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2007 | Book

Die Gestaltung der Budgetkontrolle

Bestandsaufnahme, Determinanten und Erfolgswirkungen

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Geleitwort Das von Künkele gewählte Thema ist in hohem Maße relevant. Die zu Grunde lieg- de Budgetierung gilt als „das“ Instrument zur Prognose, Koordination und Motivation in plankoordinierten Unternehmen und wird vielfach auch als „Rückgrat der Unt- nehmenssteuerung“ bezeichnet. Entsprechend nimmt sie einen zentralen Platz in der Arbeit von Managern und Controllern ein. Dennoch – oder gerade deshalb – ist die Budgetierung in den letzten Jahren vielfach kritisiert oder gar für obsolet erklärt w- den. Während diese Kritik und die sich daran anschließende Diskussion durchaus - fruchtend wirken können, erscheint bedauerlich, dass beides bislang ausschließlich auf konzeptionellen Vorschlägen und „anecdotal evidence“ beruht. Empirische Arbeiten jüngeren Datums, die den Status Quo der Budgetkontrolle in der Unternehmenspraxis aufzeigen und/oder zur Falsifizierung der in der aktuellen Diskussion explizit oder - plizit aufgestellten Thesen beitragen könnten, liegen nicht vor. Die letzte empirische Bestandsaufnahme zur Budgetkontrolle in deutschen Unternehmen liegt fast 20 Jahre zurück und beschränkt sich auf das verarbeitende Gewerbe. Dies mag auch daran l- gen, dass das K-Wort in Wissenschaft und Praxis vielfach gemieden und durch scheinbar weniger problematische Begriffe ersetzt wird, ja: in kaum mehr zu zähl- den Controllingpublikationen betont wird, dass Controlling doch mit Kontrolle wenig am Hut habe. Allein: Die Empirie spricht eine andere Sprache. Vor diesem Hintergrund setzt Künkele die (noch junge) Tradition von Arbeiten am Lehrstuhl Controlling der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL fort, die der Kontrolle die Bedeutung einräumen, die ihr in der Unternehmenspraxis auch zukommt.

