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Published in: Berliner Journal für Soziologie 3-4/2019

Open Access 01-12-2019 | Review-Essay

Kritische Theorie im Zeichen von kulturindustrieller Überwältigung und neuem Rechtsradikalismus

Author: Walther Müller-Jentsch

Published in: Berliner Journal für Soziologie | Issue 3-4/2019

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Zu diesem Beitrag ist ein Erratum online unter https://​doi.​org/​10.​1007/​s11609-021-00439-5 zu finden.
Neumann, Franz, Marcuse, Herbert, & Kirchheimer, Otto (2016). Im Kampf gegen Nazideutschland. Die Berichte der Frankfurter Schule für den amerikanischen Geheimdienst 1943–1949. Herausgegeben von Raffaele Laudani. Frankfurt a. M.: Campus, 812 Seiten.
Adorno, Theodor W. (2019). Vorträge 1949–1968. Herausgegeben von Michael Schwarz. Berlin: Suhrkamp, 785 Seiten.
Adorno, Theodor W. (2019). Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag. Mit einem Nachwort von Volker Weiß. Berlin: Suhrkamp, 88 Seiten.
Adorno, Theodor W. (2019). Bemerkungen zu „The Authoritarian Personality“ und weitere Texte. Herausgegeben von Eva-Maria Ziege. Berlin: Suhrkamp, 161 Seiten.
Breuer, Stefan (2016). Kritische Theorie. Schlüsselbegriffe, Kontroversen, Grenzen. Tübingen: Mohr Siebeck, 271 Seiten.
Jeffries, Stuart (2019). Grand Hotel Abgrund. Die Frankfurter Schule und ihre Zeit. Stuttgart: Klett-Cotta, 509 Seiten.
Bittlingmayer, Uwe H., Demirović, Alex, & Freytag, Tatjana (Hrsg.). (2019). Handbuch Kritische Theorie. 2 Bände. Wiesbaden: Springer VS, 1373 Seiten.
Goetschel, Willi (2019). Heine and Critical Theory. London: Bloomsbury Academic, 311 Seiten.
Lenhard, Philipp (2019). Friedrich Pollock. Die graue Eminenz der Frankfurter Schule. Berlin: Suhrkamp, 383 Seiten.
„Adorno“. Zeitschrift für Ideengeschichte, 13(1), 143 Seiten.

1 Einleitung

Die Kritische Theorie ist keineswegs passé. Schon die Anzahl der in den letzten Jahren veröffentlichten Publikationen spricht für ein anhaltendes Interesse an dieser Theorie. Dieses Interesse wird thematisch begünstigt durch eine exzessive Kulturindustrie und das Revival des neuen (alten) Rechtsradikalismus. Auch findet eine neue Generation von Sozialwissenschaftlern Gefallen an der Auseinandersetzung mit Kritischer Theorie und sucht nach Anschlussmöglichkeiten für ihre forschungsleitenden Erkenntnisinteressen. – Nachfolgend werden einige der neueren Publikationen von soziologischer Relevanz besprochen. Während das archivalische Interesse weiterhin neue Quellentexte zutage fördert (wie zuletzt den Dokumentarband von Franz Neumann et al. und die Sammlung von bisher unveröffentlichten Vorträgen Adornos aus den Jahren 1949 bis 1968) und neuere Publikationen ihre Ansätze, Bedeutung und Nachwirkungen einer erneuten Reflexion unterziehen (Stefan Breuer; Handbuch Kritische Theorie) oder ihre Geschichte neu erzählen (Stuart Jeffries), öffnen Autoren benachbarter Disziplinen, wie der Literaturwissenschaft, unvermutete Interpretationshorizonte auf das Theorieangebot der Frankfurter Schule (Willi Goetschel). Aber auch Stefen Breuers Aussage, dass die Kritische Theorie in der Soziologie „heute kaum noch präsent“ sei, ist zu relativieren. Es ist vornehmlich Adorno, der anlässlich seines 50. Todestages aktuell die Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf sich zieht. Doch auch eine bis dato wenig beachtete, wiewohl einflussreiche Persönlichkeit des Kreises wie Friedrich Pollock findet ihre späte biografische Würdigung.

