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1986 | Book

Kammerphysikalische Kostbarkeiten

Author: Robert L. Weber

Publisher: Vieweg+Teubner Verlag

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Table of Contents

Frontmatter
Die Abspaltung des Infinitivs

Eines der bestgehüteten Geheimnisse dieses Zeitalters kann nun enthüllt werden: Unter höchster Geheimhaltung und abgeschieden in einem entlegenen Gebiet unseres Landes ist es einer anonymen Gruppe von Grammatikern nach langen und schwierigen Bemühungen schließlich gelungen, den Infinitiv zu separieren.

Charles R. Langmuir
Broken English

Es gibt heute eine Universal-Sprache, die fast überall gesprochen und verstanden wird: das Broken English (BE). Damit meine ich nicht das Pidgin English, einen hochformalisierten und spezialisierten Zweig des BE, sondern jene viel allgemeinere Sprache, deren sich die Kellner in Hawaii, die Prostituierten in Paris, die Botschafter in Washington, die Geschäftsleute in Buenos Aires, die Wissenschaftler bei ihren Kongressen und die Porno-Hausierer in Griechenland bedienen: Mit einem Wort, eine Menge ehrenwerter Leute in aller Welt, zu denen ich mich auch zähle. Gelegentlich wird das Broken English als mehr oder weniger erfolgreicher Versuch zur Verwendung eines korrekten Englisch betrachtet. Dies ist aber ein pedantischer und besserwisserischer Ansatz, der den jeweiligen Sprecher heruntermachen und das Ursprüngliche an der Kraft seiner Sprache zerstören soll. Es ist höchste Zeit, daß das Broken English als eigene Sprache anerkannt wird. Dann nämlich wird sich der unerschöpfliche Reichtum dieser Sprache herausstellen; phantasievoll, flexibel und mit einer fast uneingeschränkten Freiheit. Im folgenden will ich einige der Grundregeln des BE darstellen und hoffe gleichzeitig, daß Qualifiziertere als ich sich dieses Forschungsgebietes annehmen werden, damit dem BE der ihm zustehende Ehrenplatz in der Linguistik eingeräumt wird.

H. B. G. Casimir
Gott geb’s
Robert L. Weber
Vierdimensionale Spannungsanalyse (Fotografie)
P. L. Kirby
Büro-Lexikon

Kanäle – Die Spuren, die von innerbetrieblichen Aktenläufen hinterlassen werden.

G. R. Hicks
Lesbarkeitsindex

Mit Hilfe des von Rudolf Flesh entwickelten Lesbarkeitsindex – ausgehend von Satzlänge und Wortlänge – wurden von Herbert S. Denenberg, einem früheren Mitarbeiter der Pennsylvania-Versicherung, folgende Texte qualifiziert: Kraftfahrzeug-Versicherungspolicen mit einem Index von 10 und weniger, Joe Gargiolas „Baseball is a Funny Game“ mit 80,7 und Einsteins „Meaning of Relativity“ mit 17,72. Denenberg kommt zu dem Schluß, daß „Einsteins Relativitätstheorie leichter zu verstehen ist als eine durchschnittliche KFZ-Police“.

Robert L. Weber
Über das Begutachtungs-Spiel

Das Begutachtungs-Spiel wird dargestellt. Einige Strategien werden beschrieben. Beispiele sind angeführt. Die heutigen Spiel-Usancen werden bewertet.

J. M. Chambers, Agnes M. Herzberg
Zitat

Auch wenn ich Shakespeare sein könnte, ich wäre doch lieber Faraday.

Aldous Huxley
Leitfaden für Dissertanten

Von den gelangweilten Mitgliedern einer Prüfungskommission während der Diskussion über eine Dissertation zusammengestellt; wiedergegeben von dankbaren Dissertanten.

Robert L. Weber
Moores Bericht über Wittgenstein

Wittgenstein reichte seinen „Tractatus“ als Doktorarbeit ein. G. E. Moore, einer der Prüfer, soll gesagt haben: „Mr. Wittgensteins Dissertation ist ein geniales Werk; aber sei es wie auch immer, sie genügt dennoch dem für die Erlangung der philosophischen Doktorwürde an der Universität Cambridge erforderlichen Standard.“

Robert L. Weber
Zitat

Mein deutscher Philosoph, denke ich, ist ein Narr. Er meint, daß es keine empirische Kenntnis gibt. Daraufhin bat ich ihn, mir recht zu geben, daß kein Nashorn im Zimmer sei. Er jedoch wollte sich auf diese Feststellung nicht einlassen. Ich habe unter alle Schreibtische geschaut, ohne ein Nashorn zu finden, aber Wittgenstein ließ sich nicht überzeugen.

Bertrand Russell
Ein philosophischer Witz

Lehrer: „Nehmen Sie an, in diesem Problem ist x die Anzahl der Schafe.“ Schüler: „ Aber, Herr Lehrer, nehmen Sie an, x ist nicht die Zahl der Schafe.“

Robert L. Weber
Tantiemen

Die „University Microfilms“-Gesellschaft, die Mikrofilme und Kopien von Dissertationen herstellt, kündigte vor kurzem an, daß sie bereits rückwirkend ab letztem Jahr beginnen werde, den Autoren von Dissertationen Tantiemen auszubezahlen. Wenn der Verkauf einer Dissertation pro Jahr 100 Dollar oder mehr einbringt, dann will die Gesellschaft an den Autor auf der Basis des jeweiligen Jahresergebnisses 10 Prozent Tantiemen ausschütten. Von jeder Dissertation werden im allgemeinen bestenfalls ein paar Kopien verkauft. Durch diesen Anreiz zur Nutzung eines neuen Marktes werden wir in Kürze bald mit Dissertationen konfrontiert sein, die z. B. folgende Titel tragen: „Alles, was sie über Lactobacillus acidophilus wissen wollen, aber nicht zu fragen wagen“; „Bill & Dotti & Sam & Sadie: Wordsworth und sein Kreis“; „Das wirkliche Watergate: Modelle eines Hochdruck-Sicherheitsventils“; „Der springende Louis oder Carpets letzter Sprung“ (Eh, Maintenon?)“; usw.

Marque Bagshaw
Klarstellung

Es ist aus technischen Gründen erforderlich, daß diese Behälter verkehrt gelagert werden; d. h. mit der Oberseite nach unten und der Unterseite nach oben. Um jeden Zweifel auszuschließen, was die Ober- und was die Unterseite ist, ist die Unterseite jedes Behälters unverzüglich mit dem Wort OBEN zu beschriften.

Britische Admiralität
Perish, but publish!
William J. McClothlin
Zitat

Wissenschaft geht immer schief: niemals löst sie ein Problem, ohne zehn neue zu schaffen.

George Bernard Shaw
Wie man eine Diskussion gewinnnt

Will man eine Diskussion gewinnen, so muß man sie zunächst einmal vom Zaun brechen. Glücklicherweise ist dies der leichteste Teil des gesamten Vorganges. Für Leute mit Startschwierigkeiten sind hier einige Standardmethoden genannt: 1.Man mache eine laute, aggressive und abfällige Bemerkung über das liebste Hobby seines Freundes.2.Man höre seinem Freund zu, bis er irgendeine positive Aussage macht, um ihr dann rundweg zu widersprechen.3.Man mache eine oder mehrere kühne Aussagen von fragwürdiger Richtigkeit. Auf das Thema kommt es dabei nicht an: Politik, Wetter, Hobby und Mädchen eignen sich besonders. Auch ein technisches Thema ist gut, wenn weder Sie noch Ihr Freund sich auf dem Gebiet auskennen.

V. D. Landon
Der Weg zum Erfolg

Nach Prof J. B. S. Haldane hat der normale Bewertungsvorgang bis zur Durchsetzung einer wissenschaftlichen Idee vier Stufen: 1.Völlig absurdes Zeug;2.Interessant, aber pervers;3.Korrekt, aber unwesentlich;4.Habe ich schon immer gesagt.

J. B. S. Haldane
Vortrags-Muffel I bis VI

I.Der Murmler: Er senkt seine Stimme, um wichtige Punkte zu unterstreichen, oder spricht zur Projektionsleinwand anstatt zum Auditorium.II.Der Dia-Fetischist: Er zeigt einen Wust von Diapositiven, die mit kleinstgeschriebenen Daten überladen sind.III.Der Zeitlose: Er überschreitet die vorgesehene Zeit oder redet länger, als es dem Anstand entspricht.IV.Der Saloppe: Er bringt sein Vortragsmaterial ununterbrochen durcheinander.V.Der Schaumschläger: Er hat in Wirkhchkeit nichts zu sagen.VI.Der Rücksichtslose: Er hört nicht auf zu reden, wenn er einmal das Wort hat.

