2011 | OriginalPaper | Chapter
Forschungsstand und theoretische Bausteine
Author : Anke Offerhaus
Published in: Die Professionalisierung des deutschen EU-Journalismus
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Begriff der Professionalisierung ist in den vergangenen Jahren zu einem schillernden und inflationär gebrauchten Modewort geworden. Die damit assoziierten Bedeutungen variieren je nach Verwendungskontext stark (Meuser 2005). Vielfach werden mit Professionalisierung in einer unspezifischen Weise Prozesse umschrieben, die lediglich Unterschiede zwischen Gegenwart und Vergangenheit betonen (Negrine/Lilleker 2002: 306). In seiner spezifischen Bedeutung entstammt das Konzept der Professionalisierung der Professionssoziologie und bezeichnet die Entwicklung von Berufen zu Professionen. Vor diesem Hintergrund wurde es in der deutschen Journalismusforschung in den 1970er Jahren schon einmal diskutiert, aber wieder verworfen. In der vorliegenden Arbeit soll das Professionalisierungskonzept als Analyserahmen herangezogen und für die Untersuchung des deutschen EU-Journalismus ebenso wie für andere Berufe fruchtbar gemacht werden. Dazu ist es unerlässlich, in der Professionssoziologie existierende Prämissen zu modifizieren. Ziel dieses Kapitels ist es, den Begriff der Professionalisierung theoretisch neu zu fundieren, so dass er Prozesse beruflicher Veränderungen angemessen beschreiben kann, sowie zu begründen, warum sich das Professionalisierungskonzept im Rahmen einer berufssoziologischen Journalismusforschung gut eignet. Dazu werden durch eine Aufarbeitung und Systematisierung professionssoziologischer Theorieansätze in Abschnitt 2.1 einerseits zentrale Elemente des Konzepts herausgearbeitet und andererseits auf Defizite seiner bisherigen Verwendung aufmerksam gemacht. Ein Blick in die Journalismusforschung zeigt in Abschnitt 2.2 Traditionen journalistischer Berufsforschung; anhand der dort geführten Professionalisierungsdebatte lässt sich illustrieren, worin die zu berücksichtigenden Spezifika des Journalistenberufs liegen. Erst die Verbindung der den beiden zentralen Paradigmen soziologischer Theorie zuzuordnenden professionssoziologischen Ansätze sowie eine nicht an der statischen Definition von Professionen orientierte Vorstellung von Professionalisierung ermöglichen – so die zentralen Schlussfolgerungen in Abschnitt 2.3 – eine adäquate Analyse beruflicher Professionalisierungsprozesse und professionellen Handelns. Auf der Grundlage eines solchen Professionalisierungskonzepts können die sich vor dem Hintergrund der europäischen Integration ergebenden möglichen Veränderungen des Journalismus als berufliche Professionalisierungsprozesse untersucht werden.