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2020 | OriginalPaper | Chapter

5. Terrorismus aus Perspektive kommunikationswissenschaftlicher Basistheorien

Author : Liane Rothenberger

Published in: Terrorismus als Kommunikation

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Wurden in den bisherigen Kapiteln Verbindungen von Terrorismus und Kommunikation auf Basis von Theorien mittlerer Reichweite dargestellt, soll es im folgenden Teil nun dezidiert um eine Aufarbeitung verschiedener kommunikationswissenschaftlicher Basistheorien und ihres Beitrags zu Terrorismusforschung und -verständnis gehen, also darum, inwiefern diese Theorien hilfreich sind, die dem Terrorismus inhärenten Kommunikationsaspekte aufzuschlüsseln. Freilich stammen diese Theorien nicht originär aus der doch relativ jungen Kommunikationswissenschaft, sondern sind vorwiegend soziologische Gesellschaftstheorien. Da sie inzwischen im Fach aber verwurzelt sind, sozusagen zum „Stammrepertoire“ gehören, für die Kommunikationswissenschaft passend gemacht und übertragen wurden, wurden sie in der Überschrift als „kommunikationswissenschaftliche Basistheorien“ betitelt.

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Footnotes
1
Rühl (2008, S. 189) verwendet für diese übergreifenden Theorien den Begriff der „Schlüsseltheorien“. Rau (2013, S. 13) nennt die Systemtheorie eine „Übertheorie“ der Kommunikationswissenschaft.
 
2
Nur bei einem System wird von „Operationen“ gesprochen.
 
3
Von Fuchs (2004) auch „System zweiter Ordnung“ genannt, siehe unten.
 
4
System/Umwelt-Differenz bedeutet, dass die Systemtheorie zwischen involvierten und nicht involvierten Komponenten unterscheidet. Der binäre Code des Mediensystems lautet beispielsweise „veröffentlichen/nicht veröffentlichen“, der des Politiksystems „Machtüberlegenheit/Machtunterlegenheit“, der des Kriegssystems „Sieg/Niederlage“ (vgl. Schneider 2007, S. 138), der des Techniksystems „kontrollierbar/unkontrollierbar“. Es wird in dieser Arbeit auf den binären Code Marcinkowskis (1993, S. 65–66), nämlich „veröffentlichen/nicht veröffentlichen“, rekurriert, allerdings nicht auf das System „Publizistik“, sondern das System „Journalismus“; zur Problematik und Abgrenzung siehe auch Scholl und Weischenberg (1998, S. 63–71).
 
5
Darin liegt auch ein Unterschied zu kriegerischen oder militärischen Operationen. Letztere betonen häufig die Normangemessenheit ihrer Handlungen, man denke nur an das so genannte Kriegsvölkerrecht.
 
6
Gemäß Niklas Luhmanns funktional-struktureller Systemtheorie entstehen zwischen den Systemen Brücken – beispielsweise von der Politik zum Journalismus und andersherum. Diese werden als „strukturelle Kopplung“ bezeichnet (vgl. Maturana 1985, S. 251) oder auch stärker als Interpenetration: Manchmal stellen Nachbarsysteme sich gegenseitig Elemente zur Verfügung, ohne dabei ihre eigene operative Geschlossenheit zu verlieren (vgl. Scholl und Weischenberg 1998, S. 48). So kann zum Beispiel das Publikum (Umwelt) als strukturell an das System Journalismus gekoppelt gelten, und zwar durch seine Aufmerksamkeit, die es ihm zuwendet.
 
7
Dies, so muss hier klargestellt werden, bezieht sich allerdings nur auf aufständischen, nicht auf Staatsterrorismus, da die Gesellschaft beim Staatsterrorismus zum Teil nichts von den Gewaltakten erfährt.
 
8
Für eine Zusammenfassung der Entwicklungsstränge des Konstruktivismus in der (deutschsprachigen) Kommunikationswissenschaft sowie der Verbindung zu den Cultural Studies vergleiche Hepp et al. (2017).
 
9
„Es ist die zentrale Annahme aller konstruktivistischen Ansätze, dass wir im Erkennen Befangene sind, dass der Zugriff auf eine absolute Wahrheit unmöglich ist“ (Pörksen 2016, S. 249). Pörksen (2016) bietet einen guten Überblick zu „Journalismus als Wirklichkeitskonstruktion“.
 
10
So gesehen wurde die Berichterstattung über den 11. September 2001 zu einem „profound test of the professionalism of journalists“ (White 2002, S. 34).
 