2 Feindanalysen und Neuordnungspläne

Beginnen wir mit den neu gehobenen Schätzen aus den Archiven. Der voluminöse Band Im Kampf gegen Nazideutschland enthält 31 aus dem Englischen übersetzte Beiträge, die Franz Neumann, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer im Solde des US-amerikanischen Geheimdienstes während des Zweiten Weltkrieges verfassten. Sie wurden 1975/76 freigegeben und erschienen erstmals 2013 bei der Princeton University Press. Die Texte, die in anonymisierter Form vorlagen, wurden den drei Autoren in einem aufwändigen Verfahren von dem italienischen Herausgeber, Raffaele Laudani, zugeschrieben.
Die deutsche Ausgabe ist chronologisch in sieben Teile gegliedert: I. Feindanalysen; II. Muster für den Zusammenbruch; III. Politische Opposition; IV. Entnazifizierung und Militärregierung; V. Ein neues Deutschland in einem neuen Europa; VI. Im Vorfeld von Nürnberg; VII. Ein neuer Feind. Der erste Text stammt vom Mai 1943, der letzte vom August 1949. Die Autorschaft wird für je 13 Beiträge Neumann und Marcuse (darunter ein gemeinsam verfasster) zugeschrieben, für sechs wird Kirchheimer als Autor genannt.
Wie Axel Honneth im Vorwort schreibt, zeigen die Beiträge, dass die Mitglieder der Frankfurter Schule, entgegen dem gängigen Vorurteil, keineswegs nur in einem selbstgewählten Elfenbeinturm verharrten, sondern aktiv am Abwehrkampf gegen Nazideutschland teilnahmen, so wie auch Adorno sich engagiert um die Demokratisierung im Nachkriegsdeutschland bemühte (dazu später).
Nachdem das emigrierte Institut für Sozialforschung wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr alle Mitarbeiter beschäftigen konnte, traten die Autoren 1943 (bzw. Kirchheimer erst 1944) in den Dienst des Office of Strategic Services (OSS), Amerikas erstem Geheimdienst. Sie waren dort in der Forschungs- und Analyseabteilung (Research and Analysis Branch) tätig mit anderen deutsch-jüdischen Emigranten und amerikanischen Intellektuellen (unter ihnen Barrington Moore, Stuart Hughes und Paul Sweezy), unter der Leitung des Historikers Eugene N. Anderson, eines Deutschland-Experten. Die Research & Analysis Abteilung galt als der „brain trust“ im OSS (Strunz 1999, S. 78 ff.). In der von Franz Neumann geleiteten Mitteleuropa-Sektion, die etwa 40 Analytiker umfasste, sammelte die Gruppe Hintergrundinformationen über Deutschland und Österreich und erarbeitete praktische Ratschläge im Rahmen eines umfassenden Programms für die künftige Militärregierung, auch sollte sie die voraussichtlichen Ansprechpartner nach dem Sturz des Regimes ermitteln. Neumann, dessen 1942 erschienenes Buch Behemoth (Neumann 1977) als die beste und gründlichste Analyse des Nazi-Regimes galt, war das intellektuelle Haupt der Gruppe.
Neumann ist auch der Autor des ersten Beitrags („Antisemitismus: Die Speerspitze des allumfassenden Terrors“), in dem er den Antisemitismus als „die einzige Ideologie“ bestimmt, „die die Nazipartei zusammenzuhalten vermag“ (S. 69). Als Instrument der gesellschaftlichen Integration brauche der NS-Staat einen Feind, der nicht zu schwach und nicht zu stark sein dürfe; die katholische Kirche etwa wäre zu stark. Die Juden dienen gewissermaßen als „Versuchskaninchen“ für eine weiterreichende Unterdrückungsmethode, der weitere Gruppen (Pazifisten, Sozialisten, Katholiken, Protestanten, Freidenker) und Institutionen zum Opfer fallen würden. Insofern sei der Antisemitismus nur die Speerspitze des Terrors. Diese funktionalistische Erklärung erntete schon damals Widerspruch. Überzeugender ist die folgende Schlussfolgerung: „Der Zwang, so ungeheure Verbrechen zu begehen wie die physische Vernichtung der Juden im Osten, macht die deutsche Wehrmacht, die Beamtenschaft und die breiten Massen zu Mittätern und an diesem Verbrechen Mitschuldige, weshalb es ihnen unmöglich ist, das Naziboot zu verlassen.“ (S. 73)
Die weiteren Analysen des ersten Teils behandeln aktuelle Veränderungen in den letzten Kriegsjahren, u. a. Speers Ernennung zum Alleinherrscher über die deutsche Wirtschaft, ein Beitrag aus der Feder von Neumann und dem jungen Ökonomen Paul Sweezy. Bemerkenswert ist die Analyse, die Marcuse mit dem Historiker Felix Gilbert über die Bedeutung des preußischen Militarismus verfasst hat; sie zeigt die politische Entmachtung der preußischen Junker auf (allein in der Diplomatie blieben sie dominant) und legt dar, dass im Oberkommando der Wehrmacht kein einziger Adeliger vertreten war und im Offizierskorps generell der Anteil des Adels weit niedriger war als in der Reichswehr. Die Autoren argumentieren, die Eigenheiten und die Führung des Naziheeres sei der preußischen Adelstradition „vollkommen fremd“ gewesen (S. 119). Allein im „Nationalkomitee Freies Deutschland“ waren viele Adelige vertreten, da die Russen aus propagandistischen Zwecken Wert darauf legten, viele Mitglieder des alten preußischen Adels in den Antinazi-Bund aufzunehmen. Implizit wendet sich der Beitrag gegen den von Roosevelt und Churchill als Erzfeind gebrandmarkten preußischen Militarismus.
Die Beiträge des zweiten Teils („Muster für den Zusammenbruch“) thematisieren u. a. die Moral in Deutschland, die Auswirkungen der Luftangriffe und den Attentatsversuch auf Hitler mit seinen Folgen. Im dritten Teil („Politische Opposition“) werden das Nationalkomitee Freies Deutschland sowie die Kommunistische und Sozialdemokratische Partei abgehandelt.
Die Beiträge der Teile IV bis VI befassen sich mit dem besiegten Deutschland. Erörtert werden Fragen der Entnazifizierung und der Verwaltung durch die Militärregierung als auch der Verfahren gegen Kriegsverbrechen im Vorfeld des Nürnberger Prozesses. Neumanns Beitrag „Probleme im Umgang mit den Kriegsverbrechern“ umreißt ein neues juristisches Regulierungsfeld: Er erörtert, wie die zu ahndenden Kriegsverbrechen zu definieren, die individuelle Verantwortung festzulegen und die gerichtliche Zuständigkeit zu bestimmen seien. So sollte sich die strafrechtliche Verantwortung gemäß dem „Führerprinzip“ auch auf die „objektive Verantwortung des Befehlshabers für die Taten seiner Untergebenen“ (S. 59) erstrecken.
Der abschließende Teil VII enthält zwei Analysen von Herbert Marcuse unter dem irreführenden Titel „Ein neuer Feind“. Der trifft nur auf den Beitrag über die „Potentiale des Weltkommunismus“ zu, nicht jedoch auf seine Analyse über den „Entwicklungsstand und die Aussichten der Gewerkschaften und Betriebsräte in Deutschland“. In „Die Potentiale des Weltkommunismus“ stellt Marcuse die Entwicklung des Weltkommunismus, seine Programmatik und Pläne dar. Er argumentiert, dass entgegen der Marx’schen Annahme der Kommunismus nur in den weniger industrialisierten Ländern Fuß fassen konnte und die nationalen kommunistischen Parteien vollständig den innen- und außenpolitischen Interessen der UdSSR untergeordnet wurden. Die Stärke der kommunistischen Parteien in Italien und Frankreich führt er auf besondere nationale Bedingungen zurück (wie die Rolle der Kommunisten in der Résistance, die Betonung nationaler Interessen gegenüber dem „ausländischen Imperialismus“ und die geschickte Kombination von Politikzielen mit ökonomischen Forderungen). Diese Arbeit war gewissermaßen eine Vorarbeit für Marcuses spätere Veröffentlichung Soviet Marxism (1958) (dt.: Die Gesellschaftslehre des sowjetischen Marxismus, 1964).
Als gemeinsamer Analyserahmen diente dem Triumvirat Neumanns profunde Analyse im Behemoth, wie Axel Honneth im Vorwort hervorhebt. Sie stellte eine Gegenposition zu der von Pollock (1975 [1941]) entwickelten und von Horkheimer und Adorno übernommenen „Staatskapitalismus“-Theorie dar, die einen hochgradig zentralisierten Staat unterstellte. Neumann ging von einem Pluralismus herrschender, durch „Pakte“ verbundener Gruppierungen (NS-Partei, Staatsbürokratie, Monopolkapital und Wehrmacht) in einem „totalitären Monopolkapitalismus“ aus. Pollock behauptete dagegen, dass an die Stelle der mit dem Monopolisierungsprozess eliminierten autonomen Märkte die totalitäre politische Macht getreten sei, mit dem Staat als Exekutivorgan der Wirtschaft.
Durchschlagend war der theoretische Erfolg des Trios. Wie der Herausgeber des Bandes Raffaele Laudani zu berichten weiß, habe der Leiter der Sektion, Anderson, „mit Erstaunen“ die „relative Leichtigkeit“ zur Kenntnis genommen, mit der die Frankfurter Gelehrten in der Lage waren, „die gesamte Sektion mit ihrem Forschungsansatz zu prägen“ (S. 47). Kirchheimers Mitarbeiter, John Herz, schrieb später, es ging zu, „als hätte sich der junghegelianische Weltgeist vorübergehend in der mitteleuropäischen Abteilung des OSS angesiedelt“ (ebd.). Der praktische Einfluss der Gruppe blieb indessen begrenzt. Ihre Empfehlungen zum demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nahmen sie als „Fehlschlag“ wahr. Bei der Entnazifizierung und dem Wiederaufbau hatte die Besatzungsmacht eine besondere Beziehung zum christdemokratischen Zentrum aufgebaut, wodurch „die progressive politische Energie verlorenging“ (S. 57) und die Entmachtung der monopolitischen Wirtschaftsführer nur halbherzig und vorübergehend erfolgte (S. 17). Neumann, der dem Team des späteren Chefanklägers der USA am Internationalen Militärgerichtshof von Nürnberg, dem Richter Robert H. Jackson, zugeteilt worden war, trat wenige Tage nach Eröffnung der Hauptverhandlung aus Protest gegen die Marginalisierung seiner Gruppe in Richter Jacksons Team zurück; so hatte der Chefankläger die Vorschläge Neumanns, wer von den Angeklagten vor Gericht gestellt werden sollte, „mehr als einmal ohne ersichtlichen Grund unberücksichtigt“ gelassen (S. 64). Wenig später schied Neumann auch aus dem Staatsdienst aus.
Die im Band versammelten Dokumente sind zweifelsohne von großem historischen Interesse, neue Erkenntnisse über die Kritische Theorie sind ihnen jedoch nicht zu entnehmen. Die Dokumente und Beiträge entlasten ihre Verfasser jedoch von jedem Vorwurf einer skandalösen Dienstbarkeit für den US-amerikanischen Geheimdienst, den beispielsweise Daniel Cohn-Bendit 1968 gegen Marcuse erhoben hatte (S. 37).

