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Teilzeitmänner, Wegbereiter einer neuen Arbeitszeitkultur
Author : Hans-Georg Nelles
Published in: Arbeitskultur 2020
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Über den Umfang der Erwerbsarbeit werden nach wie vor sowohl die Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung als auch die der partnerschaftlichen Aufteilung von bezahlter Arbeit und Familienarbeit bestimmt. Im Durchschnitt arbeitet jeder Vollzeitbeschäftigte ca. 42 Stunden, im qualifizierten Projektbereich und bei Führungskräften liegt die wöchentliche Arbeitszeit zum Teil deutlich darüber.
Die von Frauen und Männern geäußerten Arbeitszeitwünsche weichen von diesen Zahlen erheblich ab. Frauen wollen eine Arbeitszeit von knapp unter 30 Stunden, Männer können sich einen Umfang von ca. 32 Stunden vorstellen. Dies sind Durchschnittswerte, die vor dem Hintergrund der Lebensverlaufsperspektive und der damit verbundenen biografischen Ereignisse und Bedürfnisse im Laufe der Zeit selbstverständlich variieren.
Die Erklärungen für diese Diskrepanzen füllen Bände und Appelle, Projekte und Förderprogramme haben in den vergangenen Jahren einiges bewegt, die wöchentliche Arbeitszeit von Männern und deren Teilzeitquote aber nur marginal.
Die Kampagne ‚Der Teilzeitmann‘ in der Schweiz geht neue Wege. Sie nimmt die in den Befragungen von Männern ausgesprochenen Wünsche ernst und präsentiert in Unternehmen praktische Möglichkeiten, diese umzusetzen, sowie erfolgreiche Protagonisten, die Arbeitszeiten reduziert haben. Daneben gibt es eine umfängliche Medienarbeit, die die traditionellen Verknüpfungen von ausufernden Arbeitszeiten und Männlichkeit humorvoll aufbricht.
In diesem Beitrag möchte ich untersuchen, wo die Stärken und Schwächen dieses Ansatzes liegen, unter welchen Bedingungen er übertragbar ist, welche Vorteile es hat, Männer nicht als Objekte einer wie auch immer ausgestalteten Frauenförderung zu betrachten, sondern als aktiv Handelnde, deren Entscheidungen in Sachen Arbeitszeiten auch Ergebnis von Aushandlungsprozessen in den jeweiligen Partnerschaften sind und abschließend Perspektiven für Veränderungen von Arbeitszeitkulturen in Unternehmen aufzeigen.