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2019 | OriginalPaper | Chapter

2. Frames und Framing

Author : Michael Oswald

Published in: Strategisches Framing

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Der Framing-Ansatz fungiert in den Sozialwissenschaften als eine theoretische Perspektive, wie Menschen die Realität wahrnehmen und sie über ihre Kommunikation konstruieren. Der Begriff ‚Frame‘ ist demnach mehrfach besetzt, da er nicht nur als Beschreibung von kommunikativen Konstrukten, sondern auch von den Denkstrukturen der Individuen dient. Das Denken über solche ‚Schablonen‘ und die Sinnzuschreibung über die daraus gewonnene Interpretation, sind die Grundlage der Frame-Analyse in der Sozialwissenschaft. Kommunikationsframes sind häufig in Abhängigkeit dieser ‚Denkframes‘ konstruiert.

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Footnotes
1
Die Stereotypisierung ist auch als eine Art Denkframe zu verstehen. Walter Lippmann bereitete mit seinen Abhandlungen über das stereotypische Denken den Weg für das Verstehen von Frames, auch wenn er sie genau so wenig wie James als solche benennt. Er beschreibt jedoch Stereotypen als ‚Bilder in unseren Köpfen‘, „die zwischen unserer Wahrnehmung und die Realität fungieren. so entstehen stereotypisierte Beobachtungen und Wahrnehmungen, die von jenen vorgefassten Meinungen beherrscht werden“ (Lippmann 1990). Dabei lenkt ein verankertes System von Stereotypen den Fokus auf Tatsachen, die das jeweilige Weltbild stützen. Gleichzeitig werden Annahmen, die ihm entgegenstehen ausgeblendet (Lippmann 1990). In dieser Umgebung der Stereotype fühlen sich ihre Vertreter wohl, es ist das Vertraute, Normale und Verlässliche. Eine Störung in diesem Weltbild ist eine Attacke auf das eigene Universum (Lippmann 1990).
 
2
Bei einer begriffsgeschichtlichen Betrachtung könnte hier sicherlich auch noch eine Brücke in das alte Athen und das Verständnis für den Topos geschlagen werden. Dies wäre in dieser Einführung jedoch wenig zielführend.
 
3
Nach Goffman können diese Frames natürlicher oder sozialer Art sein. Die natürlichen „frameworks identify occurences seen as undirected, unoriented, unanimated, unguided, ‚purely physical‘“(Goffman 1974, S. 22). Diese Ereignisse werden als natürlich wahrgenommen, weil sie ungesteuert sind und keine absichtliche oder kausale Ursache haben, die auf ein menschliches Handeln zurück zu führen wäre (Goffman 1974). Frames über die soziale Welt eröffnen dagegen eine Art Hintergrund-Verstehen, denn durch sie werden Ereignisse als das Ergebnis eines Willens oder eines Ziels aufgefasst. Als ihre Ursache werden kontrollierte und absichtliche Handlungen gesehen. Letztlich nehmen Menschen nach Goffman aber sowohl bei den sozialen als auch den natürlichen Denkschablonen einen Kausalitätsbezug an: Sie sehen kausale Zusammenhänge dort, wo eine natürliche Kette von versursachten oder verursachenden Effekten in Gang gesetzt wird, sowie auch bei jenen Ereignissen, die aufgrund einer menschlichen Entscheidung eintreten (Goffman 1974). Dieses Verständnis für die Kausalitäten in Frames ist für die Recherche um Kommunikationsframes wichtig, wie sich später noch zeigen wird.
 
4
Würde man annehmen, dass man die gesamte Realität wahrnimmt wie sie objektiv beschaffen ist, dann wäre man ein naiver Realitst. Der Naive Realismus steht also für den Glauben, dass die eigene Wahrnehmung deckungsgleich mit der objektiven Realität ist.
 
5
In der Psychologie werden noch weitere Gründe dafür aufgeführt, wie z. B. die mangelnde Wahrnehmungsfähigkeit von Menschen.
 
6
Unweigerlich ergibt sich bei dieser Beschreibung von Frames die Frage nach einem Vergleich zu Ideologie. Dass die beiden Konzepte nicht identisch sind und getrennt betrachtet werden müssen, wird in Kap. 5 noch angeschnitten werden. Auch Sabatier setzt sein Konzept des Belief Systems nicht mit dem Begriff Ideologie gleich.
 
