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2019 | OriginalPaper | Chapter

6. Feld IV: Struktur/soziale Logik

Author : Simon Weingärtner

Published in: Soziologische Arbeitsmarkttheorien

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Anders als in den vorangegangenen Kapiteln werden in Theoriefeld IV insgesamt vier Ansätze vorgestellt, um die Breite der soziologischen Theoriediskussion zu dokumentieren, die mittlerweile auch in der soziologischen Arbeitsmarktforschung angekommen ist. Hier werden Theorien mittlerer Reichweite verortet, die sich mit ungleichen Positionsstrukturen am Arbeitsmarkt befassen, dabei Strukturphänomene analytisch in den Fokus rücken und soziale Logiken wie Macht- und Herrschaftsverhältnisse, gesellschaftlich hegemoniale Narrative, Normen oder institutionelle Ordnungen entweder als dominante oder zumindest mit der Wirtschaft gleichwertige Einflussgrößen behandeln. Im Einzelnen sind dies der auf Konzepten von Pierre Bourdieu und Michel Foucault aufbauende poststrukturalistisch-feldtheoretische Ansatz von Eversberg, der auf Elementen der Luhmannschen Systemtheorie basierende Ansatz von Schröder, der historisch-institutionalistische Ansatz von Bosch et al. sowie die historisch-neoinstitutionalistische Feldtheorie von Fligstein.

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Footnotes
1
Bourdieu geht hier von einer Dominanz des ökonomischen Feldes über alle anderen aus, da die Ungleichverteilung des ökonomischen Reichtums tendenziell alle Akteure in der Sozialstruktur betrifft. Durch die Internationalisierung des ökonomischen Feldes wird diese Machtkonzentration weiter verstärkt. Kurzum: Die ökonomischen Eliten bilden die herrschende Fraktion der herrschenden Klasse (Bourdieu 1985).
 
2
In manchen Feldern hat sich nach Eversberg so etwas wie ein „autonomer Pol“ herausgebildet. Denkbar ist dies etwa in Teilfeldern mit hohen Anforderungen an spezifisches kulturelles Kapital und geringer Standardisierung (Eversberg 2014, S. 133).
 
3
Eine ähnliche Interpretation wie Eversberg haben Klaus Kraemer und Uwe Bittlingmayer in ihrer Analyse des Diskurses um die sog. „Wissensgesellschaft“ vorgenommen. Sie argumentieren, dass die „interessenlose“ Bildung eine symbolische Abwertung gegenüber ökonomisch verwertbarem Wissen als Humankapital erfahren habe und sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Modernisierung“ des Kulturkapitals. Dessen Rahmen bilden in der neoliberalen „Wissensgesellschaft“ diejenigen Kompetenzen, „die den Anforderungen an ein flexibilisiertes ökonomisches Feld entgegenkommen. Eine bestimmte Form von Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, psychische, aber auch räumliche Mobilitätsbereitschaft werden zu distinktionsrelevanten Handlungsressourcen“ (Kraemer und Bittlingmayer 2001, S. 325). Michael Hartmann (2002) zeigt in seiner berühmten Studie zum „Mythos von den Leistungseliten“ am Beispiel der Rekrutierung von Führungskräften in DAX-Unternehmen, wie diese subtilen Reproduktionsstrategien der Herrschenden – bewusst oder unbewusst – dazu führen, dass sich überproportional häufig Bewerber aus der oberen Mittel- und Oberschicht gegenüber formal gleich qualifizierten Bewerbern aus den unteren Schichten durchsetzen.
 
4
Diese Arbeiten wurden unter der Federführung von Steffen Lehndorff weitergeführt (Lehndorff 2012, 2014).
 
5
Diese Darstellungsform fördert zwangsläufig terminologische Unterschiede und auch argumentative Brüche zwischen der wirtschaftssoziologischen Markt-Feldtheorie und der allgemeinen Gesellschaftstheorie zutage, auf die in den zusammenfassenden Bemerkungen am Ende dieses Kapitels gesondert eingegangen wird.
 
