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2014 | Book

Zwischen Lebenswelt und Renditeobjekt

Quartiere als Wohn- und Investitionsorte

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About this book

​Wohnquartiere stehen im Mittelpunkt eines dynamischen Spannungsfelds lebensweltlicher und investiver Interessen. Die BeitragsautorInnen beleuchten die unterschiedlichen Quartiers- und Akteursperspektiven und thematisieren beispielhafte Spannungsfelder des Verhältnisses zwischen Wohnungsunternehmen, MieterInnen und Kommunen: Während die öffentliche Hand dem Quartier als Ort von Inklusion und Vernetzung eher eine integrative Funktion zuschreibt, betrachtet es die Immobilienwirtschaft vor dem Hintergrund einer global agierenden Akteurskulisse. Das „ Quartier“ wird hier immer öfter in eine Strategie der Vermarktung des Wohnraumangebotes eingebettet und aus einer konsum- und lebensstilorientierten Perspektive strategisch emotionalisiert. ​

Table of Contents

Frontmatter

I Grundlagen

Frontmatter
Das Quartier im Kontext von Lebenswelt und Wohnungswirtschaft – eine Einführung
Zusammenfassung
Die Entwicklung von Wohnungsbeständen hat sich in den letzten Jahrzehnten in eine Richtung verändert, die man als post-/spätmodern oder auch als post-/neofordistisch bezeichnen könnte. Verschiedene Trends spielen hierbei eine Rolle: Aufgrund der zunehmenden Internationalisierung werden Wohnimmobilien zu lokal attraktiven Objekten einer globalisiert agierenden Ökonomie. Dabei entstehen Adaptionsnotwendigkeiten für alle relevanten Akteure, wie z.B. Bestandsanpassungen, neue Prinzipien der Projektentwicklung oder variierende Förderkulissen. Die „postmodernen“ Zeiten bringen auch eine veränderte Akteurskulisse in der Wohnungswirtschaft mit sich, in der neue Handlungslogiken und Verwertungsstrategien zur Anwendung kommen. Spannungen und Zielkonflikte zwischen Investoren, Wohnungsunternehmen, Kommunen und Mietern sind dabei oft die Folge.
Oliver Niermann, Olaf Schnur, Matthias Drilling
Quartiere als Investitionsobjekte
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird das Stadtquartier durch die ökonomische Brille betrachtet. Hierbei soll ganz bewusst ein Themenfächer aufgespannt werden, um die verschiedenen thematischen und auch methodischen Zugänge besser erläutern zu können. Es werden zunächst die Besonderheiten des Quartiers aus der ökonomischen Sicht erläutert, bevor genauer auf die Frage des Quartiers als Investitionsobjekt eingegangen wird. Eng verwoben mit dieser Frage sind die Themen Stadtrendite und Quartier sowie Stadtwert bzw. Quartierswert, die im Anschluss dargelegt werden. Am Ende wird dann zusammenfassend auf den interdisziplinären Beitrag der Wirtschaftswissenschaften für die Quartiersforschung eingegangen.
Guido Spars

