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2006 | Book

Coaching

Angewandte Psychologie für die Beratungspraxis

Editor: Prof. Dr. Eric Lippmann

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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About this book

Ob einzeln, in der Gruppe, kollegial, extern oder intern, als Selbst- oder Online-Coaching: Die Settings für den Coaching-Prozess sind zahlreich.

Ob Coaching für Führungskräfte im unteren, mittleren oder im Top-Management, im Familienunternehmen, für Schulleiter (und auch: für Lehrer), im Personalmanagement oder in der Politik: Auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmtes Coaching ist sinnvoll.

Ob Coaching bei Veränderungsprozessen, bei Konflikten, im Rahmen der betrieblichen Bildung, im Umgang mit Medien, bei Laufbahnfragen, bei Freistellungen: Coaching ist bei den unterschiedlichsten Anwendungsfeldern und Fragestellungen möglich.

Die unterschiedlichen Coaching-Ansätze und Methoden werden nach einem einheitlichen Raster vorgestellt: Das Wichtigste in Kürze, typische Fragestellungen, Fallbeispiele, Erfolgs-/Misserfolgskriterien für Berater, was ist zu beachten bei den jeweiligen Zielgruppen?

Mit Serviceteil für Coach und Coachee: Suche und Auswahl von Coaches, Links für Coaches zu Aus- und Weiterbildungen, Kongressen, Zeitschriften, kommentierte Literaturtipps.

Table of Contents

Frontmatter

Einleitung

1. Einleitung
Eric Lippmann

Grundlagen

2. Grundlagen
Zusammenfassung
Dieses Kapitel nennt Grundlagen des Coachings als Form professioneller Beratung. Neben Definitionen werden das Rollenkonzept als Rahmen beschrieben und Abgrenzungen zu verwandten Interventionsformen (Training, Mentoring, Supervision und Psychotherapie) vorgenommen. Die Beschreibung der typischen Phasen dient der Orientierung für Coach und Kunde zum Ablauf eines Coachings; der letzte Abschnitt befasst sich mit Aspekten der Evaluation.
Eric Lippmann

Settings

3. Settings
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt die Unterschiede verschiedener Settings im Coaching. Da der Schwerpunkt des gesamten Buchs beim Einzelcoaching liegt, werden diesem das Gruppencoaching, Teamcoaching und die kollegiale Beratung in relativ knapper Ausführung gegenübergestellt. Der Unterscheidung zwischen externer und interner professioneller Beratung folgen Ausführungen über »semiprofessionelle« Beratung durch interne HRFachleute, Mentoren und Führungskräfte sowie über das »Selbstcoaching« und Online-Coaching.
Eric Lippmann