6
Wie weiter unten ausgeführt wird, kommt dem Staat für die feldförmige Organisation von Märkten eine Schlüsselrolle zu.
 
7
Hier gehen die Autoren auf der Mikroebene vom Konzept eines sog. „socially skilled actors“ aus, der die Fähigkeit besitzt, über die Erzeugung sozialer Leitbilder und Praktiken kollektiver Identitätsstiftung, soziale Kooperations- und Austauschprozesse zu initiieren (Fligstein und McAdam 2012, S. 46). Sparsam charakterisiert diese Argumentationsfigur treffend als „soziologische Variante des Schumpeter’schen Unternehmers“ (Sparsam 2015, S. 215). Eine ähnliche Figur stellt der sog. „Institutional Entrepreneur“ in der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie dar (vgl. Walgenbach und Meyer 2007, S. 139 ff.).
 
8
Vor dem konzeptionellen Problem der „relativen Autonomie“ der Bourdieuschen Felder stand auch Eversbergs feldtheoretisch-poststrukturalistische Konzeption (vgl. Abschn. 6.​1). Daher ist es sicher kein Zufall, dass er Fligsteins Idee der Policy Domain aufgreift, um den Einfluss der Politik auf Arbeitsmarktfelder beschreiben zu können.
 
9
Kontrolle bezieht sich in diesem Zusammenhang auf Fligsteins handlungstheoretische Grundannahme, dass Akteure nach der Stabilisierung bzw. „Kontrollierbarkeit“ sozialer Interaktionssituationen streben.
 
10
Um als Organisation auf einem Marktfeld agieren zu können, ist es zunächst notwendig, die innerhalb der Organisation existierenden und teilweise widerstreitenden Interessen (etwa zwischen Arbeit und Kapital) zu vereinen und die Mitglieder als „politische Koalition“ auf gemeinsame Organisationsziele zu verpflichten. Hierbei geht es um Fragen der Kontrolle über die Organisation, ihre interne Organisationsweise und mögliche Marktstrategien auf den Produktmärkten. Feldtheoretisch gesprochen geht es also darum, die Organisation „zum Feld werden zu lassen“, damit sie – zwecks Gewinnerzielung und wirtschaftlichem Fortbestand – als kollektiver Akteur in einem übergeordneten (Markt-)Feld agieren kann. Auf der Ebene des Marktfeldes handelt es sich bei Kontrollkonzepten um von allen Feldteilnehmern geteilte Annahmen darüber, wie ein spezifischer Markt funktioniert, welche Beziehungen zwischen den Marktteilnehmern bestehen und welche Rolle sie selbst in diesem „Spiel“ einnehmen (Fligstein 2001, S. 70). Normalerweise setzen sich die Kontrollkonzepte der mächtigsten und damit erfolgreichsten Marktteilnehmer (Incumbents) durch und bestimmen über die Statusordnung und in einem weiteren Schritt – zumeist mithilfe staatlicher Intervention – die Regeln des Marktfeldes. Die subalternen Feldteilnehmer (Challengers) sind dagegen gezwungen, Wege zu finden, um ihr Überleben unter den gegebenen Bedingungen zu sichern.
 
11
Fligstein geht davon aus, dass (Güter-)Märkte prinzipiell über mehrere Jahrzehnte stabil sein können: „Stable markets are like sand castles. They are built up, last a while, but in the end are transformed. Unlike sand castles that survive only for a day, stable markets can last sixty to eighty years. This spans several human generations and shows enormous stability. But ultimately, even the most stable markets (such as steel, automobiles, and chemicals) have been transformed“ (Fligstein 2001, S. 90).
 
12
Diese Gleichsetzung ist nicht unproblematisch. Während Kontrollkonzepte auf Gütermärkten von Fligstein eher als kognitiv-kulturelle Frames beschrieben werden, scheinen sie auf Arbeitsmärkten eher als eine Art Überbegriff für die institutionelle Gesamtarchitektur zu fungieren.
 
13
Grundzüge einer solchen Programmatik werden im Schlusskapitel als Forschungsperspektive für die soziologische Arbeitsmarktforschung skizziert (vgl. Abschn. 7.​3).
 
Metadata
Title
Feld IV: Struktur/soziale Logik
Author
Simon Weingärtner
Copyright Year
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23743-1_6

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