Eugene F. Dubois
Clerk Maxwells Bericht über Herbert Spencer

Mr. Spencer hat im Laufe seiner Ausführungen bedauert, daß zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft es sich zur Gewohnheit gemacht hätten, das Wort „Kraft“ in einem sehr eingeschränkten und begrenzten Sinne zu benützen, der für die Verwendung in einer vollständigen Theorie der Evolution viel zu eng ist. Er selbst war peinlich bemüht, diese umfassende Bedeutung des Begriffes zu geährleisten, die allzuoft in den grundlegenden Arbeiten verlorengegangen sei: Mr. Spencer nämlich hat das Wort „Kraft“ einmal in diesem und einmal in jenem Sinne verwendet. Offensichtlich gab er sich der Hoffnung hin, das Wort werde auf diese Weise die von ihm gewünschte gedankliche Breite gewinnen.

Robert L. Weber
Guter Rat für Vortragende

Die augenfälligste, wenn auch vielleicht nicht die wichtigste Anforderung an einen guten Vortragenden richtet sich an seine Darstellungsqualitäten; obwohl nämlich für jeden wahren Philosophen der Zauber von Wissenschaft und Natur in beliebigem Gewand überwältigend ist, muß doch leider auch gesagt werden, daß uns die Allgemeinheit nicht einmal eine kurze Stunde folgen wird, wenn wir ihr den Weg nicht mit bunten Blumen bestreuen.

M. Faraday
Vom Nutzen kleiner Hunde im Physikunterricht

Selten findet man Hunde in Vorlesungssälen, und wenn sie dort auftauchen, sind sie zumeist nicht sehr willkommen und ihr Aufenthalt ist von kurzer Dauer. Mein kleiner vierbeiniger Vorlesungsassistent „Rushton“ stellt eine Ausnahme von dieser Regel dar, ihm sind die folgenden Seiten gewidmet. Rushtons Stammbaum ist nicht ganz klar, es steht aber fest, daß er zunächst aus einem der kleinen Spielzeughunde meiner Kinder entstand. Sein erster Auftritt an einer bekannten Universität im Süden Englands blieb beschränkt auf einige recht deutliche Kommentare über verschiedene Aspekte des Universitätslebens (Bild 1). Wirklich ans Licht der Öffentlichkeit trat er erst, als ich ihn als Vorlesungsassistenten in Dienst nahm.

A. W. S. Tarrant
Über das Lehren

Was soll man am besten tun, wenn man Menschen etwas Neues beibringen will? Man vermischt Bekanntes mit noch Unbekanntem. Wenn sie dann in ihrem Nebel irgend etwas Vages sehen, das sie erkennen können, dann denken sie, „Aha, das weiß ich schon“. Und damit ist man einen Schritt weiter in die Richtung „Aha, ich verstehe alles“.

P. Picasso
Lehrerbewertung
J. Gauss
Lichtbrechung
Robert L. Weber
Proklamation

Mit diesem kleinen Scherz mache ich die Studenten gelegentlich darauf aufmerksam, daß es ein Physik-Department gibt. Ich lege dies mit der Unterschrift und der Genehmigung des Direktors zu den Schulnachrichten. Vielleicht hat auch sonst jemand Verwendung dafür.

M. Scott
Gedankenfreiheit

Vor einiger Zeit rief mich ein Kollege an, ob ich ihm als Schiedsrichter bei der Bewertung eines Prüfungskandidaten zur Verfügung stehen könnte. Er sei der Meinung, daß ein bestimmter Student für die Antwort auf eine physikalische Frage ein Ungenügend verdiene, während der Student die Ansicht vertrat, er hätte die Frage perfekt beantwortet und müßte in einem System, das nicht gegen Studenten arbeite, hervorragend bestanden haben. Der Prüfer und der Student hätten sich auf einen unparteiischen Schiedsrichter geeinigt, und ich wäre ausgewählt worden.

Alexander Calandra
Fragenkatalog zur Abschlußprüfung

Hinweis: Lesen Sie jede Frage sorgfältig. Beantworten Sie alle Fragen. Sie haben vier Stunden Zeit. Beginnen Sie sofort.

Robert L. Weber
Aufbau eines Kriminalromans, entworfen von einem Physikprofessor
H. R. Crane
Aufregende Experimente

Neulich hatte ich Studenten des 3. Semesters in den Physikkurs in Berkeley aufzunehmen. Dieser Vorgang zieht sich über viele Tage hin, die Studenten müssen alle möglichen Fragebogen ausfüllen. Unter den ausgehändigten Unterlagen befand sich eine Liste der Laborexperimente mit einigen Kommentaren; die normalerweise schlechtfunktionierenden Experimente beschrieb ich mit professoraler Routine als „besonders interessant“. Dann mußte ich gehen und überließ den Rest den Vorlesungsassistenten. Als ich nachmittags zurückkam, fand ich eine Liste von „besonders interessanten Experimenten“ vor, die meine Assistenten auf der Tafel zusammengeschrieben hatten.

John H. Reynolds
Bilder

Warum sieht man ein Objekt aufrecht, wenn doch sein Bild auf der Netzhaut umgekehrt erscheint? In Beantwortung dieser Frage wird häufig eine ebenso schwierige Frage gestellt: Wenn man mit beiden Ohren ein Baby schreien hört, warum hat man dann nicht den Eindruck, daß es Zwillinge sind?

W. S. Franklin, B. McNuit
Zieldefinition

Komitees und Kommissionen arbeiten allerorten an der Festlegung von Zielen und Aufgaben für Colleges und Universitäten. Allerlei Gruppen überlegen die Beantwortung der immer gleichen Fragen: Was sind unsere Aufgaben? Wer sind unsere Zielgruppen? Wo liegen wir an der Spitze? Wir sind am Rande des Zielwahnsinns. Zielkataloge sind bei weitem nicht so wertlos, wie sie überbewertet werden. Wir überschätzen den Vorgang und das Produkt. Warum?

Richard Chait
Rangordnung an der Universität
Perl G. Aldrich
Budget

Universitätspräsident: „Warum braucht Ihr Physiker immer so teure Geräte? Die Mathematiker brauchen ledighch Geld füur Papier, Bleistifte und Radiergummi … Und die Philosophen sind noch besser. Die brauchen nicht einmal einen Radiergummi.“

Robert L. Weber
Die Universitätshierarchie - Wer steht an der Spitze?
Robert L. Weber
Einsicht von unten

Über eine Forschungsarbeit kann am besten der entscheiden, der sie ausführt; das zweitbeste Urteil kommt dem Abteilungsvorstand zu, der alles über den Forscher und über die Arbeit weiß; dann kommen bereits Gruppen mit zunehmend schlechter Urteilskraft, zunächst der Forschungsdirektor, der mehr als die Hälfte seiner Zeit irrt; dann ein Komitee, das den größten Teil der Zeit falsch liegt; und schließhch das Komitee der Vizepräsidenten: dieses Komitee geht ununterbrochen in die Irre.

C. E. K. Mees
Das Problem der Innovation

„Wirklich erstaunlich aber war die Geschwindigkeit, mit der die Amerikaner sich der modernen Kriegführung anpaßten. Hilfreich war ihnen dabei sicher ihr ungeheurer Sinn für das Praktische und das Materielle, aber vor allem auch ihr totaler Mangel an Verständnis für Tradition und unnütze Theorien.“ Feldmarschall Erwin Rommel, nach „Rommel“ von Desmond Young (New York: Berkley) 1964, p. 159.

Amrom H. Katz
In alten Tagen
J. D. Pye
Ein Mathe-Student...
Robert L. Weber
Der Fall Dreistein

Am 2. August 1939 schrieb Albert Einstein an Franklin D. Roosevelt, um die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf die möglichen Folgen und Aussichten der neuesten kernphysikalischen Forschungen zu lenken. Die Ergebnisse dieser Initiative haben die Welt verändert und sind wohl bekannt. Für einen Wissenschaftler, der aufgrund eigener Erfahrungen mit dem Labyrinth von Regierungsvorgängen vertraut ist, ist allerdings auch ein ganz anderer Ausgang denkbar: Unter seinem Pseudonym schildert Arnold Kramish, was mit einem solchen Brief ebensogut hätte passieren können.

J. Lincoln Paine
Zitat

Wissenschaft ist die beste Methode, urn schrullige Individualisten auf Regierungskosten zufriedenzustellen.

L. A. Artsimovich
Wasserstoff-Hund und Kobalt-Katze
F. Winsor
Wissenschaft und Weisheit

Wissenschaft ist eine Sache, Weisheit eine andere. Wissenschaft ist ein scharfes Werkzeug, mit dem die Menschen spielen wie Kinder, die sich in die eigenen Finger schneiden. Überblickt man die Resultate, die von der Wissenschaft im Laufe der Zeit erbracht wurden, so wird man größtenteils auf Elemente des Unglücks stoßen. Wieviele von diesen Erkenntnissen beziehen sich allein auf das Wort „Explosion“, von dem die Alten nichts wußten.

Arthur Stanley Eddington
Zitat

Idealisten schlagen vor, daß alle Nationen die Atombombe miteinander teilen sollen. Pessimisten behaupten, daß sie das tun werden.