Zielgruppen für Einzelcoaching

Frontmatter
4.1. Coaching von Führungspersonen im unteren und mittleren Management
Zusammenfassung
Der folgende Beitrag stellt die Spannungsfelder im Arbeitsalltag von Führungspersonen des unteren und mittleren Managements dar. Mit Hilfe des Rollenkonzepts werden zuerst die Aufgaben dieser »Sandwichrolle« beschrieben. Mit der Definition der Aufgaben werden gleichzeitig die Erwartungen an diese Rolle geschildert, aus denen Art und Weise der Aufgabenerfüllung abgeleitet wird. Daraus können vielschichtige und komplexe Führungssituationen entstehen, die untere und mittlere Führungspersonen in ihrem Arbeitsalltag herausfordern und die sie zu bewältigen haben. Zusätzlich tauchen im Führungsalltag dieser Personen Widersprüche auf, die Rollenkonflikte auslösen, aus denen nicht immer ein passender Weg gefunden werden kann. Mittels eines systemischen und kulturorientierten Organisationsverständnisses, das die Grundlage des Coaching ansatzes bildet, werden den unteren und mittleren Führungspersonen erweiterte Lösungswege im Umgang mit widersprüchlichen Führungssituationen aufgezeigt, um daraus konkrete Handlungsziele ableiten zu können. Dabei wird neben klassischen Kompetenzen (fachliche, soziale, methodische und persönliche) eine systemisch und kulturorientierte Führungskompetenz entwickelt, in der weitere Handlungsperspektiven angeregt werden, um mit komplexen Führungssituationen effektiv umgehen zu können. Drei typische Coachinganlässe aus dieser Führungsstufe verdeutlichen diesen Prozess.
Moreno della Picca
4.2. Executive-Coaching: »Formel 1«-Coaching oder »Business as usual«?
Zusammenfassung
Topmanager: Premium-Zielgruppe, gefallene Engel oder abgebrühte Teufel?
Executive-Coaching: Reizwort oder Anreizwort? Vermutlich beides! An Topführungskräften scheiden sich offensichtlich schnell die Geister. Für die einen ist es die (heimlich) bewunderte Premium-Zielgruppe, mit der zu arbeiten ein Zeichen der Ehre und des eigenen Erfolgs ist. Für die anderen sind Topmanager so etwas wie gefallene Engel oder abgebrühte Teufel, für die das »Humankapital« in den Firmen nur eine Dispositionsmasse darzustellen scheint. Während manche Coachs gerne mit ihren Kontakten und Aufträgen im Topmanagement Namedropping betreiben, wenden sich andere geradezu schaudernd von diesen schillernden Figuren ab, die angeblich nur eine neurotische Motivation für ihre Karriere und ihr Verhalten haben können. Diesen Coachs gibt die Arbeit im »Middle Management« oder in Non-Profit-Organisationen eine gewisse Seelenruhe, vermitteln sie doch anscheinend das sichere Gefühl der richtigen Werteorientierung und der moralischen überlegenheit.
Im Folgenden soll die Zielgruppe der »Executives« näher beschrieben und vom mittleren Management abgegrenzt werden, damit mögliche Besonderheiten überhaupt zu verstehen sind. Das ist das Ziel des vorliegenden Kapitels. Danach werden die spezifischen Anforderungen an Executive-Coachs charakterisiert und abschließend die interventionsstrategischen Schlussfolgerungen skizziert.
Uwe Böning
4.3. Coaching in Familienunternehmen
Zusammenfassung
