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2016 | Book

Vergleichende Wahlkampfforschung

Studien anlässlich der Bundestags- und Europawahlen 2013 und 2014

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Wahlkämpfe gelten als unverzichtbare Spielwiesen der Demokratie und als Hochzeiten politischer Kommunikation. In ihnen verdichten sich in periodisch wiederkehrenden Abständen die routinemäßig ablaufenden Interaktionen zwischen Parteien, Massenmedien und WählerInnen. Eine Veränderung erfahren diese Austauschprozesse durch das zeitlich befristete Hinzukommen von politischer Werbung und wahlkampfspezifischen Kommunikationsereignissen wie TV-Duellen. Die Beiträge dieses Bandes widmen sich den vergangenen Bundestags-, Europa- und Landtagswahlkämpfen in Deutschland in konsequent vergleichender Perspektive. Zum einen handelt es sich um Zeitvergleiche, die Veränderungen der Wahlkampfkommunikation überprüfen. Zum anderen werden die Wahlkampfkommunikation und deren Wirkungen, wie sie sich auf verschiedenen politischen Ebenen realisieren, in Bezug zueinander gesetzt. Dadurch wird die populäre Annahme, Haupt- und Nebenwahlkämpfe würden von Parteien, Massenmedien und WählerInnen unterschiedlich angegangen werden, auf den empirischen Prüfstand gestellt.

Table of Contents

Frontmatter
In Gedenken an Jens Tenscher
Zusammenfassung
Als Jens Tenscher diesen Band plante, stand er mitten in einem produktiven und umtriebigen Wissenschaftlerleben, das durch seinen tragischen Tod abrupt und unbegreiflich endete. Vordergründig sind es diese Umstände, die seiner Initiative um dieses Buch Aufmerksamkeit verschaffen und auf die Studien der vergleichenden Wahlkampfforschung neugierig machen. Beim zweiten Blick wird auch die substantielle Bedeutung deutlich, denn Jens Tenscher hat den Fokus auf den Vergleich und vergleichende empirische Analysen politischer Kommunikation in Wahlkämpfen gelegt.
Barbara Pfetsch
Bundestags-, EU- und Landtagswahlkämpfe in Deutschland im Vergleich
Zusammenfassung
Die Zeit rund um die Bundestagswahlen am 27. September 2013 und die Wahlen zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014 kann als recht wahlintensiv beschrieben werden. Nur die Landtagswahlen berücksichtigend, fanden sechs Landtagswahlkämpfe statt. (Folgende Landtagswahlen fanden statt: 20. Januar 2013 in Niedersachsen, 15. September 2013 in Bayern, 22. September 2013 in Hessen, 31. August 2014 in Sachsen, 14. September 2014 in Brandenburg und in Thüringen.) Damit war zwar bei weitem nicht eine Dichtheit an Wahlkämpfen wie im Superwahljahr 2009 (vgl. Tenscher 2011, S. 7f.) gegeben, trotzdem versetzt eine solche Häufung von Wahlen auf unterschiedlichen politischen Ebenen die Parteien quasi in einen Dauerwahlkampf.
Uta Rußmann, Jens Tenscher