Punch
Die Verleihung des Nobelpreises an Sir Edward Victor Appleton (1947)

Studenten singen in weißen Talaren auf der Galerie einen Chor. Für jeden Laureaten blasen Trompeter eine Fanfare, wenn er an der Reihe ist, urn vor den König zu treten. Nach dem Alphabet mußte Appleton als erster die Medaille, das Diplom und die Mitteilung über den Preis in einer Höhe von 10000 Pfund entgegennehmen. Als Appleton aufgerufen und sein Beitrag zur Erforschung der Ionosphäre gewürdigt wurde, hörte man seine Tochter murmeln: „Es muß doch irgendetwas an Papa dran sein.“ Am Abend besuchten er, seine Frau und seine Tochter das Bankett, wo jeder der Ausgezeichneten zu sprechen hatte; wie üblich hatte Appleton sein Vortragsmaterial sehr gewissenhaft vorbereitet. Appleton pflegte bei solchen Gelegenheiten eine Geschichte mit wissenschaftlichem Hintergrund zu erzählen. Im übrigen sollte sie für die Schweden leicht verständlich sein. Seine Geschichte hatte er bereits im Kopf und auch auf einem Papier skizziert, das er mit der Bitte urn ihre Meinung seiner Frau hinüberreichte, die neben dem Kronprinzen, dem späteren König Gustav VI. Adolf saß. Auch der Kronprinz sah die Redeskizze und ermutigte Appleton, seine Geschichte zu erzählen.

Ronald Clark
Hypothesen

Es wurde schon oft gesagt, daß die Entdeckung von Amerika ein hervorragendes Beispiel für die Anwendung von Hypothesen darstellt; diese Entdeckung gibt viel Charakteristisches einer klassischen Wissenschaftsentwicklung wieder. Columbus war von der Idee besessen, daß er Ost Indien erreichen könnte, wenn er lang genug nach Westen segelt.

A. S. Parks
Zitat

Ihr fürchtet Euer Urteil mehr als ich. Die Zeit wird kommen, wo alle erkennen, was ich erkenne.

Giordano Bruno
Finagles Gesetze

Wenn bei einem Experiment irgendetwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief.

Robert L. Weber
Zitat

Wer immer unserer Meinung widerspricht, muß geistesgestört sein.

Mark Twain
Niedergang des Menschen

Der wirklich faszinierende Artikel von Kellog („Communication and language in the home-raised chimpanzee“, 25. Oktober 1969, p.423) veranlaßt uns, eine Mitteilung über das gestische Verhalten des laboratoriums-gezogenen Homo sapiens (postgraduatensis) zu machen. Unsere Beobachtungen erstrecken sich auf eine mehrjährige Periode, sie wurden in vielen Laboratorien gesammelt und sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.

D. L. Austin, J. D. Bu’Lock
Zitate

Wissenschaft ist das spielerische Produkt einer zivilisierten Gesellschaft.

Erwin Schrödinger
Bildung im technologischen Zeitalter

Veränderungen der Sprache gehören zu den normalen Erscheinungen der Sozialgeschichte. Früher allerdings handelte es sich bei solchen Veränderungen und bei den verbalen Attacken der Jungen gegen die Alten letztlich urn Prozesse im Rahmen eines evolutionären Kontinuums. Was heute geschieht, ist völlig neu; wir stehen vor dem Versuch zum totalen Bruch mit der Tradition. Den Identitätsbeziehungen und sozialen Zusammenhängen in unserer Gesellschaft, die letztlich auf einer gemeinsamen Sprache beruhen, wird bewußt Gewalt angetan.

George Steiner
Das Leben mit Philistern

Um das Thema meiner Abhandlung zu präzisieren, zitiere ich aus dem „Concise Oxford Dictionary“ die Definition des Wortes Philister: „Eines von den alten kriegerischen Völkern in Süd-Palästina, von denen die Israeliten belästigt wurden; … Ein Außenseiter; (oder allgemein) eine unkultivierte Person, die nur materielle und primitive Interessen hat.„ Ich werde das Wort in der Bedeutung des Außenseiters verwenden. Auch könnte ich meinen Gegenstand folgendermaßen klar umschreiben: „Das Leben mit Nicht-Physikern.“ Zur Illustration möchte ich typische Nicht-Physiker vorstellen.

Henry E. Duckworth
Ein Philister ruft nach Gleichberechtigung

Ich möchte hier ein gutes Wort für die Philister einlegen. Als Englischlehrerin habe ich zwei Jahre das Zimmer mit einer Physiklehrerin geteilt, ich glaube daher, ein qualifizierter Fürsprecher zu sein.

Sister Johnell Dillon
Boyles Grabstein
Robert L. Weber
Chemie und Physik

Physiker betrachten die Chemie als den schmutzigen Teil der Physik. Deshalb kann es den Physikern aber noch lange nicht gestattet werden, bei ihrer Invasion nichts anderes als Mist in die Chemie zu tragen.

Frederick Soddy
Sticheleien

Zu verkaufen: Do it yourself-Beschleuniger für Nobelpreis-Kandidaten (Nachkriegsmodell). Ungebraucht. Besonders geeignet für Idealisten. Notverkauf. Eigentümer kann sich Betriebskosten nicht leisten. 40000000,- DM Verhandlungsbasis.

Robert L. Weber
Pans Flöten

Es gibt Augenblicke, in denen sich der Geist mit der Evolution nicht zufrieden gibt, in denen er eine tiefere Beschreibung des menschlichen Wissens herbeisehnt. Es gibt Stunden, in denen wir uns nicht mit Erklärungs-Finten - ihr Spottname ist Wissenschaft - zufriedengeben wollen, in denen wir statt dessen ein lebendiges, ein pochendes Bild unseres Zustandes ersehnen, das unsere gequälte und unsichere Existenz beschreibt und das von jener Art Vernunft gekennzeichnet ist, wie sie nur die Kunst bietet. Die Wissenschaft beschreibt die Welt mit dem kalten Finger eines Seesterns; all das ist wahr; aber was ist das alles im Vergleich zur wirklichen Welt, wo im April die Herzen höher schlagen, wo der Tod an einen rührt, wo die Erde bebt und die Berge wanken, wo ein Schimmer auf allen sichtbaren Dingen liegt, wo ein Schauer alle Töne der Luft durchdringt und wo die Romantik selbst sich anschickt, unter den Menschen zu wohnen? So kehren wir zurück zu den alten My then und zu ihrem bocksfüßigen Pfeifer, in dessen Musik die ganze Lieblichkeit und der ganze Schrekken der Dinge liegt; und wenn auf unserem Weg eine Schlucht uns einladet, vielleicht führt uns Pan dann dorthin mit einem graziösen Tremolo; und wenn unsere Herzen dann zittern und beben vor dem Donner des Wasserfalls, dann könnten wir spüren, daß er mit seinem Fuß im nahen Dickicht aufgestampft hat.

Robert Louis Stevenson
Zitat

Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Uhrwerk des Universums existieren kann, wenn es keinen Uhrmacher gibt.

Voltaire
Niederschlag auf einer Oberfläche (Fotografie)
Robert L. Weber
Dämonen-Theorie der Reibung

Woher wissen Sie, daß es die Reibung ist, die einen rollenden Ball zum Stillstand bringt, und nicht Dämonen? Nehmen Sie an, Sie argumentieren für die Reibung, aber Ihr Gesprächspartner, Faust, für die Dämonen-Theorie.

Eric M. Rogers
Lebendige Naturwissenschaft, copyright 1890
Robert L. Weber
Cartoon
Piggins
Der Einfluß von Lehrbüchern: The Feynman Lectures on Physics

„Sollte ich über Feynman schreiben?“, fragte ich meinen Freund. „Wozu?“, sagte er. „um Feynman berühmt zu machen?“. Ich weiß auch keinen Grund, außer daß ich in die drei großen roten Bücher wirklich verliebt bin.

Robert L. Weber
Atom-Europa

Oberstleutnant John Theodore Cuthbert Moore-Brabazon ist eine anerkannte britische Autorität auf dem Gebiet der Luftfahrt, „der erste Engländer, der in England geflogen ist“, Altpräsident der Royal Aeronautical Society. Das „Who is Who“ vermerkt Colonel Moore-Brabazons Freizeit-Aktivitäten: Golf, Schlittenfahren, Segeln. Vorige Woche geriet er in eine andere Art von Freizeitvergnügen, nämlich in einen amüsanten Streit – nicht nur typisch britisch, sondern auch typisch für den maßvollen Humor von Wissenschaftlern – mit Professor Edward Neville da Costa Andrade, FRS, FInstP, DSc, Quain Professor of Physics an der University of London, physikalischer Herausgeber für die „Encyclopaedia Britannica“, Autor von „The Structure of the Atom“, „The Atom“, „The Mechanism of Nature“. Als Freizeitvergnügungen gibt Professor Andrade an: Golf, Literatur, Sammeln alter wissenschaftlicher Bücher und nutzlosen Wissens.

Robert L. Weber
Fehler-Balken

Eines Tages fragte ich Harold Knox nach seiner Arbeit am Neutron Lab (sie verwendeten einen alten Cockcroft-Walton). Über seinem Projekt schien so etwas wie ein geheimnisvoller Schleier zu liegen. Er erzählte mir, daß sie Fehler-Balken herstellten.