Coaching mit Familienmitgliedern, die aufgrund der Besitzverhältnisse in einem Unternehmen einen bestimmenden Einfluss haben, erfolgt unter besonderen Bedingungen. Im Familienunternehmen wirken Kräfte und fallen Entscheidungen, die sich nach der Logik einer Familie richten und nicht nach der Logik der Wirtschaft. Davon betroffen sind auch die angestellten Mitarbeiter in Familienunternehmen. Das Coaching muss dies berücksichtigen, indem es über ein reines Rollencoaching hinausgeht. In diesem Beitrag werden die Implikationen des Aufeinandertreffens der unterschiedlichen Sozialsysteme beschrieben.
Christof Baitsch
4.4. Coaching für Projektleitende
Zusammenfassung
Immer mehr Organisationen bearbeiten heute Problemstellungen und spezielle Aufgaben nicht mehr in der normalen Linienorganisation, sondern dazu werden Projekte ins Leben gerufen. Begründet wird dies meistens damit, dass die bestehenden Organisationen zu fragmentiert und zu hierarchisch strukturiert und folglich für interdisziplinäre Zusammenarbeit und rasche Entscheidungen zu schwerfällig seien oder dass zusätzliches Wissen aus anderen Organisationseinheiten herbeigeholt werden müsse.
Robert Lippmann
4.5. Coaching im Human-Resource-Management (HRM)
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel wird zunächst anhand des Rollenmodells von Ulrich (1997) festgestellt, wie vielfältig die Rollenerwartungen an ein professionelles HRM heute sind. »Coaching im HRM« wird dann aus zwei Perspektiven betrachtet: Zum einen sollen die Anforderungen an die Rolle als Berater und Coach dargestellt und die Grenzen des internen Coachings aufgezeigt werden, wobei auf die Rolle des HRM als Vermittler des Coachings eingegangen wird. Zum anderen wird hinterfragt, was Coaching als Unterstützungs- und Personalentwicklungsmaßnahme für das HRM selbst leisten kann.
Hanna Aschenbrenner
4.6. »Man müsste sich Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen« — Coaching von Politikerinnen und Politikern
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt die Frage, was Politikerinnen und Politiker von anderen Zielgruppen des Coachings unterscheidet. Es werden einerseits die spezielle Situation von Regierenden und von Parlamentspolitikern betrachtet und andererseits methodische Überlegungen und Fragen zur Kompetenz der Coachs angesprochen.
Christina von Passavant
4.7. Coaching für Schulleiter — ein Balanceakt in sechs Bildern
Zusammenfassung
Coaching im vorliegenden Verständnis ist systemisch, lösungsorientiert, situativ und angepasst an die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kunden. Gerade im noch jungen Berufsfeld »Schulleiter« müssen Berater sehr unterschiedliche Führungspersonen mit unterschiedlichsten Aufgaben und Schwierigkeiten in einer sich schnell ändernden Schullandschaft begleiten.
Nach der Beschreibung der Ausgangslage sowie der Umschreibung des Coachingbegriffs im Schulbereich sind im letzten Abschnitt konkrete Arbeitsvorschläge beschrieben. Zentral dabei ist die Arbeit mit Metaphern, hier mit sechs Bildern von unterschiedlichen »Flusslandschaftenº, die sich gut für das lösungsorientierte Coaching eignen.
Jean-Luc Guyer

