2014 | OriginalPaper | Chapter
Formbildung
Author : Heinz Penzlin, Professor i. R. Dr. Dr. h. c.
Published in: Das Phänomen Leben
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.
Select sections of text to find matching patents with Artificial Intelligence. powered by
Select sections of text to find additional relevant content using AI-assisted search. powered by
Gibt dem suchenden und forschenden Geist die bloße Existenz organisierter Wesen auf unserer Erde bereits genügend Rätsel auf, die in ihrer Vielzahl und Sonderheit nicht hätten größer sein können, so muß uns das planmäßige Werden dieser Organismen aus sich selbst heraus in unglaublich kurzer Zeit auch heute noch in unserer „aufgeklärten“ und wissenschaftsgläubigen Zeit geradezu wie ein „Wunder“ erscheinen. Wie kommt es, dass sich die verschiedenen Organe jeweils zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort in der richtigen Größe herausbilden? Wieso entsteht aus einem menschlichen Ei immer wieder ein Mensch und niemals eine andere Art? Die Erfahrung der Entwicklung eines neuen vielzelligen Organismus, wie beispielsweise eines Menschen mit seinen 1014 Zellen und über 200 verschiedenen Zelltypen, aus einer befruchteten Eizelle innerhalb von nur neun Monaten ist uns andererseits so geläufig, so alltäglich, dass wir das Staunen und Sichwundern darüber weitgehend verlernt haben. Erst bei fehlerhaften Entwicklungen wird uns auf schreckliche Weise wieder bewusst, wie komplex und risikobehaftet jede Entwicklung ist. Die embryonale Entwicklung ist ohne Zweifel der komplexeste Vorgang, den wir in der Natur vorfinden, der uns auch heute noch – trotz gewaltiger Fortschritte in der experimentellen Analyse – viele Rätsel aufgibt.