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2020 | Book

Weg vom Öl

Potenzial und Grenzen der Bioökonomie

Author: Dr. Manfred Kircher

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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About this book

Wir alle wissen, dass die Wirtschaft von fossilen auf nachwachsende Rohstoffe umsteigen muss. Um diese gewaltige und komplexe Aufgabe zu bewältigen, sollen zukünftig Energie, Treibstoffe, Kunststoffe und Chemieprodukte durch Methoden der Bioökonomie produziert werden. n vielen Fällen ist eine biobasierte Herstellung bereits heute möglich und einige biobasierte Produkte sind schon lange auf dem Markt; allerdings ist ihr Anteil noch viel zu gering. In diesem Buch erfahren Sie, weshalb der Übergang zur Bioökonomie derart langsam verläuft (und sich so schwierig gestaltet), welche Rolle die Bioökonomie langfristig spielen kann und wie der Umstieg gelingt.

Woran liegt es, dass die Wirtschaft angesichts des Klimawandels nicht schneller auf biobasierte Produkte umstellt? Können wir überhaupt genügend nachwachsende Rohstoffe produzieren? Welches Potential steckt in Abfall- und Reststoffen? Unterstützen die politischen Rahmenbedingungen die Rohstoffwende? Was kommt auf die Land- und Forstwirtschaft, den Energiesektor, die Chemieindustrie, die Abfallwirtschaft zu? Wie sind Städte, ländliche Räume und die industrielle Infrastruktur betroffen? Das Buch stellt sich diesen komplexen Fragen und diskutiert die Bedingungen für eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Bioökonomie in Deutschland.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Bioökonomie wird zukünftig wesentlich zur deutschen Wirtschaft beitragen, und deshalb ist ihre Weiterentwicklung Teil der Regierungsprogramme auf Bundes- und Länderebene. Trotzdem ist der Begriff Bioökonomie in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt, und die Verwendung von Biomasse als industriellem Rohstoff stößt teilweise auf Skepsis. Dieses Kapitel definiert die Begriffe „Bioökonomie“ und „Biomasse“ und benennt Aspekte der Bioökonomie, über die gesellschaftlicher Konsens herrscht, die strittig sind oder die nur ungenügend beachtet werden.
Manfred Kircher
Kapitel 2. Warum wir die Bioökonomie brauchen
Zusammenfassung
Ernährung, Treibstoffe, Chemieprodukte und viele Materialien bestehen aus kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Zwei Drittel dieses Kohlenstoffs sind heute fossilen Ursprungs, ein Drittel wird mit biologischen, vorwiegend pflanzlichen Rohstoffen als Biomasse bereitgestellt. Der größte Teil dieser Biomasse geht in die Ernährung, die fossilen Rohstoffe dienen dagegen weitgehend der Energieerzeugung. Nur ein kleiner Teil der biogenen und der fossilen Rohstoffe wird zu Materialien und Chemieprodukten weiterverarbeitet. Im Vergleich zu Biomasse bieten Kohle, Erdöl und Erdgas hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, des Transports und der Verarbeitung sehr vorteilhafte Eigenschaften. Auf dieser Basis hat sich im Zuge der Industrialisierung weltweit und auch in Deutschland die sehr effiziente fossilbasierte Wirtschaft etabliert, die allerdings Treibhausgase emittiert und so maßgeblich den Klimawandel verursacht. Der Klimawandel fordert deshalb die Reduktion der Treibhausgase durch die Abkehr von fossilen Rohstoffen. Dafür gibt es zwar mehrere technische Möglichkeiten, aber auf absehbare Zeit bietet nur die Bioökonomie die Voraussetzungen, in den nächsten Jahrzehnten umgesetzt zu werden.
Manfred Kircher
Kapitel 3. Welche Biomasserohstoffe sich anbieten
Zusammenfassung
Aus Biomasse kann grundsätzlich dasselbe breite Produktspektrum erzeugt werden, das wir auf Basis von Kohle, Erdöl und Erdgas gewohnt sind. Biomasse ist deshalb der grundlegende Rohstoff der Bioökonomie. Allerdings besteht Biomasse aus einer Vielzahl unterschiedlicher Komponenten, die mehr oder weniger aufwendige Verwertungsmethoden erfordern. Auch die bei der Verarbeitung anfallenden flüssigen, festen und gasförmigen Nebenprodukte und Reststoffe können weiterverarbeitet werden. Grundsätzlich sind also alle Bestandteile von Biomasse verwertbar.
