Aktuell steht die Commerzbank aufgrund einer möglichen Fusion mit der Deutschen Bank im Mittelpunkt der Medien. Intern konzentriert sich das Institut auf den Umbau der IT und neue Arbeitsstrukturen.
In Zeiten von Digitalisierung und Fachkräftemangel müssen auch Finanzinstitute wie die Commerzbank agiler werden.
putilov_denis/stock.adobe.com
Die Commerzbank konzentriert sich derzeit auf die Umstrukturierung ihrer IT-Organisation in eine agile IT-Delivery. Künftig sollen die Mitarbeiter in cross-funktionalen DevOps-Teams zusammenarbeiten, und zwar an einem Ort. Das Institut erwartet allein durch die Co-Lokation von IT- und Fachmitarbeitern eine Steigerung der Performance um 27 Prozent. Eine Zahl, die auf Erkenntnissen der Unternehmensberatung McKinsey basiert.
Strategische Kehrtwende
"Das ist eine deutliche Änderung unserer Strategie, nachdem wir in den letzten Jahren eher outgesourct und in der IT nur wenig eingestellt haben", konstatierte Gerd Gouverneur, CIO Corporate Center der Commerzbank, auf einer Veranstaltung des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität im Dezember vergangenen Jahres. "Wir reden heute über die Agilisierung der gesamten Cluster-Lieferorganisation, in der 5.000 bis 6.000 Leute arbeiten werden", so Gouverneur.
Noch 2016 setzte das Institut aufgrund des Margendrucks umfassende Outsourcing-Pläne und den Abbau von Stellen auf seine Agenda. Bankmagazin-Autor Jan Wagner nannte seinerzeit im Beitrag "Sparen lässt sich nur im Gleichschritt" konkrete Zahlen: "Geplant ist eine umfassende Restrukturierung des IT-Bereichs, mehr Stellen als erwartet sollen ins Ausland ausgelagert werden. Zwar bleiben etwa ein Drittel der 2.500 IT-Jobs in Deutschland erhalten. Die Mitarbeiter werden jedoch neue Arbeitsverträge bei Commerz Systems zu voraussichtlich gleichen Löhnen, aber zu schlechteren sonstigen Konditionen erhalten." Ein weiteres Drittel der Jobs würden nach Polen und Tschechien wandern, hieß es im Beitrag. "Und das letzte Drittel könnte in Indien landen, wo IT-Fachkräfte vergleichsweise günstig zu haben sind", so Wagner.
IT soll alle Bereiche durchdringen
Die Commerzbank bestätigte auf Rückfrage, dass sie nun konsequent das Ziel verfolge, ein digitales Technologie-Unternehmen zu werden. Dabei solle die IT sämtliche Bereiche durchdringen und Kern der Bank werden. Aus strategischer Sicht gestalte sich die Integration der Commerz Systems in die Muttergesellschaft zielführender als es eine eigenständige IT-Tochter tue, erklärte eine Sprecherin.
Vor allem das Know-how der Commerz-Systems-Mitarbeiter sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Commerzbank, die ein agiles Modell für die Zusammenarbeit zwischen Fach- und IT-Mitarbeitern anstrebe. Vor diesem Hintergrund integrierte das Geldhaus ihre IT-Tochter mit ihren rund 1.000 Mitarbeitern zum 1. November 2018 in das Mutterunternehmen. Damit seien laut Commerzbank alle In- und Auslandsstandorte sowie alle Stabseinheiten vollständig in die Muttergesellschaft übergegangen.
Betriebsübergang ohne Stellenabbau
Die Sprecherin der Bank betonte gegenüber Springer Professional, dass mit den Arbeitnehmergremien die Details zum Betriebsübergang ohne zusätzlichen Stellenabbau vereinbart wurden. Die Standorte des einstigen Tochterunternehmens in Bremen, Prag und Lodz bleiben allerdings als solche der Commerzbank erhalten. Letztere wurden in die bestehenden Niederlassungen des Finanzkonzerns vor Ort integriert. Die Mitarbeiter aus Hamburg wurden in Bremen zu einem eigenen Bereich der Bank zusammengefasst. Gleiches gilt für den ehemaligen Commerz-Systems-Standort im hessischen Eschborn.
Mehr zum Thema Agilität in der Finanzbranche lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Bankmagazin.