbunden ist. Die Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft sind immens. Es gibt kaum einen Unternehmensbereich, der nicht betroffen wäre. Abschnitt 4 skizziert das Spektrum der Auswirkungen auf die einzelnen Unternehmensbereiche und analysiert anschließend im Detail, mit welchen Folgen für Produktgestaltung, Tarifierung und Zeichnungspolitik zu rechnen ist.

Edmund Schwake, Jens Bartenwerfer
Eckpunkte einer risikobasierten Solvabilitätsermittlung für die Krankenversicherung

Solvabilitätsermittlung in Abhängigkeit von den die dauernde Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge gefährdenden Risiken ist nur bei genauer Kenntnis des jeweils betriebenen Versicherungszweiges möglich. Der folgende Überblick soll deshalb zunächst die Besonderheiten des Krankenversicherungsrisikos herausarbeiten und dafür das sozialpolitische Umfeld sowie die rechtlichen und kalkulatorischen Rahmenbedingungen beleuchten.

Sybille Sahmer
VVaG-spezifische Besonderheiten bei Umsetzung von Solvency II

Kaum ein Thema beschäftigt derzeit die europäische Versicherungswirtschaft so sehr wie das EU-Projekt Solvency IL Längst haben die großen Versicherungskonzerne umfangreiche Maßnahmen und Projekte zur Vorbereitung auf den Weg gebracht, wohingegen viele kleinere Unternehmen erst anfangen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und mit großer Sorge auf Umfang und Komplexität der kommenden Aufsichtsregeln blicken.

Werner Görg
Spezifische Aspekte von Solvency II für öffentliche Versicherer

Dieser Beitrag untersucht, welche spezifischen Aspekte von Solvency II für öffentliche Versicherer gelten. Grundsätzlich sind sie wie jedes andere Wettbewerbsunternehmen in Deutschland den gleichen internen und externen Risiken ausgesetzt. Spezifika ergeben sich aus Besonderheiten der Gruppe der öffentlichen Versicherer in der Marktstellung sowie der Struktur von Organisation, Eigentümern und Beständen.

Doris Helbig, Rolf Kupitz
Rückversicherung und Solvency II — Herausforderungen und Chancen

Kernelement der Versicherung ist seit eh und je der Risikoausgleich im Kollektiv. Auf diesem Prinzip beruht bis heute die Tätigkeit jedes Versicherungsunternehmens, und auch seine Rentabilität hängt bis heute von seiner optimalen Nutzung ab. Die relativ stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Regulierung des Versicherungsmarktes gepaart mit einer gewissen Bescheidenheit auf der Kostenseite sorgten in Deutschland wie in anderen westeuropäischen Ländern in den ersten Nachkriegsjahrzehnten für auskömmliche Margen bei den meisten Versicherungsunternehmen. In ihrer Produktpolitik konnten sie dem vorgegebenen Konditionen- und Preisrahmen folgen. Auf dem soliden Fundament einer konservativen Kapitalanlage sowie der vom Vorsichtsprinzip geprägten Rechnungslegung und Ertragsbesteuerung konnten Schwankungen im Schadenanfall und auf den Kapitalmärkten zumeist problemlos abgefedert werden. Eine große Differenz zwischen einem aus heutiger Sicht relativ hohen Zinsniveau für risikoarme festverzinsliche Kapitalanlagen einerseits und den in der Produktkalkulation und Reservierung zugrunde gelegten Zinsen andererseits sorgte bei Kapital bildenden Vorsorgeprodukten in der Lebens- und Krankenversicherung für komfortable Sicherheitsmargen und stabile Gewinne (siehe Abbildung 1).

Jörg Schneider
Solvency II — Auswirkungen auf die Eigenmittelbeschaffung und -bewirtschaftung

Eine zentrale Konsequenz aus den gemäß Solvency II abgeleiteten Solvabilitätsanforderun-gen ist die Bereitstellung der notwendigen bzw. von den Versicherungsunternehmen gewünschten Eigenmittelvolumina. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht daher die Beschaffung und Bewirtschaftung dieser Eigenmittel, wobei insbesondere folgende Fragen näher betrachtet werden sollen:

Welche internen und externen Einflussfaktoren (Eigenmittelrahmen) determinieren den Eigenmittelbedarf in welcher Weise und in welcher Höhe?

Ist — vor dieser Ausgangsbasis — die zur Kapitalkosten- bzw. Renditeoptimierung günstigste Eigenmittelstruktur und -bewirtschaftung mit den aktuellen Handlungsmöglichkeiten des Finanz- und Kapitalmanagements realisierbar?