3 Adorno mündlich

Einen weiteren Schatz aus den Archiven präsentiert der von Michael Schwarz sorgfältig edierte Band mit zwanzig in Adornos Gesammelten Schriften nicht veröffentlichten Vorträgen aus der Zeit von 1949 bis 1968. Sie wurden aus Tonbandaufnahmen und Mitschriften rekonstruiert. Die Stichworte und Notizen, die Adorno sich zu seinen mündlichen Ausführungen machte, finden sich im Anhang des Bandes. Das ungemein weit gespannte Themenspektrum der Vorträge umfasst neben kernsoziologischen Sujets Gegenstände wie Städtebau, Rechtsradikalismus, Aberglaube, Proust, Wedekind, Richard Strauß, musikalisches Hören und politische Bildung. Nicht wenige der Vorträge hat Adorno mehrfach gehalten. Die Veranstalter, die Mitschriften von Vorträgen veröffentlichten, taten dies nur mit der zögerlichen Zustimmung Adornos, der auf der Differenz von geschriebenem und gesprochenem Wort bestand und deren Veröffentlichung lediglich als „Gedächtnisstütze“ und „Privatdruck“ durchgehen ließ. In einer zitierten Briefstelle wird auch einmal das Honorar für einen Radiovortrag genannt: 1.500 DM.
Im ersten Vortrag über „Städtebau und Gesellschaftsordnung“, Ende 1949, kurz nach Adornos Rückkehr aus der Emigration, beim Städtebaulichen Kolloquium der Technischen Hochschule Darmstadt gehalten, führt er exemplarisch Phänomene wie die Schönheit der Städte, die Mietskaserne und die englischen Reihenhäuser auf ihre gesellschaftlichen Bedingungen zurück, bevor er den argumentativen Bogen mit Erläuterungen zum Wiederaufbau der zerstörten deutschen Städte schließt. Sie enthalten die Warnung vor einem „romantischen Historismus“; eine zerstörte Stadt wiederherzustellen, widerspräche den Strukturen einer modernen Gesellschaft. Würde man Nürnberg wiederaufbauen, erhielte man nicht das alte Nürnberg, sondern „einen Spielzeugladen in der Form des alten Nürnberg“ (S. 24). Den Städtearchitekten rät er, Avantgardisten zu sein, die die „wahren“ Interessen der Menschen auch gegen ihre manifesten durchsetzen sollten. Unschwer zu erraten ist, was Adorno über die spät rekonstruierte Altstadt seiner Heimatstadt Frankfurt gesagt hätte.
Drei thematisch zusammengehörige Vorträge befassen sich mit dem Komplex Rechtsradikalismus, autoritärer Charakter und Aberglaube. Als separate Schrift wurde der Vortrag „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ vorab als Taschenbuch veröffentlicht und erzielte binnen weniger Monate fünf Auflagen. Der ursprünglich 1967 vor Wiener Studenten gehaltene Vortrag sollte dem Publikum den Aufstieg der NPD erklären. Das nahezu einhellige Presselob paraphrasierte die von Volker Weiß im Nachwort hervorgehobene „hellsichtig wirkende Aktualität“ (Taschenbuch-Ausgabe, S. 62). Die nach Adornos eigenem Bekunden „losen Bemerkungen“ und „simplen Thesen“ nennen als Voraussetzungen faschistischer Bewegungen die Konzentrationstendenz des Kapitals mit der Kehrseite der Deklassierung bürgerlicher Schichten sowie die technologische Arbeitslosigkeit als Faktum und Drohung. Sozialpsychologisch sei in Deutschland (im Gegensatz zu Italien – woran angesichts des fortlebenden Mussolini-Kult durchaus Zweifel aufkommen können) die Identifikation mit dem NS-System nie radikal zerstört worden. Das letzte Drittel der Schrift befasst sich mit Aspekten der autoritären Persönlichkeit. Was die heutige Gegenwart von der Adorno’schen trennt, sind die tiefgreifenden ökonomischen, kulturellen und politischen Verwerfungen globalisierter Gesellschaften, die zu sozialmoralischen Spaltungen geführt haben und das Aufkommen des Populismus erklären; auch handelt es sich bei den AfD-Funktionären keineswegs und bei ihren Anhängern nur zum Teil um sozial Deklassierte.
Als ein Schlüsseltext zu Adornos soziologischem Denken zählt der Vortrag „Zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft heute“, den er zwischen 1957 und 1962 insgesamt viermal gehalten hat. Zu dessen Kernaussagen gehören die wechselseitige Vermittlung von Gesellschaft und Individuum, die er unter Heranziehung der Marx’schen Frühschriften expliziert. Anthropologische Invarianten, wie sie Arnold Gehlen lehre, blieben dünn und abstrakt; unter dem Primat der Institutionen hänge das Tun der Menschen immer weniger von ihnen ab. Auch die Kategorie des Individuums sei nicht schon mit der Geburt des biologischen Einzelwesens gegeben, sondern eine historisch entsprungene: „das, was uns unter dem Namen Individuum vertraut ist, das ist kaum viel älter als das Ende des Mittelalters oder der Beginn der Renaissance“ (S. 143). Gegen Ende des Vortrags skizziert Adorno, wie die „verwaltete Welt“ die Autonomie des Individuums immer engmaschiger, bis in die Freizeitsphäre hinein, einschränkt.
Als Ausdruck eines wiedererwachten Interesses an Adornos Zeitdiagnosen ist auch die Publikation der von der Soziologin Eva-Maria Ziege herausgegebenen und erstmals übersetzten „Bemerkungen zu The Authoritarian Personality“ zu verstehen. Sie entstanden 1947 im Zusammenhang mit der Untersuchung über den autoritären Charakter (Adorno et al. 1950) und thematisieren das Verhältnis dieser Studie zu anderen Theorien und Forschungen; in stark verkürzter Form gingen sie in das Schlusskapitel der Authoritarian Personality ein.

4 Historisierung der Kritischen Theorie

Stefan Breuer, der sich schon in früheren Arbeiten u. a. über Max Weber als akribischer Analytiker ausgewiesen hat, stellt auch in seiner jüngsten Studie über die Kritische Theorie seine bewährte Methode unter Beweis. Nach mehreren Jahrzehnten Abstinenz kehrt er zu dem Thema seiner Dissertation (Breuer 1977) zurück, aber diesmal mit der Absicht einer „Historisierung der Kritischen Theorie“ (S. 1), um die es im aktuellen soziologischen Fachdiskurs eigentümlich still geworden sei.
Breuer konstatiert, dass in der medialen Öffentlichkeit mit dem Terminus Kritische Theorie auf den weiteren Kreis um das Institut für Sozialforschung Bezug genommen wurde (und wird). Seine Arbeit fokussiert er jedoch auf Horkheimer und Adorno, die im US-amerikanischen Exil ein Arbeitsbündnis schlossen, das bis zum Tod Adornos bestand. Dagegen währte der Arbeitszusammenhang mit Löwenthal, Fromm und Marcuse nur für eine kurze Zeit in den USA. Jürgen Habermas hat schon in den Achtzigerjahren angemerkt, dass die häufig suggerierte Vorstellung eines einheitlichen „Schulzusammenhangs“ sich nur auf wenige Jahre in New York beziehen kann (Habermas 1986, S. 8). Selbst Adornos mehrfache Erklärung von der „vollkommenen Einheit der theoretischen Positionen“ zwischen ihm und Horkheimer (Breuer zitiert hierzu etliche einschlägige Quellen) träfe nur für eine „kurze Phase“ zu (S. 50). Folglich zentriert Breuer seine Abhandlung auf die beiden, aber mit einem gesonderten Kapitel über den „Ort Marcuses in der Kritischen Theorie“. Habermas wird von Breuer nicht mit seinem Werk, sondern lediglich als Quelle und Kommentator herangezogen. Die Stellung Habermas in der Kritischen Theorie sei „ein zu großes Thema, um es im Vorübergehen abzutun“ (S. 8).
