Zusammenfassung
Wir sind gewohnt, uns Unternehmen als abgeschlossene, integrierte Gebilde vorzustellen. Sie sind physisch in Bürogebäuden und Fabriken untergebracht, in denen ihre Mitglieder agieren und in denen sich die erforderlichen Materialien, Maschinen und sonstige Ressourcen befinden. Die physischen Standortstrukturen und die arbeits- bzw. gesellschaftsrechtlichen Vertragsbeziehungen zwischen den Unternehmensmitgliedern definieren im Allgemeinen die Grenzen einer Unternehmung. Natürlich überschreitet eine Unternehmung diese Grenzen ständig, indem sie auf Märkten agiert, also z. B. Materialien beschafft, Produkte oder Dienstleistungen verkauft, Kapital aufnimmt oder anlegt. Aber diese Grenzüberschreitungen korrespondieren mit einer klaren Vorstellung von innen und außen, von zugehörig und nicht zugehörig, von Schnittstellen zwischen Unternehmung und Märkten. Weite Teile der Wirtschaft entsprechen diesem Unternehmensmodell, welches auch vielen Lehrbüchern zugrunde liegt, nicht mehr. Modulare, agile Organisationen, Netzwerke und Kooperationen, elektronische Märkte, Plattformen, Telekooperationen und virtuelle Organisationsstrukturen sind mittlerweile Realität. Die klassischen Grenzen der Unternehmung beginnen zu verschwimmen, sich nach innen wie nach außen zu verändern, teilweise auch aufzulösen. An die Stelle von tief gestaffelten Unternehmenshierarchien, die primär nach Befehl und Gehorsam funktionieren, treten zunehmend dezentrale, modular zerlegte Strukturen, die von Autonomie, Kooperation und indirekter Führung geprägt sind. Diese Entwicklung steht in einem engen Zusammenhang mit Veränderungen in Wettbewerb, Technologie und Wertvorstellungen.