Falls nicht, welche Rückkoppelungen ergeben sich hieraus, auch für Handlungsfelder im Risikobereich bzw. auf Seiten der Versicherungstechnik?

Wolfgang Weiler, Volker Machalett
Solvency II und Rating aus Sicht der Versicherungsuntemehmen

Die Ursprünge des Ratings gehen zurück auf Henry Varnum Poor und John Moody. Beide gelten als Gründungsväter der heute wohl wichtigsten und einflussreichsten Ratingagenturen der Welt: Standard & Poor’s (im Folgenden S&P) und Moody’s. Poor sammelte schon Mitte des 19. Jahrhunderts Informationen über den seinerzeit in den USA wichtigen Eisenbahnsektor und veröffentlichte sie für Investoren. In dieser Zeit erkannte auch John Moody den Bedarf von Anlegern an Informationen und Statistiken über Unternehmen und staatliche Einrichtungen, in die sie auf den amerikanischen Kapitalmärkten investieren wollten. Das von ihm ab 1900 herausgegebene „Moody’s Manual of Industrial and Miscellaneous Securities“ entwickelte sich seinerzeit zu einem Verkaufsschlager. Als eigentliche Geburtsstunde des Ratings gilt das Jahr 1909, als Moody die Jahresabschlüsse der wichtigsten Eisenbahngesellschaften analysierte, deren Anleihen bewertete und schließlich Empfehlungen aussprach. Seine Qualitätsempfehlungen drückte Moody in einer Buchstabenfolge aus, die bis heute bei den meisten Ratingagenturen als gängiges Bewertungssystem fortgeführt wird. S&P und Moody’s gehören mittlerweile zu den größten weltweit operierenden Ratingagenturen. Die Agentur S&P existiert seit 1860 und beschäftigt heute in 19 Ländern rund 5000 Mitarbeiter. Das erste Büro in Deutschland wurde 1992 in Frankfurt gegründet. Die Ratingagentur Moody’s (vgl. Moody’s Investors Service) wurde 1914 gegründet und zeigt heutzutage weltweite Präsenz mit Ratings in mehr als 100 Ländern, auch mit einem Büro in Frankfurt.

Dietmar Meister
Solvency II aus Sicht einer Ratingagentur

Auf den Risiko- und Kapitalmärkten konnten in den letzten Jahren einschneidende Veränderungen und Paradigmenwechsel beobachtet werden. War es seit Mitte der neunziger Jahre zunächst die Deregulierung nunmehr auch des Privatversicherungsgeschäfts, wo der Wettbewerb durch die Abschaffung von Preis- und Produktaufsicht mit teilweise drastischen Folgen für die Rentabilität der Versicherer verschärft wurde, so waren später die Folgen von Groß-und Katastrophenschäden, der Börsencrash und die lang anhaltende Niedrigzinsphase Ursachen für in diesem Umfang und Konzentration seit Kriegsende als noch nie da gewesene Herausforderungen der Branche. Die Kombination von Deregulierung — die ja nach den Erfahrungen in anderen Märkten zu höheren Volatilitäten und auch zu Insolvenzen fuhren kann — gepaart mit ungeahnten Schadenszenarien und Aktiencrash brachte auch deutsche Versicherer in Schieflagen.

Wolfgang Rief
Auswirkung auf Geschäftsprozesse und Informationstechnologie

Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen sowie Prinzipien nationaler und internationaler Rechnungslegung stehen in engem Zusammenhang mit den Ausprägungen der Geschäftsmodelle der Versicherungswirtschaft. Sicherlich erscheint es unternehmerisch angemessen, wenn sich die Regeln des Aufsichtsrechts und der Bilanzierung an den etablierten und erfolgreichen Geschäftsmodellen der Unternehmen orientieren (z. B. langfristige und periodenübergreifende Betrachtung des Versicherungsgeschäftes versus Stichtagsbetrachtung mit Ausblick auf eher kurzfristige Perioden). Realistisch ist jedoch damit zu rechnen, wenn nicht gar zu befürchten, dass aufsichtsrechtliche Anforderungen aus Solvency II einen wesentlichen Einfluss auf die Unternehmensführung von Versicherungsunternehmen haben werden. In diesem Sinne beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Fragestellung, inwieweit die operativen Geschäftsprozesse eines Versicherungsunternehmens (mit Schwerpunkt auf Schaden- und Unfallversicherern) und die diese unterstützende Informationstechnologie durch Solvency II beeinflusst werden könnten.

