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2002 | Book

Mehrstufige Kundenintegration in Wertschöpfungssystemen

Ableitung einer Marketingstrategie für Lieferanten

Author: Alexander Trommen

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

Book Series : Business-to-Business-Marketing

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Table of Contents

Frontmatter
1. Mehrstufige Beteiligung des Kunden an Leistungserstellungsprozessen: Einleitung, Einordnung und Relevanz sowie Aufbau der Arbeit
Zusammenfassung
Nachfrager gehen im Allgemeinen Transaktionen mit Anbietern ein, um Verfugungsrechte an Leistungsergebnissen zu erhalten. Hierzu ist immer auch eine Mitwirkung des Kunden notwendig.1 Toffler spricht deshalb auch von Prosumenten.2 „Der Verbraucher, der nicht nur für spezifische Anleitungen sorgt, sondern per Knopfdruck auch den gesamten Prozess in Gang setzt, wird letztlich genauso zum Produktionsablauf gehören wie einst der Fließbandarbeiter.“3 Dessen Beteiligung kann allerdings unterschiedlich intensiv ausfallen.4 Anhand einiger Beispiele lässt sich dies verdeutlichen:
  • Bei der Bestellung von Dokumenten über das Internet, wie zum Beispiel bei northernlight.com, übernimmt der Kunde die Suche, Auswahl, Bestellung und stellt seinen Computer als Download-Speicher zur Verfügung.
  • Bei der medizinischen Betreuung übernimmt der Patient eine bedeutende Rolle als Co-Produzent seiner Gesundheit, indem er zum Arzt geht, diesem seine Leiden schildert, sich im Rahmen der Untersuchung zur Verfügung stellt und die verschriebenen Medikamente vorschriftsmäßig einnimmt.
  • Bei Spielzeug liefert Lego meist nur die Bausteine und einen Bauplan anstatt des fertig zusammengesetzten Spielzeugs.5
  • Bei Unternehmensberatungsprojekten arbeiten häufig gemeinsame Teams aus Kunden­mitarbeitern und Beratern Analysen und Handlungsempfehlungen aus. Nicht selten übersteigt dabei die Anzahl der Analyseteammitglieder, die vom Kunden gestellt werden, die Beraterzahl. Im Rahmen des Restrukturierungsprojekts der Berliner Verkehrs-betriebe und Bossard Consultants waren von 1992 bis 1994 durchschnittlich doppelt soviele Kundenmitarbeiter wie Berater als Projektmitglieder abgestellt.
  • Auch im Großanlagengeschäft nimmt der Kunde eine wichtige Rolle bei der Leistungserstellung ein, indem er den Anbieter mit relevanten Informationen zur Bedarfsanalyse versorgt, an der technischen Konzeption und Auslegung der Anlage mitarbeitet sowie die für die Installation der Anlage notwendigen Fundamente und Versorgungsanschlüsse für Strom und Kühlwasser erstellt.6
Alexander Trommen
2. Abgrenzung von einstufiger und mehrstufiger Kundenintegration in Wertschöpfungssystemen
Zusammenfassung
Als Grundlage der Beschäftigung mit einem neuen Themengebiet wie der mehrstufigen Kundenintegration erscheint zunächst die Abgrenzung zur einstufigen Kundenintegration notwendig, bevor diese anhand von Branchenbeispielen detaillierter dargestellt wird und ihre Einflussfaktoren diskutiert werden können.
Alexander Trommen
3. Deskriptive Analyse der Kundenintegrationsprozesse in Wertschöpfungssystemen anhand der Leistungslehre
Zusammenfassung
Nach der Abgrenzung und Herausarbeitung besonderer Charakteristika mehrstufiger Kundenintegration sollen in diesem Kapitel Kundenintegrationsprozesse in Wertschöpfungssystemen mit Hilfe der Leistungslehre einer deskriptiven Analyse unterzogen werden. Die Leistungslehre bietet grundsätzlich die Möglichkeit, Faktorkombinationsprozesse zwischen Marktpartnern zweier Wertschöpfungsstufen oder meherer Wertschöpfungsstufen zu analysieren. Zur Analyse der mehrstufigen Kundenintegration resultiert bereits aus der Aufgabenstellung die Notwendigkeit eine übergreifende „Wertschöpfungssystemperspektive“einzunehmen, um alle relevanten Interaktionen berücksichtigen zu können. Daraus resultieren verschiedene Besonderheiten:
