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2008 | Book

Fragebogen

Ein Arbeitsbuch

Author: Rolf Porst

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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About this book

Liebe Leserin, lieber Leser, das vorliegende Buch ist ein „Praxisbuch“ im wahrsten Sinne des Wortes. Als 1 ich es begonnen habe, konnte ich bei ZUMA auf eine zwanzigjährige Be- tungspraxis mit dem Schwerpunkt „Fragebogenberatung“ zurückblicken, in deren Verlauf ich – über den Daumen gepeilt – etwa 2.500 Fragebogen beraten, mitentwickelt oder entwickelt habe. Ob das für Deutschland einzigartig ist, weiß ich nicht, aber eine gewisse Erfahrung im Bereich von Fragebogen kann man mir sicherlich nicht absprechen. Möglicherweise war diese lange währende Beschäftigung mit Fragebogen auch der Grund, „endlich“ mal zusammenzuschreiben, was mir in all diesen Jahren im Zusammenhang damit wichtig erschienen ist und heute noch wichtig erscheint. Aber ich wollte nicht nur ein weiteres Fragebogen-Buch schreiben und es in die Reihe der – zugegebenermaßen wenigen „echten“ – Fragebogen- Bücher einreihen, sondern ich will mit dem Buch ganz konkreten Personen, die ganz konkrete Fragebogen entwickeln wollen, ganz konkret und im Detail pr- tische Hilfestellung leisten. Auch aus diesem Grund halten Sie heute ein „P- xisbuch“ in der Hand. Ich will Ihnen helfen, Ihren Fragebogen auf der Basis dessen zu entwickeln, was wir heute zum Thema Fragebogen wissen. Dabei simuliere ich ganz bewusst eine Art Fragebogenberatung in Bu- form, sehr praktisch und so geschrieben, dass die Leserinnen und Leser (oder sagen wir besser die Anwenderinnen und Anwender) wirklich damit arbeiten können, wenn sie einen Fragebogen entwickeln müssen (oder sagen wir lieber: dürfen), mit vielen Beispielen, wie man etwas falsch und wie man es richtig macht.

