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2015 | Book

Wissen in digitalen Netzwerken

Potenziale Neuer Medien für Wissensprozesse

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​Wissensprozesse bilden den dynamisierenden Erfolgsfaktor moderner Gesellschaften. Die Analyse von Wissensprozessen im Kontext digitaler Netzwerke sowie unter besonderer Berücksichtigung der immer dominanter werdenden Formen von Social Media verspricht ein größeres Orientierungswissen über diese komplexen Phänomene. Auf Basis der Theorie der Selbstorganisation können Wissensprozesse als dynamische Gleichgewichts- bzw. Ungleichgewichtszustände beschrieben werden. An Fallbeispielen (Wikipedia, Open-Source-Software) wird gezeigt, dass Formen zirkulärer Kausalität immer dominanter werden. Die Theorie des symbolischen Kapitals wiederum liefert Erklärungsmodelle für Akteure der digitalisierten Netzwerkgesellschaft. Zudem werden auch die Veränderungspotenziale dieser Medienformen für ethische und soziale Prozesse aufgezeigt, die sich in zahlreichen politischen Entwicklungen der jüngeren Zeit (z.B. Aufstände in der arabischen Welt) ablesen lassen.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Es lässt sich als zentrale Einsicht in unser Lebenszeitalter formulieren, dass die „Computergalaxis“ die menschliche und außermenschliche Welt zu weiten Teilen in ein dynamisches Meganetz verwandelt hat, in Richtung eines „Daten-Information-Wissensorganismus“ (Götschl 2012, 57). Informatisierung und Digitalisierung prägen in Form von zunehmender Durchdringung aller Lebensbereiche mit Informations- und Kommunikationstechnologien das Leben der BewohnerInnen der entwickelten Länder – und in rasch fortschreitendem Ausmaß auch von Schwellen- und Entwicklungsländern. Neu gegenüber vorangegangenen Lebenszeitaltern ist nicht die technologische Veränderung an sich, sondern sind die Charakteristika, dass sich (1) der Wandel ständig beschleunigt, (2) dass Technik alle Lebensbereiche erfasst und (3) die weltweite Verbreitung der Technik (vgl. Rapp 1993, 36).
Robert Gutounig
2. Ziele und Methoden
Zusammenfassung
Übergeordnetes Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse ausgewählter multifunktionaler Aspekte von Wissen unter den Bedingungen digitaler Vernetzung, die in unterschiedlichen Ausformungen die Wissensgesellschaft bestimmen. In gewisser Hinsicht – und selbstverständlich ohne Vollständigkeit anstreben zu wollen – handelt es sich um eine Re-Aktualisierung der von Jean-François Lyotard im Jahre 1979 aufgeworfenen Frage nach dem Zustand des Wissens in den postindustriellen Gesellschaften (vgl. Lyotard 1994), die sich in den vergangenen Jahrzehnten durch einen radikalen Wandel hin zu wissensbasierten Netzwerkgesellschaften entwickelt haben.
Robert Gutounig
3. Wissen als Gegenstand der Forschung
Zusammenfassung
Nicht nur die Weiterentwicklung, sondern auch die Reflexion über die Natur und Beschaffenheit von Wissen stehen seit Jahrtausenden im Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses. War es zunächst hauptsächlich die Philosophie, die sich mit der Frage „Was ist Wissen?“ beschäftigte, so gesellen sich – v. a. seit dem 19. Jahrhundert – zunehmend andere traditionelle und neu entstandene Disziplinen hinzu, parallel zum technologischen Fortschritt, der durch den Ausbau des wissenschaftlichen Wissens erheblich befördert wurde. Zunächst soll daher das Forschungsgebiet beleuchtet und Disziplinen dargestellt werden, die für den Kontext dieser Untersuchung Relevanz besitzen.
Robert Gutounig
4. Die Netzwerkgesellschaft
Zusammenfassung