  • Nicht nur Kundenintegrationsprozesse zwischen zwei Transaktionspartnern, sondern zwischen mehreren Anbietern und mehreren Nachfragern werden betrachtet.
  • Statt einer einzelnen Transaktion werden auch die sinngemäß vor- und nachgelagerten Transaktionen im Wertsystem betrachtet.
  • Dies impliziert eine mehrperiodische Betrachtung, allerdings nicht im Sinne einer Untersuchung der Geschäftsbeziehungen zwischen den selben Anbietern und Nachfragern, sondern im Sinne einer marktstufenübergreifenden Marktprozessbetrachtung.184
Alexander Trommen
4. Erklärungsbeitrag der Informationsökonomie zur theoretischen Fundierung der Analyse mehrstufiger Kundenintegrationsprozesse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel soll versucht werden, die Entstehung mehrstufiger Kundenintegration theoretisch anhand der Informationsökonomie näher zu beleuchten. In Kap 2.3 wurden mit den fragmentierten Kompetenzen, der mangelnden Lagerfahigkeit der Teilleistung, der hohen Individualisierung auch auf Teilleistungsebene und dem Vorhandensein der Voraussetzungen des mehrstufigen Marketings vier Einflussfaktoren für die Entstehung mehrstufiger Kundenintegration diskutiert. Eine theoretische Fundierung der mehrstufigen Kundenintegration sollte sich entsprechend an diesen Faktoren orientieren. Zwingend zu mehrstufiger Kundenintegration fuhren nur die mangelnde Lagerfähigkeit und die hohe Individualisierung. Sie besitzen damit normative Kraft, während die anderen Faktoren nur die Möglichkeit zu mehrstufiger Kundenintegration beinhalten. Deshalb sind für eine theoretische Fundierung vor allem erstere interessant. Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht das Phänomen der Kundenintegration umfassend und mit allen Facetten der Integration verschiedendster externer Faktoren zu erfassen. Aus Marketingsicht eines Anbieters sind jedoch nicht alle externen Faktoren in ihrer Relevanz für die Disposition der Leistungserstellung gleichermaßen wichtig. Vor allem die mehrstufige Integration externer steuernder Informationen führt zu Besonderheiten in der Leistungserstellung. Die mehrstufige Faktorintegration von Personen, Sachleistungen etc. verändert die Ausgestaltung des Leistungserstellungsprozesses wesentlich weniger.
Alexander Trommen
5. Auswirkungen mehrstufiger Kundenintegration auf die Handlungsebenen des Marketing eines Lieferanten
Betrachtet man Marketing als Ansatz zur Erzielung, zur Pflege und zum Ausbau von Wettbewerbsvorteilen, lassen sich Wettbewerbsvorteile auf verschiedenen Ebenen erzielen.574 Diese verschiedenen Ebenen können auch als Wettbewerbsarena575 oder Handlungsebenen aufgefasst werden. In diesem Kapitel sollen in Anlehnung an Plinke drei Handlungsebenen des Marketing betrachtet werden und hinsichtlich der Auswirkungen mehrstufiger Kundenintegration näher analysiert werden.576
Alexander Trommen
6. Gestaltungsfelder einer auf mehrstufige Kundenintegration fokussierten Marketingstrategie am Beispiel eines Lieferanten der Bahnindustrie
Zusammenfassung