Table of Contents

Frontmatter
1.. Einleitung
Auszug
Einen Fragebogen zu entwickeln ist „ein einfach Ding“. Das merkt man spätestens dann, wenn einem wieder mal ein „Fragebogen“ irgendeines Zeitschriftenverlags in’s Haus flattert, ein Fragebogen im Kaufhaus ausliegt oder — „zur Sicherstellung der Kundenzufriedenheit“ — den Aufenthalt in Ihrem Urlaubshotel zu verschönern verspricht. Wir finden dann Fragen wie2:
2.. Kognitionspsychologische und kommunikative Grundlagen der Befragung
Auszug
Eigentlich ist es ganz einfach mit der Fragebogenkonstruktion:
„Nicht der Interviewer, der Fragebogen muss schlau sein!“ Diese Aussage ist — das muss man angesichts der raschen Entwicklung der empirischen Sozialforschung einfach so sagen — „uralt“ (Schmidtchen 1962: 9), und wenn man sich nur daran hielte, wäre alles ganz leicht. Dieses Fragebogenbuch hätte nicht geschrieben werden müssen, und Sie hätten es auch nicht gebraucht, um Ihren Fragebogen zu entwickeln. Nur: Wir wissen natürlich nicht so recht, was denn ein „schlauer“ Fragebogen eigentlich ist.
3.. Die Titelseite
Auszug
Ob man das will oder nicht: Ein Fragebogen hat immer eine Titelseite, auch wenn die oft gar nicht explizit als solche verstanden wird. Zumeist ist die Titelseite „halt bloß“ die erste Seite auf dem „Stapel Fragebogen“, mit dem wir arbeiten. Wird das Interview als persönlich-mündliche Befragung durchgeführt, erübrigt sich die Frage, wie die Titelseite aussehen soll — die Befragungsperson bekommt sie sowieso nicht oder allenfalls flüchtig zu sehen, wenn der Interviewer den Fragebogen auf den Tisch legt bzw. den Befragungscomputer auf den Tisch stellt. Wenn das Interview beginnt, ist die Titelseite irrelevant, dient allenfalls dazu, für den Forscher oder das Institut wichtige Informationen wie z.B. Befragungsdatum oder Uhrzeit beim Beginn der Befragung festzuhalten. Im Grunde genommen kann man — beim persönlich-mündlichen Fragebogen — die Titelseite bereits dazu verwenden, die ersten Fragen aufzulisten, wie es z.B. beim Fragebogen des ALLBUS 2000 der Fall war (s. Abbildung 1).
4.. Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens
Auszug
Die „Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens“ dienen dazu, den Befragungspersonen ihre Aufgabe zu verdeutlichen; sie finden sich natürlich nur in Fragebogen für schriftliche Befragungen (bei persönlich-mündlichen oder telefonischen Befragungen obliegt die Erklärung der Aufgabe dem Interviewer). Die „Hinweise“ sind üblicherweise auf der Rückseite der Titelseite platziert und sollten etwa das folgende Aussehen haben: Wichtig ist, dass in den „Hinweisen“ alle Aufgaben, mit denen die Befragungsperson während des Ausfüllens konfrontiert werden wird, anschaulich demonstriert werden; in dem gerade gezeigten Beispiel waren das (in der Reihenfolge ihres Auftretens) das Ausfüllen standardisierter Fragen mit Antwortkategorien, das Bearbeiten von Skalen, die Beantwortung numerischer und offener textlicher Fragen sowie der Umgang mit Filtern (auf die man bei der schriftlichen Befragung aber möglichst verzichten sollte, weil sie immer eine gewisse Fehlerquelle darstellen). Insbesondere der Umgang mit endpunktbenannten Skalen, also Skalen, bei denen nur der linke und rechte Skalenendpunkt verbalisiert sind (siehe Kapitel 6), muss den Befragungspersonen erläutert werden; man darf nicht davon ausgehen, dass alle Betroffenen die Skalen, insbesondere das Wesen und die Möglichkeit der Abstufung, von sich aus verstehen.
5.. Arten von Fragen
Auszug
Fragebogen-Fragen können unterschieden werden nach ihrem Inhalt und ihrer Form. Die Unterscheidung nach inhaltlichen Gesichtspunkten ist für den Fragebogenentwickler (relativ) beliebig; eine einfache Unterteilung ergibt sich z.B. in Fragen nach Einstellungen oder Meinungen, Fragen nach Überzeugungen oder Wertorientierungen, Fragen nach Wissen und Verhalten und Fragen nach Merkmalen der Befragungsperson (z. B. soziodemografische Fragen). Diese Unterteilung ist einfach, in gewisser Weise beliebig, vor allem aber: hier nicht von besonderer Bedeutung.
6.. Arten von Skalen
Auszug
Im Folgenden werden wir uns zunächst eher Grundsätzliches zu Skalen in Erinnerung rufen, bevor wir uns mit Skalen beschäftigen, wie wir sie in sozialwissenschaftlichen Fragebogen finden. Wir werden dabei Vor- und Nachteile bestimmter Skalentypen diskutieren und nach Argumenten suchen, warum man wie und wann bestimmte Skalen einsetzt und andere besser nicht.
7.. Question Wording — Zur Formulierung von Fragebogen-Fragen
Auszug
Zur Verbalisierung von Fragen und Antwortkategorien in einem Fragebogen gibt es eine Reihe von „Faustregeln“; sie finden sich in jedem gängigen Lehrbuch der empirischen Sozialforschung (z.B. Diekmann 2007; Häder 2006; Jakob & Eirmbter 2000 oder Schnell, Hill & Esser 2005) und gehen explizit oder implizit zumeist auf Payne (1951) zurück.
8.. Besondere Fragentypen und Formate
Auszug
