2007 | OriginalPaper | Chapter
Glas für den Pharao — Glasherstellung in der Spätbronzezeit des Nahen Ostens
Authors : Prof. Thilo Rehren, Dr. Edgar Pusch
Published in: Einführung in die Archäometrie
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
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Glas ist bei weitem das jüngste der drei künstlich hergestellten Materialien; Keramik erscheint im archäologischen Befund vor rund 10,000 Jahren, und aus Erzen erschmolzenes Metall — im Gegensatz zu gediegenem Metall — ist seit mindestens 6,000 bis 7,000 Jahren bekannt. Glas hingegen wird erst seit rund 3,500 Jahren von Menschen regelmäßig hergestellt und zu Gefäßen verarbeitet, obwohl es keine höheren Temperaturen erfordert als etwa die Metallgewinnung. Trotz dieser relativ jungen Geschichte wissen wir vergleichsweise wenig über die frühe Herstellung von Glas, insbesondere für die Zeit vor der römischen Epoche. Dies mag zum einen daran liegen, dass sehr viel weniger Glas hergestellt wurde als Metall; Glas war bis etwa zur Zeitenwende ein sehr exklusives Material, in Wert und Funktion vergleichbar mit Edelstein und Edelmetall. Dies, und die Notwendigkeit, teilweise sehr spezialisierte und geographisch nicht weit verbreitete Rohstoffe zu verwenden, führte früh zu einer Konzentration der Glasherstellung auf wenige Zentren. Eine andere Besonderheit der Glasherstellung liegt darin, dass Glas im Idealfall aus der vollständigen Fusion seiner Rohmaterialien entsteht, ohne dass Abfall oder Schlacke anfällt. Damit steht Glas in direktem Gegensatz zu Metall, dessen Herstellung uns vor allem durch die zahlreichen Untersuchungen an Schlackenfunden bekannt ist. Weiterhin unterliegen Glasobjekte am Ende ihrer Nutzbarkeit sehr viel stärker dem Recycling als zum Beispiel Eisen. Aus all diesem ergibt sich, dass in der Spätbronzezeit und Eisenzeit vermutlich nur relativ wenige Produktionszentren existierten, die vergleichsweise kleine Mengen an Glas herstellten und dabei dann auch noch sehr wenige Abfälle zurückließen; ein für die Archäologie der Glasherstellung denkbar ungünstiger Ausgangspunkt!