2011 | OriginalPaper | Chapter
Vielfalt als Motor städtischer Entwicklung. Das Beispiel der Keupstraße in Köln
Authors : Elizabeta Jonuz, Erika Schulze
Published in: Neue Vielfalt in der urbanen Stadtgesellschaft
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Alle klassischen Einwanderungsländer weisen Kontinuitäten wie auch Brüche innerhalb ihrer Einwanderungsgeschichten auf. Dabei beschritt die Bundesrepublik, die von Beginn an durch Migration geprägt war, einen sehr spezifischen Weg: sie verleugnete über viele Jahrzehnte, ein Einwanderungsland zu sein, folgte weitgehend geschlossen der „parteiübergreifenden Lebenslüge“ (Bade 1994: 20). Erst im letzten Jahrzehnt – mit dem Zuwanderungsgesetz – hat sich die Bundesrepublik dazu bekannt, eine Einwanderungsgesellschaft zu sein, die durch Migration und Vielfalt geprägt ist. Diese späte Öffnung hatte und hat politische Folgen, die nur allmählich überwunden werden; der öffentliche wie auch der mediale Diskurs wandelt sich nur langsam. Trotz Einwanderungsrealität und einer gewissen Geübtheit’ im Alltag hält sich ein hartnäckiger ethnisch-nationaler Umgang innerhalb des städtischen Alltagslebens (Yildiz 2009: 2). Besonders skeptisch ist dabei der Blick, der auf die migrationsgeprägten Quartiere gerichtet wird, auf das ,Gallus‘ in Frankfurt, ,Kreuzberg‘ in Berlin oder die ,Keupstraße‘ in Köln. Schnell sind hier Begriffe wie ,Ghetto‘ oder der ,Parallelgesellschaft‘ bei der Hand, mit denen man die Entwicklung dieser Stadtviertel zu beschreiben meint (vgl. Schulze 2006). So überschreibt die BILD-Zeitung im Mai 2010 einen Artikel über einen von Migration geprägten Kölner Stadtteil mit dem Titel „Straßen der Angst, in die sich kein Polizist mehr alleine wagt.“ Die problemorientierten und kulturalistischen Diskurse prägen weiterhin die öffentliche Debatte über Migration in starkem Maße – und die Debatte wird regelmäßig auf dem Terrain der Stadtgesellschaft (Hess 2009) ausgetragen. Unsichtbar bleibt dabei die Bedeutung der Migration für die Entwicklung der Städte. Denn ohne Migration wären Köln, Frankfurt, und Berlin nicht das, was sie heute sind: Metropolen Europas.