Zweifel äußert Breuer an dem von Hauke Brunkhorst (1983) herausgearbeiteten „Paradigmakern“ der Kritischen Theorie – der Lukács’schen Verdinglichungstheorie. Die These, Geschichte und Klassenbewußtsein sei eine Art Gründungsurkunde der Kritischen Theorie gewesen, hält er für „nicht tragfähig“ – obwohl er später schreibt, dass Adorno bereit war, das „Fetischismuskonzept“ (d.i. die als Denkform manifestierte Verdinglichung) zum „Dreh- und Angelpunkt der Kritischen Theorie zu machen“ (S. 81). Was aus seiner Sicht das Gemeinsame ausmachte, bleibt allerdings im Vagen. Für evident hält er die Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse, aber die sei, wie er mit dem Hinweis auf den „Freudo-Marxismus“ belegt, nicht singulär gewesen. Er will eher im „Zerfall zentraler marxistischer und psychoanalytischer Glaubensgewissheiten“ (S. 46) das paradigmatisch Gemeinsame sehen, ohne dies jedoch näher zu spezifizieren; formal begrenzt er es auf die kurze Zeit der gemeinsamen Arbeit an der Dialektik der Aufklärung.
Neben dem der Erörterung von Einheit und Differenz der Kritischen Theorie gewidmeten ersten Teil enthält das Buch sechs Einzelstudien, die für sich gelesen werden können, jedoch aufeinander verweisen. In der zentralen Studie des Buches werden die drei Schlüsselbegriffe der Kritischen Theorie „Gesellschaft“, „Herrschaft“ und „Verdinglichung“ ausführlich interpretiert. Der Begriff der Gesellschaft wird von Horkheimer und Adorno bald durch den der (gesellschaftlichen) Totalität ersetzt und auf Herrschaft umgestellt. Hierbei zeigt sich laut Breuer, dass deren Herrschaftsbegriff im Vergleich mit Max Webers Konzeption als soziologisch unterkomplex anzusehen sei. Herrschaft als eine spezifisch soziale Beziehung würden sie „naturalistisch“ umdeuten. Der Begriff „Naturbeherrschung“ sei „ein Widerspruch in sich“ (S. 72). Das ausbaufähige kategoriale Angebot der Weber’schen Herrschaftssoziologie habe somit „die Kritische Theorie zu ihrem Schaden vernachlässigt“ (S. 75). Eine „herausragende Bedeutung“ für die Theoriekonzeption komme indessen dem Verdinglichungsbegriff zu, der schon früh von Marcuse, danach vornehmlich von Adorno aufgegriffen wurde. Letzterer erhob ihn „in den Rang einer geschichtsphilosophischen Kategorie“ (S. 81). Erst mit der empörten Rezeption von Lukács’ Publikation Die Zerstörung der Vernunft sah Adorno dessen Frühwerk in einem anderen Licht und bezeichnete in der Negativen Dialektik es als „Trugschluss“, „in der Auflösung der Verdinglichung […] den Stein der Weisen zu besitzen“ (S. 82 f.).
Die Studie „Die Kritische Theorie und der Faschismus“ analysiert die späte, Ende der 1930er-Jahre einsetzende Beschäftigung mit dem Faschismus. Systematisch sei sie „eher von den randständigen Mitgliedern des Instituts betrieben worden“ (S. 129). Gemeint waren damit Friedrich Pollock mit seiner Arbeit über den „Staatskapitalismus“ und Franz Neumann mit seinem Werk Behemoth. Gleichwohl fällt Breuer das schneidende Urteil, dass die Kritische Theorie zur Erkenntnis des Faschismus nicht viel beizusteuern hatte (S. 156). Befremdlich daran fand schon ein anderer Rezensent, dass Breuer „den Beitrag zur Antisemitismustheorie der Kritischen Theorie und die Bedeutung, der Auschwitz (gerade von Adorno) zugemessen wird, nicht einmal als Beitrag zur Faschismustheorie erwähnt“ (Wallat 2017).
Die Studie über den „Ort Marcuses in der Kritischen Theorie“ bringt Aufschlussreiches an den Tag. Zunächst: dass Marcuse als „erster Heidegger-Marxist“ (Habermas) nach seiner Assistentenzeit bei seinem Meister mit seiner Habilitationsschrift Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit scheiterte – rekurrierte sie doch mehr auf Diltheys Untersuchungen als auf Heideggers Schriften, auf die keine einzige Fußnote Bezug nahm (S. 165). In einer ersten Rezension in der „Zeitschrift für Sozialforschung“ bemerkte Adorno Marcuses Abweichung von Heideggers „publiker Lehrmeinung“ (Adorno 1932, S. 409). Diese Distanzierung und seine Studie über die gerade publizierten „Pariser Manuskripte“, die Marcuse als Marx-Kenner auswiesen, ließen Horkheimer ihn als zukünftigen Mitarbeiter des Instituts willkommen heißen. In dem interdisziplinären Arbeitszusammenhang fungierte er bis Anfang der Vierzigerjahre neben Horkheimer als Philosoph. Marcuses Veröffentlichungen in den ersten Jahrgängen der „Zeitschrift für Sozialforschung“1 fanden nicht nur bei Horkheimer Zustimmung, sondern auch bei vielen anderen Mitgliedern des Instituts. In einem Report an den Präsidenten der Columbia University urteilt Horkheimer über Marcuses Arbeiten: „[they] are following the same general course as my own“. Im gleichen Schreiben wird Adorno noch als „specialist in the field of the sociology of music“ ausgewiesen. Bis Ende 1941 blieb Marcuse als möglicher Mitarbeiter für das große „Dialektik“-Projekt Horkheimers im Gespräch. Allein Adorno übte fortwährend „ätzende Kritik“ an den Beiträgen Marcuses (S. 174). Hier dokumentiert Breuer eine der hässlichen Seiten Adornos. Sein Ziel war es offenbar, Marcuse bei Horkheimer in Misskredit zu bringen, um dessen Stellung einzunehmen. Dazu ist er sich nicht zu schade, Marcuse in einem Brief an Horkheimer als „einen nur durch Judentum verhinderten Faszisten“ zu bezeichnen. Ende 1942 hatte Adorno sein Ziel erreicht: Horkheimer hatte sich endgültig für ihn entschieden und Marcuse nahegelegt, die ihm angebotene Stelle beim Office of Strategic Services (OSS) in Washington anzunehmen. Das Verhältnis zwischen den nach Deutschland Zurückgekehrten und dem in den USA gebliebenen Marcuse blieb gespannt.
In der Studie über das Verhältnis der kritischen Theoretiker Horkheimer, Marcuse und Adorno zu Max Weber entfaltet Breuer seine stupende Kenntnis der Weber’schen Schriften und kritisiert an der Rezeption Webers durch die „Frankfurter“ deren „gesinnungsmäßige Ablehnung“, von der nur der späte Adorno abgerückt sei.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Breuer in akribisch dichter Darstellung, unter ausführlicher Einbeziehung der Korrespondenz, in den einzelnen Teilen seiner Abhandlung die komplexen Beziehungs- und Begriffsnetze der Kritischen Theorie freigelegt hat, wobei er vor harschen Urteilen nicht zurückschreckt.2 Wenn Breuer etwas zu kurz behandelt hat, dann ist es der Komplex der Kulturindustrie, zu deren Beschreibung und fundierter Analyse neben Marcuse vornehmlich Adorno mit Arbeiten beigetragen hat, die wohl zu seinen originellsten zählen und die noch keine Patina angesetzt haben.

