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2020 | OriginalPaper | Chapter

16. Unwissenheit, Vertrauen, Opportunismus und Allokationseffizienz

Authors : Hans-Bernd Schäfer, Claus Ott

Published in: Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Dieser Ausspruch Lenins wird gerne kolportiert. Aus Erfahrung wissen wir, dass diese Forderung als allgemeine Lebensregel untauglich ist. Immer wieder gibt es Situationen, in denen wir anderen vertrauen sollten und können, während es in anderen Fällen wichtig ist, alles selbst zu überprüfen. Dass die zitierte Maxime ihre Probleme aufweist, ist aus ökonomischer Sicht selbstverständlich. Denn Kontrolle führt zum Aufwand von Informationskosten, während Vertrauen die Einsparung derartiger Kosten zur Folge hat. Mit dieser Einsicht ist aber noch nicht die Frage beantwortet, wann es sinnvoll und notwendig ist, anderen zu vertrauen, wann dieses Vertrauen rechtlich geschützt werden sollte, wann man sich die für eine Entscheidung notwendigen Informationen selbst beschaffen sollte und wann anderen ein materieller Anreiz verschafft werden sollte, sie aufzuwenden. Die Rechtswissenschaft hat sich mit Fragen des Vertrauens und Vertrauensschutzes intensiv befasst. Dabei hat sie allerdings den engen Zusammenhang zwischen dem Gesamtproblem der Informationsbeschaffung und -übertragung und der Frage des Vertrauensschutzes nicht hinreichend analysiert.

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Footnotes
1
Stigler G (1961) The Economics of Information. The Journal of Political Economy 3:213 ff. Vgl. auch Arrow K (1974) Limited Knowledge and Economic Analysis. American Economic Review 64:1 ff.
 
2
Diese Unterscheidung, die sich gerade für rechtliche Fragestellungen als äußerst fruchtbar erwiesen hat, geht auf Hirshleifer zurück. Hirshleifer G (1971) The Private and Social Value of Information and the Reward to Inventive Activity. American Economic Review 61:561 ff.; ders. (1973) Where are we in the Theory of Information? American Economic Review, Papers and Proceedings 63:31 ff.; Scheppele K (1988) Legal Secrets, Equality and Efficiency in the Common Law.
 
3
Vgl. Adams, AcP 186 (1986), 453.
 
4
Vgl. Kronman A (1978) Mistake, Disclosure, Information and the Law of Contracts. Journal of Legal Studies 7:1 ff.
 
5
Stigler G (1961) The Economics of Information. a. a. O., S. 213 ff.
 
6
Auf die Herleitung dieses Ergebnisses wird hier verzichtet. Der interessierte Leser sei auf den Stigler-Ansatz verwiesen, insb. auf S. 215; Stigler G (1961) The Economics of Information. a. a. O.
 
7
Nelson P (1970) Information and Consumer Behaviour. Journal of Political Economy 78:311 ff.; ders. (1974) Advertising as Information. Journal of Political Economy 82:729 ff. Über Glaubensgüter vgl. Darby M, Karni S (1973) Free Competition and the Optimal Amount of Fraud. Journal of Law and Economics 16:67 ff.
 
8
Auf Basaren in vielen Entwicklungsländern sind alle Waren, auch etwa Gewürze, unverpackt aufgestapelt. Abgepackte Ware einschließlich Konserven stammt oft von bekannten ausländischen Firmen. Dies ist zwar malerisch, aber auch unhygienisch. Die noch schwachen Märkte in diesen Ländern erlauben aber keine Verpackung vor der Kaufentscheidung, weil dies den Charakter der angebotenen Waren von Such- in Erfahrungsgüter ändern würde.
 
9
Klein B (1980) Transaction Cost Determinants of „Unfair“ Contractual Arrangements. American Economic Review 70:356 ff.
 
10
Vgl. North D (1994) Institutions and Credible Commitment. Economic History, https://​econwpa.​ub.​uni-muenchen.​de/​econ-wp/​eh/​papers/​9412/​9412002.​pdf, S. 1–22.
 
11
Vgl. auch Akerlof G (1970) The Market for Lemons: Qualitative Uncertainty and the Market Mechanism. Quarterly Journal of Economics 84:488 ff., hier S. 495.
 
