Im Interview erklärt Suresh Vittal, Chief Product Officer (CPO) von Alteryx, wie Unternehmen die Einstiegshürden für die Einführung von Künstlicher Intelligenz senken können.
Suresh Vittal ist Chief Product Officer (CPO) von Alteryx. Als Leiter der Bereiche "Produktmanagement", "Engineering" und "Entwicklung" ist er dafür zuständig, die Produktstrategie für Cloud, Data Science und Analyse-Automatisierung voranzutreiben.
Alteryx
IT-Director: Herr Vittal, wie steht es aktuell in vielen Unternehmen um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und generativer KI?
Suresh Vittal: Im Austausch mit Unternehmen weltweit höre ich immer wieder, dass Manager optimistisch sind, was das Einsatzpotenzial generativer KI zur Effizienz- und Produktivitätssteigerung und zur Weiterbildung angeht. Doch vielen fehlt es noch an grundlegendem Wissen über die Entwicklung der notwendigen Datenkultur, an den richtigen Analysewerkzeugen und an einer klaren Strategie für den sicheren, verantwortungsvollen Einsatz von KI. Laut einer aktuellen Alteryx-Umfrage unter 200 deutschen Geschäfts- und IT-Entscheidern gibt eine Mehrheit (87 Prozent) an, dass KI derzeit einen großen Einfluss auf die Erreichung ihrer Geschäftsziele hat, aber fast ein Drittel (32 Prozent) sieht in der allgemein steigenden Datenmenge und -vielfalt die größte Gefahr für den Erfolg von KI. Die Zusammenführung von Daten aus unterschiedlichen Quellen und die Aufbereitung sauberer, qualitativ hochwertiger Daten für die Analyse ist für Unternehmen schon lange eine Herausforderung.
Nun hat die Qualität dieser Daten aber auch direkten Einfluss auf KI-Modelle und ihre Ergebnisse. Unsere Studie zeigt auch, dass Unternehmen in Deutschland ein starkes Interesse an Richtlinien für den Einsatz von KI haben. Bereits heute sind 86 Prozent der Befragten der Meinung, dass in ihrer Branche Regeln und Standards für den Einsatz von KI entwickelt werden sollten.
Wo liegen die größten Hürden, um KI-Anwendungen auf eine breitere Gruppe von Anwendern auszuweiten?
Es ist wichtig zu erkennen, dass ein Unternehmen nicht von jetzt auf gleich erfolgreich auf generative KI umsteigen kann. Den aktuellen Reifegrad der Analytik, des Unternehmens und der Akzeptanz für KI zu bewerten, sind wichtige Schritte. Um generative KI in großem Umfang nutzen zu können, muss eine Kultur geschaffen werden, in der Daten die Grundlage jeder Entscheidung und Strategie sind.
Wenn Unternehmen ihre KI-Strategien planen, müssen sie ihre Analysefähigkeiten und Geschäftsziele überdenken, um zu bestimmen, wie und wo sie generative KI für eine maximale Wirkung nutzen können. Letztlich liegt der Schlüssel zum Erfolg bei Personen mit Erfahrung im Datenmanagement, dem Wissen, um generative KI für die Bewältigung geschäftlicher Herausforderungen zu trainieren, und einem ausgeprägten Geschäftsverständnis. Um intern Vertrauen in KI aufzubauen und extern einen echten Wettbewerbsvorteil zu erlangen, müssen eindeutige Data-Governance-Rahmenwerke geschaffen werden, die durchgängige Nachvollziehbarkeit, Datenschutz und Sicherheit in den Vordergrund stellen.
Was sollten IT- und Datenverantwortliche jetzt tun und welche Schritte müssen priorisiert werden?
Die Kombination hochwertiger Daten, menschlicher Intelligenz und geschäftlicher Zusammenhänge ist für KI von entscheidender Bedeutung, damit Unternehmen das "Was" und "Warum" hinter wichtigen Geschäftsentscheidungen verstehen. Daher ist es für Unternehmen jeder Größe wichtig, in die richtigen Tools und Weiterbildungen zu investieren. Zuerst sollten sie sich darauf konzentrieren, die Einstiegshürden für KI zu senken und einen geregelten Zugang zu Daten zu ermöglichen. Die Nutzung der Cloud zur Demokratisierung der Datenanalyse für Wissensarbeitende im gesamten Unternehmen wird dazu beitragen, Arbeitsabläufe zu optimieren und bestehende Hindernisse zu überwinden. Durch die Bereitstellung benutzerfreundlicher Self-Service-Analysen wird KI für alle zugänglich. Jeder kann vom ersten Tag an mit KI arbeiten und so Prozesse erstellen und automatisieren, ohne Code schreiben zu müssen. Schließlich ist es einfacher, Mitarbeiter aus der Buchhaltungsabteilung in der Nutzung von KI zu schulen als KI-Experten in der Buchhaltung.
Wie gestalten Unternehmen die Einführung von KI, um den unterschiedlichen Anforderungen an Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten gerecht zu werden?
Die erfolgreiche Einführung von KI in einem Unternehmen erfordert die Ausrichtung auf eine gemeinsame Vision für die geschäftliche Nutzung der KI, anstatt verschiedenste Pilotprojekte in unterschiedlichen Abteilungen zu starten. Priorisiert man besonders erfolgversprechende Projekte und benchmarkt ihre Effektivität, ermöglicht das eine schnellere Ausweitung der KI auf das gesamte Unternehmen. Allerdings dürfen beim Einsatz von KI ethische, rechtliche und Compliance-Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen werden. Unternehmens- und IT-Führungskräfte wissen, wie ein unkontrollierter Einsatz von generativer KI ihrem Unternehmen und ihrem Ruf schaden kann. Die Aus- und Weiterbildung der gesamten Belegschaft, von Wissensarbeitenden bis hin zu Angestellten in eher technischen Funktionen, und die Datenverwaltung durch sachkundige Technologieverantwortliche tragen entscheidend zum Erfolg von KI im Unternehmen bei.