Das Verhaltensmodell des homo reciprocans und die Durchsetzung sozialer Normen

Dieses Kapitel stellt das Verhaltensmodell des

homo reciprocans

aus der experimentellen Wirtschaftsforschung vor. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erklärungsgehalt dieses Verhaltensmodells für die Durchsetzung sozialer Normen und gesellschaftlich erwünschten Verhaltens. Das Verhaltensmodell des

homo reciprocans

stellt den inhaltlichen Kern und die Grundlage der vorliegenden Arbeit zur Untersuchung der Frage nach dem Verhalten von Unternehmen gegenüber gesellschaftlichen Stakeholdern und deren Forderungen dar. Dieses vierte Kapitel gliedert sich in zwei Teile. Abschnitt 4.1 stellt die Grundzüge gegenseitigkeitsorientierten Verhaltens vor. Dies umfasst neben einem Überblick über die umfangreiche einschlägige Literatur aus der experimentellen Wirtschaftsforschung die Darstellung sowohl der wichtigsten spieltheoretischen Versuche und empirischen Ergebnisse als auch der verschiedenen Modelle gegenseitigkeitsorientierten Verhaltens. Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage nach dem Verhalten von Unternehmen und Stakeholdern gegenüber gesellschaftlichen Zielen und Anliegen. Von besonderer Bedeutung ist folglich der Erklärungsgehalt von Reziprozität bei der Analyse des Verhaltens verschiedener Akteure in sozialen Dilemmasituationen sowie für die Durchsetzung sozialer Normen und gesellschaftlich erwünschten Verhaltens. Damit befasst sich ausführlich Abschnitt 4.2. Vor der Darstellung und Diskussion des Modells gegenseitigkeitsorientierten Verhaltens soll hier jedoch zunächst kurz auf das der Arbeit zugrunde liegende Verständnis von Modellen des menschlichen Verhaltens eingegangen werden.