II Handlungslogiken von Wohnungseigentümern im Quartier

Frontmatter
Die Internationalisierung der Wohnungsanbieter in Nordrhein-Westfalen und die politischen Folgen
Zusammenfassung
Der Artikel beschreibt am Beispiel Nordrhein-Westfalens, welche Entwicklungen sich im Bereich des sogenannten Real Estate Private Equity, also der Private Equity-Engagements auf den Wohnungsmärkten, in den vergangenen Jahren in Deutschland vollzogen haben, sowie exemplarisch die Auswirkungen auf Wohnungsbestände, Stadtquartiere und Bewohner. Grundlage hierfür ist die Arbeit der Enquete-Kommission „Wohnungswirtschaftlicher Wandel und neue Finanzinvestoren auf den Wohnungsmärkten von NRW“, deren Ergebnisbericht und das bislang daraus erfolgte Regierungshandeln.
Oliver Niermann, Kerstin Jochimsen
Chorweiler: Ein Fallbeispiel für den kommunalen Umgang mit Wohnungsbeständen
Zusammenfassung
Bereits 1922 wurde beschlossen, die große „Landreserve“ im Norden der Stadt Köln einzugliedern. Schon damals hatte der Architekt und Landschaftsplaner Fritz Schumacher ein Konzept für eine „Neue Stadt“ bzw. „Gartenstadt“ vorgelegt. Auch Rudolf Schwarz, Generalplaner der Stadt Köln, präsentierte kurz nach Kriegsende eine Idee für die Nutzung und Strukturierung des Kölner Nordens. Das Grundlegende an beiden Vorschlägen war, dass sie sich auf die Annahme stützten, es wäre möglich, eine städtische Struktur an einem mehr oder weniger beliebigen Ort „aus dem Nichts“, also nicht basierend auf gewachsenen Strukturen zu schaffen.
Klaus-Martin Ellerbrock
Was kommt nach dem Verkauf? Kommunikation und Handeln lokaler Akteure nach der Komplettveräußerung kommunaler Wohnungsbestände
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen mögliche Folgen des Komplettverkaufs kommunaler Wohnungsunternehmen an internationale institutionelle Investoren. Die spannende Frage im Quartierskontext ist dabei, ob diese für den deutschen Wohnungsmarkt relativ „neuen Investoren“ Handlungsorientierungen und Kommunikation zwischen der veräußernden Kommune sowie neuen wie „traditionellen“ Akteuren der unternehmerischen Wohnungswirtschaft verändern. Denn durch eine wachsende Internationalisierung lokaler Märkte agieren alle Akteure nun im Spannungsfeld zwischen wohnungspolitischen lokalen Forderungen, langfristigen wohnungswirtschaftlichen Bestandsstrategien und transnational formulierten Renditeerwartungen. Anhand von drei Fallbeispielen werden sich aus Internationalisierungsprozessen ergebene Wirkungszusammenhänge für die lokale Ebene des Wohnquartiers herausgearbeitet. Die vorgestellten Ergebnisse beruhen auf einer Untersuchung der lokalen Wohnungsmärkte in den Städten Kiel, Wilhelmshaven und Osnabrück für den Zeitraum ab 1999.
Kristin Klaudia Kaufmann
Kooperative Quartiersentwicklung
Zusammenfassung
Kooperative Quartiersentwicklung mit privaten Wohnungsmarktakteuren gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Bereits seit langem erfolgreich erprobt sind bspw. Runde Tische von Kommune und Wohnungsunternehmen. Die Bandbreite neuer Ansätze für Wohnquartiere reicht von Eigentümerstandortgemeinschaften über Kooperationen von Kommune und Eigentümerverein bzw. Beratungsnetzwerken bis hin zu nicht gewinnorientierten Stadtunternehmen. Dabei ist die Kooperation der Eigentümer untereinander von der Kooperation von Eigentümervertretern, Kommune und Experten zu unterscheiden. Der folgende Artikel basiert im Wesentlichen auf Praxiserfahrungen in der Initiierung, Beratung, Moderation und Analyse von diversen Quartierspartnerschaften.
Iris Fryczewski
Der Landhof bleibt grün!? Die Auseinandersetzung um Raumwerte in der unternehmerischen Stadt am Beispiel des Landhofareals in Basel (Schweiz).
Zusammenfassung
In Schweizer Städten wird derzeit eine Vielzahl von baulich-strukturellen und sozialen Veränderungsprozessen sichtbar. Nach Jahrzehnten suburbaner „Landflucht“ profitieren Städte von wachsender Popularität, die mit einer „Rückkehr zur Stadt“ und „Renaissance von Städten“ bezeichnet wird. In deren Konsequenz erhalten Fragen der Stadtentwicklung eine neue Brisanz, insbesondere, da gleichzeitig eine zunehmende Konzentration gegenwärtiger Stadtentwicklungspolitik auf ökonomische Aspekte erkennbar ist, die im wissenschaftlichen Städtediskurs mit Konzepten wie „unternehmerische Stadt“, „global cities“ und „postfordistische Stadt“ (Harvey 1989, Sassen 2006, Heeg 2004) beschrieben werden. Begründet wird dies mit dem Hinweis auf eine globalisierte Ökonomie, welche zu einer verschärften Konkurrenz zwischen den Städten um global tätige Unternehmen und hochqualifizierte Arbeitskräfte führt.
Nicola Thomas, Patrick Oehler, Patricia Frei

