Skip to main content
Top

2005 | Book

Jahrbuch Entrepreneurship 2004/05

Gründungsforschung und Gründungsmanagement

Editors: Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Prof. Dr. Heinz Klandt, Univ.-Prof. Dr. Lambert T. Koch, Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

insite
SEARCH

About this book

Das Jahrbuch Entrepreneurship bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Gründungsforschung in Deutschland. Es informiert ausführlich und kompetent über die wichtigsten Entwicklungen in Theorie und Praxis. Besondere Schwerpunkte bilden die Themen Entrepreneurship Education, Innovative Ansätze und Organisationsentwicklung im Gründungsmanagement und Internationale Aspekte der Unternehmensgründung.

Das Jahrbuch ist interessant für Wissenschaftler und Dozenten in den Bereichen Entrepreneurship und Management sowie für Praktiker in Klein-, Mittel- und Großunternehmen.

Table of Contents

Frontmatter

Theorie und Praxis des Unternehmertums

Ohne Pflicht keine Kür
Lothar Stein
Die Unternehmung als Entrepreneurial Cluster
Eine Neubewertung der Corporate Objective
Abstract
Aufbauend auf den Arbeiten von Rajan/Zingales (1998, 2001) sowie Blair/Stout (1999) möchten die Autoren mit dem vorliegenden Beitrag eine Neubewertung des in Theorie und Praxis gleichermaßen akzeptierten Primats der Eigenkapitalgeber (Shareholder Value) anregen. Die vergangenen Jahre haben das besondere Interesse an einem Unternehmenstypus geweckt, der durch einen relativ geringen Bestand materiellen Vermögens und, im Umkehrschluss, durch eine starke Betonung des Humankapitals als werttreibendem Faktor gekennzeichnet ist. Die hohe Wissensintensität solcher Unternehmen gibt Anlass, die Anwendbarkeit einer primär auf Verfügungsrechte fokussierten Theorie der Unternehmung zu hinterfragen, wie sie Grossman/Hart (1986), Hart/Moore (1990) und andere formuliert haben. Die Autoren dieses Beitrags schlagen deshalb eine komplementäre Sichtweise der Unternehmung vor: Mitarbeiter sind Unternehmer, die unter alternativen Verwendungen ihres Humankapitals wählen. Ihre Entscheidung fällen die Mitarbeiter dabei auf Basis der zu erwartenden Humankapitalrendite, die wiederum von ihrem bestimmbaren Wert im Netzwerk der Unternehmung abhängt. Dieses selbstähnliche Netzwerk ist der „Entrepreneurial Cluster“. In der Konsequenz erwerben beide Gruppen, Mitarbeiter und Geber risikobehafteten Finanzkapitals, einen Residualanspruch. Obwohl das Primat der Eigenkapitalgeber im Kontext der Wertschaffung hiervon unberührt bleibt, hat diese Sichtweise potentiell weitreichende Implikationen für die anreizkompatible Wertverteilung. Eine Reihe spezifischer Maßnahmen wird diskutiert, die der Entwicklung einer Entlohnungsstruktur dient, welche mit dem hier vorgestellten Ansatz des unternehmerischen Clusters im Einklang steht.
Philipp N. Baecker, Ulrich Hommel
Existenzgründungen im Kontext der Arbeits- und Lebensverhältnisse in Deutschland —
Eine Strukturanalyse von Mikrozensusergebnissen für die Jahre 1985 bis 2001 — Methodische Grundlagen, ausgewählte Ergebnisse und Perspektiven
Abstract
