2010 | OriginalPaper | Chapter
Diskursethik
Author : Carsten Brosda
Published in: Handbuch Medienethik
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Kern einer Operationalisierung der Diskursethik als Medien- und Journalismusethik ist die immanente Verknüpfung des diskursiven Handelns in kommunikativer Interaktion mit der Herstellung einer öffentlichen Sphäre, deren demokratisch-normative Idee nicht zuletzt von dieser Diskursivität geprägt ist (vgl. Brosda 2008a). Die deliberative Demokratietheorie rückt die öffentlichen Aufgaben der Verständigung, Orientierung und Teilhabe sowie deren Bezug zur spontan-assoziativen Formierung zivilgesellschaftlicher Netzwerke in den Blick. Als Diskurstheorie des demokratischen Rechtsstaates thematisiert sie insbesondere die Spannung zwischen der Faktizität vermachteter Kommunikationsräume und den Geltungsansprüchen kommunikativen Handelns. Sie nimmt die Empirie einer weitgehend massenmedial-systemisch geprägten Öffentlichkeit systematisch zur Kenntnis und kontrastiert sie mit kommunikativen Grundlagen, welche sie wiederum in Form von Handlungsoptionen gleichsam aus dem Innersten der öffentlichen Sphäre heraus als normative Spannung kritisch zur Geltung bringt (vgl. Habermas 1992; Peters 2007). Öffentlichkeit und Diskurs sind im Rahmen eines solchen Demokratiemodells zwei eng auf einander bezogene Konzepte: Öffentlichkeit gewährleistet durch den von ihr bereitgestellten Kommunikationsraum die Rationalität moderner Lebenswelten und schließt diese kommunikativ an die ausdifferenzierten Subsysteme an. Sie erfüllt einerseits eine Transmissionsfunktion zwischen Lebenswelt und System, ist aber andererseits an Lebenswelt, Kommunikativität und Diskursivität rückgekoppelt. Im öffentlichen Austausch generieren kommunikativ Handelnde – anders als strategische Akteure, die einander als Objekte betrachten – mit ihren gemeinsam ausgehandelten Deutungs- und Bedeutungsangeboten einen gemeinsamen sozialen Raum. Die Entwicklung von Solidarität und Vertrauen als Grundlagen der Öffentlichkeit ist damit der kommunikativen Interaktion immanent (vgl. Loretan 1996: 43).