Manfred Kircher
Kapitel 4. Der Stand der Bioökonomie in Deutschland
Zusammenfassung
Biomasse wird seit alters her von den Branchen der konventionellen Bioökonomie verarbeitet. Unter ihnen ist die Nahrungsmittelindustrie wirtschaftlich am bedeutendsten. In der Landwirtschaft dient der größte Teil der Agrarflächen der Futtermittelproduktion, und in der Holzwirtschaft ist der Energiesektor der größte Abnehmer. Wachstumspotenzial besteht für die moderne Bioökonomie in den Branchen, die die Rohstoffwende noch vor sich haben. Das sind die Sektoren der Bau-, Chemie, Pharma-, Energie- und Abfallwirtschaft.
Manfred Kircher
Kapitel 5. Hürden und Zielkonflikte hemmen die Bioökonomie
Zusammenfassung
Die moderne Bioökonomie ist mit den ökonomischen Hürden komplexer Rohstoffe, vielstufiger Wertschöpfungsketten und dezentraler, kleinskaliger Produktionsanlagen konfrontiert. Sie führen zu höheren Produktionskosten, zur Verschiebung von Arbeitsplätzen und für alle Marktteilnehmer einschließlich der Konsumenten zu einem höheren Preisniveau. Um die Nachhaltigkeit der Produktion von Biomasse zu sichern, müssen die planetaren Grenzen und die Kapazität der Ökosystemleistungen beachtet werden. Zielkonflikte sind zwischen der Produktion von Biomasse für die Ernährung bzw. zu industriellen Zwecken sowie landwirtschaftlich bedingten Treibhausgasen und dem Klimaschutz absehbar.
Manfred Kircher
Kapitel 6. Welche Lösungsoptionen bieten sich an?
Zusammenfassung
Um die Ökosystemleistungen zu schonen und die planetaren Grenzen einzuhalten, müssen biogene Kohlenstoffquellen für diejenigen Branchen priorisiert werden, die auf kohlenstoffhaltige Rohstoffe angewiesen sind. Diese Branchen sollen Biomasse, Reststoffe der Verarbeitung und Produkte nach der Nutzung vollständig verwerten und so die Bioökonomie in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickeln. Geeignete Verfahrenskonzepte sind die Koppel- und Kaskadennutzung sowie die Rezyklierung. Dazu gehört auch die Verwertung gasförmiger Kohlenstoffquellen, die den natürlichen Kohlenstoffkreislauf um einen technischen Kreislauf ergänzt. Diese Verfahren sind energieintensiv und verlangen deshalb die Integration der Bioökonomie in den Energiesektor.
Manfred Kircher
Kapitel 7. Den Übergang in die Bioökonomie gestalten
Zusammenfassung
Die starke Wettbewerbsposition, das Beschäftigungspotenzial und die Wertschöpfung sprechen dafür, in Deutschland insbesondere die stoffliche Verwertung von biogenen Rohstoffen in der Chemie- und Pharmaindustrie voranzutreiben. Die Rahmenbedingungen müssen dafür so weiterentwickelt werden, dass das Potenzial der Rohstoffwende und der Kohlenstoffrezyklierung vollständig gehoben werden kann. Bis 2050 zeichnet sich nicht nur ein erheblicher Investitionsbedarf ab; alle Akteure, d. h. Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre, Finanzsektor, Politik und öffentliche Verwaltung sowie die Gesellschaft an sich müssen das Konzept der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft gemeinsam tragen und realisieren.
Manfred Kircher
Kapitel 8. Fazit
Zusammenfassung
Die globale Durchschnittstemperatur ist seit vorindustrieller Zeit um 1 °C gestiegen, und seit Beginn der Temperaturmessungen im Jahr 1880 sind die 10 wärmsten Jahre in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen. Als wesentliche Ursache identifiziert die bei Weitem überwiegende Mehrheit der Klimaforscher die Emission von Treibhausgasemissionen, und zwar vor allem die aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe. Deshalb haben sich im Pariser Klimaabkommen 197 Staaten darauf geeinigt, die Emission bis 2050 drastisch zu senken, und das heißt, von Kohle, Erdöl und Erdgas Abschied zu nehmen.
Manfred Kircher
Backmatter
Metadata
Title
Weg vom Öl
Author
Dr. Manfred Kircher
Copyright Year
2020
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-61490-7
Print ISBN
978-3-662-61489-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61490-7