Die Sonderauswertung der Mikrozensusergebnisse durch das Statistische Bundesamt in Kooperation mit der Professur für Haushalts- und Konsumökonomik an der Universität Bonn bietet eine umfangreiche Analyse der Arbeits- und Lebensverhältnisse von Selbstständigen und Mithelfenden Familienangehörigen, werdenden Selbstständigen und Gründerpersonen sowie von Personen, die ihre Selbstständigkeit beendet haben. Zu diesem Zweck wurden erwerbsstatistische Merkmale mit Merkmalen des Lebenskontextes verknüpft. Schwerpunkte der Sonderauswertung liegen in der Analyse genderspezifischer Differenzierungen sowie in der Berücksichtigung von Mehrfachtätigkeiten. Daraus resultiert insbesondere die Unterscheidung der Selbstständigen bzw. Gründerpersonen im Haupt-, Zu- und Nebenerwerb. Auf Grund der regelmäßigen jährlichen Bereitstellung von Ergebnissen bietet der Mikrozensus die Möglichkeit einer kontinuierlichen und zeitnahen sowie vergleichsweise kostengünstigen Dauerbeobachtung nach dem entwickelten Auswertungsmodus.
Sabine Fleißig, Michael-Burkhard Piorkowsky
Zur Erforschung der Erfolgsfaktoren junger Unternehmen: Determinanten oder Impulse des unternehmerischen Handelns?
Abstract
Potenzialreiche junge Unternehmen zielen auf die Entdeckung und Ausschöpfung von Innovationen ab. Dies umfasst nichts anderes als eine intensive Auseinandersetzung mit Marktentwicklungen, Kundenbedürfnissen sowie neuen Verfahren und Technologien. Die Erforschung von Erfolgsfaktoren suggeriert, es sei möglich, in diese weitgehend unstrukturierte Beschäftigung mit dem „Neuen“ Ordnung zu bringen und Wege zum Erfolg aufzuzeigen. Dies erklärt die große Anziehungskraft darauf gerichteter Studien. In den meisten Fällen präsentieren Erfolgsfaktorenforscher statistisch gut fundierte Ergebnisse und enden mit der Aussage, sie hätten wesentliche Faktoren aufgedeckt. So überzeugend solche Studien für sich genommen jeweils sind, so heterogen und ernüchternd ist eine Zusammenschau mehrerer Studien. Dieses Ergebnis ist für das Gebiet des Strategischen Managements gut belegt. Der vorliegende Beitrag setzt daran an und begründet, dass vor allem die typische induktive Vorgehensweise eine Erforschung von Erfolgsfaktoren junger Unternehmen begrenzt. Dies lässt sich anhand zahlreicher Studien eindrucksvoll zeigen. Um nicht auf der Ebene bloßer Kritik stehen zu bleiben, werden in diesem Beitrag auch die verbleibenden Möglichkeiten einer Formulierung von Erfolgsfaktoren junger Unternehmen skizziert.
Michael J. Fallgatter
International Entrepreneurship: The Case of the Unified Germany
Abstract
This article profiles East and West German entrepreneurs based on an aggregate approach to international comparisons of entrepreneurship. Given previous research about “adolescent entrepreneurs” in economies in transition and “adult entrepreneurs” in high-developed countries this study links these poles of the international entrepreneurial spectrum. East versus West and men versus women entrepreneurship showed more similarities than differences regarding the entrepreneurial traits, the company’s strategy and its competitive German environment. But applying the same research methodology German entrepreneurs appear less entrepreneurial than their US and Russian counterparts. These findings support the use of integrative approaches within the field of international entrepreneurship research.
Dietmar Grichnik, Robert D. Hisrich