Jerry D. Wilson
Die Gemeinde der britischen Hochenergie-Physiker

Dieses Buch über meine Landsleute, die UK-Hep- und die UK-Het-Clans, enthält viele interessante Informationen, die auch anderen Anthropologen beim Studium unserer besonderen Kultur nützlich sein können. Zunächst muß festgestellt werden, daß die Mitglieder dieser Clans ihr Leben durch eine Reihe von magischen Zeremonien, die für sie von besonderer psychologischer Bedeutung sind, einem einzigen Zweck gewidmet haben – es geht ihnen allen um die Zucht der Elpar-Frucht (nucleonicus fermi).

J. Ziman
Zitat

Wir bemühen uns wirklich, pro Arbeit nur ein einziges neues Teilchen zu entdecken.

Patrick Blackett
Zitat

Wenn ich mir die Namen all dieser Teilchen merken könnte, wäre ich Botaniker geworden.

Enrico Fermi
Alle Macht den Teilchen!

Mit einstimmigem Beschluß fordert die Vollversammlung der Summationsindizes das Physik-Department auf: I:Die Vor-Ladung von Teilchen ist sofort einzustellen, Teilchen sind von Gebühren befreit.II:Das erste und zweite Newtonsche Axiom beschränken die persönliche Freiheit der Teilchen und sind daher aufzuheben.III:Newtons drittes Axiom ist aufzuheben, weil es reaktionär ist.IV:Maxwells Dämon ist sofort festzunehmen und darf auch nicht gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden: Er ist schuldig, die Teilchen beim Betreten und Verlassen ihrer Behausungen behindert zu haben.V:Die allgemeine Grenzgeschwindigkeit ist herabzusetzen, da bei zu hohen Geschwindigkeiten destruktive Stöße unvermeidlich sind.

Robert L. Weber
Großes harmonisches Pendel für Europa
Bericht einer Arbeitsgruppe im Auftrag des Kunstforschungsrates

Die Kunst steht heute an der Schwelle weitreichender Entdeckungen, die uns eine neue Theorie der Kunst und der grundlegenden Prozesse des künstlerischen Ausdrucks bringen werden. Bis zur Entwicklung des harmonischen Pendels war Kunst ein zufälliger, subjektiver und oft hoch emotionaler Vorgang von Seiten des Künstlers; nun aber besitzen wir ein wirksames Instrument, um die „Kunst an sich“ zu untersuchen.

Robert L. Weber
Die Zick-Zack-Spirale der Zyklotron-Entwicklung

Ich bin gebeten worden, in einem einleitenden Referat ein wenig über die historische Entwicklung zu sagen. Ich möchte daher kurz versuchen, die wichtigsten Meilensteine der Zyklotron-Entwicklung darzustellen. Sie müssen sich nun auf ein Referat gefaßt machen, das einem Äquivalent von 12000 Worten entspricht, da ich ungefähr ein Dutzend Bilder vorbereitet habe, von denen jedes etwa 1000 Worte wert ist. Diese Bilder sollen es Ihnen ermöglichen, das Zyklotron mit den Augen anderer zu sehen und anstelle spezialisierter Einblicke einen abgerundeten ÜberbHck zu erhalten. Sie werden dann auch mehr Verständnis für die Gesichtspunkte der verschiedenen Experten haben, die auf diesem rasch wachsenden Arbeitsgebiet tätig sind.

David L. Judd
E. O. Lawrence, der Sklaventreiber

Lawrence gab ein solches Tempo vor, vermerkt der Smyth Report trokken, daß scharfsinnige Vermutungen an die Stelle echter Forschung treten mußten...

Robert L. Weber
Die zehn Gebote der elektrischen Sicherheit
Robert L. Weber
Teestunde mit Rutherford

Rutherford pflegte seine jungen Mitarbeiter während der täglichen Teestunde im Laboratorium gerne zu necken. Als einziger Schotte unter den Jungen war ich häufig Zielscheibe von Scherzen über die wirklichen oder angedichteten Eigenheiten der Schotten. Rutherford hielt die Schotten für ein hypergelehrtes und selbstgefälliges Volk. „Ihr Jungen kommt da über die Grenze herunter, mit Zeugnissen von Euren schottischen Professoren, so daß Faraday oder Maxwell gegen Euch keine Chance hätten“. Eines Tages stieß er auf einen berühmten Satz aus einer der Novellen von H. G. Wells: „ein Mitglied der Royal Society vor dem Angesichts Gottes“. Und bald darauf war der junge schottische Wissenschaftler – auf dem Papier – nicht nur weit besser als Maxwell und Faraday, sondern „schon mit 24 ein Mitglied der Royal Society vor dem Angesicht Gottes“.

A. S. Russell
Pauli im Himmel

Wolfgang Pauli war fur seine rasche Auffassungsgabe berühmt. Er konnte den wesentlichen Inhalt der theoretischen Untersuchungen seiner Kollegen blitzartig erfassen und hatte eine todsichere Nase für jeden Irrtum. Es war daher keineswegs überraschend (diese Geschichte wurde wirklich erzählt), daß Gott nach Paulis Tod im Jahre 1958 seine Ankunft im Himmel mit Spannung erwartete.

Robert L. Weber
Zitat

Die Zusammenarbeit mit Wolfgang Pauli war absolut großartig. Man konnte ihm jede Frage stellen. Und man brauchte keine Angst zu haben, daß er irgendeine besondere Frage für dumm halten würde, denn er hielt alle Fragen für dumm.

Viktor Weisskopf
Physikalisches Lied

Eine Studie für die diatomische Tonleiter, arrangiert für eine Cyanogen-Band.

Molly Kule
Auf der Suche nach dem flüchtigen Quark

Niemand hat jemals ein Quark gesehen, wie können wir dann überhaupt wissen, daß es existiert? Die Evidenz ist überwältigend. Wir haben unglaublich winzige Blasenkammerspuren gesehen. Wir haben die angstvollen Schreie in der Nacht gehört (nicht einmal ein Neutrino schreit auf diese Weise). Und dann gibt es die alten Lengenden: Die Geschichten von den Menschenopfern, durch die der furchtbare Zorn der Quark-Götter besänftigt werden sollte; die Gesänge der Schamanen und ihr Glaube, daß die Quarks die Sonne aufgehen und untergehen lassen, daß sie die Jahreszeiten bewirken, daß sie die Flüsse heim ins Meer fuhren; und es gibt sie in drei Farben und vier Geschmacksformen. Natürlich glauben wir diesen Mythen nicht, und doch wissen wir, daß irgendetwas dran ist...

Lewis Grossberger
Zitat

Wenn einer sagt, er könne über Quantenprobleme nachdenken, ohne dabei schwindlig zu werden, dann beweist er damit nur, daß er nicht die geringste Ahnung davon hat.

Niels Bohr
Spin-Bahn-Kopplung

So wurde einem 14 Jahre alten Mädchen (Marianne Mayer) am Morgen des Neujahrstages um 5.00 Uhr früh nach einer langen Party die Spin-Bahn-Kopplung erklärt: „Letzte Nacht hast Du Walzer getanzt. Dabei geht der Reigen im Ballsaal immer im Kreis: das ist die Bahn. Darüber hinaus rotiert jedes Paar um seine eigene Achse: das ist der Spin. Wer jemals Wiener Walzer getanzt hat, der weiß, um wieviel leichter es ist, wenn der „Spin“ in dieselbe Richtung geht wie der ganze Reigen. In der entgegengesetzten Richtung ist es viel schwerer. Das ist die Spin-Bahn-Kopplung.

Maria Göppert Mayer
Bezugssysteme

Philipp Frank war ein guter Freund Einsteins und besuchte ihn einmal in den 20er Jahren. Einstein war etwas verärgert über die öffentliche Kritik, die seine Relativitätstheorie in der Presse erfuhr, und auch über die weitverbreitete Behauptung, die Relativitätstheorie sei schwer zu verstehen. Wie er Frank erzählte, habe er soeben ein kurzes und einfaches Buch über Relativität geschrieben, das jeder Laie verstehen könnte: Tatsächlich hätte es seine 12 Jahre alte Tochter gelesen und verstanden. Als Einstein etwas später den Raum verlassen hatte, wendete sich Frank an Ilsa und fragte sie, ob sie wirklich das Buch ihres Vaters verstanden hätte. „Ja“, antwortete sie, „alles, außer was er mit den Inertialsystemen meint.“

John N. Howard
Raum

Eine andere Bemerkung Werner Heisenbergs erscheint mir noch charakteristischer. Wir gingen damals miteinander spazieren und begannen irgendwie über den Raum zu sprechen. Ich hatte gerade Weyls Buch „Raum, Zeit und Materie“ gelesen und erklärte stolz, der Raum sei nichts anderes als ein Träger linearer Operationen.