5 Gruppenbiografie der Frankfurter Schule

Dem britischen Journalisten Stuart Jeffries ist das Kunststück gelungen, die Geschichte der Frankfurter Schule auf anregende Weise neu zu erzählen. Schon der Titel des Buches, Grand Hotel Abgrund,3 lässt ahnen, dass Jeffries die gewohnten Pfade meidet. Im Gegensatz zu Breuers solidem Wissenschaftsstil ist seine vorgelegte „Gruppenbiographie“ der Frankfurter Schule in einer lockeren und flüssigen Diktion geschrieben, wenn auch zuweilen mit grenzwertigen Formulierungen: „An die Wand, Motherfuckers“ lautet eine Kapitelüberschrift, die damit zwar nur den Namen einer anarchistischen Protestgruppe (Marcuses Sohn Osha hatte sich ihr angeschlossen) zitiert, gleichwohl liest es sich arg deplatziert.
Jeffries hat sein Buch formal nach fünf Dekaden von den 1920er-Jahren bis zu den 1960er-Jahren gegliedert; der sechste und letzte Teil trägt die Überschrift „Abschied vom Abgrund: Habermas und die Kritische Theorie nach 1968“. Im Vorwort skizziert Jeffries insbesondere Adornos Haltung zur Studentenbewegung und dessen Insistieren auf Theoriearbeit und stellt ihm (spekulativ) Benjamin als Romantisierer der Praxis und Marcuses faktische Solidarisierung mit der protestierenden Jugend gegenüber.
Bei den für die Gründung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung wichtigsten Personen identifiziert Jeffries viel Gemeinsames. Sie sind fast ausschließlich Söhne aus wohlhabenden jüdischen Familien. Nahezu gleichartig erscheint ihm das Verhältnis der Söhne zu ihren Vätern, das er mit dem naheliegenden Interpretationsmodell des Ödipuskomplexes aufschließt. Sie lehnen eine Nachfolge im Geschäft ihrer Väter ab, wobei sie meist auf das Verständnis der Väter stoßen. Selbst der durch Getreidehandel reich gewordene Hermann Weil versorgte seinen Sohn Felix mit den finanziellen Mitteln für die Gründung eines eindeutig marxistisch orientierten Instituts, eben des Instituts für Sozialforschung.
Anders als frühere Autoren würdigt Jeffries viele Personen, die üblicherweise neben den im Zentrum stehenden Horkheimer und Adorno als Randfiguren behandelt werden. Das trifft nicht nur für Marcuse, Fromm und Pollock zu. Stark ins Licht rückt er Walter Benjamin: Ihm sind nicht nur das erste Kapitel, sondern auch lange Passagen in weiteren Kapiteln gewidmet. Jeffries sieht in ihm den „wohl originellsten mit der Frankfurter Schule verbundenen Denker“ (S. 137), ja gleichsam deren „Inbegriff“: „… in ihm kamen all die Widersprüchlichkeiten der Gruppe zum Ausdruck – Marxisten ohne Partei, Sozialisten, die vom Geld von Kapitalisten abhängig waren, Nutznießer einer Gesellschaft, die sie naserümpfend verachteten und ohne die sie nichts gehabt hätten, worüber sie hätten schreiben können.“ (S. 205) Benjamins populärer Schrift „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ widmet Jeffries fast ein ganzes Kapitel; in origineller Manier stellt er ihr Adornos umstrittenen Jazz-Aufsatz gegenüber. Beide finden (nach Ansicht des Rezensenten) ihren verdienten Verriss – der „blauäugig technologische Utopismus“ (S. 230), mit dem Benjamin den Film feiert, ebenso wie Adornos „Schmähschriften über Jazz“ (ebd.), dem dieser eine „zynische Philosophie“ (ebd.) übergestülpt habe. Dass man Jazz auch als ein Phänomen speziell des afroamerikanischen Widerstands „gegen die Kulturindustrie, […] gegen die Vormachtstellung der Weißen“ sehen könnte, davon sah Adorno „nichts dergleichen“ (S. 227).
Herbert Marcuse und Erich Fromm werden als Schlüsselfiguren für die Entwicklung der Kritischen Theorie abgehandelt. Vor Adorno habe Marcuse als Hegel-Spezialist die Macht des negativen Denkens erkannt, das durch die Kritik an Positivismus und Empirismus die bestehenden Zustände negiert und zum Wesen der Dinge, d. h. zu ihrer vollkommenen Potenzialität vordringt. Fromm kombinierte Erkenntnisse von Marx und Freud in der Weise miteinander, dass für die gesellschaftlichen Analysen neben den ökonomischen Gesetzen auch subjektiven Faktoren eine maßgebliche Bedeutung beigemessen wurde – für orthodoxe Marxisten und Freudianer gleichermaßen ein Graus.
In Jeffries’ Narrativ werden auch der Spion Richard Sorge, der zeitweise in der Bibliothek des Instituts arbeitete, und Bertolt Brecht eingeflochten, dessen Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Adorno als „Paradebeispiel für die moderne Kunst“ (S. 158) angesehen wurde. Breiteren Raum nimmt die Erzählung von Adornos kongenialer „Zuarbeit“ zu Thomas Manns Doktor Faustus ein. Mit Habermas als „späterem Mitglied der Frankfurter Schule“ (S. 148) beschäftigt sich der letzte Teil. Selbst einige der schärfsten Kritiker der Frankfurter Schule wie Alasdair MacIntyre und Leszek Kołakowski kommen zu Wort (MacIntyre spottete, wenn Marcuses These vom eindimensionalen Menschen zuträfe, hätte das Buch weder jemand kaufen noch lesen dürfen).
Jeffries wird dem Anspruch einer Gruppenbiografie voll gerecht, indem er aufzeigt, wie die führenden Persönlichkeiten sich gegenseitig beeinflussten und intellektuelle Kämpfe miteinander austrugen. In den 1950er-Jahren konstatiert er eine Aufspaltung der Kritischen Theorie: „in die pessimistische Frankfurter Version von Horkheimer und Adorno und die hoffnungsfroheren amerikanischen Varianten von Marcuse und Fromm, die beide auf der anderen Seite des Atlantiks blieben“ (S. 335). Marcuse habe mit seiner Schrift Eros and Civilization (1955; dt.: Eros und Kultur, 1957) und Fromm mit The Sane Society (1998 [1955]) und The Art of Loving (1956) dargelegt, dass in der (spät-)kapitalistischen Gesellschaft zwar weiterhin entfremdete Arbeit und verdinglichte Liebesbeziehungen vorherrschten, aber mit der erreichten Produktivität auch das Potenzial für die Befreiung des Eros herangewachsen sei. Obwohl in der Diagnose beide in Vielem übereinstimmten, löste Marcuse mit seiner im Epilog formulierten Kritik am Neu-Freudianischen Revisionismus eine erbitterte Kontroverse zwischen ihm und Fromm aus, die zum endgültigen Zerwürfnis ihrer Freundschaft führte. Der von Marcuse eingeschlagene Weg entfernte sich in den 1960er-Jahren immer weiter von dem der „Frankfurter“. Während sein One-Dimensional Man (1964) noch stark vom Pessimismus gekennzeichnet war, teilte der wenige Jahre später erschienene Versuch über die Befreiung (1969) das Freiheitspathos mit den weltweit revoltierenden Studenten, dem Black Power Movement in den USA und den internationalen Befreiungsbewegungen.
Aus der unterschiedlichen Beurteilung der studentischen Protestbewegung folgte ein weiteres Zerwürfnis, diesmal zwischen Marcuse und der Leitung des Frankfurter Instituts; ihr warf Marcuse im Umgang mit den Studenten falsches Verhalten vor, vornehmlich den von ihr veranlassten Polizeieinsatz gegen die Institutsbesetzer. In der Korrespondenz zwischen Marcuse und Adorno dokumentiert sich eine wechselseitige Entfremdung, die Adorno in einem Brief an Horkheimer dazu bewog, einen Bruch mit Marcuse für nicht mehr vermeidbar zu halten. Ein vorgesehenes Treffen zwischen beiden wurde durch Adornos plötzlichen Tod vereitelt.
Im letzten Teil des Buches widmet sich Jeffries Jürgen Habermas. In keinem der hier besprochenen Bücher (erstaunlicherweise auch nicht in dem voluminösen Handbuch Kritische Theorie) wird das Habermas’sche Œuvre ausführlicher und fairer gewürdigt als von Jeffries. Ihm zufolge könnte dessen Denken „als eine Umkehrung der Dialektik der Aufklärung gesehen werden“ (S. 428). In der Rede zum Adorno-Preis 1980 habe Habermas „den markantesten Grundsatz der Frankfurter Schule“, dass die Vernunft die Menschen versklavt habe, aufgehoben (S. 434). Ein Weiteres trenne ihn von seinen Lehrern: der Diskurs über die Religion, über das Verhältnis von Glauben und Wissen. Habermas gestehe sich ein, dass die säkulare Vernunft, „auf deren Ruhm und Lobpreis er den größten Teil seines Lebenswerks gewendet hat“ (S.451), an einer „motivationalen Schwäche“ kranke: sie könne die Bürger nicht zu einer tugendhaften Lebensweise und zu solidarischem kollektiven Handeln inspirieren. Die Erkenntnis, dass es dazu der Religion bedürfe, hat ihm seitens der Kirchenvertreter prompt den Vorwurf einer Funktionalisierung der Religion eingetragen. Infolgedessen sei zu fragen, ob Habermas, wie auch sein Schüler Honneth in dritter Generation, e tutti quanti dieser Schule zugerechnet werden können. Wobei sich an dieser Stelle wiederum auf Habermas’ eigene, bereits oben zitierte Begrenzung des Schulzusammenhangs auf die wenigen Jahre in New York verweisen ließe, der er den Hinweis auf vielfältige produktive Anstöße und theoretische Anschlüsse entgegensetzt.
Ganz am Schluss des Buches nimmt der Autor wieder ein Thema aus dem Vorwort auf – die übermächtig gewordene Kulturindustrie. Als „kulturelle Apokalypse“, die für menschliche Würde nur Hohn und Spott übrig hat und aus der Befreiung des Menschen eine schreckenerregende Perspektive macht, habe sie sich „in einer Art und Weise triumphal durchgesetzt, die sich nicht einmal Adorno und Horkheimer hätten vorstellen können“ (S. 465). Angesichts dessen hätten uns die besten Texte der Frankfurter Denker noch viel zu sagen – „nicht zuletzt über die Unmöglichkeit und die Notwendigkeit, anders zu denken“ (S. 466).