Rechtliche Aspekte der Selbstständigkeit

Die Bedeutung des Insolvenzrechts für die Gründungsentscheidung
Abstract
In diesem Beitrag wird analysiert, welchen Einfluss das Insolvenzrecht im Allgemeinen und die seit 1999 geltende Insolvenzordnung im Besonderen auf das Gründungsgeschehen haben. Dabei ist die Entscheidungssituation des Gründers, der für sich genommen von schuldnerfreundlichen Insolvenzregelungen profitiert, zu differenzieren vom Gründungsspiel, an dem auch die potentiellen Kreditgeber und damit Gläubiger partizipieren. Diese haben z. T. entgegen gesetzte Interessen und präferieren ein gläubigerfreundliches Insolvenzrecht. Trotzdem handelt es sich nicht um ein Nullsummenspiel, sondern durch eine effiziente Insolvenzrechtsgestaltung können beide Seiten gewinnen, was zu mehr und qualitativ besseren Gründungen führt. Es wird gezeigt, dass die Insolvenzordnung einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, jedoch noch Spielraum für weitere Verbesserungen im Rahmen zukünftiger Reformen besteht.
Alexander Dilger
Rechtsformwahl in kleinen und mittleren Unternehmen — Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
Abstract
Die Wahl der Unternehmensrechtsform ist eine zentrale Fragestellung der Betriebswirtschaftslehre und unternehmenspolitische Entscheidung. Der Beitrag behandelt zentrale Motive und Trends bei der Wahl der Unternehmensrechtsform in kleinen und mittleren Unternehmen. Mit Blick auf aktuelle wirtschaftspolitische Entwicklungen wie beispielsweise die Steuerreform oder die Baseler Eigenkapitalrichtlinien soll außerdem geklärt werden, ob und welchen Einfluß diese sowie auch Beratungsleistungen ggf. auf die Rechtsformwahl nehmen. Zur Fundierung dienen Daten aus einer eigenen empirischen Studie.
Birgit Buschmann

Entrepreneurial Finance

Entrepreneurial Finance und ihre Implikationen auf das Modigliani-Miller-Theorem
Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird ein Finanzierungsinstrumentarium vorgestellt, das zeigt, dass die durchschnittlichen Kapitalkosten eines Gründungsunternehmens, entgegen dem Modigliani-Miller-Theorem (MMT), vom Verschuldungsgrad abhängen. Der Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Feststellung, dass Ansätzen wie dem MMT gewöhnlich der Wertpapiermarkt als relevanter Markt für Fremdmittel zugrunde gelegt wird. Vorwiegend institutionelle Gründe sprechen hingegen dafür, Geschäftsbanken als Kredit vergebende Akteure in der Theorie zu verankern, damit die finanziellen Belange von Gründungsunternehmen abgebildet werden können. Die hier präsentierten Ergebnisse sind kompatibel mit Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ), wonach die Irrelevanzthese im Allgemeinen auch keine Bestätigung erfährt. Beides zusammen führt zu dem Schluss, dass für die Entrepreneurial Finance, unabhängig von der Frage, ob ein vollkommener Kapitalmarkt angenommen wird oder nicht, die Finanzierungskosten von der Kapitalstruktur eines Gründungsunternehmens abhängen.
Wolfgang Kuhn
A Survey of the Venture Capital Market in Germany from 1997–2003
Abstract
The German venture capital industry is the second largest in Europe, secondarily to the UK. This study gives an overview of the development of German venture capital companies over the past 6 years. The paper presents one of the largest samples of German venture capital companies, combined from several sources and research activities. The variables that have been taken into account: geographical location, stage of investment, years of market experience, business model, initiator of the venture capital companies and type of fund. Finally we look at the performance of different types of venture capital companies.
Martin T. Holi, Lutz Krafft, Stephan Golla, Heinz Klandt
Which Business Starters Experience Limited Access to Bank Funds?
Abstract
In this paper we investigate which individuals face difficulties in raising funds from financial institutions when starting a business. We argue that banks are more likely to provide financial funds the more they are convinced that the loan is repaid timely and the business is likely to succeed. Thus, potential business founders can increase their chance to obtain a bank loan by committing themselves to repayment and their new business. Further, they can signal to the bank that they are good lenders. Our empirical analysis proceeds in two steps reflecting the supply and demand side of the market for business loans. First, we estimate the denial rate of banks and then we also look whether potential business founders differ in their likelihood to apply for credit. Our main findings are that home ownership, experience obtained in previous jobs, education, family composition, nationality, parental self-employment, multiple-ownership and income derived from previous occupation affect access to external financial resources. We argue that business plans and support obtained from an accountant are effective ways to signal credibility to a bank.
Boris F. Blumberg, Wilko A. Letterie
Do Consulting for Equity-Arrangements Align the Interests of Clients and Consultants?
Abstract
In this paper we provide empirical evidence on the consequences of Consulting for Equity for the client-consultant relationship. When consultants start to accept an outcome contingent compensation scheme such as Consulting for Equity, their incentives might be better aligned to those of its clients, compared to the traditional fixed fee arrangements, where conflicts of interests prevail. Moreover, clients who cannot afford high fixed fees get access to high quality advice. Based on our empirical analysis in the German consulting industry we argue that the acceptance of equity stakes imposes a variety of unintended consequences on the consulting firm. By accepting equity, the consultant risks that part of his reputation is rendered to the clients’ fate. Also, especially the internal organisation of big consulting firms requires major adjustments to prevent internal conflicts of interest when applying Consulting for Equity.
Felix Lowinski
Erfolgreiches Venture Capital Fundraising in der Biotechnologie: Erfolgsfaktor Management vs. Produkt
Abstract
Die nachfolgende Untersuchung beschäftigt sich mit den Vergabekriterien von Venture Capital in der Biotechnologie-Branche, wobei versucht wird, durch die Analysen mehr Transparenz in den Venture Capital-Markt und die Arbeitsweise der Venture Capital-Gesellschaften in Deutschland zu geben. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Prüfphase der Venture Capital-Gesellschaft. Die Ergebnisse sollen einerseits jungen Start-Ups helfen, sich auf die kritischen Aspekte bei der Kapitalsuche und der Kontaktaufnahme zu Venture Capital-Gesellschaft einzustellen. Zum anderen ermöglicht es Venture Capital-Gesellschaften, eine Diskussion über einen entscheidenden und besonders sensiblen Teil ihrer Wertschöpfung zu führen, und kann möglicherweise helfen, eine höhere Erfolgsquote bei Biotechnologie-Investments durch Venture Capital-Gesellschaften zu erreichen.
Victor Scheibehenne, Jan Ising, Dirk Schiereck

