2002 | OriginalPaper | Chapter
Einleitung und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands
Author : Kai M. Reusch
Published in: Das Bilanzsteuerrecht der Vereinigten Staaten von Amerika
Publisher: Deutscher Universitätsverlag
Included in: Professional Book Archive
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Quo vadis, deutsches Bilanzsteuerrecht?1 Diese Frage gewinnt angesichts der aktuellen steuer- und bilanzrechtlichen Entwicklungen auf nationaler wie internationaler Ebene zunehmend an Brisanz. So wurde mit der Abschaffung der Drohverlustrückstellung2 durch das Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform3 ein Prozeß der Verselbständigung der Steuerbilanz in Gang gesetzt, der bislang in den Maßnahmen des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/20024 seinen Höhepunkt fand. Seit der Tomberger-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH)5 wird die Installation eines autonomen Bilanzsteuerrechts als einzig sicherer Weg zur Verhinderung eines unerwünschten Einflusses des EuGH auf die steuerliche Bilanzierung in Deutschland diskutiert.6 Hinzu kommt der jüngste Verordnungsvorschlag der EU-Kommission, wonach die International Accounting Standards (IAS) spätestens ab 2005 für die Konzernabschlüsse börsennotierter europäischer Unternehmen verpflichtend werden sollen und über ein Mitgliedstaatenwahlrecht auch für die Konzernabschlüsse nicht börsennotierter Unternehmen sowie für Einzelabschlüsse eingeführt werden können.7 Gemeinsam mit der Befreiungsvorschrift des § 292a HGB, wonach börsennotierten Mutterunternehmen8 die Aufstellung eines befreienden Konzernabschlusses nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen gestattet wird, entsteht ein enormer Druck, auch den handelsrechtlichen Jahresabschluß an internationale Rechnungslegungsstandards anzupassen. Denn langfristig wird ein divergierender Ergebnisausweis im internationalisierten Konzernabschluß, der primär Informationszwecken dient, und dem HGB-Einzelabschluß, welcher auch eine Aus- schüttungsbemessungsfunktion erfüllt, nicht haltbar sein.9