2008 | OriginalPaper | Chapter
Ist eine europäische Identität möglich? Oder: Warum wir lernen sollten, Zwiebeln zu lieben
Author : Johannes Pollak
Published in: „Schmerzliche Erfahrungen der Vergangenheit“ und der Prozess der Konstitutionalisierung Europas
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Identität als Problem interdisziplinärer Forschung und Reflexion erlebte in den Jahren um 1980 eine Hochkonjunktur und erfreut sich seitdem ungebrochener Beliebtheit. Identität oder durch diverse Adjektive gewürzte Verbindungen sind „magische Worte“
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geworden, die sich durch die Reduktion des semantischen und eine dramatische Steigerung des affektiven Gehalts auszeichnen. Solche magischen Worte scheinen in unserer durch rasche Veränderung geprägten Zeit, die von atavistischen Geistern nationalistischer und fundamentalistischer Provenienz geplagt wird, deren Gesellschaften als Risiko- oder Erlebnisgesellschaften bezeichnet werden, einen eigenartigen Zauber auszuüben. Obwohl dem Begriff nicht mehr als „connotative significance“
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zukommt, scheint es sich um einen Schlüsselbegriff zu handeln, dessen Nutzen gerade in seiner Mehredeutigkeit und seiner spezifischen Appellqualität liegt. Im Zuge neoliberaler Globalisierungsdiskussionen wird eine Spielart kollektiver Identität, die nationale, von den einen als Hindernis auf dem Weg zur wahren, meist ökonomischen, Weltgesellschaft, von den anderen als letzte Bastion der Bewahrung und Garantie individueller Rechte gesehen. Der Begriff selbst erscheint nicht als „essentially contested“
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; vielmehr ist seine Verwendung durch Vertrauen auf die Erklärungskraft der Wiederholung gekennzeichnet.