6 Spektralanalyse der Kritischen Theorie

Die zwei Bände des Handbuchs Kritische Theorie rufen mit ihren 55 Kapiteln auf 1373 Seiten beim Rezensenten die märchenhafte Erinnerung an die berghohe Mauer aus Reisbrei wach, die das Schlaraffenland umgibt und durch die man sich fressen muss, um zu ihm zu gelangen. Die Vielzahl der Beiträge umfasst elaborierte Theorieartikel und empirisch gerichtete materiale Analysen von unterschiedlicher Qualität. Von den drei Herausgebern ist v. a. Alex Demirović als sachkundiger Autor mit vielen Beiträgen zur Kritischen Theorie ausgewiesen. Unter den Autoren befindet sich ein knappes Dutzend, das in der einen oder anderen Weise als Autor oder Autorin von relevanten Beiträgen zur Kritischen Theorie hervorgetreten ist.
Der erste Band enthält in drei Teilen einige umfangreiche Überblicksartikel sowie Beiträge, die den verschiedenen Dimensionen, unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und methodologischen Fragen Rechnung tragen. Er wird mit einem irritierenden Fragment aus dem letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts von Peter Bulthaup eröffnet. In ihm findet sich die Passage:
Das Klassenbewußtsein, die Einsicht des Proletariats in die Negativität, d. i. Nichtigkeit seiner eigenen Existenz, wäre Moment der Agitation der Proletarier, sich selbst als Zweck zu setzen, und statt die Negativität der eigenen Existenz durch die Mitarbeit am kollektiven Selbstmord zu vollstrecken, sich durch die Veränderung der Produktionsverhältnisse aus ihr zu retten. Ohne das Klassenbewußtsein ist die radikale Kritik Einsicht in die Negativität ihres Gegenstandes, die Bewußtsein von diesem Gegenstand bleibt, ohne Bewußtsein des Gegenstandes zu werden, ein Wesen ohne Dasein. (S. 44)
Schon fast erleichtert liest man in einer Fußnote zum Artikel die Mitteilung: „die Passage zum Stalinismus fehlt ganz“ (S. 39). Aber im Ernst: Welche Überlegung die Herausgeber dazu motivierten, ihre Publikation mit diesem „Thesen zur gegenwärtigen Situation der kritischen Theorie“ [Hervorhebung WMJ] überschriebenen Artikel zu eröffnen, bleibt ihr Geheimnis.
Frei von derart verschwurbelten Aussagen bleibt der sich anschließende luzide Beitrag von Jürgen Ritsert zum „Grundbegriff: Kritik“. In einer Tour d’Horizon durchmisst Ritsert zunächst das Bedeutungsfeld des Kritikbegriffs, bevor er die Varianten kritischer Gesellschaftstheorie bei Horkheimer, Adorno, Marcuse, Habermas und Foucault durchleuchtet, mit dem Fokus auf das „Maßstabsproblem“, als dessen Dreh- und Angelpunkt er das Autonomieprinzip identifiziert (S. 85). Dank dessen wird Habermas von Ritsert weiterhin als zugehöriges Familienmitglied der Kritischen Theorie betrachtet, was, bis auf Ausnahmen, für die übrigen Beiträger des Handbuches weniger zutreffen dürfte.
Zwei gewichtige Kapitel steuert Alex Demirović bei. Das erste, eine Engführung zwischen Marxismus und Kritischer Theorie, analysiert eingehend die Übernahme und weiterführende Reflexion Marx’scher Begriffe wie Materialismus, Basis – Überbau, Theorie – Praxis, Ideologie. Sein Resümee: Für Adorno „bleibt die Marxsche Theorie prototypisch für kritische Theorie der Gesellschaft“ (S. 157). Auf die diversen terminologischen Abmilderungen (z. B. Wirtschaftssystem statt Kapitalismus) in späteren Ausgaben der Dialektik der Aufklärung, in der eine vorsichtige Distanzierung von der marxistischen Terminologie ablesbar ist, geht der Verfasser nicht ein. Unerwähnt bleibt auch, dass Adorno in seiner Lehre, sei’s als Vorlesung sei’s als Seminar, strikt vermieden hat, jemals Marx und sein Werk zu einer titelgebenden Veranstaltung zu wählen.4 Der zweite Text von Demirović befasst sich mit dem Verhältnis von „Vernunft und Emanzipation“. Er verteidigt die Vernunftkritik in der Dialektik der Aufklärung gegen Habermas Vorwurf einer „hemmungslosen Vernunftskepsis“, die die Ideologiekritik am Ende auch noch auf den Begriff der Vernunft ausdehnt. Demirović unterstellt Habermas eine „eigentümliche Fehldeutung“ (S. 191), die „sich aus einer tieferen theoretischen und sachlichen Differenz“ (ebd.) ergebe.
Diese wird dann im Aufsatz von Michael Städtler („Die theoretische Form der kritischen Theorie“) reichlich ausgebreitet. Bei seiner Formbestimmung der Kritischen Theorie formuliert Städtler, in Übereinstimmung mit Ritsert, als Maßstab der Kritik das kritische, autonome Subjekt, das wiederum „Ausdruck historisch realisierter Subjektivität“ sei (S. 291 f.). Zu den Formelementen kritischer Theorie zählt er: Subjektivität, Negativität, Geschichtlichkeit, Ideologiekritik und materialistische Gesellschaftstheorie (S. 302, 323). An anderer Stelle definiert er „das Subjekt als Prinzip und Maßstab, die Negativität als logische Form und die materialistische Gesellschaftstheorie als Inhalt kritischer Theorie“ (S. 319). Als das „Subjekt radikaler Kritik“ identifiziert er mit Lukács und Bulthaup zunächst „das Proletariat“; mit dessen „Selbstzerstörung“ verblieben nur noch empirische Manifestationen der Kritik durch „vereinzelte Subjekte“ (S. 323). Gewappnet mit seinem Kriterienkatalog stellt Städtler ein wahres Sündenregister abweichender Denkansätze von Habermas und Honneth auf, die „mit kritischer Theorie nicht vereinbar“ seien (S. 319). Gegen Habermas’ Denkfigur des herrschaftsfreien Diskurs und dessen „Vorschlag zur Verbesserung der Gestaltung von Herrschaft“ (S. 313) erhebt er den Vorwurf des „affirmativem Idealismus“, kulminierend in dem Verdikt: „Diese kritische Theorie prallt nirgends ab und eckt nirgendwo an, weil sie nicht kritisieren, sondern vermitteln will.“ (S. 315)
In dem späteren Kapitel von Hauke Brunkhorst („Paradigmakern und Theoriedynamik der Kritischen Theorie der Gesellschaft“) wird Habermas als Zugehöriger der Theoriefamilie, ja als deren Neubegründer ernst genommen.5 In einer weit ausgreifenden und komplexen Analyse unternimmt er, im theoretischen Anschluss an Thomas S. Kuhns Paradigmen-Konzept, den Nachweis, dass Habermas die Marx’sche Werttheorie durch den Dualismus von System und Lebenswelt ersetzt und zugleich den utopischen Horizont der Kritischen Theorie bewahrt habe. Mit originellen Beiträgen widmen sich Helmut Dahmer („Kritische Theorie und Psychoanalyse“) und Gunzelin Schmid Noerr („Adornos Utopik“) dem Verhältnis von Psychoanalyse und Kritischer Theorie. Unter ihrem analytischen Blick erweist es sich nicht als glatte Integration, sondern weist durchaus Brüche und in mancher Hinsicht auch Inkompatibilitäten aus.
Der zweite Band des Handbuches enthält neben einem Teil über „Gesellschaft und Staat“ (mit Aufsätzen von Joachim Hirsch, Stephan Lessenich und Bob Jessop) materiale Analysen u. a. über Prekarität (Klaus Dörre), Feminismus (Brigitte Aulenbacher) und Arbeiterbewegung (Joachim Beerhorst) sowie zwei Teile mit rund 300 Seiten über das Phänomen der Kulturindustrie. Die letzteren sind eine reiche Fundgrube für Einsichten in den Komplex von Kulturindustrie, Cultural Studies und authentischer Kultur. Dabei zeigt sich, dass der Begriff „Kulturindustrie“, wie von Adorno und Horkheimer geprägt und verwendet, einer der tragfähigsten aus der Terminologie der Frankfurter Schule ist; er „verbindet Herrschafts‑, Kultur- und Gesellschaftstheorie“ (S. 1080). Durch seine multiple Perspektivität und theoretische Anschlussfähigkeit erweist er sich als eine Schlüsselkategorie zur Erfassung der kulturindustriellen Überwältigung unserer Tage. Wenn auch die von Horkheimer und Adorno analysierten Medien (Radio und Kinofilm) um ein Vielfältiges übersteigert wurden, bleiben insbesondere Adornos Schriften zentraler Referenzpunkt für Analyse und Kritik der expandierenden Bereiche intellektueller Produktion, die unter das Prinzip der Warenförmigkeit und das Profitmotiv fallen.
Eingeführt wird der Komplex mit einem kenntnisreichen Aufsatz Gerhard Schweppenhäusers, der ihm den Satz aus der Dialektik der Aufklärung voranstellt: „Die ganze Welt wird durch das Filter der Kulturindustrie geleitet.“ Folgerichtig sieht Schweppenhäuser „im 20. Jahrhundert […] auch diejenigen Produkte der ästhetischen und alltagskulturellen Sphäre“ die Form von (fetischisierten) Waren annehmen, „welche ihr zuvor noch nicht unterworfen waren und daher Wahrnehmungen und Erfahrungen zuließen, die ihren Zwängen nicht gehorchen“ (S. 1080). Getilgt wird, mit anderen Worten, das „subversive Moment“ der bürgerlichen Hochkultur, als deren Konkursmasse die Kulturindustrie anzusehen sei. Damit gerate auch authentische Kunst in den Mahlstrom der Kulturindustrie. Andererseits eröffneten die Cultural Studies im Anschluss an Gramscis Hegemoniekonzeption eine neue Perspektive auf die Populärkultur, wobei die „Birmingham School“ (Richard Hoggart, Stuart Hall) bei der Entschlüsselung widerständiger Potenziale in den Subkulturen eine Pionierrolle einnahm. Ihr zufolge kann die Kulturindustrie „kein monolithisch geschlossenes System der Kontrolle errichten“ (S. 1122).
Grosso modo kann das Handbuch als eine weitere nützliche Quelle für die Erforschung der Kritischen Theorie und ihrer Weiterführung betrachtet werden, wenn auch Benjamin und Habermas – im Gegensatz zu Horkheimer, Adorno, Marcuse und Foucault – keine eigenständigen Kapitel gewidmet werden. Verdient hätte auch Max Weber eine systematische Diskussion im Hinblick auf zentrale Kategorien der Kritischen Theorie (z. B. instrumentelle Vernunft, verwaltete Welt, Rationalität). Zum Gebiet der (authentischen) Kunst finden sich allein kurze Hinweise als „widerständischer Gegenentwurf“ (S. 25) zur Kulturindustrie; Adornos posthum erschienene Ästhetische Theorie bleibt somit ausgespart (in den Literaturlisten der einzelnen Aufsätze taucht der Titel nur vereinzelt auf). Über einige Druckfehler lässt sich, bei dem Seitenumfang, hinwegsehen, schwerer wiegt schon die wiederholte Falschschreibung von Namen; ein klares Manko ist indessen das fehlende Sach- und Personenregister, welches bei einem derart umfangreichen Handbuch eine wichtige Hilfe wäre.

