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03-11-2014 | Baukonstruktion | Schwerpunkt | Article

Düker für weltweit effizientestes Dampfturbinen-Kraftwerk

Author: Christoph Berger

3:30 min reading time

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In Düsseldorf wird nach Betreiberangaben derzeit das effizienteste Dampfturbinen-Kraftwerk der Welt gebaut. Im Rahmen der Arbeiten wird auch ein neuer Düker unter der Rheinsohle sowie der vierspurig ausgebauten B7 verlaufen.

Ziel des neuen Düker-Baus ist es, die linksrheinischen Stadtteile der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt mit Fernwärme zu versorgen. Herzstück soll dabei ein von der Berding Beton GmbH produzierter Infrastrukturkanal aus Hochleistungsstahlbetonrohen mit einem Außendurchmesser von 3,4 Meter sein.

Aus insgesamt acht Planungsvarianten in geschlossener und offener Bauweise hatte sich der Schild-Rohrvortrieb mit einer mechanisch teilgestützten Ortsbrust (Haubenschild) in Verbindung mit dem Einsatz der großformatigen Stahlbetonrohre als beste Lösung herauskristallisiert.

Unter dem Rhein

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Ausschlaggebend für die Entscheidung dafür waren die kurze Bauzeit, die günstigen Baukosten und der Umstand, dass keine Einrichtungen von Verkehrsprovisorien auf der B7 benötigt werden. Zudem können sämtliche im Rohr verlaufenden Leitungen jederzeit auch im Betrieb in Augenschein genommen und kontrolliert werden.

Projektspezifische Besonderheiten ergaben sich aus der Geologie und den zu erwartenden Setzungen, Grundwasserschwankungen in Rheinnähe sowie einer extrem geringen Überdeckung (0,77 DA). Die Anforderungen an die Rohrqualität in Verbindung mit einer doppelten Gleitdichtung waren daher besonders hoch.

Mehrfachnutzung möglich

Der für das Projekt verantwortliche Planer, Dipl.-Ing.Eberhard Wendt, erklärt: „Innovative Baustoffe und Bauverfahren ermöglichen uns Planern heute die Realisierung groß dimensionierter, vorgefertigter Infrastrukturkanal-Systeme, die aufgrund ihrer technologischen Eigenschaften nicht nur widerstandsfähig sind, sondern im Sinne von Nachhaltigkeit über eine erforderliche lange Lebensdauer verfügen. Nachdem inzwischen solche Kanäle bis hin zu DN 4000/DA 4800 rationell zu fertigen und zu verlegen sind, können auch mit einer Vielzahl von Medien und Leitungen ausgestattete Projekte von den Nutzern den vielfältigen Anforderungen entsprechend großzügig ausgestattet werden.“

In Düsseldorf wurden in dem leicht begehbaren Kanal insgesamt 21 Leitungen und Rohre übersichtlich angeordnet. Die Verankerung des Ausbaus im Kanalrohr erfolgte über systemkompatible, im Werk bereits einbetonierte gezahnte Halfen-Schienen, die entsprechend dem inneren Düker-Querschnitt ringförmig gebogen produziert wurden. Somit erübrigten sich aufwendige Bohr- und Dübel-Arbeiten vor Ort.

Flexibel in der Nutzung

Auch in Zukunft können für weitere Leitungen in dem Kanal unter der Bundesstraße Anpassungen vorgenommen werden: Ohne den Verkehr der hochfrequentierten Bundesstraße zu beeinträchtigen, können bei Bedarf neue Techniken sowie Kabel und Versorgungsträger integriert werden.

Der 430 Meter lange Düker wird vom Kraftwerk Lausward ca. drei Meter unter der Rheinsohle hindurch nach Heerdt gebaut. Auf der Lausward, im Düsseldorfer Hafen gelegen, entsteht zurzeit das weltweit modernste Erdgaskraftwerk. Ab dem Jahr 2016 soll es Düsseldorf mit Strom und Fernwärme versorgen und laut den Angaben der Betreiber einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Region leisten. Mit einer Effizienz von über 61 Prozent für die reine Stromerzeugung und rund 85 Prozent für die Kraft-Wärme-Kopplung wird es besonders klimaschonend arbeiten, gaben die Düsseldorfer Stadtwerke bekannt.

Weithin sichtbar

Insgesamt werden für das Projekt nicht nur Rohre und Kanäle verlegt und das Kraftwerk gebaut, auch die Außenwirkung spielt eine Rolle: Dafür wurde die Fassade des „Weltmeisterkraftwerks“ ausgeschrieben. Gewinner war das Aachener Architekturbüro kadawittfeldarchitektur.

Die Fassade aus Stahlrahmen soll den unterschiedlichen Gebäudeteilen des neuen Kraftwerks ein gemeinsames „Kleid“ verleihen. Die einzelnen Rahmen passen sich in Höhe und Breite an die dahinterliegenden technischen Anlagen an. Die nachts beleuchteten Fugen machen das neue Erdgaskraftwerk auch bei Dunkelheit weithin sichtbar.

Das abschließende und größte Rahmenelement im Nordosten der Anlage bildet das sogenannte „Stadtfenster“, das den Kraftwerks-Schornstein – den Hochpunkt der Anlage – einhüllt. Mit einem Aufzug werden Besucher auch auf eine Aussichtsplattform in 45 Meter Höhe gelangen, von wo aus geführte Gruppen durch die verglaste Fassade nach Süden über die Anlage und nördlich in Richtung Düsseldorfer Stadtzentrum blicken können.

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