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2012 | Book

Stakeholder Value in Regionalentwicklungsprozessen

Eine relationale Perspektive

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About this book

​Der Regionen-Wettbewerb führt dazu, dass Netzwerkstrukturen vermehrt Bedeutung erhalten. Der vorliegende Band greift die Frage auf, wie in regionalen Entwicklungsprozessen nachhaltige Mehrwerte für Stakeholder generiert werden können. Dabei geht die Autorin davon aus, dass Regionen latente Netzwerkpools darstellen, aus denen sich je nach Problem- oder Themenfeld aktivierte Netzwerke auskoppeln lassen.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Standorte stehen in einem globalen Wettbewerb um hochmobile Ressourcen, im Speziellen Kapital und hochqualitative Arbeit“ (Bieger/Scherer 2003:11, vgl. auch Batey/Friedrich 2000:1ff; Johannson 2000:34). Sinkende Transport- und Raumüberwindungskosten und der Ausbau der IT-Infrastrukturen haben dazu geführt, dass Unternehmen Güter und Dienstleistungen weltweit beschaffen können (Sargl 2003: 53; Henckel et al. 1999:51ff; Meyer 1999:41). Wertschöpfungsketten werden zergliedert und die einzelnen Elemente so auf Standorte verteilt, dass sie von einer optimalen Ressourcenausstattung oder bestmöglichen Nachfragebedingungen profitieren können (Jung 2007:17ff; Pike et al. 2006: 10 ff). Um konkurrieren zu können, müssen Regionen die Rahmenbedingungen für optimale Produktivität bieten (Steiner 2003:27; Sargl 2003:54). Grundvoraussetzung dafür ist die Anwesenheit von hochqualifizierten Mitarbeitern. Im Wettbewerb der Regionen haben diejenigen Standorte Vorteile, welche sich für Wissensträger empfehlen. Neben der Wettbewerbsfähigkeit für Unternehmen als wirtschaftliche Einheiten, geht es um die Qualität als Lebensraum (Altemeyer-Bartscher 2009:37; Taubken 2006:162; Weichhart 1999b:20). Vor diesem Hintergrund versuchen Regionen, ihre wirtschaftliche, kulturelle und politische Attraktivität zu steigern (Sargl 2003:54).
Monika Bachinger
2. Begriffliche Grundlagen
Zusammenfassung
Kaum ein Begriff wird so vielfältig verwandt wie jener der Region (Engert et al. 2009:9; Altemeyer-Bartscher 2009:27; Amann 2008:13; Hillier 2005:2; Weichhart 1999b:5; Bösch 1989:57). Regionen werden häufig auf einer „mittleren Maßstabsebene“ (Ivanisin 2004:46; Wardenga/Miggelbrink 1998:41; Weichhart 1990:14; Blotevogel et al. 1989:70; Schmitter/Lanzalaco 1989:203f) verortet. Gemeint sind dann räumliche Einheiten die zwischen der lokalen Ebene einerseits und dem Nationalstaat andererseits liegen (Schuhbauer 1996:42). Allerdings können Regionen auch mehrere Staaten umfassen (Keskitalo 2007:187; Bailly 2007:3; Larner/Walters 2002:392; Blotevogel 1996:57). Dies gilt beispielsweise für die Region des Mittleren Ostens oder für Westeuropa als Region. Zudem zählen die auf europäischer Ebene ins Leben gerufenen Euregios zu diesen überstaatlichen Regionen (Maier/Tödtling 1996:15 ff). Regionen als Konzept können insofern „Gegenstände durchaus unterschiedlicher, miteinander konkurrierender Diskursivierungen“ umfassen (Amann et al. 2008:8). Dadurch bleiben sie inhaltlich unscharf (Weichhart 1996:27). Für Hinweise darauf, was unter „Region“ verstanden werden kann, lohnt sich zunächst ein Blick auf den Begriff des „Raums“.