Spezielle Anwendungsfelder und Fragestellungen

Frontmatter
5.1. Coaching in Change-Prozessen
Zusammenfassung
Fragestellungen
Coaching und Change-Prozesse sind zwei schillernde Begriffe, die sowohl in der Alltagssprache des Managements wie auch in der Fachliteratur häufig verwendet werden. Die mit unterschiedlichen Inhalten und Konzepten belegten Begriffe werden in diesem Kapitel definiert und eingegrenzt. Folgende Fragestellungen werden vertieft:
  • ■ Was ist das Spezifische am Coaching in Change-Prozessen?
  • ■ Was kann Coaching im Kontext eines Change-Prozesses leisten?
  • ■ Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit Coaching erfolgreich ist?
Im Fokus steht Wechselwirkung zwischen Person und neuer Organisationsstruktur
Das Spezifische am Coaching in Change-Prozessen ist, dass die vom Prozess betroffenen und im Prozess handelnden Personen sich mit ausgeprägten emotionalen Schwankungen, Dilemmata und Fragen der Rollengestaltung auseinander setzen müssen. Spezifisch unterschiedliche Phasen während eines Change-Prozesses sind beim Coaching als Kontext zu berücksichtigen und entsprechend zu gewichten. Coaching hat aufgrund der hohen Personenzentriertheit die Möglichkeit, sowohl die individuellen, emotionalen als auch die organisationalen Gegebenheiten des Change-Prozesses zu thematisieren.
Coaching in Change-Prozessen bezieht sich auf die Wechselwirkung zwischen Person und neuer Organisationsstruktur. Nicht nur die persönliche Befindlichkeit ist damit Thema, sondern wesentlich die Fragen, wie die Rolle der Person im neuen System aussehen kann und ob und wie sie beeinflussbar ist. Der Umgang mit den Emotionen ist für die Gestaltung der neuen Rollenidentität von hoher Bedeutung. Coaching kann darin einen unterstützenden Beitrag leisten und damit einen relevanten Nutzen für einen Change-Prozess stiften.
Die Initialisierung und Durchführung des Coachings muss mit anderen Instrumenten und dem Verlauf des Change-Prozesses verknüpft und definiert werden. Fragen der Rollenübernahme, Bezahlung, des Knowhows der Coachs und der Zielgruppen sind im Kontext der Organisation zu klären. Das freiwillige Coaching durch externe Coachs betrachte ich als besonders Erfolg versprechend.
Astrid Hausherr Fischer
5.2. Konfliktcoaching
Zusammenfassung
Konflikte wahrnehmen, angehen und bearbeiten ist eine Kernaufgabe jeder Führungsperson. Coaching kann in diesen anspruchsvollen Situationen im Rahmen seiner Möglichkeiten wertvolle Hilfe leisten. Dieses Kapitel zeigt auf, was Führungscoaching zur Bewältigung von Konflikten beitragen kann und wo seine Grenzen liegen. Außerdem stellt es einige hilfreiche Methoden für Konfliktcoaching vor.
Lisianne Enderli
5.3. Coaching bei Krisen
Zusammenfassung
Flexibilität in Krisen
Im beruflichen Alltag begegnen Menschen unterschiedlichen Herausforderungen, die sie bewältigen müssen. Normalerweise verfügen sie über vielfältige Ressourcen und Begabungen, mit deren Hilfe sie die anstehenden Probleme lösen können. In Krisensituationen sind Menschen in ihren Handlungen, Gedanken und Gefühlen eingeschränkt. In solchen Situationen werden mit den bewährten Strategien, Mustern und Verhaltensweisen oft nicht mehr angemessene Lösungen erreicht.
Hier geht die gesunde Flexibilität, in anspruchsvollen Situationen weiter entscheidungsfähig zu bleiben, verloren. Die Personen nehmen sich eingeschränkt, unsicher und ängstlich wahr, verlieren die persönliche Orientierungs- und Steuerungsfähigkeit.
In der Krise versagen die bisher ausgeübten und erfolgreichen Problemlösungsmöglichkeiten.
Man unterscheidet zwischen Herausforderungen und Krisen im Leben eines einzelnen Menschen. Herausforderungen können mit den vorhandenen Ressourcen bewältigt werden, Krisen sind dagegen bedeutsame Stationen im Leben eines Menschen, in denen es notwendig wird, neue zusätzliche Verhaltensweisen und vor allem andere Einstellungen zu der aktuellen Lebenssituation zu entwickeln.
