Alles digital – oder was?

Auszug

Ist die Zukunft der Kundenbindung digital?“, lautet der fast besorgt klingende Titel einer Keylens-Studie zur Kundenloyalität in Deutschland. In der Untersuchung wird gar eine „digitale Konsum-Avantgarde“ als neue Kundengruppe identifiziert, die eine starke Vernetzung im Web ausweise und gleichzeitig eine hohe Konsumneigung besitze. Und auf der Digital-Marketing-Messe dmexco im September in Köln bezeichnete Markus Frank, Microsoft, das „Digital Business“ momentan als die Wachstumsbranche weltweit, die nachweislich Wirtschaftswachstum, Produktivität und Arbeitsplätze schaffe. Das digitale Marketing als Wachstumsbeschleuniger, der digitale Kunde als Herausforderung für den Vertrieb – schöne neue digitale Welt, mag da mancher frei nach Aldous Huxley denken. Wobei dessen düstere Vision des „gläsernen Menschen“ von den Möglichkeiten der neuen Technologien längst übertroffen wird: Web-Monitoring-Tools registrieren die Kauf- und Surfgewohnheiten der Shop- und Portalnutzer und zeigen personalisierte Kaufempfehlungen an, die zielgenau auf die Gewohnheiten und Vorlieben der Surfer abgestimmt sind. Und im Social-Media-Zeitalter sorgt der Kunde sogar aktiv dafür, dass die digitalen Web-Spione alles über ihn erfahren, was von Interesse sein könnte: Durch Kundenbewertungen und Rezensionen auf Unternehmensseiten, durch Facebook-Kommentare, Beteiligung in Nutzerforen, Blogs oder Twitter-Gezwitscher gibt er genug von sich preis, um Hinweise für gezielte Kaufempfehlungen bei seinem nächsten Web-Besuch zu geben. Also alles digital – oder was? …