Table of Contents

Frontmatter
Teil A. Einführung
Auszug
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Controllingliteratur intensiv mit der Budgetierung beschäftigt. Zum Großteil basierend auf empirischen Erhebungen wird sie in den bestehenden Forschungsarbeiten bezüglich verschiedener Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge analysiert. Dabei lassen sich zwei grundsätzliche Forschungsrichtungen unterscheiden. Die eine Forschungsrichtung betrachtet die Auswirkungen der Budgetierung auf das Verhalten und/oder die Leistung von Individuen. Die andere Forschungsrichtung konzentriert sich auf die Auswirkungen der Budgetierung auf Geschäftsbereichs-oder Gesamtunternehmensebene.1 Die Ursache-Wirkungs-Zusammen-hänge werden in einigen der Forschungsarbeiten vor dem Hintergrund verschiedener Kontextfaktoren untersucht.2 Dabei erfolgt in der Regel keine differenzierte Betrachtung der Erstellung und Verabschiedung von Budgets auf der einen und ihrer Kontrolle auf der anderen Seite, 3 obwohl sich beide Phasen des Budgetierungsprozesses hinsichtlich ihrer Funktionen sowie der Verhaltens- und daraus resultierenden Gestaltungsimplikationen deutlich unterscheiden.4
Teil B. Grundlagen der Budgetkontrolle
Auszug
CHMIELEWICZ weist darauf hin, dass Begriffsdefinitionen, die für das Verständnis eines bestimmten Forschungsinhaltes von zentraler Bedeutung sind, an den Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit zu stellen sind. 24 Angesichts der großen Menge an älterer und neuerer Controllingliteratur, die die Schlüsselbegriffe der Budgetierung auf unter-schiedliche Weise definiert, soll vorab geklärt werden, was im Rahmen der vorliegenden Arbeit unter den folgenden Begriffen verstanden wird: Budget
Teil C. Determinanten und Erfolgswirkungen der Budgetkontrollgestaltung
Auszug
Folgt man der vorliegenden Literatur, kann die Gestaltung der Budgetkontrolle grundsätzlich bei den Ist- und Sollwerten als Inputgrößen in der Informationsversorgung oder bei der Prozessgestaltung ansetzen. Um die Zusammenhänge im Rahmen der Budgetkontrolle ganzheitlich erklären zu können, sollen im Folgenden erfolgskritische Gestaltungsvariablen aus beiden Bereichen identifiziert und anschließend Hypothesen bezüglich ihres Einflusses auf das Auftreten dysfunktionaler Verhaltensweisen und den Budgetkontrollerfolg abgeleitet werden.
Teil D. Operationalisierung des Forschungsmodells
Auszug
Die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit sollen mit Hilfe der Durchführung einer empirischen Erhebung beantwortet werden. Zu diesem Zweck wurde ein Fragebogen erstellt, anhand dessen Manager und Controller zur Gestaltung der Budgetkontrolle, dem Auftreten dysfunktionaler Verhaltensweisen, dem Erfolg der Budgetkontrolle, dem Erfolg ihrer Geschäftseinheit und den Determinanten der Budgetkontrollgestaltung befragt wurden. Dieser Ansatz stellt den effizientesten Weg zur Erhebung von Daten über die Wahrnehmungen einer großen Zahl von Managern und Controllern aus verschiedenen Unternehmen dar.483
Teil E. Methodische Konzeption der Untersuchung
Auszug
Um ein möglichst umfassendes Bild der Budgetkontrollgestaltung in deutschen Unter-nehmen zeichnen zu können, wurden als Grundgesamtheit der Untersuchung Branchen aus Industrie und Dienstleistungsgewerbe gewählt. Für die Auswahl der Branchen waren im Einzelnen folgende Gründe ausschlaggebend:
  • • Die Abschnitte527 D1 bis D4 repräsentieren das verarbeitende Gewerbe, welches der bedeutendste Wirtschaftsbereich in Deutschland ist. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung war der weitaus größte Teil der Erwerbstätigen in Deutschland in diesem Bereich beschäftigt.528
  • • Die Abschnitte I, J, K und E vertreten den Dienstleistungssektor, der auf Grund seiner in den letzten Jahren gestiegenen Wachstumsraten als Wirtschaftsbereich immer mehr an Bedeutung gewinnt.529
  • • Die Abschnitte F und G repräsentieren das Baugewerbe und den Handel. Sie ver-körpern die beiden Branchen, die in Deutschland in letzter Zeit keine zufriedenstellenden Wachstumsraten erzielt haben und deren Wachstumsprognosen auch eine schwierige zukünftige Entwicklung erahnen lassen.530
  • • Es kann davon ausgegangen werden, dass in Unternehmen aller befragten Branchen ab einer bestimmten Größenklasse ein Budgetierungssystem zur Anwendung kommt. Dies wurde zum einen in den durchgeführten Pre-Tests und zum anderen durch die Untersuchungen von POSSELT, DAMBROWSKI und SHARMA bestätigt.531
Teil F. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
Auszug
Generell können die Kontrollaufgaben von verschiedenen Instanzen im Unternehmen wahrgenommen werden. Die möglichen Ausprägungsformen der Kontrollkompetenz-verteilung lassen sich dabei auf einem Kontinuum anordnen, dessen Endpunkte als Selbst-bzw. Fremdkontrolle bezeichnet werden. Selbstkontrolle liegt dann vor, wenn der Mitarbeiter sich selbst kontrolliert – der Kontrollierende und der Kontrollierte sind in diesem Fall identisch. Im Bereich der Budgetkontrolle bedeutet dies, dass der Budgetverantwortliche entstandene Budgetabweichungen selbst ermittelt und die Abweichungsanalyse eigenständig vornimmt. Demgegenüber ist die Fremdkontrolle durch eine interpersonale Trennung zwischen Ausführendem und Kontrollierendem gekennzeichnet. Der Budgetverantwortliche wird also durch eine andere Person, z.B. einen Vorgesetzten oder eine spezielle Stelle wie die Revisionsoder Controllingabteilung, kontrolliert.646 In der Literatur wird von diesen extremen Ausprägungsformen aus sachologischen oder verhaltenstheoretischen Gründen gewarnt.647 Auch in der Unter-nehmenspraxis ist davon auszugehen, dass Zwischenformen die größte Verbreitung aufweisen.648 Diese Zwischenformen entstehen, wenn der jeweilige Kontrollträger einen Teil seiner Autonomie abgibt. Eine Abschwächung der Selbstkontrolle entsteht in erste Linie durch Informationspflichten des Budgetverantwortlichen gegenüber Vorgesetzten oder zentralen Kontrollinstanzen wie der Controllingabteilung. Abschwächungen der Fremdkontrolle entstehen in der Regel dadurch, dass der Budgetverantwortliche in den Kontrollprozess miteinbezogen wird und/oder gewisse Teilaufgaben selbst übernimmt.649
Teil G. Schlussbetrachtung
Auszug
Der Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit war die Feststellung, dass der Budgetierungsprozess in der Arbeit von Controllern und Managern einen zentralen Platz einnimmt und sich die Controllingforschung in den vergangenen Jahrzehnten intensiv mit der Gestaltung von Budgetierungssystemen auseinandergesetzt hat. Es wurde konstatiert, dass in den bestehenden Forschungsarbeiten in der Regel keine differenzierte Betrachtung der Budgeterstellung und -Verabschiedung einerseits und der Budgetkontrolle andererseits erfolgt, obwohl sich beide Phasen des Budgetierungsprozesses hinsichtlich ihrer Funktionen sowie der Verhaltens- und daraus resultierenden Gestaltungsimplikationen deutlich unterscheiden. Zudem wurde festgestellt, dass unser spezifisches Wissen bezüglich der erfolgreichen Gestaltung der Budgetkontrolle trotz der großen Bedeutung der Budgetierung für die Controllingforschung und die Unternehmenspraxis gering ist. Bestehende Lücken wurden sowohl bezüglich einzelner Gestaltungsfaktoren als auch mit Bezug auf ein Gesamtverständnis der Zusammenhänge zwischen Budgetkontrollgestaltung, dysfunktionalem Verhalten, Kontroll- und Geschäftsbereichserfolg sowie der Beeinflussung durch situative Faktoren ausgemacht.
Backmatter
Metadata
Title
Die Gestaltung der Budgetkontrolle
Author
Julia Künkele
Copyright Year
2007
Publisher
DUV
Electronic ISBN
978-3-8350-9014-9
Print ISBN
978-3-8350-0087-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9014-9