Einschneidende berufliche wie persönliche Veränderungen können kritische Lebensereignisse auslösen. Die normalen Kompetenzen und Ressourcen sind zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verfügbar. Die eingeschränkte Wahrnehmung auf nicht oder schlecht funktionierende Verhaltensweisen und die innere Konzentration auf die Defizite und belastenden Gefühle verstärken die kritische Situation.
Gisela Ullmann-Jungfer
5.4. Coaching im Rahmen der betrieblichen Bildung
Zusammenfassung
Coaching hat einen festen Platz
Nach dem heutigen Stand der professionellen Diskussion sind erfahrungsorientiertes, partizipatives und antizipatorisches Lernen — also Lernen nach dem Modell der Aktionsforschung mit seiner Reflexion des Lernens selbst — die andragogisch und methodisch-didaktischen Lernformen, die der Quintessenz der Lernpsychologie für Erwachsene am besten entsprechen. Zudem lernen Erwachsene dort am besten, wo ein Bezug zur Tätigkeit hergestellt werden kann.
Coaching hat mittlerweile einen festen Platz im Instrumentarium der Personalentwicklung vieler Organisationen. Innerbetriebliche Bildungskonzepte und entsprechende Maßnahmen sind in der Regel auf Bereiche, Gruppen und Funktionen zugeschnitten, häufig aber nicht auf die Voraussetzungen einzelner Personen oder kleiner Gruppierungen. Als individuell zugeschnittenes und persönlichkeitsorientiertes Personalentwicklungs-instrument schließt Coaching die Lücke zwischen Fort- und Weiterbildungsangeboten, Führungsinstrumenten und Veränderungsprojekten. Darüber hinaus unterstützt es die spezifischen Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsbedürfnisse sowie die subjektiven Bewältigungsstrategien der verschiedenen Personen (vgl. Herzer u. Hanke 2004).
Christoph Negri
5.5. Coaching im Umgang mit Medien
Zusammenfassung
»...äh äh bel- zu be- bewerkstelligen« — Wer dies am Morgen unter Zeitdruck in die Kamera spricht, läuft Gefahr, sich selbst am Abend im Fernsehen so zu erleben, zusammen mit Hunderttausenden anderer Zuschauer, etwa mit Kunden, Arbeitskolleginnen und Vorgesetzten, die darauf zurückkommen werden. Ein Medienauftritt bedeutet dreifache Belastung:
Erstens tritt man in den Medien stellvertretend auf, für eine Organisation, eine Teilöffentlichkeit, ein Fach. Dabei können die Erwartungen von Rollensendern — wie Arbeitgebern, Fachkollegen und Teilöffentlichkeiten — auseinander klaffen. Rollenkonflikte sind also vorprogrammiert.
Zweitens ist die Zusammenarbeit mit den Medienschaffenden geprägt von den industriellen Produktionsroutinen eines Medienbetriebs, die sich etwa niederschlagen in domänentypischen Gesprächsformen und die deshalb spezifische Gesprächskompetenz bedingen. Es eilt immer.
Und drittens setzt man sich über Mikrofon und Kamera indirekt einer diffusen, dispersen Öffentlichkeit aus, die im Medienbeitrag nur einen Ausschnitt des Auftritts vermittelt bekommt, kaum zurückfragen kann und sich doch in wenigen Sekunden ein Bild macht. Man ist ausgestellt. In diesem Dreieck von Kommunikationsauftrag, Produktionsroutinen und öffentlicher Meinungsbildung findet also das statt, was in Beratungsangeboten als »Umgang mit Medien« bezeichnet wird.
Das vorliegende Kapitel skizziert drei prototypische Situationen, die für Coaching im Umgang mit Medien sprechen (■ Abschn. 5.5.1), leuchtet an diesen Beispielen den Spielraum für die Zusammenarbeit mit Medien aus (■ Abschn. 5.5.2), steckt die Anforderungen an Coachings ab (■ Abschn. 5.5.3), bündelt Empfehlungen für die Suche eines geeigneten Coachs (■ Abschn. 5.5.4) und zieht eine kritische Bilanz aus dreifacher Sicht: des Coachs, des Coachee und der nicht gecoachten Öffentlichkeit.
Daniel Perrin
5.6. Coaching bei Laufbahnfragen
Zusammenfassung