III Raumpioniere in Stadtquartieren

Frontmatter
Was folgt auf die Zwischennutzung? Modelle der Verstetigung temporärer Raumaneignungen in Leipzig
Zusammenfassung
Bis vor wenigen Jahren waren niedrige Mieten, hoher Leerstand und ein geringer Sanierungsstand in vielen Leipziger Quartieren weit verbreitet. Leer stehende Altbauten und aufgegebene Fabrikareale boten Raum für experimentelle Nutzungen durch Projekte und Initiativen in den Übergangsbereichen von Wohnen, Kultur, Handwerk, Kunst und Kreativwirtschaft. In eigeninitiativ angeeigneten Räumen und intermediär vermittelten Wächterhäusern haben die auch als „moderne Hausbesetzer“ (Löhr 2012) apostrophierten Akteure gerade in einigen Quartieren des Leipziger Westens Nischen besetzt und im Windschatten stadträumlicher Aufwertungsprozesse günstige Bedingungen für die Erprobung ihrer Ideen und die Befriedigung ihrer Raumbedürfnisse gefunden.
Matthias Wendt
Raumunternehmen als treibende Kraft der Quartiersentwicklung
Zusammenfassung
Angelika F. ist künstlerische Leiterin des Pathos-Theaters in München. Zwischen Gewerbehöfen, Ateliers, Veranstaltungsorten und leeren Betriebsgebäuden galt das Theater bislang als typische Zwischennutzung in einem der wichtigsten Münchener Entwicklungsgebiete zwischen Innenstadt und Olympiapark – Ende absehbar. Die Stadt lobte 2012 einen städtebaulichen Wettbewerb für das Gelände aus und will damit der enormen Nachfrage nach Wohnraum gerecht werden. Der Startschuss für neue Stadtquartiere läutet meistens das Ende der Zwischennutzungen ein, doch in München wurde Angelika Fink „über Nacht“ zur selbstbestimmten Projektentwicklerin.
Guido Spars, Klaus Overmeyer

IV Bedeutung des Quartiers als Kontext für Neubau- und Bestandsentwicklung

Frontmatter
Informationsasymmetrien als Anlass einer Zertifizierung in der Stadtquartiersentwicklung
Zusammenfassung
Der Einsatz von Zertifizierung als Instrument in der Stadtquartiersentwicklung kann als Folge gewandelter Akteurskonstellationen und Handlungslogiken in der städtebaulichen Entwicklung auf Quartiersebene erklärt werden. Standardisierte Zielwerte, Bewertungssysteme und Zertifikate sind als Mittel zur Verringerung von Zielkonflikten und Informationsasymmetrien zwischen den vielfältigen an der Planung und Umsetzung städtebaulicher Projekte und Maßnahmen Beteiligten zu verstehen. Der Beitrag zeigt neben den Wirkungsmechanismen modellhaft instrumentelle Ausgestaltungsformen einer Zertifizierung in der Entwicklung neuer und bestehender Stadtquartiere auf.
Jan Hogen
Die Bedeutung des Wohnumfelds für die Bau- und Immobilienwirtschaft
Zusammenfassung
Wohnen geht über die Wohnungstür hinaus. Das Wohnumfeld als der sich unmittelbar an die Wohnung anschließende Bereich spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der Bewohner einer Siedlung. Dies spiegelt sich in den Kategorien „Lebensqualität“ oder „Wohnzufriedenheit“ wider, denen man im Immobilienmarketing häufig begegnet. Daher stellt sich zunächst die Frage, durch welche Funktionen, räumliche Zusammenhänge und Nutzungsformen das Wohnumfeld definiert wird und was eine hohe Wohnumfeldqualität ausmacht. Damit verbunden sind die Fragen, welche Kosten ein hochwertiges Wohnumfeld erzeugt, wie es sich im Marktwert spiegelt und schließlich, wie in der Planung darauf eingewirkt werden kann.
Raimund Kemper, Joachim Schöffel
Backmatter
Metadata
Title
Zwischen Lebenswelt und Renditeobjekt
Editors
Olaf Schnur
Matthias Drilling
Oliver Niermann
Copyright Year
2014
Electronic ISBN
978-3-658-06161-6
Print ISBN
978-3-658-06160-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-06161-6