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21-12-2023 | Krisenmanagement | Interview | Article

"Mitarbeitende sind bei Nachhaltigkeitsstrategien treibende Kraft"

Author: Andrea Amerland

3:30 min reading time

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Die Krisen weltweit lassen Unternehmen bei Investitionen in Nachhaltigkeit zögern. Im Gespräch erklärt Expertin Valerie Hutterer, welche Chancen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durch die nachhaltige Transformation ergeben und welche Rolle Beschäftigte dabei spielen.

springerprofessional.de: In der wirtschaftlichen Krise denken viele Unternehmen, das Thema Nachhaltigkeit hinten anstellen zu müssen. Das zeigt unter anderem auch der "Talent Trends Report 2023" von Randstad Sourceright. Teilen Sie diese Einschätzung? 

Valerie Hutterer: In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten kann der erste Instinkt von Unternehmen sein, Investitionen in Bereichen zu reduzieren, die als nicht unmittelbar profitabel betrachtet werden. Die Versuchung, das Thema Nachhaltigkeit geringer zu priorisieren, ist also sicherlich da. Dennoch glaube ich fest daran, dass gerade solche kritischen Phasen eine Gelegenheit darstellen, sich von der Konkurrenz abzuheben und die Weichen für eine zukunftsfähige Geschäftsausrichtung zu stellen. Solche Unternehmen, die sich heute schon anpassen, werden auch in Zukunft wettbewerbsfähig sein. Besonders Stakeholder wie Konsumenten legen heute großen Wert auf Nachhaltigkeit. Eine kurzfristige Entscheidung, hier zu sparen, könnte daher den Markenwert und das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Unternehmen langfristig schädigen.

Wo sollten Unternehmen trotz finanziell angespannter Lage zunächst ansetzen, um einen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) leisten zu können? 

Auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten gibt es Wege, wie Unternehmen nachhaltige Maßnahmen umsetzen können, ohne ihre Finanzen zu belasten oder sogar einzusparen. Eine Überprüfung der betrieblichen Abläufe auf mögliche Effizienzsteigerungen, sei es durch Energieeinsparung, Abfallvermeidung oder optimierte Logistik, sollte der erste Schritt sein. Viele dieser Maßnahmen können dann mittel- bis langfristig sogar zu Kostensenkungen führen. Darüber hinaus sollte die Unternehmenskultur so gestaltet werden, dass sie Nachhaltigkeit fördert. Dies könnte durch die Einbindung der Mitarbeitenden in Ideenfindungsprozesse oder durch Schulungen zur Umsetzung nachhaltiger Praktiken geschehen. 

Welche Chancen bietet eine nachhaltige Transformation gerade in Krisenzeiten – etwa bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle? 

Krisenzeiten zwingen Unternehmen oft, über den Tellerrand hinaus zu denken und neue Wege zu finden, um erfolgreich zu sein. Eine nachhaltige Transformation hilft Unternehmen dabei, sich als Vorreiter in ihrer Branche zu positionieren und dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Dies kann die Erschließung neuer Marktsegmente beinhalten, die besonders Wert auf Nachhaltigkeit legen, oder die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen, die die Umweltauswirkungen minimieren. Letztlich führt dies zu einer stärkeren Kundenbindung und das unterstützt Unternehmen dabei, auch in herausfordernden Zeiten zu wachsen.

Trotz aller Chancen: Welche Risiken müssen Unternehmen auf dem Schirm haben, wenn sie mit Nachhaltigkeitsinitiativen expandieren wollen? 

Obwohl eine nachhaltige Transformation viele Vorteile bieten kann, gibt es auch Risiken, die Unternehmen beachten müssen. Eine der größten Herausforderungen ist es, sicherzustellen, dass Investitionen in Nachhaltigkeitsinitiativen einen ROI (Return on Investment) bieten. Es kann verlockend sein, in groß angelegte Initiativen zu investieren, die sich letztlich doch als nicht rentabel erweisen. Darüber hinaus besteht das Risiko des Greenwashings, bei dem Unternehmen behaupten, nachhaltig zu wirtschaften, aber der Kern ihrer Tätigkeit ist dies überhaupt nicht. Ein solches Verhalten kann zu erheblichen Reputationsrisiken führen. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent, authentisch und ehrlich kommunizieren.

Welche Rolle spielen dabei die Mitarbeiter?

Mitarbeitende sind nicht nur die treibende Kraft bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, sie sind auch oft die Ersten, die die direkten Auswirkungen solcher Strategien sehen und erleben. Ich würde sogar behaupten, dass sich eine nachhaltige Transformation ohne das Mitziehen von Mitarbeitenden gar nicht umsetzen lässt. Vor allem ihre Einbindung von Anfang an ist entscheidend, um sicherzustellen, dass sie die Vision des Unternehmens teilen, die selben Ziele verfolgen und dazu beitragen wollen. 

Und wie können Beschäftigte mitgenommen und in Richtung ESG weiterentwickelt werden? 

Durch kontinuierliche Schulungen, Workshops und offene Dialoge können Mitarbeitende in Richtung ESG (Environmental, Social, Governance) weiterentwickelt werden. Mit den Inhalten sollten Mitarbeitende individuell auf ihrem Wissensstand abgeholt werden und neben Allgemeinwissen auch jobspezifische Tipps an die Hand bekommen, wie sie in Ihrem Arbeitsalltag nachhaltig agieren können. Unternehmen sollten auch Anreizsysteme schaffen, die nachhaltiges Verhalten belohnen, und Feedbackkanäle etablieren, durch die Mitarbeitende ihre Meinungen und Bedenken äußern können. Ein solch integrativer Ansatz kann dazu beitragen, eine Kultur der Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen zu verankern. 

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