7 Vorfahr der Kritischen Theorie: Heinrich Heine

Auf ein eigentümliches Paradoxon der Kritischen Theorie hatte bereits Martin Jay in seiner ersten umfassenden (heute als klassisch geltenden) Studie über die Kritische Theorie aufmerksam gemacht, nämlich dass die Begründer der Kritischen Theorie fast ausschließlich Juden waren, aber vehement die Bedeutung des Jüdischen als Hintergrund ihres Denkens zurückwiesen (Jay 1973, S. 51 ff.). Folglich hätten sie auch verdrängt, was die Kritische Theorie Heine zu verdanken hat. Eine verhängnisvolle Rolle spielte dabei Karl Kraus, der in Heine den angeblichen Begründer des deutschsprachigen Feuilletonismus sah, der die „Franzosenkrankheit“ eingeschleppt und „der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert“ habe, dass „heute alle Kommis an ihren Brüsten fingern können“ (Kraus 1960, S. 193). Verstörend ist, dass sich das Verdikt des Wiener Sprachkritikers auch in der ambivalenten Heine-Rezeption Adornos niederschlug (Müller-Jentsch 2019).
Ein Experte für das Fachgebiet Jüdische Studien („Jewish Thought“), der im kanadischen Toronto lehrende Philosoph und Germanist Willi Goetschel, hat sich in einer profunden Studie anheischig gemacht, den (verleugneten) jüdischen Einfluss auf die Kritische Theorie in ihrer formativen Phase aufzudecken. Mit dem Begriff der „Jewish difference“ wirft er Licht auf den Anteil jüdischen Denkens, den die Theoretiker in ihrer Selbstreflexion aussparten. Heinrich Heine erscheine als der sprichwörtliche „Elefant im Raum“, der, obwohl eigentlich unübersehbar, von allen ignoriert wird.
Der Clou des Buches ist der luzide geführte Nachweis von Heines „seminal role in the formation of Critical Theory“ (S. 1). Goetschel postuliert in einer akribisch belegten These folgende Genealogie: Über den prägenden Einfluss auf Sprache, Stil und Denken seiner „aufmerksamsten Leser“ Marx, Nietzsche und Freud – als den „Säulenheiligen“ der Kritischen Theorie – wurde Heine „completely incorporated as an inseparable but also indistinguishable part of the project“ (S. 87) Kritischer Theorie. Gleich auf der ersten Seite formuliert Goetschel das Bonmot: Kritische Theorie ist gleich Heine ohne Humor („Critical Theory equals Heine without the humor“; S. X). Er sei “the unacknowledged voice that inspired Critical Theory” (S. 16). Heines Schriften identifiziert Goetschel als eine formative Ressource für Marx, Nietzsche und Freud für ihr jeweiliges kritisches Projekt (S. 48). In deren Schriften wirke Heines Erbe in einer solchen Weise auf die Kritische Theorie ein, dass Heine als originäre Quelle nicht mehr erkannt werde (S. 67). Goetschels Heine-Lektüre ist ausgerichtet auf ein Abtasten auf Resonanzen, die Heines Schriften bei dem genannten Trio und über dieses hinaus bei den Kritischen Theoretikern auslösten.
Zahlreiche solcher Resonanzen von Heines Stimme entdeckt Goetschel bei Marx, der im Kapital Heine seinen Freund nannte. Beispielhaft dafür ist die kritische Auseinandersetzung mit Hegels Rechts- und Geschichtsphilosophie, in deren Kontext Marx Wendungen von Heine wie die Sprachfigur „Nach der Tragödie kommt die Farce“ (gleich am Anfang des Achtzehnten Brumaire) übernimmt. Heines Unterscheidung zwischen Hellenen und Nazarenern halle nach in Nietzsches Konzeption des moralischen Ressentiments, etwa in dem Diktum: „Das Christentum hat uns um die Ernte der antiken Kultur gebracht“. Freud entdeckte Heine als einen „literary guide to understand jokes“ (S. 82). Das sind nur einige illustrierende Beispiele, herausgegriffen aus einem dichten Teppich interpretativen Nachvollzugs der Resonanzen von Heines Werk.
Aber auch im direkten Vergleich von Benjamins und Adornos Denken mit Heines Ästhetik und politischen Schriften wird Goetschel fündig. An Begriffen der „Dissonanz“ und der „Konstellation“ zeigt er auf, welche Bedeutung Heine für die beiden Kritischen Theoretiker hatte. Besonders Adorno war von Heines „dissonanter Ästhetik“ (S. 8) angetan. Bereits in dessen erster deutscher Nachkriegspublikation, der Philosophie der neuen Musik (1949), nahm der Begriff der Dissonanz eine zentrale Rolle ein, deutlicher noch in der späteren Publikation: Dissonanzen. Musik in der verwalteten Welt (1956). Adorno nannte Heine in einem Vortrag vor einem US-amerikanischen Publikum 1949 sogar den „first ‘modern’ German poet“ (S. 100), der auf den Konflikt nicht nur mit der äußeren Welt, sondern in ihm selbst hinwies und von ihm Zeugnis gab „through every nuance of his form“ (ebd.). Konstellation ist ein Begriff, den Heines „literarische Astrologie“ vorgab, demzufolge „gewisse Ideen“ oder „gewisse Bücher“ aus der „Konstellation der Gestirne zu erklären“ seien (S. 156). Für Benjamin und Adorno wurde das Denken in Konstellationen zu einem bevorzugten Schlüssel der Erkenntnis.
Wenn Goetschel Heine und einer Gruppe jüdischer Intellektueller die Pionierrolle des „public intellectual in Germany“ (S. 3) zuerkennt, dann tut er dies in Übereinstimmung mit Gerhard Höhn (2004, S. VIII), dem Alleinautor des Heine-Handbuchs, und Jürgen Habermas, der ihn als ersten „Zeitschriftsteller“ charakterisiert (2013, S. 191).

