Subjektivierung und soziale Praxis im Kontext des Web 2.0 – zur Einleitung

Auszug

Das Internet ist heute zweifellos – zumindest in westlichen postindustriellen Gesellschaften – eine der zentralen Plattformen der Selbstpräsentation und des sozialen Austauschs. Die Vorgeschichte des Internets ist weniger kurz als oftmals angenommen und reicht zurück in die US-amerikanische militärische Forschung im Kalten Krieg der 1960er wie auch in die Sphären sozialer basisdemokratischer Bewegungen der 1970er Jahre: Betrachtet man das Spektrum der technologischen Möglichkeiten, so waren in den Frühzeiten des Internets, bis etwa in die 1980er Jahre, vor allem Diskussionsforen (so genannte Bulletin Boards) und E-Mail-Kommunikation die wesentlichen Formen der Artikulation der NutzerInnen, welche häufig gleichzeitig auch die ProgrammiererInnen ebendieser technischen Umgebungen waren oder in entsprechenden Teams und Abteilungen in Wissenschaft und Industrie arbeiteten. In den Tagen des World Wide Web im Verlauf der 1990er Jahre rückte primär die Selbstdarstellung auf Homepages in den Mittelpunkt der Wahrnehmung des Internets, während der soziale Austausch nach wie vor weitgehend über E-Mail, Mailinglisten und interaktive Spielumgebungen stattfand (vgl. Turkle 1995). …