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02-12-2021 | Leadership | Schwerpunkt | Article

Für echte Nachhaltigkeit fehlt das Geld

Author: Michaela Paefgen-Laß

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Unternehmen wollen grüner werden und wissen, dass sie dafür digital aufrüsten müssen. Es fehlt aber an Budget und Know-how, wie eine Studie von Bitkom-Research offenbart. Lohnt der Blick nach Schweden? Dort bringt die Expönentiality-Formel Nachhaltigkeitsbestrebungen in Fahrt. 

Der Klimawandel und die Digitalisierung sind fraglos die beiden großen Treiber für Innovation und Transformation. Während der Klimawandel ohne weitere Einschränkung als drängende globale Herausforderung betrachten werden darf, verhält es sich mit der Digitalisierung, wie mit dem Kopf des doppelgesichtigen römischen Gottes Janus. 

Ungeregelt wird sie zum Brandbeschleuniger nicht-nachhaltigen Konsumverhaltens, wie die Friedrich-Ebert-Stiftung in einem Aufsatz beschreibt. "Gut gesteuert hat sie wiederum das Zeug dazu, nachhaltige Formen des Wirtschaftens im 21. Jahrhundert zu ermöglichen und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen." Wie nachhaltig ist die Digitalisierung eigentlich und geht Nachhaltigkeit nur digital?

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Nachhaltigkeit ist Schlüsselthema der deutschen Wirtschaft

Zwei von drei deutsche Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind sich sicher: Mit digitalen Technologien lässt sich grüner wirtschaften und der ökologische Fußabdruck verbessern. Nur, wie das genau funktionieren soll, ist den meisten noch unklar. Das ergab eine repräsentative Befragung von Führungskräften aus knapp tausend Unternehmen, durchgeführt von Bitkom Research und Tata Consultancy

Die Ergebnisse sind nun in der Trendstudie 2021 veröffentlicht. Nachhaltigkeit ist das Schlüsselthema der deutschen Wirtschaft. Rund 71 Prozent der befragten Unternehmen haben Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmensstrategie und 58 Prozent in ihrer Digitalstrategie verankert. Sie hoffen, dass digitale Technologien ihnen dabei helfen, energieeffizienter zu wirtschaften (66 Prozent) und die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen (63 Prozent). Dabei geht es mit der Digitalisierung derzeit deutlich weniger flott voran, als erwartet. 

Von 5,7 auf 5,9 Punkte - weiter ist der Digitalisierungsgrad auf einer Skala von eins bis zehn im vergangenen Jahr nach Eigeneinschätzung der Befragten nicht nach oben geklettert. Auch wenn die Pandemie bewirkt hat, dass mittlerweile rund 45 Prozent aller Unternehmen ihre Aktivitäten in einem eigenen Digitalisierungsteam bündeln. Als Hoffnungsträger wird die Künstliche Intelligenz gehandelt. Mit ihr lassen sich Kosten sparen, dessen sind sich 58 Prozent sicher, und Ressourcen minimieren, das glauben 54 Prozent. Jeder zweite Befragte erhofft sich außerdem einen Innovationsschub und Effizienzsteigerungen durch KI-Lösungen. 

Nachhaltigkeit und KI sind die großen Fragezeichen

Für die erfolgreiche Umsetzung fehlt es aber an Geld, Risikobereitschaft und Know-how. Von den hohen Investitionskosten fühlen sich 65 Prozent ausgebremst, 51 Prozent scheuen die Anforderungen an den Datenschutz und 47 Prozent beklagen die Komplexität der Technologie sowie fehlende Expertise. Nicht anderes verhält es sich mit dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Auch hier bremsen sich die Unternehmen selbst aus. Nur eine knappe Mehrheit (55 Prozent) verfügt überhaupt über das Wissen, wie sich digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit einsetzen lassen. Und gerade einmal jedes Dritte Unternehmen (33 Prozent) hat der Studie zufolge ein spezielles Budget für Nachhaltigkeit bereitgestellt.