Ausgelöst durch die in der Informationsgesellschaft stark wachsende Bedeutung von Netzwerkstrukturen hat sich neben den Analysen zur Wissensgesellschaft – v. a. durch die Arbeiten von Manuel Castells (2004) – das Paradigma der Netzwerkgesellschaft zur Erforschung gegenwärtiger sozialer Verhältnisse herausgebildet. Spätestens seit der Verdichtung von Schienen- und Straßennetzen im 19. Jahrhundert sind Netzwerke eine der dominanten Strukturformen der modernen Gesellschaft und werden häufig als deren Sinnbild verwendet. Gesellschaftliche Analysen der Gegenwart kommen ohne den entsprechenden Bezug kaum mehr aus, zumal netzwerkförmige Verknüpfungen in verschiedensten Bereichen weiter zunehmen und hierarchische Organisationsformen zurückdrängen, die in der Industriegesellschaft dominant waren (vgl. Stalder 2006, 30).
Robert Gutounig
5. Soziodynamische Wissensprozesse in digitalen Netzwerkstrukturen
Zusammenfassung
Die neuen Informations- und Wissenstechnologien haben zu einer Entfaltung von distributiver Kreativität geführt (vgl. Götschl 2012, 63). Darunter ist ein sowohl quantitatives als auch qualitatives Mehr an Kreativitätsleistung insgesamt zu verstehen, das sich zunehmend abseits von klassischen Innovationsfeldern realisiert. Ein Charakteristikum dieser Entwicklung ist auch, dass – zumindest in den industrialisierten Staaten (vgl. Kap. 6.1.2) – potenziell alle NutzerInnen von Wissenstechnologien TeilhaberInnen an Wissensprozessen sein können. Dies könnte schließlich zu einem emergenten Menschenbild führen, das geprägt ist durch „ein neues Netzwerk von distributiver Intelligenz, Kreativität und Innovativität“ (vgl. Götschl 2012, 79f; Herv. i.O.).
Robert Gutounig
6. Soziale und ethische Implikationen offener Wissensprozesse in der Wissensgesellschaft
Zusammenfassung
Einen wichtigen Markstein für ein besseres Verständnis der Rolle, die Wissen in hoch entwickelten Gesellschaften spielt, bildet die 1979 als Gelegenheitsarbeit angefertigte Studie „Das postmoderne Wissen“ von Jean-François Lyotard. Geradezu charakteristisch für einige der zentralen Aussagen dieser Studie ist, dass sie gerade nicht rein als ein Produkt freier wissenschaftlicher Betätigung, sondern als Auftragswerk des Universitätsrates der Regierung von Quebec angefertigt wurde. Es spiegelt sich somit auch im Kontext der Entstehung ein wenig die Transformation der Universitäten als klassische Hüter des Wissens über die Jahrhunderte hin zu Playern im Innovationssystem, die auch Auftragsforschung betrieben, wider.
Robert Gutounig
7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zusammenfassung
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit sind die in digitalen Netzwerkmedien ablaufenden Wissensprozesse unter besonderer Berücksichtigung der immer dominanter werdenden Formen von Social Media. Es geht darum, Facetten aufzuzeigen, die aus interdisziplinärer Perspektive für den gegenwärtigen Umgang mit Wissenstechnologien bzw. allgemeiner mit Wissensprozessen charakteristisch sind. Da dies aus vorwiegend theoretischer Perspektive erfolgt, bot sich als leitmotivische Unterscheidung diejenige zwischen Orientierungswissen und Anwendungswissen an: Orientierungswissen meint neben der Darstellung der Phänomene und ihrer Abhängigkeiten auch die reflexive Durchdringung, die letztlich für jeden auch die Grundlage für eine normative Bestimmung bietet.
Robert Gutounig
Backmatter
Metadata
Title
Wissen in digitalen Netzwerken
Author
Robert Gutounig
Copyright Year
2015
Electronic ISBN
978-3-658-02110-8
Print ISBN
978-3-658-02109-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02110-8