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2019 | OriginalPaper | Chapter

3. Ideen und Interessen

Zum Verhältnis von Religion und wirtschaftlicher Entwicklung

Author : Christoph Deutschmann

Published in: Kapitalistische Dynamik

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Dieses Kapitel greift die bei Weber offen gebliebene Frage nach der Rolle der Religion im entwickelten Kapitalismus auf und geht dem Verhältnis zwischen „Ideen“ und „Interessen“ nach. In der neueren Literatur lassen sich verschiedene Ansätze einer näheren Bestimmung dieses Verhältnisses unterscheiden. Ein Teil dieser Versuche läuft darauf hinaus, den von Weber beschriebenen Zirkel wechselseitiger Bedingtheit von Ideen und Interessen durch konzeptuelle Vorentscheidungen in der einen oder anderen Richtung kurz zu schließen und wird damit der Komplexität der Weber’schen Fragestellung nicht gerecht. Ein anderer Teil bemüht sich mit Weber um eine historisch offene Analyse des Verhältnisses von Ideen und Interessen, gelangt aber wiederum nur zu dem Befund ihrer gegenseitigen Bedingtheit, wobei die Tendenz erkennbar ist, Interessen, nicht Ideen bzw. Werten den höheren Erklärungswert für die wirtschaftliche Entwicklung zuzuschreiben. Es wäre jedoch kurzschlüssig, diese Diskussionslage einfach als Bestätigung der Weber’schen Entzauberungsthese zu deuten. Vielmehr, so die im dritten Abschnitt vertretene These, scheint die „Wirtschaft“ im Zuge der modernen Entgrenzung der Märkte selbst zu einer Instanz geworden zu sein, die „Werte“ reklamiert, „Visionen“ verkündet und zumindest partiell zu einem Konkurrenten der Religion wird.

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Footnotes
1
Ob triftig oder nicht, sei hier völlig offengelassen. Bekanntlich ist die viel zitierte „Weber-These“ auf scharfe Kritik gestoßen; vgl. z. B. Samuelsson 1993.
 
2
Robert Wuthnow stellt in einem Literaturüberblick zum Verhältnis von Wirtschaft und Religion daher fest: „Were a comprehensive survey of the field conducted, sociology-of-religion studies would undoubtedly have treated religion more often as a dependent variable in relation to economic conditions than an independent variable“ (Wuthnow 1994, S. 622; vgl. auch ders. 2005, S. 618).
 
3
Berghoff stellt fest: „Die angelsächsischen Freikirchen (Nonkonformisten) wie Quäker oder Methodisten fungierten nicht nur als landesweite Heiratsmärkte, sondern gaben auch den Rahmen für viele kommerzielle Transaktionen ihrer Mitglieder ab. In diesen überschaubaren Gruppen vertraute man sich gegenseitig, half sich mit Krediten und tauschte wichtige Informationen aus“ (Berghoff 2004, S. 176).
 
4
Als aktuelles Beispiel sei an die kultartige Inszenierung des Verkaufsbeginns für das „iPhone5“ von Apple im September 2012 erinnert.
 
5
„Nicht die Kirchen, sondern die Konsumtempel sind der Ort moderner Religiosität. Das Ideal des Marketing ist die religiöse Ikonenverehrung. Heute kehren die Warenhäuser wieder an ihren Ursprung zurück. Die Pariser Passagen waren die ersten Kathedralen des Konsums. Und die Einkaufszentren der Gegenwart verwandeln sich in Schauplätze einer Wiederverzauberung der Welt, nach der wir uns gerade deshalb sehnen, weil jede Spur von Magie, Charisma und Zauber aus unserem aufgeklärten Alltag getilgt ist“ (Bolz 2002, S. 115, 116).
 
6
Die Beziehung zwischen Geld und den anderen Kommunikationsmedien ist asymmetrisch: Nur Geld, nicht Macht, Recht, Wahrheit, erst recht nicht Liebe sind strikt universal. Geld wird für die Operationen aller anderen Systeme benötigt; Politik, Wissenschaft (in einem gewissen Sinn selbst die Liebe) müssen stets finanziert werden – eine Abhängigkeit, die im umgekehrten Sinn nicht gilt. Zur Kritik an der differenzierungstheoretischen Sicht der Wirtschaft vgl. Deutschmann (2009b), Schimank (2009) und Paul (2012).
 
7
Es drängt sich hier die Parallele mit Webers Analyse der prophetischen Religionen auf, die mit ihrer systematisierten Ethik die Gläubigen überforderten und zu Konzessionen an die lokale Volksreligiosität genötigt waren (Weber 1972, S. 284).
 
Metadata
Title
Ideen und Interessen
Author
Christoph Deutschmann
Copyright Year
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26227-3_3

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