Nachdem wir uns bisher mit Arten von Fragen und mit Frageformaten für sozialwissenschaftliche (und andere) Umfragen beschäftigt haben, wollen wir uns im Folgenden einigen speziellen Problemen und speziellen Fragetypen zuwenden. Im Einzelnen werden wir etwas erfahren über...
  • Quantifizierungen
  • den Einfluss der Vergleichsrichtung
  • fiktive Fragen,
  • heikle Fragen und...
schließlich darüber, wie schon das grafische Format, in dem eine Frage präsentiert wird, sich auf deren Ergebnisse auswirken kann.
9.. Zur Dramaturgie des Fragebogens
Auszug
Unter der Überschrift „Dramaturgie des Fragebogens“ sind zwei Aspekte zu behandeln, die teilweise voneinander unabhängig sind, teilweise aber auch stark aufeinander wirken können. Zum einen geht es um die Fragensukzession, zum anderen um die Dramaturgie des Fragebogens, wobei wir hier zu sprechen haben über Regeln für die Einstiegsfrage und allgemeine Regeln zur Dramaturgie des Fragebogens.
10.. Interviewer- bzw. Befragtenhinweise
Auszug
Interviewer- bzw. Befragtenhinweise sind technische Anweisungen im Fragebogen, die (beim persönlich-mündlichen Interview) dem Interviewer bzw. (beim schriftlichen Selbstausfüller) der Befragungsperson helfen sollen, die Befragung schnell, sicher und ohne langes Nachdenken über die korrekte Vorgehensweise bei der Beantwortung einzelner Fragen zu absolvieren.
11.. Filter
Auszug
Bestimmte Fragen im Fragebogen sind nicht oder nicht sinnvoll von allen Befragungspersonen zu beantworten. So ist es zum Beispiel nicht sinnvoll, Merkmale des Ehepartners abzufragen, wenn die Befragungsperson gar keinen Ehepartner hat. Auch können Sie Fragen zu den Kindern der Befragungsperson nur dann stellen, wenn die Befragungsperson Kinder hat, Fragen zur beruflichen Arbeit nur dann, wenn die Befragungsperson tatsächlich auch einer Erwerbstätigkeit nachgeht (usw., usw.).
12.. Die „letzte Seite“
Auszug
Lassen Sie die Befragung nicht ?einfach aufhören“, sondern beenden Sie den Job mit einem Dankeschön an die Befragungsteilnehmer — das haben die sich nämlich verdient. Bevor Sie die Befragung aber mit einer schönen Dankesfloskel endgültig abschließen, z. B. mit ...
  • „Vielen Dank für Ihre Mitarbeit“
  • „Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung“
  • „Vielen Dank für Ihre Mithilfe“
  • „Herzlichen Dank für Ihre Mitwirkung“
...oder was immer Nettes und Kreatives Ihnen dazu einfallen mag, sollten Sie der Befragungsperson noch Raum geben, sich zu der Umfrage, an der sie ja gerade mit Mühe teilgenommen, oder zum Thema, über das sie gerade Auskunft gegeben hat, zu äußern. Diesem Zweck dient die „letzte Seite“.
13.. Zum Layout des Fragebogens
Auszug
Unter Layout des Fragebogens verstehen wir alle Aspekte, die seine formale und äußere Gestaltung betreffen, sein Aussehen sozusagen.
14.. Befragungshilfen
Auszug
Befragungshilfen unterstützen im persönlich-mündlichen Interview die Arbeit der InterviewerInnen, indem sie der Befragungsperson Informationen optisch präsentieren, die ohne entsprechende Präsentation nicht oder nur schlecht zu verarbeiten wären.
15.. Ausblick: Plädoyer für systematische Pretests
Auszug
Nun, da Sie sich jetzt — hoffentlich unter erträglichen Mühen und mit ein wenig Spaß und Freude — bis fast an das Ende dieses Buches durchgearbeitet haben, wissen Sie schon recht viel über Fragebogen und darüber, wie man sie macht. Sie haben z. B. gelernt oder erfahren,...
  • welche unterschiedlichen kognitiven Anforderungen mit der Beantwortung offener oder geschlossener Fragen verbunden sind
  • dass Befragungspersonen Skalen Sinnhaftigkeit unterstellen und ihnen bestimmte Funktionen zuweisen
  • dass und wie sich die Vergleichsrichtung auf den Vergleich zwischen Objekten auswirkt
  • dass und warum die Antwort auf eine Frage sehr abhängig sein kann vom Kontext, in dem sie gestellt wird
  • dass und warum man Skalenpunkte nicht mit negativen Ziffern (−3 −2 −1 usw.) versehen sollte
  • dass und warum selbst das grafische Format einer Skala die Verteilungen beeinflussen kann oder
  • dass und warum der Politiker Werner Wilken bei Umfragen immer recht bekannt ist, dass und warum man aber auch mit seiner Politik nicht übereinstimmt, usw.
Sie haben aber auch gelesen, dass man bei der Entwicklung von Fragebogen trotz aller nützlicher Regeln, Gebote, Handreichungen und ähnlichem einerseits sehr viel Kreativität entwickeln, andererseits akribisch arbeiten muss, einerseits der wissenschaftlichen Fragestellung des Fragebogens in angemessener Weise gerecht werden, sich andererseits immer wieder in die potentiellen Befragungspersonen einfühlen muss, um bei der Entwicklung des Fragebogens die entscheidende Leistung zu erbringen: das Übersetzen der Forscher- in die Befragtensprache.
Backmatter
Metadata
Title
Fragebogen
Author
Rolf Porst
Copyright Year
2008
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-90897-7
Print ISBN
978-3-531-15178-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-90897-7