Betrachtet man die Gestaltungsfelder einer auf mehrstufige Kundenintegration ausgerichteten Marketingstrategie, erscheint auch die Darstellung der in ähnlichem Zusammenhang verwendeten Begriffe mehrstufige Absatzstrategien,724 mehrstufiges Marketing725 und vertikales Marketing726 wichtig. Prinzipiell einsetzbar werden vertikale oder mehrstufige Marketingstrategien im Rahmen von Wertschöpfungssystemen, die mindestens drei Wertschöpfungsstufen und somit zwei Marktstufen umfassen. Alle Kräfte, Bedingungen und Institutionen, die in den stufenweisen Durchlauf von Produkten und Dienstleistungen durch zwei oder mehrere Märkte involviert sind, können als vertikales Marketingsystem verstanden werden.727 Vertikales Marketing wird als wertschöpfungsprozessorientierte Marketingstrategie gesehen, die einstufige und mehrstufige Absatzstrategien kombiniert.728 Kunkel definiert vertikales Marketing entsprechend „als eine auf mehrere Marktstufen zielende absatzfördernde Strategie und deren taktische Ausgestaltung durch eine Unternehmung wie auch mehrere Unternehmungen.“729 Ähnlich charakterisiert Engelhardt im Hersteller-/Handelsbereich mehrstufige Absatzstrategien.730 Rudolph hingegen grenzt mehrstufiges Marketing vom einstufigen Marketing ab, um explizit auf das Umgehen einer Marktstufe hinzuweisen: „Mehrstufiges Marketing umfasst die Gesamtheit aller absatzpolitischen Maßnahmen, die auf eine (mehrere) den unmittelbaren Abnehmern nachfolgende Marktstufe gerichtet sind.“731 Vertikales Marketing und mehrstufiges Marketing unterscheiden sich folglich in ihrem Anwendungsbereich. Während das vertikale Marketing alle folgenden Marktstufen in die Betrachtung einbezieht, konzentriert sich das mehrstufige Marketing auf die den unmittelbaren Abnehmern nachfolgenden Stufen.
Alexander Trommen
7. Fazit und Ausblick
Zusammenfassung
In Theorie und Praxis häufen sich die Forderungen nicht mehr alleine in Anbieter-Nachfrager-Relationen zu denken, sondern das ganze Wertsystem zu betrachten. “Um Dinge anders zu tun können, muss man sie als erstes anders betrachten. Wir sehen die Welt durch unsere Konstrukte und haben — meist implizit — ein bestimmtes Konzept im Kopf, das wie ein Raster die Wirklichkeit filtert, das was wir sehen und was wir übersehen. Was wäre wenn wir das Raster änderten oder wenn uns das Umfeld neue Raster anböte?”802 Getreu dieser von Brown/Oettinger postulierten Forderung wurde im Rahmen dieser Arbeit die Perspektive von dyadischen Austauschbeziehungen verlassen und auf mehrere Austauschbeziehungen ausgedehnt. Für die Entdeckung und die Beschreibung des Phänomens der mehrstufigen Kundeneinbindung war dies der entscheidende Schritt. Aus mehrstufiger Betrachtungsperspektive interessiert vor allem, ob Anbieter und/oder Nachfrager Vorteile aus entsprechenden Transaktionsdesigns vor- oder nachgelagerter Transaktionen ziehen können. Ausgangspunkt dieser Arbeit war deshalb der Versuch die leistungstheoretische Analyse von Transaktionen von einer Marktstufe auf mehrere Marktstufen auszudehnen. Dies implizierte den Wechsel von einer dyadischen zu einer multiorganisationalen Transaktionsperspektive. Hierzu wurde bewußt kein verhaltenswissenschaftlicher Ansatz gewählt, sondern anhand der neuen Leistungslehre geprüft, ob mehrstufige Integrativität besteht und Erklärungspotential für stufenübergreifende Verknüpfungen zwischen Einzeltransaktionen besitzt.
Alexander Trommen
Backmatter
Metadata
Title
Mehrstufige Kundenintegration in Wertschöpfungssystemen
Author
Alexander Trommen
Copyright Year
2002
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-89663-6
Print ISBN
978-3-8244-7688-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-89663-6