Entrepreneurial Marketing

Markenaufbau und Markenführung in Start-Ups und KMU
Abstract
Für Unternehmen liegt in einer starken Marke die Chance, den Herausforderungen eines zunehmend dynamischen Wettbewerbs — mit immer kürzeren Innovationszyklen und einer verstärkten Angleichung von Produkten — eine beständige Stärke entgegen zu setzen, sich aus der Sicht der Kunden von der Masse der Wettbewerber zu differenzieren und mit einer starken Marke einen branchenüberdurchschnittlichen Gewinn zu erzielen.
Zur Etablierung einer Marke bedarf es allerdings nicht nur des Entwurfs eines Markenzeichens, über welches die Mehrzahl der Unternehmen bereits verfügen, sondern einer Markenführung durch das markenbesitzende Unternehmen, das alle Komponenten einer Marke zielorientiert und systematisch beeinflusst. Gerade für KMU kommt es weniger auf den Markenwert als solchen, sondern vielmehr auf die diesbezüglich generell markenwertfördernden Handlungen an, wie klare Zielausrichtung und -kommunikation.
Christoph Müller, Christina Nahr-Ettl, Daniel Rottweiler
Erfolgsfaktoren neugegründeter Dienstleistungsbetriebe — Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde aus Sicht des Entrepreneurial Marketing
Abstract
Die derzeitige Gründungstätigkeit wird maßgeblich von neuen Dienstleistungsbetrieben getragen. Der steigenden Bedeutung von New Service Ventures steht eine Vernachlässigung der marketingrelevanten Besonderheiten neu gegründeter Dienstleistungsbetriebe gegenüber. Diese Forschungslücke wird im vorliegenden Beitrag zum Anlass genommen, die grundlegenden Spezifika junger Dienstleistungsbetriebe systematisch aufzuarbeiten. Darauf aufbauend werden die bislang noch weit verstreuten empirischen Erkenntnisse zu den (Miss-) Erfolgsfaktoren zusammengeführt, um sie mit den konzeptionellen Überlegungen in Beziehung zu setzen. Weiterhin wird der für die Erforschung der Marketingerfolgsfaktoren zentrale Kernkompetenzansatz herangezogen, um die vorliegenden Befunde theoretisch zu fundieren und zu systematisieren. Zu diesem Zwecke wird der Open System View verwendet und zu den Erfolgsfaktoren junger Dienstleistungsbetriebe in Beziehung gesetzt. Durch diese Ausrichtung verfolgt der Beitrag das Ziel, eine Plattform für weitere Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet zu eröffnen.
Jörg Freiling, Maria-José Estevão