8 Die graue Eminenz: Friedrich Pollock

Als erste Biografie über Friedrich Pollock legt der Dozent für Jüdische Geschichte und Kultur Philipp Lenhard 50 Jahre nach Pollocks Tod eine anregende Arbeit vor. Sie trägt den bezeichnenden Untertitel „Die graue Eminenz der Frankfurter Schule“. Obwohl auch Pollock mit wissenschaftlich reputablen Publikationen hervorgetreten ist, wird er meist als Organisator und Finanzverwalter im Schatten Max Horkheimers, seines lebenslangen Freundes, wahrgenommen.
Detailliert schildert Lenhard die frühe, im Schüleralter begonnene Freundschaft mit dem gleichaltrigen Horkheimer in Stuttgart, Brüssel, London und München. Der Aufenthalt im benachbarten Ausland sollte die Fabrikantensöhne durch Volontariate und Sprachstudien auf ihre künftigen Aufgaben als Firmenleiter vorbereiten. Der Krieg verschlug sie schließlich nach München. Dort erlebten sie die Errichtung und Niederschlagung der Münchener Räterepublik mit anschließendem „weißen Terror“. Nach dem Krieg holten sie als Externe das Abitur nach und immatrikulierten sich im Sommersemester 1919 an der Münchener Universität, Pollock für Staatswissenschaft, Horkheimer für Philosophie. Unter anderen hörten sie bei Max Weber. Das Sommersemester 1920/21 studierten sie in Freiburg und hörten dort bei Husserl und Heidegger.
Danach setzten sie in Frankfurt ihr Studium fort; 1923 wurden beide promoviert, Pollock mit der Dissertation Zur Geldtheorie von Karl Marx. Mit dem reichen Erben und Studienkollegen Felix Weil, der mit namhaften marxistischen Intellektuellen verkehrte, schloss Pollock Freundschaft und nahm 1923 teil an der von Weil organisierten „Ersten Marxistischen Arbeitswoche“ mit „zwanzig jungen Kommunisten“ (S. 80) (u. a. Karl Korsch, Georg Lukács, Julian Gumperz, Richard Sorge, Karl August Wittfogel). Nach dieser Zusammenkunft erfolgte mit Stiftungsmitteln des deutsch-argentinischen Getreidehändlers Hermann Weil, Felix’ Vater, die Gründung des Instituts für Sozialforschung, das am 22. Juni 1924 offiziell eröffnet wurde.6 Neben dem Gründungsdirektor Carl Grünberg, einem Austromarxisten, übernahm Pollock die Geschäftsführung des Instituts; nachdem Grünberg 1928 infolge eines schweren Schlaganfalls ausfiel, auch die kommissarische Leitung.
Zeitgleich mit der Eröffnung des Instituts wurde eine Kooperationsvereinbarung mit dem Moskauer Marx-Engels-Institut abgeschlossen, das mit der berühmten Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) betraut worden war. Die Frankfurter Institutsmitarbeiter übernahmen die Fotoreproduktion von 150.000 Seiten des beim SPD-Vorstand befindlichen Nachlasses von Marx und Engels, die mit dem Botschaftskurier nach Moskau befördert wurden. Der zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution eingeladene Pollock verlängerte den Aufenthalt, um Quellenmaterial zu sammeln für seine spätere Habilitationsschrift Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917–1927.
Angesichts der heraufziehenden faschistischen Bedrohung beschlossen Max Horkheimer, der 1930 die Institutsleitung übernommen hatte, Weil und Pollock noch im gleichen Jahr, in Kooperation mit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) eine Zweigstelle in Genf zu eröffnen, deren Leitung Pollock übertragen wurde. Ein Großteil des Stiftungsvermögens wurde einer Bank in den Niederlanden anvertraut. Wenig später erfolgte über Genf und Paris die Emigration in die USA, wo das Institut als An-Institut der Columbia University in New York aufgenommen wurde. Wiederum wurde Pollock geschäftsführender Direktor des nunmehr unter dem Namen „International Institute for Social Research“ firmierenden Instituts mit seinem „Kernteam aus Frankfurt“ (S. 139). Neben Horkheimer und Pollock waren das: Fromm, Grossmann, Gumperz, Löwenthal, Wittfogel, ergänzt um Marcuse, Neumann, Kirchheimer und ab 1938 Adorno. Die administrative Tätigkeit Pollocks umfasste auch die finanzielle Unterstützung von Emigranten: Lenhard spricht von über zweihundert Empfängern, denen mit „Gehältern, Honoraren, Stipendien, unbürokratischen Zuwendungen, Schiffsbillets, Affidavits und Gutachten“ (S. 153) Hilfe zuteilwurde, obgleich das Institutsvermögen durch Börsenkrach und Fehlspekulation empfindlich geschrumpft war und viele der Begüterten Kürzungen vormals erhaltener Zuwendungen hinnehmen mussten. Horkheimer und Pollock blieben von den Sparmaßnahmen ausgenommen; „keiner der beiden“, schreibt Lenhard, „hat je ernsthafte materielle Existenzängste verspüren müssen“ (S. 170). Ihr ungeschmälerter Lebensstil beförderte freilich auch Ressentiments bei nicht wenigen Emigranten.
1935 heiratete Pollock seine Jugendfreundin, die er seit 1915 kannte: die zwischenzeitlich verheiratet gewesene und geschiedene Andrée („Dée“) Marx. Sie erlag nur vier Jahre später einem Krebsleiden. Nach ihrem Tod fand er zur wissenschaftlichen Arbeit zurück. Mit zwei Aufsätzen entwarf er eine Theorie des Staatskapitalismus (Pollock 1941a, 1941b), die zu heftigen und kontroversen Diskussionen im Institut führte. Als zentrale These sah er das Primat der Ökonomie durch das Primat der Politik ersetzt – auf autoritärem Wege im Faschismus und Sowjetkommunismus, auf liberalem im New Deal. Insbesondere Neumann kritisierte ihn scharf und setzte seine Theorie des Monopolkapitalismus dagegen (s. o.). Lenhard widmet der Theoriedarstellung und der dadurch ausgelösten Kontroverse ein umfangreiches, instruktives Kapitel.
Nachdem Horkheimer und Adorno nach Kalifornien umgezogen, Marcuse, Neumann und Kirchheimer ausgeschieden waren, verwaltete Pollock mit Löwenthal das Rumpfinstitut in New York. Zeitweilig suchte er seinen Freund Horkheimer in Pacific Palisades in Los Angeles auf. In den letzten Kriegsjahren avancierte er zum politischen Berater mit Zugang zum Weißen Haus. Noch in den USA heiratete er Carlota Weil, Felix Weils argentinische Cousine, sie wurde 1946 seine zweite Ehefrau.
Obwohl Pollock sich lange gegen eine Rückkehr aus der Emigration gesträubt hatte, beugte er sich schließlich Horkheimers Willen. Die Frankfurter Universität ernannte ihn zum außerplanmäßigen Professor für Volkswirtschaftslehre und Soziologie, 1958 zum ordentlichen Professor. Eine formelle Leitungsfunktion übernahm er im 1951 wiedergegründeten Institut für Sozialforschung nicht, er leitete aber das erste große Forschungsprojekt zum „Gruppenexperiment“. 1956 publizierte er Automation. Materialien zur Beurteilung der ökonomischen und sozialen Folgen, eine der ersten deutschsprachigen Automationsstudien, die Lenhard zu Recht als sein Hauptwerk und seinen größten Erfolg bezeichnet. Die Professur behielt er bis zu seiner Emeritierung 1963, obwohl er sich bereits 1957 nach Montagnola im Tessin zurückgezogen hatte, wo er mit seiner Frau in Hausnachbarschaft mit den Horkheimers bis zu seinem Tod 1970 lebte.
Lenhards Biographie schließt zweifellos eine Lücke in der Geschichtsschreibung über die Frankfurter Schule. Viel Bekanntes weiß der Verfasser in neuem Licht darzustellen, aber auch weniger Bekanntes nachzutragen, etwa über die Finanzlage des Instituts und seine Unterstützungsleistungen an Emigranten sowie Details über die engen Freundschaftsbeziehungen zwischen Pollock und Horkheimer. Nach beider Selbstverständnis hatte der Freundschaftsbund eindeutigen Vorrang vor der Ehe. Pollocks hervorgehobene Bedeutung für die „ökonomische Basisarbeit“ der Frankfurter Schule ist doppeldeutig konnotiert: zum einen verweist sie auf sein finanzpolitisches Management, zum anderen auf die (häufig übersehene) politökonomische Fundierung der Kritischen Theorie, die schon in der Vorrede der Dialektik der Aufklärung ihren Niederschlag fand. Hervorgehoben zu werden verdienen schließlich Lenhards Anmerkungen über die patriarchalische Struktur des Instituts im Verhältnis zu den Frauen. Das gesamte wissenschaftliche Personal war und blieb männlich, während die Bibliotheksangestellten fast ausnahmslos weiblich waren (gegen die spätere Einstellung der noch von Grünberg promovierten Hilde Weiss führte Adorno in einem Brief an Horkheimer ihr „angeblich aggressives Wesen“ (S. 86) ins Feld).

9 Adorno zum 50. Todestag

Das Schwerpunktheft der Zeitschrift für Ideengeschichte zum 50. Todestag Adornos enthält einige eher akzidentell zusammengestellte Aufsätze u. a. von Eva Geulen über „Die Rückkehr der Form“ und Jörg Trempler über Adorno und Wols’ informelle Malerei. Martin Endres räsoniert über den komplexen Textkorpus von Adornos Opus Magnum, der unabgeschlossenen Ästhetischen Theorie, und plädiert für eine kritische Neuedition. Jens-Christian Rabe veranschaulicht Adornos Methode der „negativen Dialektik“ an einem Vortragstext über US-amerikanische „Culture“ und deutsche Kultur (enthalten im oben besprochenen Band von Adornos Vorträgen) und zieht aus seinem launigen Text das Resümee: „So geht es hin und her in dieser Kunst des Widersprechens, des ewigen Aber, die vor allem eines nicht sein will: undialektisch, stur auf dem eigenen Standpunkt beharrend“ (S. 52).
Fünfzig Jahre nach Adornos Tod bieten die beispielhaft vorgeführte dialektische Methode und Adornos Ästhetik auch heute noch ergiebige Anregungen für zeitgenössisches Denken. Unter den rezensierten Publikationen fanden sich nicht wenige Beispiele, die zeigten, dass eine jüngere Generation unverkrampften Anschluss an die Erkenntnisse und methodischen Zugänge der Kritischen Theorie sucht. Insbesondere der Komplex „Kulturindustrie“ erweist sich dabei als eine unversiegte Quelle produktiver Denkanstöße.

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Footnotes
1
Die wichtigsten versammelt der Band Kultur und Gesellschaft I (Marcuse 1965).
 
2
Etwa wenn er Horkheimers Analyse der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft bescheinigt, sie sei „an keiner Stelle über das ABC des Kommunismus hinaus[gegangen]“ (S. 56).
 
3
Jeffries übernimmt die spöttische Sottise von Georg Lukàcs.
 
4
In den Sechzigerjahren konnten sich die Studenten allenfalls in einem Kolleg von Adornos „bürgerlichem“ Kollegen (und ehemaligem SA-Mann) Bruno Liebrucks mit Marx’ Frühschriften vertraut machen.
 
5
Zum wohlfeilen Habermas-Bashing wäre anzumerken: Ohne die Neubegründung der Kritischen Theorie durch Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns verfügte jene längst nicht mehr über die Vitalität, der sie die anhaltende Aufmerksamkeit der „scientific community“ verdankt und die sie zu einer theoretischen „Weltmacht“ werden ließ.
 
6
Über das anfängliche Stiftungsvermögen schweigt sich Lenhard aus; für Anfang 1937, nach der Emigration, beziffert er es auf noch 4,5 Millionen Schweizer Franken (S. 152).
 
Literature
go back to reference Adorno, T. W. (1932). Rezension zu: Marcuse, H.: Hegels Ontologie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit. Zeitschrift für Sozialforschung, 1, 409–410.CrossRef Adorno, T. W. (1932). Rezension zu: Marcuse, H.: Hegels Ontologie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit. Zeitschrift für Sozialforschung, 1, 409–410.CrossRef
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Metadata
Title
Kritische Theorie im Zeichen von kulturindustrieller Überwältigung und neuem Rechtsradikalismus
Author
Walther Müller-Jentsch
Publication date
01-12-2019
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Published in
Berliner Journal für Soziologie / Issue 3-4/2019
Print ISSN: 0863-1808
Electronic ISSN: 1862-2593
DOI
https://doi.org/10.1007/s11609-020-00405-7

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