Felix Bloch
Einsteins Wissenschaftsphilosophie

Vor etwa 10 Jahren besprach ich mit Einstein die erstaunliche Tatsache, daß sich so viele Geistliche der verschiedensten Religionen für die Relativitätstheorie interessierten. Einstein meinte darauf, das Interesse der Kleriker an der Relativitätstheorie sei größer als das der Physiker. Ich fragte ihn nach seiner Erklärung für diese seltsame Tatsache. Lächelnd antwortete er: „Kleriker sind an allgemeinen Naturgesetzen interessiert, und Physiker sind es häufig nicht.“ Ein anderes Mal sprachen wir über einen bestimmten Physiker, der in seiner Forschungsarbeit nicht sehr erfolgreich war. Zumeist konzentrierte er sich auf ungeheuer schwierige Probleme. Bei vielen seiner Kollegen stand er nicht sehr hoch im Kurs. Einstein allerdings sagte über ihn: „Ich bewundere diesen Menschentypus. Ich habe wenig Verständnis für Wissenschaftler, die ein Holzbrett nehmen, die dünnste Stelle suchen und dann dort viele Löcher bohren, wo es am einfachsten geht.“

Philipp Frank
Zitat

Wahrscheinlich sind die Grundprinzipien der physikalischen Wissenschaft heute bereits alle wohlbekannt. Der Fortschritt liegt dort, wo diese Prinzipien streng auf die Phänomene angewendet werden.

Albert Michelson
Relativität
Robert Williams Wood
R. W. Wood — der Improvisator

Die Entdeckung der Satellitenlinien, die in Begleitung der Resonanzlinien auftreten (wobei sich Lage sowie Intensität in Abhängigkeit von der Intensität der Anregungslinie verändern), macht eine sorgfältige fotografische Untersuchung des Absorbtionsspektrums von Jod und des Emissionsspektrums eines Quecksilberbogens außerordentlich wünschenswert. Ich habe daher während des Sommers einen Gitterspektrographen mit einer Brennweite von 12,5 m entwickelt. Abgesehen von Prof. Michelsons Zehn-Inch-Gitterinstrument handelt es sich dabei offensichtlich um die größte und leistungsfahigste Anordnung dieser Art, deren Entwicklung daher in der Folge beschrieben werden soll. Ich verwendete ein ebenes Gitter, das von Dr. Anderson auf dem 15 000er Apparat hergestellt wurde. Meine Fotografien des Jodspektrums beweisen, daß dieses Gitter sein theoretisches Auflösungsvermögen von 300000 in der vierten Ordnung erreicht. Die Intensität ist dabei immer noch so stark, daß das Sonnenspektrum mit Hilfe einer 12,5-m-Linse in drei Minuten gut belichtet werden kann. Mein Laboratorium in East Hampton befindet sich in einer sehr großen alten Scheune. Da im allgemeinen Temperaturdifferenzen und Luftströmungen in geschlossenen Räumen leichter vermieden warden können, baute ich die Versuchsanordnung zunächst im Inneren dieses Laborgebäudes auf.

Robert L. Weber
Schusters Bibliothek

In den Jahren 1851 bis 1934 lehrte an der Universität von Manchester der berühmte Physiker Sir Arthur Schuster, dessen Interessensgebiet viele Bereiche der Physik und der angewandten Mathematik umfaßte. Er stand mit zahlreichen Wissenschaftlern in der ganzen Welt in Korrespondenz und hatte eine bedeutende Sammlung von wissenschaftlichen Publikationen angelegt. Viele trugen eine persönliche Widmung, waren mit Randbemerkungen und Kommentaren versehen, die zweifellos für jeden Historiker interessant wären, der sich mit dieser aufregenden Periode physikalischer Entwicklungen beschäftigen will.

Robert L. Weber
Zitat

Wenn einer in diesen Tagen sagt, es sei unmöglich, dieses oder jenes zu tun, dann kann es ihm leicht passieren, daß irgendein Trottel ihn unterbricht und es einfach tut.

Elbert Hubbard
Hetherington und Willard

Alles, was in diesem Abstract angekündigt wird, ist ernst zu nehmen — bis auf die Tatsache, daß der zweite Autor eine Katze ist (man beachte die Unterschrift). Dazu Prof. Hetherington: „Ich hatte das Manuskript des Papieres, das nun unter der Bezeichnung ‚Hetherington and Willard‘ läuft, fertiggestellt und war sehr stolz auf die Ergebnisse, die ich für eine rasche Veröffentlichung in ‚Phys. Rev. Lett.‘ geeignet hielt. Ehe ich das Papier einreichte, bat ich einen Kollegen, es durchzulesen. Er sagte ‚das ist ein schönes Papier, aber sie werden es kurzerhand zurückschicken‘. Er erklärte mir auch den Grund: Der Herausgeber hätte es sich zur Regel gemacht, daß das Wort, Wir‛ in Publikationen von nur einem Autor nicht verwendet werden darf. Andererseits schien es zu mühsam, nun — nachdem alles geschrieben und gesetzt war — den gesamten Text unpersönlich zu formulieren; nach einem Abend des Nachdenkens bat ich daher einfach die Sekretärin, auf der Titelseite den Namen unserer Siamesischen Hauskatze einzusetzen, die Chester gerufen wurde und von Willard (einem der wenigen Siamesen-Kater in Aspen, Colorado) abstammte. Ich fügte die Initialen F. D. vor den Namen — für ‚Felix Domesticus‘ — und damit war F. D. C. Willard geschaffen.

J. H. Hetherington, F. D. C. Willard
Zitat

Es ist eine ganz gute Regel, experimentellen Ergebnissen so lange zu mißtrauen, solange sie nicht von der Theorie bestätigt sind.

Arthur Eddington
Captain DeKhotinsky

Um die Jahrhundertwende gab es in Chicago eine Gruppe junger Leute, die gelegentlich für einige Zeit „aus der Stadt gingen“. Der Prominenteste von ihnen war A. A. Michelson, der offensichtlich eine gewisse Neigung für Leute mit großer Geschicklichkeit im optischen und mechanischen Handwerk hatte. Die anderen vier waren solche Handwerker: Edward Petididier, ein optischer Techniker; Albert Porter, ein Feinmechaniker; William Gaertner, der Begründer der Gaertner Scientific Corporation, der als Mechaniker die „rechte Hand“ von Samuel P. Langley war und für ihn das erste motorbetriebene Flugzeug gebaut hatte, das aus anderen als aerodynamischen Gründen nicht flog; und Achilles DeKhotinsky, ein ehemaliger Kapitän der russischen Marine, der nach Amerika gekommen war und dort während der fröhlichen 90er Jahre im Ryerson Laboratory als Instrumentenmacher gearbeitet hatte.

Paul E. Klopsteg
Der Doppler-Effekt

Der Doppler-Effekt wurde vom holländischen Meteorologen Boys-Ballot im Jahre 1845 mit einem originellen Experiment demonstriert - als bewegte Schallquelle verwendete er eine Blasmusik-Kapelle, die auf einem offenen Eisenbahnwagen in der Nähe von Utrecht durch die holländische Landschaft zischte.

Steven Weinberg
Anekdotensammlung

Offensichtlich sind berühmte Physiker auch ein hervorragendes Thema für Anekdotenerzähler. Seit Archimedes mit dem Ruf „Eureka“ aus dem Bad gesprungen ist, nehmen die Leute an, Physiker seien, um es vorsichtig zu sagen, etwas seltsam. So ist etwa Leonardo da Vinci für seinen herrlichen Größenwahn zu rühmen: Er entwickelte Projekte, die auch mit den heutigen technischen Möglichkeiten nicht realisiert werden könnten. Newtons Sonderlichkeit war offensichtlich von einer anderen Art. Er löste Probleme zuerst durch Intuition und begründete später dann seine Lösung. Einmal soll er Halley von einer wichtigen Erkenntnis über die Planetenbewegung berichtet haben. „Ja“, sagte Halley, „aber wie wissen Sie das? Haben Sie das bewiesen?“ Newton war überrascht: „Warum, ich weiß das seit Jahren. Wenn Sie mir einige Tage geben, dann werde ich auch einen Beweis dafür finden“, und so geschah es auch.

Ronald D. Edge
Induktionsbeweis

Professor Nernst pflegte seine Vorlesungen mit interessanten Geschichten, Anekdoten und Witzen zu würzen. Wir schätzten diese Gewohnheit als Studenten sehr, und ich erinnere mich, daß der Oberassistent (wenn er für Professor Nernst einspringen mußte) sagte: „An dieser Stelle erzählt Professor Nernst gern diese oder jene Geschichte“.

Edgar W. Kutzscher
Stauffers Gesetz von der Entropie des Kleingelds

Aus der Beobachtung natürlicher Vorgänge ergibt sich, daß Wechselgeld eine Entropie besitzt und den Gesetzen der Thermodynamik gehorcht: „Die Entropie vom Kleingeld ist umgekehrt proportional zu seinem Wert. Also besitzt der Pfennig die größte Entropie, die Mark die kleinste Entropie. Daher wird das Wechselgeld in der Tasche spontan zerfallen, wobei sich die Entropie des Systems (Tasche) in Richtung auf einen Nur-Pfennig-Zustand erhöht. Niemals wird das Kleingeld spontan in einen Zustand höheren Wertes (niedriger Entropie) übergehen.“

Don Stauffer
Zitat

Suche zuerst die Fakten; dann kannst du sie nach Belieben verdrehen.