Parteien, KandidatInnenund Kampagnen

Frontmatter
Nebenwahleffekte auf der Angebotsseite?
Bundestagswahlprogramme 2013 und Europawahlprogramme 2014 im Vergleich
Zusammenfassung
Zentrales Merkmal von Europawahlen ist ihr Nebenwahlcharakter, vorrangig bezogen auf das Verhalten der WählerInnen, auf die Wahlkampagnen sowie die Medienberichterstattung. Mit Rückbindung an Reif und Schmidt (1980) zur Nebenwahlhypothese werden in diesem Kapitel Nebenwahleffekte auf das programmatische Angebot von Parteien in den Mittelpunkt gestellt. Dafür wird ein systematischer Vergleich von Bundestags- und Europawahlprogrammen deutscher Parteien der Jahre 2013/2014 durchgeführt. Basierend auf den abgeleiteten Merkmalen „Ressourceneinsatz“, „Dominanz nationaler Themen“ und „ideologische Distanz“ kann gezeigt werden, dass das programmatische Angebot deutscher Parteien einen schwachen bis moderaten Nebenwahleffekt aufweist, welcher sich durch einen geringeren Ressourceneinsatz für Europawahlprogramme sowie die größere ideologische Distanzierung zwischen den Parteien ergibt.
Stefanie John, Annika Werner
Webkampagnen im Vergleich von Bundestags- und Europawahlkämpfen
Ein Vergleich der Wahlen von 2009 und 2013/14
Zusammenfassung
Websites gehören mittlerweile zum Standardrepertoire der Wahlkampfmittel einer jeden Partei. Sie ermöglichen die Präsentation eines Gesamtbilds der Partei. Ziel dieser Studie ist es herauszufinden, welche Möglichkeiten der Information und Kommunikation die Parteien bei den Bundestags- und Europawahlkämpfen im Jahr 2009 und im Jahr 2013 bzw. 2014 auf ihren Websites nutzten bzw. nicht nutzten, um sich den WählerInnen zu präsentieren. Die Befunde der strukturanalytischen Langzeituntersuchung zeigen, dass die Parteien das Potenzial des Webs zur Information, Vernetzung, Partizipation und Mobilisierung nicht ausschöpfen. Allerdings lassen sich in den jüngsten Wahlkämpfen erste Nutzungsmuster zwischen den Parteienwebsites abbilden.
Uta Rußmann
Individuelle Kandidatenkampagnen bei der Bundestagswahl 2013 und der Europawahl 2014 im Vergleich
Zusammenfassung
In den letzten Jahren stehen individuelle Wahlkampagnen immer mehr im Fokus der Forschung. Dieser Beitrag präsentiert ein Analyseraster zur Beschreibung der Qualitäten dieser Wahlkampagnen, genauer bezogen auf Dauer, Intensität, Instrumente und Inhalte. Im empirischen Teil werden auf dieser Grundlage individuelle Wahlkampagnen bei der Bundestagswahl 2013 sowie der Europawahl 2014 in Deutschland verglichen und untersucht, inwiefern systematische Unterschiede durch Faktoren auf der Makro- (Wahlebene), Meso- (Parteizugehörigkeit) oder Mikroebene (Wahlerfolgschance) entstehen. Parteizugehörigkeit spielt lediglich für eine Unterscheidung zwischen der AfD und den etablierten Parteien eine Rolle, während Wahlebene und Erfolgschance in starkem Ausmaß Dauer und Intensität der Kampagnen bestimmen.
Heiko Giebler, Josephine Lichteblau
Wahlkampf im Mehrebenensystem: Ich und mein Land?
Ein Vergleich der Plakatwerbung in den Bundestags- und Europawahlkämpfen von 2009 und 2013/14
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag untersucht die Personalisierungsthese vor dem Hintergrund des Mehrebenensystems. Der Beitrag stützt sich auf eine Inhaltsanalyse der Wahlplakate zu den letzten zwei Bundestags- und Europawahlen. Eine zunehmende Personalisierung kann dabei nicht festgestellt werden, ebenso wenig wie maßgebliche Unterschiede im Personalisierungsgrad zwischen Bundestagsund Europawahlplakaten. Allerdings kann eine gewisse „Nationalisierung“ der Europawahlkämpfe beobachtet werden, indem die Parteien mit BundespolitikerInnen zu Europawahlen werben. 2014 lassen sich ein leichter Anstieg der Personalisierung und ein stärkerer Fokus auf EuropapolitikerInnen beobachten, möglicherweise durch die Einführung europäischer SpitzenkandidatInnen.
Mona Krewel, Sebastian Schmidt, Stefanie Walter

Medienangebote und Medieninhalte

Frontmatter
Auf dem Weg zur Konvergenz?
Bundestags- und Europawahlberichterstattung in der deutschen Presse im Vergleich, 1979–2014
Zusammenfassung
Dieser Beitrag schreibt eine Langzeitstudie zur Berichterstattung deutscher Tageszeitungen über Europawahlen seit 1979 und Bundestagswahlen seit 1980 fort. Er prüft die These der „second-rate-coverage“ über Europawahlen. Diese besagt, dass Medien über Europawahlen als „second-order national elections“ weniger umfangreich, intensiv und prominent berichten, als über Bundestagswahlen („first-order national elections“). Zudem seien Europawahlkandidaten in der Medienberichterstattung weniger präsent als z. B. Kanzlerkandidaten. Die Analyse zeigt insbesondere im Wahljahr 2014 Tendenzen einer Konvergenz: Über die Europawahl 2014 wurde umfangreicher, intensiver und personalisierter berichtet, als je zuvor. Damit nähert sich die Berichterstattung über Europa- und Bundestagswahlen einander an.
Melanie Leidecker-Sandmann, Jürgen Wilke
Twitter-Nutzung in den Bundestagswahlkämpfen 2009 und 2013 im Vergleich
Zusammenfassung
Der Microblogging-Dienst Twitter ist zu einem festen Element politischer Kommunikation in Deutschland geworden. Dennoch sind die Dynamiken politisch relevanter Kommunikation auf Twitter, ihre Verzahnung mit dem politischen Geschehen und der politischen Medienberichterstattung sowie ihre Wirkungen nur unzureichend bekannt. Dieser Beitrag vergleicht die auf Politik bezogene Kommunikation auf Twitter im Verlauf der Bundestagswahlkämpfe 2009 und 2013. Die Darstellung konzentriert sich darauf, welche politischen Ereignisse zu einem Anstieg in politischen Twitter-Nachrichten führten und ob traditionelle oder neue politische Akteure den Kommunikationsraum Twitter in beiden Bundestagswahlkämpfen dominierten.
Andreas Jungherr, Pascal Jürgens

