2007 | OriginalPaper | Chapter
Fotografien und ihre Lesarten. Dokumentarische Interpretation von Bildrezeptionsprozessen
Author : Burkard Michel
Published in: Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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„Wie gelangt der Sinn in das Bild?“ fragte Roland Barthes in seiner „Rhetorik des Bildes“ (1990b, 28) und grenzte sich damit implizit von substantialistischen Auffassungen des Sinns ab. Der Sinn ist demnach keine Entität, die fest und unveränderlich im Bild angelegt wäre und in eindeutiger und gleichbleibender Weise von den Rezipierenden dem Bild ‚entnommen‘ werden könnte. Der Zusammenhang von Bild und Sinn ist vielmehr ‚fragwürdig‘, auf irgendeine Weise muss der Sinn erst mit dem Bild in Verbindung gebracht werden. Diese Problematisierung steht in merkwürdigem Kontrast zur unmittelbaren Anschaulichkeit von gegenständlichen Bildern, speziell von Fotografien — erschließt sich hier doch ‚auf den ersten Blick‘, was auf dem Bild ‚drauf‘ ist. Angesichts der visuellen Evidenz wirkt die Frage nach dem Sinn einer Fotografie daher möglicherweise trivial: Welchen anderen Sinn sollte eine Ansichtskarte mit dem Eiffelturm haben als das entsprechende Bauwerk? So spricht denn auch Barthes von einem „tautologischen“ Verhältnis von einem Foto und dem, was es abbildet (ebd., 31).