7
Eine Diskussion von anderen Begriffen wie Paradigmen, Doxa etc., die ebenfalls ein soziales Umfeld implizieren, wird in dieser Abhandlung nicht geführt, da die Komplexität des Forschungsfeldes reduziert werden soll (vgl. hierzu Bourdieu und Eagleton 1992).
 
8
Als Politische Werte zählen die „von den Mitgliedern einer politischen Gemeinschaft als gemeinsam anerkannten Vorstellungen von den anzustrebenden Zielen des politischen Zusammenlebens und den zur Erreichung dieser Ziele angemessenen Mitteln“ (Gabriel 2009, S. 31).
 
9
Wer nun bereits entrüstet das Buch weglegen will, sollte zwei Dinge noch berücksichtigen: Wenn dies als Frame abgelehnt wird, unterliegt man dem eigenen Framing auf Kosten der Objektivität, da man seine Interpretation als Wahrheit versteht. Zudem sollte noch das Gegenbeispiel und die Synthese abgewartet werden.
 
10
Nondum Conceptus meint den Embryo vor Abschluss der Nidation; bis zu diesem Zeitpunkt ist in Deutschland auch der Tatbestand des Schwangerschaftsabbruchs nicht erfüllt (§ 218 I 2 StGB).
 
11
Der Begriff ‚Diskurs‘ wird in verschieden wissenschaftlichen Disziplinen und Ansätzen unterschiedlich definiert. Maarten Hajer formulierte 1993 ein Konzept, in welchem er ihn als ein Feld auslegt, in dem Ideen, Konzepte und Kategorien einem Phänomen eine signifikante Bedeutung verleihen. Diskurse werden häufig in Framing-Prozessen verwendet, da sie zur spezifischen Interpretation einer politischen Situation beitragen und in Zusammenschlüssen – Diskurskoalitionen – aufgehen können (Hajer 1993; Schneider 2010).
 
12
Die Wirkung von Verlust-Frames ist besonders stark. Die Erklärung hierfür folgt in Abschn. 2.2.3 Rezeption und Diffusion von Frames.
 
13
Agenda-Setting steht für die Selektion spezifischer Schwerpunkte, die von einem Kommunikator ausgewählt werden. In die Politikwissenschaft hielt der Ansatz hauptsächlich über das Modell des Policy-Cycles Einzug.
 
14
Auch ein Agenda-Setting muss freilich nicht unparteiisch sein. Insbesondere bei kontroversen Themen schwingt häufig bereits eine Bewertung in der Berichterstattung mit – oder über diese wird aus einer bestimmten Perspektive kommentiert. Dies kann bereits einen Hinweis darauf geben, ob das Agenda-Setting nicht doch in einer spezifischen Weise geframed ist. Insgesamt sind Agenda-Settings oft nahe an einem Frame; ein solcher ist jedoch weitaus umfassender und mit einer subtileren Überzeugungskraft versehen.
 
15
Priming wird in den Sozialwissenschaften auch häufig als eine Weiterführung der Agenda-Setting-These gesehen. Ein Priming tritt dann auf, wenn eine hohe Frequenz an Medienberichterstattungen über ein gewisses Thema auf Rezipienten wirkt. Die Folge kann etwa eine Präferenz zu politischen Kandidaten sein, wenn diese häufig benannt werden. Im folgenden Abschnitt werden das Konzept des Primings und seine Varianten noch tiefer gehend erläutert.
 
16
Dies kann auf noch weitere Arten geschehen. Beispiele sind unter anderem im Kapitel zum emotionalen Framing zu finden (Abschn. 3.​4.​4). Auch in der folgenden Erklärung in Abschn. 2.2.3 wird dies bereits ersichtlich.
 
17
Verschiedene Versuche wurden unternommen, um die Wirkung von Priming und Framing zu unterscheiden. Entmans Ansatz scheint dabei der plausibelste zu sein.
 
18
Dennoch lässt sich etwa die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mit der Wirkung eines Äquivalenz-Frames erklären. Erörterungen hierzu folgen in einem Beispiel.
 
Metadata
Title
Frames und Framing
Author
Michael Oswald
Copyright Year
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-24284-8_2