Netzwerke im Gründungskontext

Von der Forschung zum Kommerz am Beispiel der modernen Biotechnologie
Horst Domdey
Stellenwert und Bedeutung von Innovationsnetzwerken für Unternehmensgründungen
Abstract
Der vorliegende Beitrag zielt auf die empirische Untersuchung des Stellenwertes und der Bedeutung von Innovationsnetzwerken bei der Gründungsentscheidung (pre-entry-Phase) und nach erfolgtem Markteintritt (post-entry-Phase). Für Unternehmensgründungen aus Wirtschaftszweigen mit hoher Innovationsintensität werden dabei die Implikationen, die aus einer Netzwerkanbindung von ‚start-ups‘ resultieren, näher analysiert.
Die empirischen Untersuchungen zeigen zum einen, dass der Kontakt zu Innovationsnetzwerken einen positiven Einfluss auf dass Entscheidungsverhalten von Gründungswilligen hat. Die Analysen unterstreichen zum anderen, dass die Netzwerkmitgliedschaft eine wichtige Rolle nach erfolgtem Markteintritt spielt. ‚Startups‘ können über die Nutzbarmachung von Netzwerkressourcen intern vorhandene F&E-Kapazitäten erweitern und (finanzielle) Restriktionen in der Ressourcenausstattung abbauen. Multivariate Schätzungen zeigen schließlich, dass die Netzwerkmitgliedschaft einen positiven, statistisch hoch signifikanten Einfluss auf das Wachstum und den Markterfolg von Unternehmensgründungen — gemessen an der Umsatz- bzw. Beschäftigtenentwicklung — hat.
Wolfgang Becker
Kooperation in EXIST-Gründungsförderungsnetzwerken — Eine explorative Untersuchung zur Bedeutung von Promotorenfunktionen
Abstract
Der Beitrag diskutiert ausgewählte Erfordernisse einer staatlichen Unterstützung von Unternehmensgründungen durch regionale Gründungsförderungsnetzwerke (GFN). Insbesondere wird die Bedeutung von Schlüsselpersonen für die Erzeugung und Aufrechterhaltung netzwerkinterner Kooperation untersucht. Das Erhalten von Netzwerkkooperation stellt aufgrund der für GFN typischen heterogenen Struktur der Netzwerkmitglieder sowie wegen der „künstlichen“, häufig politisch initiierten, Entstehung solcher Netzwerke eine besondere Herausforderung an die zentralen Akteure dar. Für die Analyse der Rollen der Schlüsselakteure wird das Promotorenmodell aus der Innovationsforschung verwendet, das zwischen verschiedenen Promotorenfunktionen unterscheidet und die jeweiligen, für die Ausübung dieser Funktionen genutzten, organisationalen Ressourcen analysiert. Die spezifischen Fragestellungen des Beitrags sind:
1.
Welche Promotorenrollen und Promotorenstrukturen treten in EXIST-GFN auf, und welche Netzwerkressourcen werden hierbei genutzt?
 