Coaching bei Laufbahnfragen heißt, die Gestaltungsbereitschaft, den Gestaltungswillen der Klienten für ein autonomes Selbstmanagement zu aktivieren, zu fördern und zu begleiten. Ein Selbstmanagement, das sowohl reflektierend wie auch zukunftsorientiert nach Fragen und Antworten sucht, daraus Schlüsse für sich zieht und entsprechend befähigt ist zu handeln.
Michèle Dubois
5.7. Coaching bei Freistellungen
Zusammenfassung
Krise
Freistellungen und Kündigungen des Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber haben alle Bereiche der Wirtschaft und der öffentlichen Institutionen erfasst und sind alltäglich geworden. Trotz der Allgegenwärtigkeit dieser Praxis wird diese Maßnahme für die Betroffenen in der Regel als traumatische Erfahrung erlebt. In diesem Zusammenhang darf aus Sicht der Betroffenen in den meisten Fällen von einer Krisensituation gesprochen werden.
Frauchiger (2002, S.1) beschreibt diese Situation:
»Eine Krise tritt meist akut, überraschend und mit dem Charakter des Bedrohlichen auf und kann daher die bisherigen Lebensabläufe im Privaten wie im Arbeitsleben ganz wesentlich stören. Im ungünstigsten Falle können sich auch dauerhafte Gesundheitsprobleme entwikkeln. Eine Krise kann nach Belastungssituationen wie zum Beispiel: Verlusterlebnisse (Trennung, Scheidung, Tod, Arbeitslosigkeit), entstehen. Prinzipiell bieten Krisen und die Krisenintervention die Chance zur Neuorientierung und Veränderung. Krisen sind immer vorübergehender Natur.«
Im Folgenden wird die besondere Ausgangslage im Beratungsprozess und ihre Handhabung aus Sicht des Beraters und des Betroffenen beschrieben. Dass der Berater im Auftrag des Arbeitgebers arbeitet, der den Betroffenen entlassen hat, ist ebenfalls eine mögliche Beratungssituation, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll.
Otto Nussbaumer
5.8. Coach the Coach: Weiter- und Fortbildung von Profis
Zusammenfassung
Coachingansätze
In den 1980er-Jahren fand der Begriff »Coaching« zum ersten Mal Eingang in die Fachliteratur, in den 1990er-Jahren war Coaching in aller Munde und begann systematisch das Wirtschaftsleben zu »dominieren«. Seit 2000 wurde der Beruf umfassender, differenzierter und vielfältiger. Coaching ist zu einer wichtigen psychosozialen Rolle in der Beratungslandschaft geworden. Am Anfang waren es bekannte (Unternehmens)-Berater oder Psychotherapeuten, die von Managern als Coach angesprochen wurden, oder es kristallisierte sich einfach aus deren Arbeit ein dem Coaching ähnliches Gespräch heraus.
Diese Coachs fanden aus ihrem inneren Stil, aus ihrer Breite an persönlichen Fähigkeiten und aus der zumeist umfassenden Kenntnis und Verständnis des Klienten zu einem Coachinggespräch, das für spätere Coachs und Generationen von Coachs richtunggebend war.
Coaching im europäischen Kontext hat sich auch vom angloamerikanischen Coaching abgesetzt. Im »europäischen« Coachingansatz ist der psychosozial-psychologische Anteil höher. Im Mittelpunkt stehen Partnerschaftlichkeit und Selbstverantwortung des Kunden. Im angloamerikanischen Ansatz steht die methodische Seite stärker im Vordergrund, oder es wird direkter therapeutisch interveniert.
Rufe nach professioneller Weiterbildung sind dadurch immer lauter geworden und Ende der 1980er-Jahre sind bereits erste Angebote zur Coaching-Weiterbildung in Europa auf den Markt gekommen. Diese haben sich in den 1990er-Jahren differenziert und sind heute, wenn wir bekannte und geschätzte Anbieter und Angebote betrachten, durchaus seriös, umfassend und praxisorientiert.
Werner Vogelauer
5.9. Interkulturelle Aspekte beim Coaching
Zusammenfassung
Neben der sozialen Kompetenz erfordert das heutige Berufsleben vermehrt auch eine interkulturelle Kompetenz. Einerseits führen Fusionen verschiedene Unternehmenskulturen zusammen, andererseits kommen im Management und in der Projektarbeit Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Kulturen zum Einsatz, oder es bestehen multikulturell zusammengesetzte Arbeitsteams. Zudem bildet auch die Zusammenarbeit mit Kunden und Klienten aus anderen Kulturen eine Herausforderung. Die Kulturfrage ist jeweils dann besonders relevant, wenn Missverständnisse, Irritationen oder Konflikte auftreten und die Zusammenarbeit als schwierig bewertet wird.
