2010 | OriginalPaper | Chapter
“Decent Work” durch den Europäischen Sozialdialog – Eine trügerische Hoffnung
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Die Vernutzung menschlicher Arbeit in ökonomischen Vermarktlichungskontexten bildet bereits seit dem 19. Jahrhundert einen Dreh- und Angelpunkt für Interessenkonflikte zwischen Kapital und Arbeit. Mit Blick auf den sozioökonomischen Integrationsprozess der Europäischen Union und dessen Entwicklungsperspektiven stellt sich die politische Kardinalfrage, wie arbeitsbezogene Interessen von Erwerbstätigen hierbei zur Geltung gebracht werden können. Die Berücksichtigung dieser Interessen berührt die politische Legitimität der Europäischen Union, die ihr auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger ihrer Mitgliedsstaaten zuteil wird (vgl. Offe 2005; Erne 2008). Eine nachhaltige Realisierung der Arbeitsinteressen von Erwerbstätigen wird ermöglicht, wenn Arbeitsqualität im Sinne „menschenwürdiger Arbeit / Decent Work“ als eine essentielle arbeitspolitische Gestaltungsaufgabe im Rahmen der Europäischen Union anerkannt und systematisch verfolgt wird. Die Bearbeitung dieser arbeitspolitischen Gestaltungsaufgabe bildet eine Daueranforderung, da sich die Arbeitswelt auf einzelstaatlicher, europäischer und auch globaler Ebene in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess befindet. Die Wahrnehmung dieser Daueraufgabe setzt stabile Institutionen Europäischer Industrieller Beziehungen voraus. Innerhalb der Europäischen Union gewinnt ein Europäisches System Industrieller Beziehungen an Kontur (siehe Marginson/Sisson 2006), dessen zentrale Eckpfeiler die Institutionen des Europäischen Betriebsrats (vgl. Tholen in diesem Band) sowie des Europäischen Sozialdialogs bilden. Im Folgenden wird analysiert, inwiefern die Institution des Europäischen Sozialdialogs zur Förderung von ,Decent Work’ im Rahmen der Europäischen Sozialpolitik beiträgt. Der Europäische Sozialdialog erstreckt sich auf „the discussions, consultations, negotiations and joint actions undertaken by the social partner organisations representing the two sides of industry (Management and Labour) at European Level“ (European Commission 2006: 91).