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2014 | Book

Unter Mediatisierungsdruck

Änderungen und Neuerungen in heterogenen Handlungsfeldern

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About this book

Unter dem Stichwort Mediatisierung wird in der aktuellen Forschung die Frage behandelt, wie sich im Zuge des Eindringens einer Vielzahl unterschiedlicher (digitaler) Medien in den Alltag Aktivitäten, Interaktivitäten, Rituale, Normalitäten und Konventionen verändern. Die Besonderheit dieses Bandes für Fragen der Mediatisierung besteht in der ausdrücklichen Nähe zur Empirie, da jeder Beitrag diesen medieninduzierten Wandel kultureller Aktivitäten an einem jeweils konkreten Gegenstand nachzeichnet. Gleichwohl ist diese breite Palette von untersuchten mediatisierten Welten nicht nur als Ausdruck kontextspezifischer, sondern auch – und vor allem – als Ausdruck feldübergreifender Mediatisierungsphänomene zu verstehen. ​

Table of Contents

Frontmatter
Zur Einleitung: Mediatisierung von Handlungsfeldern
Zusammenfassung
Digitale Medien sollen bestimmte Handlungsziele erfüllen, legen Bedienungsweisen nahe, schließen andere aus, haben damit das Potential, Aktionen und Interaktionen zu ,regulieren`. Wenn hier von Mediatisierungsdruck die Rede ist, dann soll damit nicht technikdeterministisch argumentiert werden, gleichwohl aber auf die Widerstïndigkeit und Wirkkraft von Medientechnologien hingewiesen werden, die sowohl Restriktionen schaffen als auch Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
Tilo Grenz, Gerd Möll

Produzenten mediatisierter und medialisierter Welten

Frontmatter
Digitale Medien und ihre Macher: Mediatisierung als dynamischer Wechselwirkungsprozess
Zusammenfassung
In der aktuellen Mediatisierungsdiskussion werden Aspekte der kulturell geprägten Herstellung, d. h. der Entwicklungsprozesse von Medientechnologien durch Unternehmen bislang vernachlässigt. Am Beispiel der Entwicklung, Implementierung und fortlaufenden Modifizierung einer Fitness-Online-Plattform gibt der Text einen Einblick in die Komplexität solcher gegenwärtigen Medienentwicklungsprozesse. Als Grundlage dieser Komplexität wird eine auf Dauer gestellte Unabgeschlossenheit solcher digitaler Medien identifiziert. Diese Unabgeschlossenheit ergibt sich aus einer Verflechtung der permanenten Beobachtung und Auswertung des Verhaltens der Plattform–Nutzer, der daraus hervorgehenden Wahrnehmung ständiger medientechnologischer Anpassungs- und Veränderungsbedarfe und den fortwährenden technologischen Modifizierungen, die im bereits laufenden Betrieb erfolgen. Vor diesem Hintergrund wird im Beitrag für eine Abkehr von der Vorstellung plädiert, dass es sich bei digitalen Medien des Alltags um stabile bzw. gegebene Artefakte handelte. Eine zeitgemäße Mediatisierungsforschung erfordert vielmehr, die auf Dauer gestellten Rückkopplungsschleifen zwischen Entwicklung und Aneignung in den Blick zu nehmen.
Tilo Grenz
„Auf die Erzählung kommt es an…“
Mediale Prä- und Rekonstruktion von Events
Zusammenfassung
Am Beispiel der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 wird gezeigt, dass die Arbeit der Organisatoren derartiger Mega-Events keineswegs auf die Bewältigung von technischen, logistischen und künstlerischen Aufgaben reduziert werden kann. Von kaum zu überschätzender Bedeutung für den „Erfolg“ eines ganzjährigen Events wie der Kulturhauptstadt ist vielmehr die dauerhafte Bewältigung des Problems der Weckung öffentlicher Aufmerksamkeit. Die mediale Sichtbarmachung, Integration und Verklärung der diversen Kulturhauptstadt-Veranstaltungen erweist sich dergestalt als der eigentliche Kern des Organisationshandelns.
Gregor Betz

Aneignungsprozesse in mediatisierten Konsumwelten

Frontmatter
Amazon, Zalando und Co.: Schrei vor (Un)Glück!?
Mediatisiertes Konsumhandeln anhand von Reklamationserwartungen
Zusammenfassung
Für Konsumentinnen eröffnet das Internet den Zugang zu einem schier grenzenlosen Marktplatz – mit neuen, preiswerten und exklusiven Angeboten, mit Möglichkeiten, sich über Anbieter und Produkte zu informieren und sich untereinander auszutauschen. Mit den Verheißungen, Okkasionen und Freiheiten der ‚bunten Warenwelt‘ in Online-Kaufhäusern wie Amazon und Zalando und Auktionshäusern wie Ebay gehen jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Risiken einher. Wie Konsumentinnen mit der Erwartung an diese Risiken umgehen und inwieweit diese mit der Verbreitung neuerer Medien zusammenhängen, ist Thema des ersten Teils dieses Aufsatzes. Wie am Beispiel dieses Gegenstandes ein handlungsorientiertes Verständnis von Mediatisierung entwickelt werden kann, wird im zweiten Teil skizziert.
Paul Eisewicht
Mediatisierte Konsumwelten als Evokationen virtueller Vergemeinschaftung. Das Beispiel Collaborative Consumption
Zusammenfassung
Das Konzept der ‚Collaborative Consumption’ steht für den gemeinschaftlichen und nachhaltigen Konsum bzw. das Teilen persönlicher Dinge (z.B. Fahrzeuge, Kleidung oder Wohnraum). In diesem Beitrag wird eine Fallstudie zum Kommunikations- und Inszenierungsverhalten von Usern auf einer kostenlosen Online-Tauschbörse für Kleidung, Accessoires und Selbstgemachtes vorgestellt. Dabei wird im Besonderen untersucht, welche Möglichkeiten der Vergemeinschaftung internetbasierte Collaborative Consumption für Nutzer bereithält.
Jessica Pahl