Resonanzen und Wirkungender Kampagnen

Frontmatter
Sind Bundestagswahlen noch Hauptwahlen?
Die Wahlkampfexposition im Zeitraum von 2009 bis 2014
Zusammenfassung
Angesichts der zuletzt wenig intensiv geführten Bundestagswahlkämpfe untersucht der Beitrag, inwiefern sich Haupt- und Nebenwahlen bei der Nutzung politischer Informationsquellen unterscheiden. Betrachtet werden speziell das Ausmaß und die Ungleichheit bei der Nutzung von Informationen in traditionellen Massenmedien und Neuen Medien, bei politischen Gesprächen sowie bei der Exposition gegenüber der Kampagnenkommunikation der Parteien. Als Datengrundlage dienen die GLES-Langfrist-Online-Tracking-Studien, die zu den Bundestags- und Europawahlen sowie 16 Landtagswahlen im Zeitraum von 2009 bis 2014 durchgeführt wurden. Die empirischen Befunde unterstreichen die Bedeutsamkeit kompetitiver Hauptwahlen für eine möglichst umfassende und gleichmäßige Informierung der BürgerInnen.
Julia Partheymüller, Anne Schäfer
Politische Internetnutzung bei Haupt- und Nebenwahlen in Deutschland
Eine Untersuchung der Bundestags- und Landtagswahlen zwischen 2009 und 2013
Zusammenfassung
Die bisherige Forschung zum Online-Wahlkampf hat sich primär auf die Adaption der neuen technischen Möglichkeiten durch die Politik konzentriert und die politische Internetnutzung durch das Elektorat eher vernachlässigt. Der vorliegende Beitrag untersucht die Nutzung der im Internet verbreiteten Wahlkampfkommunikation im Kontext der Bundestagswahlen 2009 und 2013 sowie sechs wichtiger Landtagswahlen in diesem Zeitraum. Neben dem generellen Umfang der Internetnutzung und ihrer Entwicklung im Zeitverlauf fragt er nach etwaigen Differenzen in der Rezeption des Online-Wahlkampfes auf Bundes- und Länderebene. Eine systematische Variation der Nutzung des Internets auf Bundes- und Länderebene kann dabei nicht belegt werden, wohl aber Unterschiede zwischen einzelnen Wahlgängen. Kontextfaktoren des Wahlkampfs erweisen sich neben individuellen Bestimmungsfaktoren als bedeutsame Ursachen der Varianz politischer Internetnutzung.
Frank Marcinkowski, Felix Flemming
Duett vs. Duell?
Rezeption und Wirkung der TV-Duelle vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 im Vergleich
Zusammenfassung
Der Beitrag vergleicht die Rezeption und Wirkung der TV-Duelle 2009 und 2013 vor dem Hintergrund der kommunikativen Positionierungen der KandidatInnen und ihrer Parteien im Wahlkampf. Während die wenig konfrontative Debatte zwischen den Kabinettskollegen Merkel und Steinmeier vor allem von politisch Interessierten verfolgt wurde, erzielte die Diskussion der Kanzlerin mit Oppositionsführer Steinbrück auch unter den politikferneren BürgerInnen eine größere Reichweite. Auf die Bewertungen von Merkel und der CDU/CSU konnten weder 2009 noch 2013 Debatteneffekte festgestellt werden. Steinbrücks Auftritt war erfolgreicher als der Steinmeiers: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gelang es ihm, seine persönliche Bewertung und die Wahlentscheidung zugunsten der SPD positiv zu beeinflussen.
Marko Bachl
Interpersonal political communication in election campaigns in a comparative perspective
Abstract
This chapter investigates differences in the nature and relevance of interpersonal political communication for individual participation in elections that differ in their political saliency. The analysis uses survey data collected in Germany in national and European Parliamentary (EP) election campaigns to examine these differences. Results bring support to the thesis that first- and second-order election campaigns differ in the level of political engagement that they entail. Citizens engage more often in political conversations at the time of national compared to EP election campaigns. More frequent engagement in political conversations and the presence of a partner of political discussion who intends to vote and whose vote choice is known are positive correlates of one’s decision to cast a vote in national but not EP elections.
Oana Lup
Backmatter
Metadata
Title
Vergleichende Wahlkampfforschung
Editors
Jens Tenscher
Uta Rußmann
Copyright Year
2016
Electronic ISBN
978-3-658-12977-4
Print ISBN
978-3-658-12976-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12977-4