Skip to main content
Top

2018 | OriginalPaper | Chapter

Wie der Aufstieg des gelehrten Rechts im Mittelalter den wirtschaftlichen Aufstieg Europas beförderte. Eine empirische Untersuchung

Authors : Hans-Bernd Schäfer, Alexander Wulf

Published in: Bedeutung des Wirtschaftsrechts für die volkswirtschaftliche Entwicklung

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zwischen 1200 und 1600 setzte sich die wirtschaftliche Entwicklung in Westeuropa von der in allen anderen Weltregionen ab. Gegen Ende dieser Periode lag das Pro-Kopf-Einkommensniveau deutlich höher als irgendwo sonst auf der Welt. Wir bringen diese einzigartige Entwicklung in Verbindung mit der Rezeption des römischen Rechts, dem Aufstieg des Kirchenrechts und der Entwicklung der Rechtswissenschaft als methodisch geleiteter akademischer Disziplin, die an Universitäten gelehrt wurde. Wir testen zwei konkurrierende Hypothesen über den Einfluss dieser Entwicklung auf das wirtschaftliche Wachstum im mittelalterlichen Europa. Der ersten These zufolge war die Ausbreitung des materiellen römischen Rechts dem Aufschwung des Handels und dem ökonomischen Wachstum förderlich. Nach der zweiten und konkurrierenden These war das Wachstum keine Folge der Rezeption römisch rechtlicher Normen, sondern vielmehr der rationalen, wissenschaftlichen und systemischen Eigenschaften des römischen und des Kirchenrechts sowie der Ausbildung von Juristen an den neu gegründeten Universitäten (Verwissen-schaftlichung). Das verlieh dem Recht eine ganz Westeuropa durchwirkende innovative Flexibilität, die auch das Handelsrecht (lex mercatoria) und das überkommene Gewohnheitsrecht beeinflusste. Unter Verwendung von Daten über die Einwohnerzahl in mehr als 200 europäischen Städten, die wir als groben Indikator für die Entwicklung der Pro Kopf Einkommens verwenden, stellen wir fest, dass nicht in erster Linie die Rezeption römischen Rechts in einer Region entscheidend war. Vielmehr war es die Zunahme juristischer Fakultäten an den Universitäten und das Entstehen einer rechtswissenschaftlichen Methodik durch Glossatoren und Kommentatoren und ihre Interpretation und Systematisierung der Quellen des römischen Rechts (Corpus Juris Civilis, Digesten) und des kanonischen Rechts. Die neu entstandene Fähigkeit, allgemeine normative Schlüsse aus diesen Quellen zu ziehen, führte zu Abstraktion, Methodologie und dem Aufstieg des gelehrten Rechts als akademischer Disziplin. Wo immer in Europa Rechtsfakultäten eingerichtet wurden, erlernten Juristen neue, bisher unbekannte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die förderlich für Handel und Gewerbe waren. Dies galt in allen Regionen, wo das neue Recht gelehrt wurde unabhängig davon, ob und in welchem Umfang in der Region das römische Recht sich durchsetzte.

Dont have a licence yet? Then find out more about our products and how to get one now:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Metadata
Title
Wie der Aufstieg des gelehrten Rechts im Mittelalter den wirtschaftlichen Aufstieg Europas beförderte. Eine empirische Untersuchung
Authors
Hans-Bernd Schäfer
Alexander Wulf
Copyright Year
2018
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-22034-1_2