12
Vgl. Kornhauser L (1983) Reliance, Reputation and Breach of Contract. Journal of Law and Economics 26:691 ff.
 
13
Ebenda, S. 703.
 
14
v. Weizsäcker C (1980) Barriers to Entry, A Theoretical Treatment. S. 71 f.
 
15
Körner S (1976) Induktion. In: Ritter J, Gründer K (Hrsg) Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 4, S. 330 f.
 
16
v. Weizsäcker C (1980) Barriers to Entry. S. 72 ff.
 
17
v. Weizsäcker C (1980) Barriers to Entry. S. 124.
 
18
Williamson O (1975) Markets and Hierarchies; Muris T (1981) Opportunistic Behaviour and the Law of Contracts. Minnesota Law Review 65:521 ff.; MacNeil J (1980) The New Social Contract: An Inquiry Into Modern Contractual Relations.
 
19
Köndgen, Selbstbindung ohne Vertrag. 1981, S. 270.
 
20
Okun A (1981) Prices and Quantities, A Macroeconomic Analysis. S. 122 ff.
 
21
Cooter R, Schäfer HB (2012) Solomon’s Knot, How Law Can End the Poverty of Nations. Princeton University Press, Kap. 3.
 
22
Okun A (1981) Prices and Quantities. S. 122 f.
 
23
Okun A (1981) Prices and Quantities. S. 122.
 
24
Dies scheint Köndgen zu unterstellen, wenn er als störende Elemente eines eingespielten Vertrauensmechanismus hauptsächlich „Macht- und Triebstrukturen“ anführt. Vgl. Köndgen, Selbstbindung ohne Vertrag, 1981, S. 244.
 
25
§§ 305 ff. BGB; Richtlinie 93/13/EWG des Rates vom 5. April 1993 über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen
 
26
Vgl. Leyens/Schäfer, AcP 210 (2010), 771. Auch Leuschner Plädiert dafür, die AGB-Kontrolle am Problem der Transaktionskosten auszurichten und ab einem Schwellenwert von 1 Mio. € für eine Transaktion keine Kontrolle mehr vorzunehmen. Vgl. Leuschner, JZ 2010, 875, Grundlegend Adams M (1983) Ökonomische Analyse des Gesetzes zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen. In: Neumann M (Hrsg) Ansprüche, Eigentums- und Verfügungsrechte. Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 140, S. 655 ff.
 
27
Hacker P (2019) Exploitative Contracts im Zeitalter maschinellen Lernens,
Eine rechtsökonomische Analyse. In: Faust F, Schäfer HB (Hrsg) Zivilrechtliche und rechtsökonomische Probleme des Internet und der künstlichen Intelligenz. Mohr Siebeck, Tübingen, S. 87–120; Shui H, Ausubel L (2005) Time Inconsistency in the Credit Card Market. 14th Annual Utah Winter Finance Conference, https://​papers.​ssrn.​com/​sol3/​papers.​cfm?​abstractid=​586622.
 
28
Schwartz A (2015) Regulating for Rationality. Stanford Law Review 67:1373 ff.
 
29
Beispiel: das Vollständigkeitsaxiom für rationales Entscheiden postuliert, dass ein Individuum sich eine Präferenz darüber bilden kann, ob es Alternative x der von z vorzieht, oder umgekehrt oder ob es zwischen beiden Alternativen indifferent ist. Dieses Axiom impliziert prozedurale Unabhängigkeit. Die Präferenz darf nicht davon abhängen, in welcher Reihenfolge die Alternativen präsentiert werden. Marketingstrategien zeigen, dass prozedurale Unabhängigkeit oft nicht gegeben ist. Wenn zum Beispiel ein Verkäufer dem Kunden die Wahlmöglichkeit aufzeigt, einen PKW mit einer normalen Radio zum Normalpreis oder mit einem raumfüllenden Klangkörper mit erheblichem Preisaufschlag zu kaufen, hängt die Entscheidung nicht selten davon ab, welches der beiden Geräte er dem Kunden zuerst vorführt.
 
Metadata
Title
Unwissenheit, Vertrauen, Opportunismus und Allokationseffizienz
Authors
Hans-Bernd Schäfer
Claus Ott
Copyright Year
2020
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-46257-7_16