Peter Weiler, Jörg Welter

Finanzkonglomerate, Banken und Entwicklungen im Ausland

Frontmatter
Solvency II in internationalen Versicherungsgruppen

Das Risikomanagement von Unternehmen im Allgemeinen und von Versicherern im Besonderen ist derzeit Gegenstand politischer Diskussionen und regulatorischer Aktivitäten. Ausgelöst wurde das öffentliche Interesse einerseits von Bilanzskandalen wie der Enron-Pleite, durch die die Veröffentlichungspflichten für kapitalmarktorientierte Unternehmen drastisch verschärft und erweitert wurden, insbesondere in Bezug auf das Risikomanagement. Andererseits führte die wirtschaftliche Schieflage der Equitable Life in Großbritannien und der Mannheimer Versicherungsgruppe in Deutschland zu einer kritischen Reflexion der Regulierung von Versicherern

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und zu Ad-hoc-Überarbeitungen von nationalen Verordnungen zum Schutz der Versicherungsnehmer.

Jan Wicke, Christoph Jurecka
Basel-II-Rahmenwerk: Ein Meilenstein der Bankenaufsicht

Im Jahr 1988 wurde am Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Baseler Eigenkapitalübereinkunft unterzeichnet (Basel I).

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Das Abkommen wurde vom Baseler Ausschluss für Bankenaufsicht mit dem Ziel ausgearbeitet, die Stabilität des internationalen Finanzsystems durch weltweit gültige Eigenkapitalvorschriften für Kreditinstitute zu verbessern.

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Die Regelungen von Basel I sind in die nationalen Bankaufsichtsvorschriften von über einhundert Ländern eingeflossen und haben dadurch sicherlich zur Stabilität der Finanzmärkte beigetragen.

Hermann Schulte-Mattler, Thorsten Manns
Auswirkungen von Basel II und Solvency II auf Finanzkonglomerate

Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist der Finanzdienstleistungssektor national und international durch Aufsichtsnormen reglementiert.

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Das Umfeld des Finanzdienstleistungssektors gleicht heute nicht mehr den wirtschaftlichen Verhältnissen, die zu Beginn der Versi-cherungs- und Bankenaufsicht herrschten.

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Dies ist einerseits in den starken Veränderungen auf den internationalen Finanzmärkten und der wirtschaftlichen Situation der letzten Jahre begründet, andererseits hat das Konkurrieren von Banken, Versicherungsunternehmen und Finanzdienstleistungsinstituten auf den gleichen Märkten mit ähnlichen Produkten zur Bildung von großen Finanzkonglomeraten geführt, die auch in Deutschland eine wesentliche Rolle spielen.

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Diesen Veränderungen wird bei der Beaufsichtigung von Banken und Versicherungsunternehmen durch verschiedene Vorhaben Rechnung getragen.

Gerd Geib, Peter Ott
Swiss Solvency Test

Insurance regulators have historically taken a number of approaches to protecting policyholders. The most common approach has been to set strict standards for provisioning for future liabilities, for pricing of products, and even regulating benefits. While these approaches can indeed help protect policyholders, they can also carry systemic risks. For instance, prescribing a standard set of pricing assumptions for all insurers will create systemic risk for the market in that all insurance companies will be susceptible to the same mispricing risks. More importantly it gives no incentive to companies to compete on prices and to develop innovative products.

Phillip Keller, Thomas Luder, Mark Stober
The Dutch Financial Assessment Framework: a step forward in solvency regulation of pension funds and insurance companies

In October 2004, the prudential supervisor of pension funds and insurance companies in the Netherlands

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published a consultation document on a new Financial Assessment Framework (hereinafter referred to as FTK, i.e. the acronym for the Dutch equivalent:

Financieel toetsingskader

). This article affords a comprehensive insight into the FTK.

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First, I shall sketch the background of the FTK project that resulted in the consultation document. Also, I shall throw light on the relation between the Dutch FTK and Solvency II. Then I shall introduce the structure of the framework, as well as addressing the main components of the framework, i.e. the valuation principles for the FTK, the solvency test, and the continuity analysis. When describing the solvency test, I shall provide a numerical example to illustrate the standardised method of the solvency test in the FTK. I shall conclude with some remarks regarding the challenges for the pensions and insurance industry as well as for regulators and supervisors.

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Gaston C. M. Siegelaer
The New Supervisory System in the UK

The creation of the Financial Services Authority (FSA) in 1999 and the establishment of the Financial Services and Markets Act (FSMA) in 2000 has laid the basis for an integrated approach to the regulation and supervision of insurance companies which is risk focused and broadly analogous to the approach adopted in other parts of the financial sector.

Peter Vipond
Backmatter
Metadata
Title
Solvency II & Risikomanagement
Editors
Helmut Gründl
Helmut Perlet
Copyright Year
2005
Publisher
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-82233-8
Print ISBN
978-3-322-82234-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-82233-8