Entgrenzungen und Wechselwirkungen mediatisierter Handlungsformen

Frontmatter
Fund me! Sondierungen zur Mediatisierung von produktions- und konsumptionsorientierten Handlungsformen im Rahmen des Finanzierungsmodells Crowdfunding
Zusammenfassung
Crowdfunding (zu Deutsch: Schwarmfinanzierung) ist ein neuartiges Modell der Finanzierung und Verwirklichung von Produkt- oder Dienstleistungsideen, bei dem Projektinitiatoren auf einschlägigen Internet-Plattformen um potentielle Unterstützern („Pledger“) für die Umsetzung ihrer kreativen und innovativen Konzepten werben. Der Beitrag betrachtet dieses Phänomen nicht nur als mediale Erweiterung von Projektfinanzierungsmodellen, sondern untersucht auch die Aushandlungsprozesse zwischen Anbietern und Pledgern in diesem multimedialen Rahmen sowie die Handlungsbedingungen und Einflussmöglichkeiten der beteiligten Akteure.
Miriam Gothe, Heiko Kirschner
Von Fischen und Haien. Zur Mediatisierung des Glücksspiels am Beispiel Online-Poker
Zusammenfassung
Am Beispiel Online-Poker wird gezeigt, was mit einem (Glücks )Spiel (und der dazugehörigen sozialen Welt) geschieht, zu dessen konstitutiven Bedingungen bislang ganz wesentlich die ‚Bewährung‘ in Face-to-Face-Situationen gehörte, wenn die Ausführung dieses Spiels aufgrund medientechnologischer Innovationen nicht mehr von Angesicht zu Angesicht erfolgt. Dabei wird deutlich, dass es unabweisbar ist, auch den nicht-intendierten Folgen von Mediatisierungsprozessen in sozialen Welten nachzugehen, deren Kernaktivitäten in immer stärkerem Ausmaß von der strategischen Generierung, Verarbeitung und Nutzung von Daten und Informationen beeinflusst werden, die im Vollzug ebendieser (mediatisierten) Kernaktivitäten anfallen.
Gerd Möll
Falsches Spiel mit dem Sport. Zur Mediatisierung von Sportwetten und ihren nicht-intendierten Nebenfolgen
Zusammenfassung
Im Bereich des Online-Sportwettens zeichnet sich ein vergleichbares Phänomen wie beim Online-Poker ab. Mediatisierung wird reflexiv, wird nicht mehr allein als Treiber, sondern zunehmend als Risiko für die Diffusion dieser Variante des mediatisierten Glücksspiels begriffen. Allerdings nimmt reflexive Mediatisierung beim Sportwetten eine vom Poker zu unterscheidende Form an.
Gerd Möll, Ronald Hitzler

Wissenssoziologische Reflexionen zur gesellschaftlichen Dimension von Mediatisierung

Frontmatter
Künstlich begleitet. Der Roboter als neuer bester Freund des Menschen?
Zusammenfassung
In Anbetracht der „Social Robotics“ drängt sich die Frage nach dem sozialweltlichen Status des technischen Artefakts nachgerade unabweisbar auf. Ausgangspunkt sind deren Ankündigungen, dass Roboter an die Stelle des menschlichen Gegenübers bzw. mit diesem in Kommunikation und Interaktion treten können. In der Entwicklung von „artificial companions“ werden langfristige Bindungen zu Robotern in Aussicht gestellt. Aus wissenssoziologischer Perspektive erweist sich das, was avancierte (Medien-)Technik ‚ist’ und ‚kann’, als Interaktionsprodukt – dies allerdings nicht nur im Prozess der Technikgenese, sondern im Zuge des kommunikativen Handelns, in dem diese Technik be-handelt wird und Sozialbeziehungen stabilisiert. Mediatisierungsrelevant erweist sich die Frage, wie die (medien-)technischen Entwicklungen der Robotik das Medientableau ergänzen, wie diese in Kernaktivitäten sozialer Welten eingeflochten werden und sich dort als Institution etablieren.
Michaela Pfadenhauer, Christoph Dukat
Leben im elektronischen Panoptikum
Die mediatisierte Alltäglichkeit von Observation und Exhibition
Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit dem universalhistorischen Umstand, dass Menschen sich beobachten, andere beobachten und von anderen beobachtet werden, und fragt nach den Folgen, die sich mit der zugenommenen Verbreitung als auch Normalisierung aktueller „Visualisierungstechnologien“ andeuten. Menschen gewöhnen sich zunehmend an die ständige staatliche und privatwirtschaftliche Überwachung (und an die damit implizierte Kontrolle) und akzeptieren diese im Kontext einer gestiegenen Gefährdungswahrnehmung. Und zugleich knüpfen sie ihre Selbstwahrnehmung, ihr Selbstwertgefühl, ja ihr Selbstverständnis schlechthin in einem kulturell neuen Ausmaß an das (vermeinte) Gelingen ihrer (visualisierungstechnisch gestützten) Selbst-Präsentation.
Ronald Hitzler
Metadata
Title
Unter Mediatisierungsdruck
Editors
Tilo Grenz
Gerd Möll
Copyright Year
2014
Electronic ISBN
978-3-658-03664-5
Print ISBN
978-3-658-03663-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-03664-5