Monika Bachinger
3. Theoretische Grundlagen
Zusammenfassung
Der Begriff des Sozialkapitals ist ein ambivalentes Konstrukt, das bis heute noch nicht eindeutig definiert ist (Freese/Euler/Maggraf 2008:83; Maak 2007:333, Diewald/Lüdicke 2007:12; Portes 2000a:46). Dennoch stellt Sozialkapital ein Konzept dar, dass in unterschiedlichen Disziplinen eine zunehmende Berücksichtigung findet (Stadelmann-Steffen/Freitag 2007:296). Aus welchen Bausteinen sich Sozialkapital zusammensetzt, soll im folgenden Kapitel dargestellt werden. Überdies werden verschiedene Ebenen, auf denen Sozialkapital genutzt werden kann, vorgestellt. Dies erfolgt vor dem Hintergrund der Zusammenhänge, welche zur Entstehung von Sozialkapital beitragen sowie von dessen wesentlichen Effekten. Zunächst folgt jedoch ein Überblick über die unterschiedlichen Wurzeln der Sozialkapitaltheorie.
Monika Bachinger
4. Ableitung des Untersuchungsmodells
Zusammenfassung
Eine Vielzahl an Arbeiten zeigen, dass sich Sozialkapital positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes auswirkt (Beugelsdijk 2006; Nooteboom 2002; Lorenzen 2001; Woolcock/Narayan 2000; Whitely 2000; Kunz 2000; Knack/Kefer 1997). Dabei wird davon ausgegangen, dass geographisch verbundene Akteure über ein gemeinsames sozio-ökonomisches Setting in Form von gemeinsamen Verhaltensmodellen, einer gemeinsamen Sprache, sowie gemeinsamen moralischen und kognitiven Codes verfügen (vgl. Garcia 2006:20). Dieses Seting führt dazu, dass Akteure erstens ihre Aktivitäten besser koordinieren können; zweitens reduziert es darüber, dass in der Region kursierende Information leichter entschlüsselt und genutzt werden kann Unsicherheiten in Innovationsprozessen; drittens erleichtert es kollektive Lernprozesse, innerhalb derer jeder Einzelne, aber auch die Region insgesamt Kompetenzen und Fähigkeiten entwickeln kann (Camagni 2009:127; Bathelt/Glückler 2002:190). Kulturelle und institutionelle Charakteristika von Regionen scheinen insofern ausschlaggebend für deren wirtschaftliche Entwicklung (vgl. Westerlund 2006:39; Lorenzen 2001:16; Maskell/Malmberg 1999:180). Sie geben den Rahmen vor, innerhalb dessen ökonomische Akteure ihre Fähigkeiten und ihre Beziehungen entwickeln. Oder anders ausgedrückt: Der Erfolg von ökonomischen Transaktionen hängt von deren Eingebettetheit in soziale Netzwerkstrukturen ab (Garcia 2006:35; Westerlund 2006:36; Tura/Harmaakorpi 2005:1119f).
Monika Bachinger
5. Methodische Grundlagen der Untersuchung
Zusammenfassung
Betrachtet man Vernetzungsprozesse in der Regionalentwicklung, so können zwei gedankliche Ebenen unterschieden werden: erstens die Ebene der statistisch nachweisbaren Kausalzusammenhänge. Auf dieser Ebene geht es um die Frage, inwieweit die Vernetzungsqualität des latenten Netzwerkpools direkt oder indirekt, vermittelt über die Kooperationsqualität, signifikante Einflüsse auf die Zufriedenheit von Stakeholdern in aktivierten Netzwerken ausüben kann. Damit ist jedoch noch nichts darüber ausgesagt, inwieweit diese Zusammenhänge von den betroffenen Akteuren tatsächlich wahrgenommen und in ihrer praktischen Netzwerkarbeit berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für solche Organisationen, für welche die Umsetzung regionaler Ziele den Kern ihrer Aufgabe darstellt. Sie könnten sich die Effekte zwischen Vernetzungsqualität, Kooperationsqualität und Beziehungszufriedenheit für ihre Netzwerkarbeit zunutze machen. Dies gilt jedoch nur dann, wenn sie sich dieser Effekte bewusst sind.