Beispiele, wie sich der ökologische Fußabdruck minimieren lässt bei gleichzeitig maximierten positiven Auswirkungen auf das Unternehmen, liefert Schweden. "Im Mittelpunkt unserer Überlegungen steht, dass Unternehmen ihre Denkweise ändern und sich wieder auf die Erzielung einer exponentiellen Wirkung konzentrieren müssen", beschreiben die Springer-Autoren Henrik Henriksson und Elaine Weidman Grunewald den The Path to Expönentiality. Was bedeutet das in der Praxis? Vor allem, finden die Autoren, dass Führungskräfte ihre Unternehmensaktivitäten durch drei unterschiedliche Linsen betrachten (Seite 159):

  1. Die planetarische Linse: Eine radikal vergrößerte und sehr genaue Darstellung des Ökosystems des Unternehmens und all seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft erstellen.
  2. Die gesellschaftliche Linse: Unkonventionelle Partnerschaften suchen und eingehen, die neue Werte und neue Reichweiten für das Unternehmen schaffen können.
  3. Die digitale Linse: Alle Bemühungen und Investitionen für eine schnellere und größere Wirkung aufwenden, damit neue Lösungen und Geschäftsmodelle aus einer Reihe neuer Technologien entstehen.

Der schwedische Weg in die Nachhaltigkeit

Die Autoren motivieren Manager, die sich auf den Weg in eine digitalisierte und nachhaltige Zukunft machen, ihre Erkenntnisse und Einsichten ausschließlich für exponentielle Schritte zu nutzen, die exponentielle Veränderungen herbeiführen: "Wenn man 30 lineare Schritte macht, kommt man vielleicht durch ein Klassenzimmer oder einen Konferenzraum. Wenn Sie stattdessen exponentielle Schritte machen, verdoppelt sich Ihre Geschwindigkeit mit jedem neuen Schritt, den Sie machen" (Seite 160). Ein Beispiel aus der Unternehmenspraxis des schwedischen Herstellers Ericsson soll die Theorie von der exponentiellen Veränderung bebildern (Seite 160):

Nicht über die Reduzierung der CO₂-Emissionen in Büros, Einrichtungen, auf Reisen und im IT-Bereich, auch nicht über geringere Energieverbräuche bei gleichzeitig längeren Produktlebenszyklen lassen sich exponentielle Veränderungen für die Umwelt erreichen. Erst die Verbindung der Unternehmenstechnologie mit intelligenteren IKT-basierten Lösungen zum Ausgleich von CO₂-Emissionen in der Gesellschaft - eingesetzt im intelligenten Verkehr oder intelligenten Netzen der Logistik etwa - habe eine bahnbrechende Durchschlagskraft.  "Die Digitalisierung wird zum Beschleuniger, der zu neuen Partnerschaften mit neuen Branchen und einer transformativen Wirkung auf die Gesellschaft führt", erläutern die Autoren. 

Das Sustainability Leadership Model als Ausgangspunkt für die exponentielle Wirkung (Seite 6):

  • The Foundation: Discover your purpose, know your footprint, and build trust through responsible business.
  • The Core: Embed sustainability in your core business. Make it real by linking it to sales and customer value creation.
  • The Leap: Find your X-Factor. Adopt a societal and planetary lens, seek unconventional partnerships, and hone your influencing platform.

Fazit: Digitale Lösungen und KI sind der Schlüssel dafür, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht. Wie es die schwedische Formel vorrechnet, reicht es allerdings nicht aus, sich im Klein-Klein des Unternehmensalltags zu verlieren, sondern es muss groß und vernetzt gedacht, agiert und auch investiert werden. 

Unternehmen müssen herausfinden, was sie mit ihren besonderen Mitteln erreichen und wie damit sie Synergien für Umwelt und Gesellschaft eingehen können. Der Appell der Schweden lautet: Findet euren X-Faktor und nutzt ihn für bahnbrechende Verbesserungen des ökologischen Fußabdrucks eurer Unternehmen und der Gesellschaft.

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