Mark Twain
Internationaler Gerichtshof für wissenschaftliche Nomenklatur
Verfahren Celsius gegen McKie unter dem Vorsitz des Präsidenten des Internationalen Gerichtshofes

Der Kläger, Anders Celsius, wendete sich an den Gerichtshof und forderte eine gerichtliche Verfügung, durch die der Angeklagte, Alex McKie, davon abgehalten wird, öffentlich die Rechte des Klägers auf Ehrung durch eine nach ihm benannte Einheit in Frage zu stellen.

A. S. McKie
Bezeichnung für die Frequenzeinheit

Nachdem nun das „Hertz“ allgemein als Einheit der Kreisfrequenz (ein Umlauf pro Sekunde) akzeptiert wird, ist es höchste Zeit, eine Bezeichnung für die Einheit der „Winkel“-Frequenz festzulegen. Es ist naheliegend, die Bezeichnung „Avis“ für die Einheit der Winkelfrequenz (ein Radian pro Sekunde) zu nehmen. Diese beiden Bezeichnungen sollen darauf hinweisen, daß es nur eine Frage des persönlichen Geschmacks ist, welche von beiden man zur Frequenzmessung heranzieht. Im übrigen wird das deutsche Wort „Hertz“ in gewisser Hinsicht durch das französisch klingende „Avis“ kompensiert.

M. Strasberg
Die Mathematik von Komitees, Beiräten und Gremien

Unter bestimmten Bedingungen kann die Effizienz eines Komitees auch dann schwinden, wenn seine Mitglieder durchaus vernünftige Menschen sind und wenn es einen kompetenten Vorsitzenden hat. Die wichtigste dieser Bedingungen wird mit Hilfe der Hektiker-Saboteur-Funktion f(hs) geschrieben.

Bruce S. Old
Die „gesetzliche“ Definition von π

Viele Leute haben im Laufe ihrer Schulzeit einmal gehört, daß „irgendwo, durch irgendeinen Gesetzgeber, versucht wurde, den Wert der zahl π gesetzlich mit 3 festzulegen“. Allein die Idee, so etwas wie den Wert von π gesetzlich festzulegen, ist lächerlich. Tatsächlich aber wurde ein solches Gesetz in Erwägung gezogen: Die Details dieses Vorschlags und sei ner Behandlung, die in einer Ablehnung durch den Senat gipfelte, sind einigermaßen amüsant. Das Gesetz, von dem hier die Rede ist, trägt die Nummer 246 und wurde im Jahre 1897 vom Abgeordneten D. I. Record im Parlament des Staates Indiana eingebracht. Es sieht nicht eine, sondern mehrere verschiedene Zahlen für den Wert von π vor und war offensichthch als Beitrag zum Bildungswesen des Staates Indiana gedacht.

M. H. Greenblatt
Zitat

Anstelle einer Erforschung des Obskuren brauchen wir viel eher die Erziehung zur Klarheit.

Oliver Wendell Holmes
Funktionen

Da die Mathematiker sehr häufig Worte aus der Umgangssprache verwenden, kommt es zu vielen amüsanten Mehrdeutigkeiten. Z. B. beschreibt das Wort „Funktion“ das vielleicht wichtigste Konzept in der gesamten Geschiche der Mathematik. Die meisten Leute, die das hören, denken bei einer „Funktion“ an eine Tätigkeit in Politik oder Wirtschaft, während andere — weniger hochgestochen — an ihre Leber erinnert werden.

E. Kasner, J. Newman
Die Lösung des Paradoxons — ein philosophisches Puppenspiel
Abner Shimony
Zeitersparnis: Ein Kommentar

Der Versuch, durch die „Sommerzeit“ zusätzliches Tageslicht zu gewinnen, ist eine der größten Absurditäten unserer heutigen Zeit. Politiker fürchten sich vor der Nacht und wollen sie daher durch eine Umnumerierung der Stunden verschieben. Das Ersetzen der Bezeichnung 18 Uhr durch das Pseudonym 19 Uhr kann nur das Verhalten von Menschen verändern, die längst von der Sonne unabhängig sind. Das Rindvieh wird stets nach der wirklichen Tageszeit brüllen, und die wirkliche Zeit des Tageslichts ändert sich durch die Umbenennung ohnedies nicht.

Norman Sperling
Kann sich die Erde nach rückwärts drehen?

Könnten wir einen Beobachter so schnell von der Erde wegbewegen, daß seine Bewegung in die Größenordnung der Lichtgeschwindigkeit kommt, so käme es zu einigen seltsamen Zeiteffekten. Fliegt er etwa mit exakter Lichtgeschwindigkeit los, so würden alle Lichtsignale von der Erde unverändert bleiben, und er würde daher sozusagen immer den Weihnachtstag erleben. Wenn er sich allerdings rascher als das Licht bewegt (eine sehr unwahrscheinliche Annahme), dann erschiene ihm die Zeit umgekehrt, weil er dann die Signale überholt, die vom Vorabend und dann vom Vortag des Weihnachtstages sind. Er müßte den Eindruck haben, daß die Erdzeit nach rückwärts abläuft. Die Lichtgeschwindigkeit zu übertreffen, ist zwar im Gedankenexperiment möglich, nicht aber in der Realität. Aber wenn die Gedanken etwas bewegen, was ist dann ihre Geschwindigkeit?

J. B. Priestley
Förderung der Astronomie

Das Observatorium von Poelkowo war vom Anfang an weltweit eine der besten Beobachtungsstationen, da die russische Regierung dort für damalige Verhältnisse unvorstellbare Mittel investiert hatte. Als der Zar das fertiggestellte Institut besichtigte, wurde er von F. G. W. Struve, dem ersten Direktor, herumgeführt. Am Ende des Besuchs fragte der Zar: „Gut, Struve, sind Sie nun zufrieden?“ Der Astronom wollte sich die Chancen auf weitere Geldmittel nicht verderben und antwortete: „Vorläufig ja, Eure Majestät“.

M. Minnaert
O, Fernrohr!

O, Fernrohr, du Instrument der Erkenntnis, kostbarer als jedes Zepter. Ist nicht der, der dich in seiner Hand hält, König und Herr der Werke Gottes.

Johannes Kepler
Planetoid zu verkaufen

Der österreichische Astronom Johann Palisa (1848–1925) wzr als Entdekker kleiner Planeten außerordentlich erfolgreich und hat im Laufe seines Lebens 121 Himmelsobjekte gefunden. Das Vorrecht des Entdeckers zur Benennung eines neuen Planetoiden war für Palisa gewiß ein Ansporn, Namen für alle seine Entdeckungen zu finden.

H. H. Turner
Celsius — der Astronom

Die astronomischen Entdeckungen von Anders Celsius, der von 1701 bis 1744 in Uppsala lebte, sind nicht sehr bekannt, obwohl sie durchaus beachthch sind: Helligkeitsmessungen von Sternen, systematische Beobachtungen des Nordlichts und, gemeinsam mit anderen, die Vermessung der Länge eines Breitengrades in Lappland. Berühmt wurde er jedoch, weil er die Wissenschaftler davon überzeugte, daß die 100°-Skala der Temperatur zweckmäßig sei. In der ursprünghchen Fassung ordnete er dem Siedepunkt des Wassers die Zahl Null und dem des schmelzenden Eises die Zahl Hundert zu. Ein Jahr später wurde diese Zuordnung von Linné und Strömer umgekehrt. Und seit vielen Jahren wird die Centigrad-Skala in wissenschaftlichen Messungen verwendet. Im Jahre 1969 wurde Celsius von der „General Conference of Weights and Measures“ dadurch geehrt, daß die 100°ige Temperaturskala endgültig seinen Namen erhielt. Die Konferenz setzte sich damit über die Urherberrechte von Linné und Strömer hinweg.

Robert L. Weber
Die Statellitenfrage

Auf einer außerordentlichen Generalversammlung der Sonnensektion der Himmelskörper GmbH kam der Entwurf für ein Satellitengesetz zur Sprache.

