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16-12-2015 | Bankvertrieb | Interview | Article

"Der Finanzmarkt muss sich neu strukturieren"

Author: Eva-Susanne Krah

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Interviewee:
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg

ist Leiterin des Instituts für Nachhaltiges Management in Berlin und Professorin für Internationale Betriebswirtschaftslehre.

Innovative Produkte und neue Anlageformen könnten im Finanzmarkt stärker im Fokus stehen. Die Springer-Autorin Anabel Ternès beschreibt im Interview, warum Kundenberater, Vermögensverwalter und Anleger umdenken müssen.

Springer für Professionals: Die Wechselkurs- beziehungsweise Währungskonflikte nehmen auch aufgrund der aktuellen Geldpolitik in der Wirtschaft zu. Welche Konsequenzen können die währungspolitischen Interventionen der Zentralbanken langfristig für den Finanzmarkt haben und wie lässt sich das Dilemma lösen?

Anabel Ternès: Zentralbanken schwächen die eigene Währung, um der Wirtschaft dringend benötigte Impulse zu geben. Da aber alle großen Wirtschaftsbereiche, nämlich USA, Eurozone und Asien, sich gegenseitig in Ihren währungspolitischen Interventionen zu übertrumpfen suchen, werden ganze Märkte verzerrt: Quantitative Easing und niedrige Zinsen setzen die Marktmechanismen de facto außer Kraft. Gleichzeitig wird der Finanzmarkt aus den Angeln gehoben. Auf der Suche nach Rendite nutzen institutionelle Investoren deutliche riskantere Anlageklassen als bisher. Nachhaltigkeit spielt hier keine Rolle. Die starke Nachfrage verursacht gefährliche Blasen, deren Platzen Börsenbeben mit drastischen Folgen verursacht – und letztendlich die Bereinigung bewirkt. Der Finanzmarkt selbst muss sich neu strukturieren. Innovative Produkte und Strategien, aber vor allem informierte Anleger sind gefragt.

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Im Buch "Forex-Devisenhandel", das Sie mit herausgegeben haben, heißt es, dass der Devisenmarkt, gemessen an seinem Umsatzvolumen, immer bedeutsamer für die globale Finanzwirtschaft wird. Die Devisenumsätze in Deutschland sind jedoch in den vergangenen fünf Jahren im globalen Vergleich zurückgeblieben. Welche Gründe sehen Sie hierfür?

Deutsche Anleger sind traditionell eher sicherheits- und wenig risikoorientiert. Neue Anlageformen, die sich nicht gleich auf den ersten Blick erschließen, schrecken eher ab. Die Finanzkrise und volatile Märkte haben ihre Spuren hinterlassen: Neue oder alternative Anlagen werden zu wenig genutzt, wenn sie nicht verstanden werden. Finanzberater und Vermögensverwalter müssen ebenso umdenken. Sie müssen die innovativen Finanzinstrumente als gangbare Alternativen verständlich präsentieren und gleichzeitig die Anleger dazu motivieren, sich damit auseinanderzusetzen.

Sie führen an, dass sich im Bereich des Retail-Kunden-Geschäftes ein eigener Wirtschaftszweig beziehungsweise ein eigenes Geschäftsfeld innerhalb der Finanzwirtschaft entwickeln könnte. Wie könnte das praktisch aussehen und welche Voraussetzungen gibt es für Kleinanleger?

Der Devisenmarkt bewegt sich ständig, die Forex-Finanzinstrumente nutzen das intelligent für sich aus: Kleinere Anlagebeträge werden gehebelt, mit Sicherheitsmechanismen ausgestattet und in Sekundenschnelle gehandelt. Hier eröffnet sich ein Rendite-Potenzial, das andere Anlageformen so nicht mehr aufweisen. Voraussetzung ist allerdings, dass Anleger sich selbst mit der Materie auseinandersetzen und bewusst vorgehen. Werden die notwendigen Handelskonten beispielsweise in verschiedenen Klassen standardisiert, könnte sich in der Tat ein ganz eigenes Geschäftsfeld entwickeln.

Die Möglichkeiten des Datenaustauschs und der Auswertung großer Datenmengen von Finanz- und Prognosedaten haben sich durch die dynamische Digitalisierung stark erweitert. Welchen konkreten strategischen Nutzen bieten Big Data Analytics aus Ihrer Sicht den Markteilnehmern im Forex-Bereich?

Hier sind natürlich vor allem die vielfältigen Hilfsmittel zur Chart-Analyse zu nennen, die regelmäßig zur Generierung von Trading-Signalen genutzt werden. Dazu werden riesige Mengen an Vergangenheitswerten analysiert und als Basis für Prognosen genutzt.  Gleichzeitig ermöglicht die Digitalisierung den automatischen Handel: Erreicht der Kurs eines Währungspaares eine vorher definierte Marke, wird entweder ge- oder verkauft – bis hin zur Trading-Software, die ganz eigenständig handelt.

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