Der Einfluss von Kognition und Affekt auf Unternehmensgründungsentscheidungen: Eine vergleichende Analyse von Angestellten und Unternehmern

Der Zusammenhang zwischen individuellem unternehmerischem Verhalten und objektiven Situationsmerkmalen einer potentiellen unternehmerischen Gelegenheit – der so genannte Individual-Opportunity Nexus – steht im Fokus der Entrepreneurshipforschung. Die Rolle kognitiver Einschätzungen und affektiver Einflüsse im Unternehmensgründungsprozess wurde in diesem Kontext bislang weitgehend vernachlässigt. Auf der Grundlage eines Fragebogenexperiments mit zwei unterschiedlichen Stichproben von Angestellten und Unternehmensgründern bestätigen unsere Ergebnisse zentrale Annahmen kognitiver Einschätzungs- und Emotionstheorien. Demnach sagen die subjektiven Einschätzungen der unternehmerischen Gelegenheiten die Gesamtbewertung einer unternehmerischen Gelegenheit und die Entscheidung zur Unternehmensgründung besser voraus als dies die objektiven Merkmale der unternehmerischen Gelegenheit können. Unsere Ergebnisse zeigen, dass negativer Affekt die Nutzungswahrscheinlichkeit einer unternehmerischen Gelegenheit negativ beeinflusst. Zudem wird der Zusammenhang zwischen der Bewertung einer unternehmerischen Gelegenheit und ihrer Nutzungswahrscheinlichkeit durch negativen Affekt abschwächend moderiert. Die vorgelegten Analysen sprechen dafür, dass die nachgewiesenen kognitiven Prozesse für die beiden untersuchten Stichproben zwar unterschiedlich stark ausgeprägt, aber doch grundsätzlich vergleichbar sind. Die affektiven Einflüsse auf den Unternehmensgründungsprozess zeigen hingegen keine gruppenspezifischen Unterschiede. Diese Ergebnisse erweitern das auf objektive Merkmale unternehmerischer Gelegenheiten ausgerichtete Individual-Opportunity-Nexus-Paradigma, indem sie die Bedeutung subjektiver kognitiver Einschätzungen und affektiver Reaktionen und damit den unmittelbaren Schnittbereich von Individuum und unternehmerischer Gelegenheit beleuchten.