11
Hier lässt sich eine Brücke zu den Cultural Studies und zu Netzwerktheorien schlagen.
 
12
Auch wenn häufig Konstruktivismus auf Individualebene angesiedelt wird, mit dem Argument, es handele sich um eine Kognitionstheorie, zielt die konstruktivistische Perspektive genauso auf die Systemebene, da sie einen umfassenden systemischen Wirklichkeitsentwurf zugrunde legt, und findet auf allen Ebenen statt (s. Abschnitt 5.2).
 
13
Mead-Schüler Blumer (1969, S. 2) nennt drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus: „The first premise is that human beings act toward things on the basis of the meanings that the things have for them. […] The second premise is that the meaning of such things is derived from, or arises out of, the social interaction that one has with one’s fellows. The third premise is that these meanings are handled in, and modified through, an interpretative process used by the person in dealing with the things he encounters“.
 
14
Parsons schrieb den Essay wahrscheinlich 1939.
 
15
Auch hier wird eine starke Konstruktion, eine eigene Perspektive auf die „Wirklichkeit“ mit Worten aufgebaut: Die Gruppe der weiblichen Attentäterinnen der LTTE bezeichnete sich als „Birds of Freedom“ (vgl. Ramasubramanian 2004, S. 11).
 
16
Im unter Abschnitt 2.​1 eingeführten Sprachduktus eigentlich „Terrorismus“.
 
17
Die RAF ist ein gutes Beispiel für eine terroristische Vereinigung, die in ihre Strategie deutlich die Medien und ihre Öffentlichkeitswirkung mit einbezog (vgl. Rothenberger 2017b).
 
18
„Für die semantische Entwicklung des Begriffs ‚Öffentlichkeit‘ war die Ausweitung des geografischen Blickfeldes Europa entscheidend. Es entstand ein länderübergreifender Austausch politischer Ideen, der besonders gefördert wurde durch die zunehmende Verbreitung von Büchern und Zeitschriften und dem anwachsenden Briefverkehr zwischen Privatpersonen“ (Winter 1993, S. 31). Zur Geschichte des Wortes „Öffentlichkeit“ sowie seines Pendants „public sphere“ siehe auch Hohendahl (2000).
 
19
Hier wird aus dem Nachdruck von 1993 im Sammelband „Politische Kommunikation“ von Langenbucher zitiert.
 
20
Dabei kann der „Looking-glass“-Effekt eintreten, also „Projektionseffekte der persönlichen Einstellungen auf die Wahrnehmung des Meinungsklimas“ (Schenk und Rössler 1994, S. 261). Gehen beide Einstellungen konform, verstärkt sich die Meinung. Dazwischen befindet sich noch die Meinung der persönlichen Bezugsgruppe, welche ebenso mit der eigenen Meinung abgeglichen wird.
 
21
Das Arenenmodell wurde von Gerhards, Neidhardt und anderen seit Anfang der 1990er Jahre am Wissenschaftszentrum Berlin (WBZ) entwickelt. Im Sonderheft (Neidhardt 1994) finden sich noch eine Reihe weiterer grundlegender Aufsätze zum Thema „Öffentlichkeit“. Im Sinne des Arenenmodells kann das Kommunikationsviereck (s. Abb. 3.​5) auch auf ein Dreieck von Sprechern/Akteuren, Medien und Publikum reduziert werden.
 
22
Zur Dialektik von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit siehe Negt und Kluge (1977). Hier soll lediglich auf die Existenz unterschiedlicher Öffentlichkeiten von Arbeitern und Bougeoisie hingewiesen werden, im Folgenden werden diese beiden allerdings nicht unterschieden, da diese Trennung, wie die Autoren selbst schreiben, nicht klar vorzunehmen ist und im Laufe der Zeit immer mehr verwischt.
 
23
Die erste Auflage von Habermas’ „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ erschien 1962.
 
24
„Unter politischer Partizipation versteht man die freiwilligen Handlungen der Bürger mit dem Ziel, politische Sach- und Personalentscheidungen auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems zu beeinflussen oder unmittelbar an derartigen Entscheidungen mitzuwirken“ (Gabriel und Brettschneider 1998, S. 285).
 
25
Lässt sich die Analyse von Kommunikation und Rhetorik eines Redners noch im (Grenz-)Bereich der Kommunikationswissenschaft verorten, fällt die wichtige Analyse von Redner-Charisma stärker in den Bereich der Psychologie.
 
26
Dabei ist unter Umständen auch die Transintentionalität zu berücksichtigen. Transintentionalität meint „die nicht-intendierten Folgen intentionalen Geschehens“ (Greshoff et al. 2003, S. 10). Diese unbeabsichtigten, kontrollfernen Wirkungen finden sowohl auf Individual-, Organisations- als auch auf Systemebene statt.
 
Metadata
Title
Terrorismus aus Perspektive kommunikationswissenschaftlicher Basistheorien
Author
Liane Rothenberger
Copyright Year
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31080-6_5