Interkulturelles Coaching hilft, Störungen und Fragen zu bearbeiten, die im interkulturellen Kontext entstehen, damit sie nicht als Defizit, sondern als wichtige Informationsquelle für besseres Verständnis betrachtet werden. Es ermöglicht die Reflexion über die eigene Wahrnehmung, die eigenen Denk- und Interpretationsmuster und über den Einfluss kultureller Begebenheiten auf das Verhalten. Somit wird interkulturelles Coaching zu einer situationsbezogenen und prozesshaften Entwicklungsmaßnahme, die für Kulturunterschiede sensibilisiert, wichtige Kenntnisse über andere Kulturen vermittelt und die persönliche Handlungskompetenz in interkulturellen Situationen erhöht.
Mirjam Kalt
5.10. Gender und Coaching
Zusammenfassung
geschlechtsspezifische Tendenzen
Im Folgenden ist von Männern und Frauen in Coaching-Situationen die Rede. Damit sind natürlich nicht immer alle Männer oder Frauen gemeint, d.h. nicht jeder einzelne Aspekt betrifft jeden einzelnen Mann oder jede einzelne Frau. Vielmehr sind Tendenzen gemeint, die sich häufiger bei Männern oder bei Frauen finden lassen. Das Herausarbeiten männlicher oder weiblicher »Prinzipien« geschieht aber immer vor dem Hintergrund, Veränderungsmöglichkeiten aufzeigen zu wollen, und in deutlichem Gegensatz zu den so häufig verfestigten »Männer-Frauen-Bildern«, wie sie derzeit in vielen populären Büchern zu finden sind. Diesem Artikel liegt die Annahme zugrunde, dass alle geschlechtsspezifischen Beobachtungen,denen wir im Coaching begegnen, auf Sozialisationsprozesse zurück-zuführen sind und daher auch durch neue Erfahrungen im Coaching grundsätzlich veränderbar sind.
Veränderungsmöglichkeiten durch Coaching
Das Ziel des Coachings ist folglich nicht die Verfestigung von Männlichkeit oder Weiblichkeit, sondern dessen »Menschwerdung«, d.h. die Eröffnung des Zugangs zu allen menschlichen Eigenschaften, Gefühlen und Bedürfnissen. Im Idealfall ist jede Person im Kontakt mit ihren inneren Impulsen und kann entscheiden, wie sie ihre Energie einsetzen und ihre Berufsrolle gestalten möchte, egal ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt.
Liliane Blume
5.11. Ethische Fragen im Coaching von Führungskräften und Managementgremien
Zusammenfassung
Ethische Fragen — nur ein Modetrend?
Ethik hat Konjunktur — aus einer gewissen Verunsicherung und Ratlosigkeit heraus ist die Nachfrage groß. Entsprechend vielfältig wird das Angebot an »Ethiken« durch Bücher, Artikel, Workshops, Postgraduiertenkollegs usw. vermittelt und auf den Markt gebracht. Ob dieser Boom, dieses Geschäft mit der Moral, der ethischen Reflexion des Handelns und den kritischen Entscheidungen selbst nur gut tut, darf mit einer leisen Skepsis offen gelassen werden.
In der medialen und alltäglichen Sprache ist »Ethik« bzw. »ethisch« zu einem Sammelbegriff für zum Teil komplexe Begriffe wie »Moral«, »Ethos«, »Anstand«, »Reputation«, »Fairness« geworden. Ethisch gilt als etwas grundsätzlich Positives. Wird ein Handeln als »unethisch« bezeichnet, so gilt es als verwerflich, als unmoralisch. Der Gebrauch dieser Begriffe ist meistens unpräzise und unreflektiert. Jedes bessere Lexikon, die Wörterbücher bzw. Enzyklopädien der Philosophie und erst recht die zahlreichen Handbücher oder Lexika der Ethik leisten aber die notwendige Arbeit der Begriffsklärung, sodass das Begriffsfeld und die Systematik des Konstrukts »Ethik« hier nicht erläutert zu werden braucht.
Das Thema »Ethik und Coaching« soll hier unter zwei Aspekten bear-beitet werden:
1.
Ethik als Gegenstand, Problemstellung innerhalb eines Coachings
 