Robert L. Weber
Die Schöpfung des Universums: ein maßvolles Projekt
Jay M. Pasachoff
Schöpfung

Der Astronom Fritz Zwicky (1898–1974) wurde einst von einem rechtgläubigen Geistlichen in ein Streitgespräch über den Ursprung des Universums verwickelt. Wie der Geistliche behauptete, sei das Universum entstanden, als Gott sagte: „Es werde Licht.“ Zwicky antwortete nachdenklich, er könnte sich mit dieser Erklärung nur dann anfreunden, wenn Gott gesagt hätte: „Es werde Licht und es werde ein Magnetfeld.“

Robert L. Weber
Streß der Astronauten

In farbigen Worten beschreibt Tom Wolfe, was er im Rahmen von Astronauten-Interviews über das extrem anspruchsvolle und oft inhumane Training gehört hat: In einer Testkammer wurde der Druck reduziert, bis eine Höhe von etwa 20000 m simuliert war. Man hatte das Gefühl, der ganze Körper sei von Riemen zusammengepreßt, und man war ganz außer Atem, um neuen Sauerstoff in die Lungen zu bekommen. Ein Teil des Tests bestand in der Ungewißheit, wie lange dieser Zustand anhalten würde. Sie schickten jeden in einen kleinen pechschwarzen, fensterlosen und schalldichten Raum — eine Kammer zum „Entzug von Sinneseindrücken“ — und schlossen die Türe ab, wiederum ohne einem zu sagen, wie lang man auszuharren hatte. Es waren etwa drei Stunden. Sie steckten jeden in einen großen Schüttelapparat, der den Körper mit schauerlichen Amplituden herumschleuderte, gleichzeitig prasselten laute Geräusche mit entnervenden Frequenzen auf die Testperson. Jeder mußte an das Schaltpult einer Maschine, die „Idioten-Box“ genannt wurde und wie ein Simulations- oder Trainingsgerät aussah. Mit Hilfe von Knöpfen und Schaltern sollte der Kandidat auf 14 verschiedene Signale jeweils anders reagieren; die Kontrollichter begannen aber so rasch aufzuleuchten, daß kein menschliches Wesen damit Schritt halten konnte. Dies schien nicht nur ein Test für die Reaktionszeit, sondern auch für die Geduld und die Frustrationstoleranz zu sein.

Tom Wolfe
An Ort und Stelle?

Der größte Sonnenausbruch seit sechs Jahren erreichte heute sein Maximum über der amerikanischen Stadt Boulder, Colorado. Dies meldete das Forschungsinstitut für Telekommunikation.

Robert L. Weber
Bestätigung eines schwarzen Lochs (Fotografie)
R. L. Bishop
Dame in Not

„Schwefelwasserstoffsaures Gas kommt in bestimmten Mineralwässern vor. Das Harrowgate-Wasser enthält z. B. einen beträchtlichen Anteil davon; und in diesem Zusammenhang möchte ich eine Anekdote berichten.

John Scoffern
Weinflaschenproduzent macht Chemiegeschichte

Wahrscheinlich gibt es in der Chemie keine häufiger verwendete Maßeinheit als Liter; dennoch ist über den im 18. Jahrhundert lebenden Weinflaschenerzeuger Claude Émile Jean-Baptiste Litre relativ wenig bekannt. Er hatte als erster vorgeschlagen, zur Volumenmessung die Masse eines im Gefäß enthaltenen flüssigen Stoffes zu bestimmen. Er war in seinen Tagen der berühmteste Hersteller chemischer Glaswaren und hatte als erster Präzisionszylinder hergestellt sowie die Burette erfunden. Der innere Durchmesser seines skalierten Zylinders variierte um weniger als 0,1% der Länge, die Skalierung gab Hundertstel — und sogar Tausendstel — des Volumens an.

Robert L. Weber
Irren ist menschlich...

Prof. M. L. McGlashan (vom University College London) informierte uns, daß im Zusammenhang mit „Monsieur Litre“ in der „Chemistry International“ 1980 Nr. 1, S. 32 ein irreführender und scherzhafter Artikel erschienen sei. Wie er feststellte, sei die Geschichte völlig unrichtig und bestenfalls als Scherz gemeint. Er schreibt weiter: „Es ist fast unglaublich, daß so viele ansonsten hoch angesehene Wissenschaftler so töricht sind, einen solchen Artikel durchgehen zu lassen. Aber ich bin es müde, immer wieder darauf hinzuweisen, daß es sich um einen Schwindel handelt. Was muß dieser Artikel bei weniger kritischen Wissenschaftlern ausgelöst haben!“

Robert L. Weber
Ein chemischer Scherz

Im Jahre 1828 stellte der deutsche Chemiker F. Wöhler den natürlichen Harnstoff synthetisch her und widerlegte damit den Lehrsatz, daß bei der Herstellung von natürlichen Stoffen eine „Lebenskraft“ mit im Spiel sein muß. In den darauffolgenden 15 Jahren kam es zu vielfältigen Diskussionen über die Zusammensetzung und die Struktur organischer Verbindungen. Der berühmte Schweizer Chemiker J. J. Berzelius entwickelte die Dualitätslehre, derzufolge jede Verbindung durch die Vereinigung zweier Radikale, selbst einfache Stoffe oder Verbindungen, mit entgegengesetzter, elektrischer Polarität besteht. Wenn ein elektronegatives Radikal (z. B. Chlor) in dem einen oder anderen Teil einer Verbindung an die Stelle eines elektropositiven Radikals (z. B. Wasserstoff) tritt, dann verändert sich die Natur und die Polarität dieses Bestandteils dramatisch. Das Resultat einer solchen Substitution kann daher nicht dieselben chemischen Eigenschaften haben wie die ursprüngliche Verbindung.

Robert M. Joyce
Frühe Molekularbiologie
Robert L. Weber
Der Name des Vitamins C

Als Albert Szent-Gyorgyi in einem an „Nature“ eingesendeten Manuskript die Entdeckung des Vitamins C ankündigte, wählte er dafür den Namen „Ignose“, weil es sich dabei um einen Zucker mit noch unbekannter Zusammensetzung handelte. Diese Bezeichnung galt jedoch als unseriös, und deshalb schickte man ihm seine Arbeit mit einem neuen Vorschlag zur Bezeichnung des Vitamins zurück, der „Godnose“ lautete.

Robert L. Weber
Professionell — bis an die Bahre

Viktor Moritz Goldschmidt, der berühmte Geochemiker, hielt sich vor dem deutschen Einmarsch in Norwegen auf und trug für den Fall seiner Verhaftung stets einen kleinen Behälter mit Potassium-Cyanid bei sich. Paul Rosbaud (der während des Kriegs im Untergrund arbeitete und vor seinem Tod viele Jahre bei Pergamon Press verbrachte) kannte Goldschmidt sehr gut und erzählte mir, wie ein norwegischer Kollege einmal ihn, Goldschmidt, um einen Teil des Giftes bat, falls er ebenfalls eingesperrt werden sollte. Goldschmidt antwortete: „Herr Professor So-und-so, Gift ist für Chemiker. Sie sind Maschinenbauer und sollten daher den Strick verwenden.“

Julian R. Goldsmith
Professoralia
Eine genaue Anleitung, wie man auch ohne Ausbildung ein Spezialist werden kann

Wir beginnen mit dem Wahlspruch der Hochschule für medizinische Forschungsstipendiaten: „Wer sich entschuldigt, klagt sich an.“

Ian Rose
Skizze der Evolution — vage Erinnerung an die Schulzeit

Wir alle stammen vom Affen ab. Das ist allerdings schon lange her, daher ist es auch keine Schande. Immerhin geschah das alles vor zwei- bis dreitausend Jahren, wohl nach dem Trojanischen Krieg und nicht vorher. Es gibt verschiedene Arten von Affen: die normalen Affen, die man auf der Straße mit der Handorgel sieht (communis monacus), den Pavian, den lieben, heiteren und fröhlichen kleinen Schimpansen, den haarigen Orang-Utan mit den langen Armen. Der unsrige ist wahrscheinlich der haarige Orang-Utan.

S. Leacock
Zitat

J. B. S. Haldane antwortete einem Theologen auf die Frage, welche Rückschlüsse auf Gott man aus der Evolutionstheorie ziehen könne: „Ich kann nur sagen, daß der Allmächtige eine außergewöhnliche Vorliebe für Käfer hatte.“

J. B. S. Haldane
Der Dinosaurier oder: Wie man ausstirbt

Der Dinosaurier hatte ein Gehirn von der Größe einer Nuß, und manche glauben, daß er deshalb ausgestorben ist. Das kann aber nicht der Grund sein, denn ich kenne eine Menge Tiere, die mit weniger Hirn auskommen.1 Der Stegosaurus hat ein wesentlich größeres Zweithirn oder Ganglion in der Beckenregion, so daß seine Gedanken auf keiner sehr hohen Ebene liegen. Er nimmt nicht wahr, was oberhalb des Beckens geschieht.2 Das Zeitalter der Reptilien ging deshalb zu Ende, weil es lang genug gedauert hatte und von Anfang an ein Irrtum war. Mit dem mesozoischen Zeitalter dämmerten bereits bessere Tage herauf. Es gab einige warmblütige Tiere, die Dinosaurier-Eier stehlen und essen konnten; langsam lernten sie auch, andere Dinge zu stehlen.3 Die Zivilisation stand unmittelbar vor der Tür.

Will Cuppy
R. W. Wood

Wahrscheinhch wurden über keine Wissenschaftler mehr Geschichten erzählt als über ihn, und wahrscheinlich erzählte kein Wissenschaftler mehr Geschichten über sich selbst, als R. W. Wood dies tat. Vor etwa 15 Jahren wurde von William Seagrave ein Buch mit dem Titel „Dr. Wood“ veröffentlicht. Seagrave hatte schon vorher zwei Bücher geschrieben: „Asylum“ und „Voodoo“. So kam es zu dem bissigen Kommentar, daß durch das Buch über Wood die Trilogie komplett sei. Viele der in dem Buch angeführten Geschichten werden exakt so wiedergegeben, wie Wood sie oft selbst erzählt hatte. Es handelte sich dabei stets um außergewöhnliche und zumeist amüsante Ereignisse. Eine Geschichte, die Wood mir erzählte, tauchte in Seagraves Buch nicht auf.

