2007 | OriginalPaper | Chapter
Maghreb-Staaten
Author : Tobias Schumacher
Published in: Handbuch zur deutschen Außenpolitik
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Während des Kalten Krieges standen die Beziehungen der Bundesrepublik zu den an der Schnittstelle zwischen Europa, Afrika und dem arabischen Raum gelegenen nordafrikanischen Ländern Algerien, Marokko und Tunesien im Schatten des weltumspannenden Systemantagonismus sowie der
relations privilégiées
Frankreichs zu seinen ehemaligen Gebieten. Aktives deutsches Engagement im südlichen Mittelmeerraum beschränkte sich angesichts des moralischen Imperativs der Vergangenheit lange Zeit überwiegend auf Israel (→ Israel), während den drei Staaten des inneren Maghreb nur eine untergeordnete außenpolitische Bedeutung beigemessen wurde. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts und insbesondere seit den Terroranschlägen am 11. September 2001, am 11. April 2002, am 16. Mai 2003 und am 11. März 2004 in New York und Washington, sowie auf Djerba, in Casablanca und Madrid ist die Region zwischen Tarfaya im marokkanischen Westen und Sfax im tunesischen Osten jedoch sukzessive in den Blickwinkel bundesdeutscher Außenpolitik gerückt. Zwar hat sich seither kein grundlegender Paradigmenwechsel der deutschen Nordafrika-Politik vollzogen. Dennoch deuten die seit 1991 verfassten konzeptionellen Überlegungen des Auswärtigen Amtes (AA), des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und einzelner Bundestagsfraktionen sowie eine relativ ausgeprägte Besuchsdiplomatie auf ein wachsendes Interesse an der Region hin. Seit der Konferenz von Barcelona, auf der am 27./28. 11.1995 die Euro-Mediterrane Partnerschaft (EMP) geschaffen wurde, sind die deutschmaghrebinischen Beziehungen, in deren Mittelpunkt die handeis- und entwicklungspolitische Zusammenarbeit stehen, überdies noch stärker als zuvor in den EU-europäischen Kontext eingebettet und von diesem mittlerweile kaum zu trennen.