Monika Bachinger
6. Empirische Untersuchung zu den Effekten der Vernetzungsqualität und der Kooperationsqualität auf die Beziehungszufriedenheit von Stakeholdern
Zusammenfassung
In den vorauslaufenden Teilen dieser Arbeit wurde ein theoretisch begründetes Hypothesensystem erarbeitet. Dessen zentrale Annahme besteht darin, dass die Vernetzungsqualität eines latenten Netzwerkpools entweder direkt oder vermittelt über die Kooperationsqualität positive Effekte auf die Beziehungszufriedenheit von Stakeholdern aufweist. Dabei wurde der indirekte Effekt implizit über einen Zweischritt an Annahmen erfasst, welcher sich einerseits auf die Einflüsse zwischen Vernetzungsqualität und Kooperationsqualität, andererseits zwischen Kooperationsqualität und Beziehungszufriedenheit bezieht. Die Vernetzungsqualität konnte anhand der Sozialkapitaltheorie durch die vier Bausteine Vertrauen, Reziprozität, Identifikation und Netzwerkstruktur konzipiert werden. Die Kooperationsqualität ließ sich durch Aussagen des Relational View genauer beschreiben. Sie besteht aus den drei Elementen der netzwerkspezifischen Investitionen, der komplementären Ressourcen und der Lernroutinen. Nicht zuletzt konnte der Nutzen der Stakeholder, welcher ihnen aus ihrer Netzwerkarbeit entsteht, auf Basis des Relationship Marketing als Beziehungszufriedenheit konkretisiert werden. Die so beschriebenen drei Ebenen und die durch das theoretische Hypothesensystem erfassten, vielfältigen Zusammenhänge zwischen ihnen ergeben ein Untersuchungsmodell, welches in den folgenden Kapiteln erstens mithilfe einer Strukturgleichungsanalyse geschätzt und sodann durch Informationen aus Experteninterviews überprüft wird. Beide Untersuchungsstränge werden am Ende dieses Abschnitts zusammengeführt. Sie bilden die Grundlage für die abschließende Ergebnisinterpretation. Da sich die vorliegende Arbeit mit raumbezogenen Prozessen beschäftigt, soll zunächst jedoch der Untersuchungsraum vorgestellt werden, in denen sowohl die qualitative, als auch die quantitative Erhebung stattfand.
Monika Bachinger
7. Schlussfolgerungen
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde die Frage diskutiert, wie für Stakeholder in Regionalentwicklungsprozessen nachhaltige Mehrwerte gen eriert und damit Wettbewerbsvorteile für die Region geschaffen werden können. Um diese Frage zu beantworten, bedurfte es zunächst der Klärung der Begriffe der Region, des Stakeholders und des Werts. Regionen werden als latente Netzwerkpools verstanden. In diesen Pools stehen Akteure in lockerer Interaktion zueinander. Sie tauschen vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Problemfeldes auf informelle Art und Weise Informationen miteinander aus. Dabei profitiert die Qualität ihrer Kommunikation von engen, persönlichen Kontakten. Schlagworte wie Identifikation, Fairness und Vertrauen erhalten eine Bedeutung. Regionen stellen insofern sozial definierte Gebilde dar. Als solche sind sie fluide und veränderbar. Um konkrete Maßnahmen umzusetzen, koppeln sich aus dem latenten Netzwerkpool der Region aktivierte Netzwerke aus. Dies sind Netzwerke, denen die beteiligten Mitglieder häufig in einem institutionalisierten Rahmen über Information hinaus sichtbare Ressourcen wie Finanz- oder Sachmittel zur Verfügung stellen. Ihre Zusammenarbeit wird dabei von einem gemeinsam geteilten Ziel koordiniert. Es ermöglicht die Realisierung von Kostenvorteilen, von Lern- oder Synergieeffekten. Grundlage erfolgreicher Netzwerkarbeit ist der latente Netzwerkpool. Regionalentwicklung bedeutet daher in allererster Linie die Förderung der Vernetzungsqualität des latenten Pools.
Monika Bachinger
Backmatter
Metadata
Title
Stakeholder Value in Regionalentwicklungsprozessen
Author
Monika Bachinger
Copyright Year
2012
Publisher
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-4033-9
Print ISBN
978-3-8349-4032-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-4033-9