2.
Ethik des Coachings; zur Professionalität und Qualität des Coachings gehört die Frage nach dem Ethos des Coachings.
 
Claus D. Eck

Weitere Entwicklung des Coachings

Frontmatter
6.1. Wirksamkeitsforschung im Führungskräftecoaching
Zusammenfassung
Im Zentrum des folgenden Textes steht die Darstellung des Stands der empirischen Wirksamkeitsforschung von Coaching für Führungskräfte (Executive-Coaching). Unter dem Begriff »Wirksamkeitsforschung« soll hier die Untersuchung von Wirkungen und Wirkfaktoren verstanden werden.
Hansjörg Künzli
6.2. Lernformen, Kontexte und Transfer im Coaching
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird vorausgesetzt, dass es beim Coaching um Lernen, mithin um Veränderung geht und dass dies eine übergeordnete Funktion des Coachings ist. Dabei wird nicht zwischen den verschiedenen Formen des Coachings differenziert (vgl. dazu ■ Kap. 3), sondern die Perspektive auf die zentralen Prozesse fokussiert, die beim Coaching im Hinblick auf das Lernen prinzipiell eine Rolle spielen.
Ausgehend von typischen Anlässen für Coaching soll zunächst geklärt werden, mit welchen Formen des Lernens wir es innerhalb des Coachings zu tun haben. Danach wird die Bedeutung des Kontexts für das Lernen im Coaching dargestellt und schließlich die Frage aufgeworfen, wie sich der Transfer vom Coaching in die berufliche Alltagspraxis theoretisch erklären und praktisch verbessern lassen kann.
Michael Zirkler
6.3. Online-Coaching
Zusammenfassung
Das Internet überspannt heute mit seinem virtuellen Netz unseren Globus. Zunehmend werden die hintersten Winkel dieser Welt verbunden, und den Anwendern eröffnet sich ein stetig wachsendes Angebot an Nutzungsmöglichkeiten. In einer Zeit, in der der Mensch sich im Arbeitsalltag einem verstärkten Zeitdruck gegenübersieht, gewinnen zeitlich und örtlich flexible Anwendungen an Attraktivität. Das Online-Coaching — das Coaching mittels moderner Kommunikationsmedien — verspricht diesem Bedürfnis nach Flexibilität nachzukommen.
Das Setting unter Zuhilfenahme dieser verschiedenen Kommunikationsmittel unterscheidet sich jedoch von der ursprünglichen face-to-face-Beratungssituation, bei der uns ein Gesprächspartner in Fleisch und Blut gegenübersteht, in wesentlichen Punkten.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Besonderheiten der Kommunikation: mit elektronischen Medien im Allgemeinen und mit dem Online-Coaching im Speziellen. Dabei wird ein Überblick der verschiedenen Formen des Austauschs und der gängigsten Kommunikationstheorien im Internet gegeben. Weiter werden in einer Übersicht die Vor- und Nachteile des Online-Coachings gegenüber dem face-to-face-Coaching vorgestellt. Durch das Orten von Anforderungen an den Online-Coach und der Identifizierung von Qualitäts- und Seriositätsstandards wird dem Coach eine Richtlinie für den eigenen Internetauftritt und dem Rat Suchenden eine Checkliste für die aufwändige Suche nach einem geeigneten Coach geboten.
Es bleibt festzuhalten, dass Online-Coaching das Potenzial hat, sich als Beratungsform auf dem Markt zu etablieren, jedoch heute noch viel Arbeit bleibt, um das Vertrauen der Rat Suchenden zu gewinnen.
Renzo Siegrist
6.4. Die Zukunft des Coachings
Zusammenfassung
Prognosen für Coaching im nächsten Jahrzehnt lassen sich angesichts der Zielgruppe, d.h. Führungskräfte in unterschiedlichen Organisationstypen, formulieren. Wenn wir die voraussichtliche Entwicklung der Organisationen und die damit verbundenen Anforderungen an Führungskräfte betrachten, erschließt sich uns der voraussichtliche Bedarf für das Coaching. Im Folgenden zeigt sich, dass
  • ■ unterschiedliche Organisationstypen im nächsten Jahrzehnt einem umfassenden Wandel unterworfen sind,
  • ■ sich daraus voraussichtlich erhöhte Anforderungen an alle Mitarbeiter ergeben,
  • ■ dadurch auch bei Führungskräften ein erhöhter Bedarf an Personalentwicklungsmaßnahmen und damit fürs Coaching entsteht.
Astrid Schreyögg

Methoden im Coaching

7. Methoden im Coaching
Zusammenfassung
Ein Kapitel speziell über Methoden im Einzelcoaching soll einerseits dem Coach einen raschen Überblick über einige Methoden verschaffen, andererseits kann die Darstellung auch interessierten Kunden im Sinn einer »Produkteinformation« dienlich sein. Einleitend werden einige generelle Überlegungen zum Einsatz von Methoden im Coaching dargelegt, bevor eine Auswahl in alphabetischer Reihenfolge mit Hinweisen auf Vertiefungsliteratur im nächsten Kapitel kurz skizziert wird.
Eric Lippmann

So finden Sie den richtigen Coach

8. Hilfestellungen für beide Seiten
Zusammenfassung
In diesem Kapitel sollen einige hilfreiche Informationen für beide Seiten im Coaching angeführt werden: Für Kunden in erster Linie ein paar Hinweise für die Suche und Auswahl eines Coachs, für die Coachs Angaben zu Aus- und Weiterbildungen, Kongressen, Berufsverbänden, Fachzeitschriften und Links im Internet. Die Literaturliste am Ende enthält Empfehlungen für Lehrbücher und Methodenvertiefungen.
Eric Lippmann

Über die Autorinnen und Autoren Seiten

Über die Autorinnen und Autoren Seiten
Backmatter
Metadata
Title
Coaching
Editor
Prof. Dr. Eric Lippmann
Copyright Year
2006
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-540-28451-2
Print ISBN
978-3-540-25456-0
DOI
https://doi.org/10.1007/3-540-28451-6