2.
Welche Bedeutung haben Promotorenfunktionen für das Erzeugen und Sichern von Netzwerkkooperation?
 
Das qualitativ-explorative Untersuchungsdesign umfasst fünf Fallstudien zu den GFN aus der ersten Phase der Initiative „EXIST — Existenzgründungen aus Hochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Jede Fallstudie beinhaltet drei teilstrukturierte Interviews mit Schlüsselpersonen des jeweiligen GFNs. Die Schlüsselpersonen wurden in drei „Meta-Interviews“ mit den politischen Initiatoren des EXIST-Programms vorab identifiziert.
Die Ergebnisse deuten auf eine Reihe wesentlicher Funktionen der Schlüsselpersonen im Hinblick auf Kooperation in den EXIST-Netzwerken hin, so zum Beispiel die Generierung und Aufrechterhaltung von Nutzenpotenzialen für eine dauerhafte Teilnahme der Netzwerkpartner sowie die Ausübung von „diplomatischen“ Funktionen zur Erhaltung der Interessenbalance zwischen den Netzwerkmitgliedern.
In Bezug auf in den Netzwerken auftretende Promotorenrollen haben Beziehungs- und Prozesspromotorenrollen eine empirische Bedeutung im Rahmen der genannten Funktionen. Macht- und Fachpromotoren treten in den fünf Netzwerken hingegen seltener auf. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Hauptaufgabe der Schlüsselpersonen darin liegt, über die genannten Funktionen einen geeigneten Rahmen für die Kooperation der Netzwerkpartner im Prozess der Gründungsunterstützung bereitzustellen und zu erhalten. Am Prozess der operativen Gründungsunterstützung selbst und den damit verbundenen reziproken Austauschprozessen zwischen den Netzwerkpartnern sind die Schlüsselpersonen hingegen nur zu einem geringeren Ausmaß beteiligt.
Marc Grünhagen, Lambert T. Koch, Sean Patrick Saßmannshausen
Die Rolle der Hochschullehrer für Gründungen aus deutschen Hochschulen — erste empirische Erkenntnisse
Abstract
Seit den 90iger Jahren stehen Gründungen aus Hochschulen — sog. academic spinoffs — im Fokus der Gründungsforschung. Das besondere Interesse gilt dabei den Einflussfaktoren, die die Gründungsneigung von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern wesentlich bestimmen. Auf Basis einer bundesweiten Online-Erhebung unter Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern aller Fachbereiche an deutschen Hochschulen, bei der insgesamt über 5.000 Antworten ausgewertet werden konnten, untersuchen die Autorinnen die Haltung der Hochschullehrer zur Selbständigkeitsthematik: Während die erste Frage einer sehr differenzierten Darstellung hinsichtlich verschiedener strukturspezifischer Merkmale bedarf — ob ein Professor Gründungen aktiv unterstützt, hängt z.B. wesentlich davon ab, ob er außeruniversitäre Berufserfahrung besitzt oder nicht — lässt sich dagegen die zweite Frage eindeutig mit ‚nein‘ beantworten. Die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die ein Unternehmen gründen wollen, ist bisher verschwindend gering. Ein entscheidendes Ergebnis der Analyse auf der Basis von bivariaten Analysen ist auch, dass sich ein struktureller Zusammenhang zwischen den Unterstützungsaktivitäten der Professoren und Ausgründungen nachweisen lässt. Das zeigt, dass den Hochschullehrern im Hinblick auf Gründungen von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern eine Schlüsselrolle zukommt.
Katrin Isfan, Petra Moog, Uschi Backes-Gellner
Backmatter
Metadata
Title
Jahrbuch Entrepreneurship 2004/05
Editors
Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner
Prof. Dr. Heinz Klandt
Univ.-Prof. Dr. Lambert T. Koch
Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt
Copyright Year
2005
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-540-26823-9
Print ISBN
978-3-540-22517-1
DOI
https://doi.org/10.1007/b138133