Paul E. Klopsteg
The Pansy and the Chim-pansy
R. W. Wood
Die Trockenfäule unserer Hochschulbiologie

Unsere Gesellschaft hat den verabschiedeten Präsidenten ersucht, das Jahrestreffen mit einem Referat oder einer Ansprache zu schließen. Nach der Festlegung des Textes und des Titels habe ich mit den Methoden der Selbstanalyse, die neben dem Gebet derzeit zu meinen liebsten Zerstreuungen gehört, bei mir eine akute und unterdrückte Sehnsucht feststellen können, unsere akademische Biologie zu sabotieren und einen Schraubenschlüssel in ihre selbstgefällige Maschinerie hineinzuwerfen. Meine Geistesverfassung ist zweifellos zum Teil auf das enttäuschende Schauspiel zurückzufuhren, das wir als mehr oder weniger altersschwache Biologen bieten, wenn wir Anzahl, Enthusiasmus und Unternehmungsgeist unserer jungen Naturwissenschaftler zu stärken versuchen. An unseren Universitäten würde, abgesehen von den angehenden Medizinstudenten, die Anzahl der Teilnehmer an fortgeschrittenen Kursen wahrscheinhch auf Null sinken, wenn wir ihnen keine Stipendien bieten könnten und wenn wir ihnen nicht an einer langer Stange dieses mit einer Aura ausgestattete Heubündel, den Doktortitel, vor die Nase halten würden. Ist das die Schuld der Studenten? Wohl kaum, denn kein Land produziert eine größere und gelehrigere Masse von pädagogischem Kanonenfutter. Man könnte daher glauben, daß der Biologieunterricht nicht denen anvertraut werden sollte, die Bismarck einmal die verdammten Professoren genannt hat.

William Morton Wheeler
Wenn einem Namen entfallen...

F. P. Rous besuchte als Sigma-Xi-Professor die Pennsylvania State University wenige Jahre, bevor er den Nobelpreis für seine Entdeckung des ersten Tumor-induzierenden Virus erhalten sollte. Während eines freien Nachmittags wollte ich Dr. Rous durch das Universitätsgelände führen und ihm einige für ihn interessante Laboratorien zeigen. Rous lehnte jedoch ab und sagte, wir wüßten offensichtlich den glücklichen Umstand nicht zu schätzen, daß in nächster Nähe unserer Hochschule eine herrliche Naturlandschaft zu finden sei. Er wolle lieber einen Spaziergang durch die Felder machen.

Robert L. Weber
Die Geschwindigkeit der Cephenemyia

Im Jahre 1927 berichtete C. H. T. Townsend von seinen anatomischen Studien der Cephenemyia und von seinen Beobachtungen über deren Flug. „Auf den Viertausendern in New Mexiko“, schrieb er, „ist etwas mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an mir vorbeigeflogen, das wahrscheinlich als männliches Exemplar der Cephenemyia identifiziert werden kann. Ich konnte kaum wahrnehmen, daß überhaupt etwas vorbeiflog - nur ein bräunlicher Fleck in der Luft, dessen Größe ungefähr mit jener der Cephenemyia übereinstimmte und der keine besondere Form erkennen ließ. Soweit ich es abschätzen kann, muß die Geschwindigkeit der Cephenemyia etwa 400 Yards pro Sekunde (1200 km/h) betragen haben.“

Robert L. Weber
Das Kugel-Pferd

Ein reicher Mann interessierte sich für Pferdezucht und beauftragte drei Experten - einen Veterinär, einen Techniker und einen theoretischen Physiker - mit der Untersuchung, welche Eigenschaften ein ideales pferd aufweisen müsse. Nach einigen Jahren berichteten sie ihm ihre Ergebnisse. Der Veterinär hatte aufgrund genetischer Studien festgestellt, daß braune pferde am schnellsten wären. Der Techniker fand heraus, dünne Beine seien für ein Rennpferd das beste. Der theoretische Physiker wollte seine Forschungen noch nicht abschließen, sondern bat urn zusätzliche Zeit: Er habe gewisse Hinweise dafür, daß der Fall des kugelförmigen pferdes von besonderem Interesse sei.

Aaron Katchalsky
Designer-Gene: Neue Aspekte der Fischgenetik

Zwei Gruppen von Wissenschaftlern in New York und Texas kamen unabhängig voneinander zum überraschenden Ergebnis, daß alle Fische dieselbe Größe haben.

Joel E. Cohen
Zitat

Auf anderen Planeten ist das Leben wahrscheinlich deshalb ausgestorben, weil dort die Wissenschaftler schon um ein Stück weiter sind als bei uns.

Robert L. Weber
Kurven

Die afrikanisierte Honigbiene, eine Kreuzung zwischen der europäischen und der afrikanischen Honigbiene, scheint die eingeborenen Bestäuber zu verdrängen. Nachdem Bienenkörbe mit afrikanisierten Honigbienen zu Versuchszwecken in der Nähe von Blumen aufgestellt worden waren, wurde die stachellose Biene weniger häufig gesehen bzw. erntete sie weniger, während die afrikanisierten Bienen überhandnahmen. Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten könnten von der kolonisierten afrikanisierten Honigbiene verursacht werden und eine sinkende Population der neotropischen Bestäuber zur Folge haben.

David W. Roubik, Robert M. Hazen
Atomphysik verstehen...

Die Atomphysik zu verstehen, ist ein Kinderspiel verglichen mit der Aufgabe, ein Kinderspiel zu verstehen.

Robert L. Weber
Biorhythmus: Wissenschaftsimitation

Rhythmus: Tanzkapellen spielen ihn, der Papst billigt ihn; Ethel Merman hat ihn.

W. S. Lyon, F. F. Dyer, D. C. Gary
Der erste Elektrokardiograph (Fotografie)
Robert L. Weber
Trügerische Wissenschaft

Als Beispiel jenes seltenen und interessanten Phänomens, nämlich des erfolgreichen wissenschaftlichen Scherzes, erschien in „The Analyst“ [1] ein Beitrag über die Toxikologie des Eises (Bericht des Büros für chemische Untersuchungen der New Yorker Staatspolizei); tatsächlich wurde dieser Bericht hinter dem Rücken des Herausgebers eingeschleust, und zwar von einem verärgerten Korrektor, der gerade seine Kündigung erhalten hatte. Solch grobe Scherze sind in der respektablen Welt der modernen wissenschaftlichen Publikationen eher selten.

D. E. H. Jones
Das wird niemals gehen

Die folgenden „Prognosen“ beweisen, daß es keine Geschichtsperiode gibt, in der Weiterentwicklungen der Wissenschaft enden müssen. Ein Ausschuß des britischen Parlaments berichtete im Jahr 1878 über Thomas A. Edisons Glühlampen-Projekt: „Gut genug für unsere transatlantischen Freunde..., aber unwürdig des Interesses von Technikern und Wissenschaftlern.“

Don Groves
Irrtum und Kurzsichtigkeit

William Harveys Entdeckung der Blutzirkulation (1628) führte bei seinen Zeitgenossen zu folgenden Reaktionen, die von John Aubrey wiedergegeben wurden:

... Ich hörte Harvey sagen, daß seine Praxis nach der Publikation des Buches stark zurückging. Die Leute glaubten, er sei verrückt, und alle Ärzte waren gegen ihn. Ich kenne einige Ärzte in London, die für keine seiner Arzneien auch nur ein Dreipence-Stück gegeben hätten.

Robert L. Weber
Cartoon über das Wetter
Robert L. Weber
Kontinental-Tropf-Theorie

In den 50er und 60er Jahren wurde das erste Mal die Erde als Ganzes zum Gegenstand internationaler Forschung. Wie sich herausstellte, wird der Boden der Weltmeere von Gebirgszügen durchlaufen, die viele tausend Meter lang sind und längs derer sich auch Erdbebenzonen konzentrieren; aus den Spalten tritt gelegentlich Lava aus, die diese Bergrücken auf beiden Seiten verbreitert. Die Linien seismischer Aktivität entlang der Meeresgebirge – und entlang des den Pazifik umspannenden Erdbebengürtels ebenso wie entlang bestimmter Erdbebengebiete auf dem Festland – definieren gleichzeitig die Grenzen riesiger „Platten“, auf denen die Kontinente „driften“. Heute ist die einst so mißachtete Kontinentaldrifttheorie allgemein anerkannt.

Ormonde de Kay Jr.
Sir Isaac Newton

Die Wahrheit liegt immer in der Einfachheit und nicht in der Vielfalt und Verwirrung der Dinge... ER ist der Gott der Ordnung und nicht der Unordnung.

Robert L. Weber
Backmatter
Metadata
Title
Kammerphysikalische Kostbarkeiten
Author
Robert L. Weber
Copyright Year
1986
Publisher
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-88802-0
Print ISBN
978-3-528-08583-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-88802-0