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2012 | Book

Modell „Bad Bank“: Hintergrund – Konzept – Erfahrungen

Ein Praxisbericht zur Arbeit der Ersten Abwicklungsanstalt

Editors: Markus Bolder, Matthias Wargers

Publisher: Gabler Verlag

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About this book

Das Modell „Bad Bank“ ist nicht neu, aber seit der Finanzkrise hat es nicht nur in Deutschland als Instrument der Bankenrettung enorm an Bedeutung gewonnen. Es geht um den Abbau milliardenschwerer – zum Teil „toxischer“ - Portfolios und häufig um Steuergelder. Sind „Bad Banks“ wirklich „schlechte Banken“ oder eine gute Lösung in Krisensituationen? Warum wurden sie geschaffen? Welche Arten von „Bad Banks“ gibt es? Und worauf kommt es an, um die Modelle erfolgreich auf- und umzusetzen? Bisher fehlte eine fundierte, umfassende Darstellung des Themas, in der Öffentlichkeit ebenso wie beim Fachpublikum oder in der Wissenschaft. Dieser Sammelband schließt also eine Lücke. Fachleute, die den Aufbau der Ersten Abwicklungsanstalt aktiv begleitet haben, tragen ihre Erkenntnisse in diesem Praxisbericht zusammen: aus finanzwissenschaftlicher, juristischer ebenso wie aus geschäftsbezogener Sicht. Die Autoren liefern Fakten, die für eine zielgerichtete Debatte um Kosten und Nutzen für die Allgemeinheit wichtig sind.

Table of Contents

Frontmatter

Wirtschaftliche und rechtliche Hintergründe

Frontmatter
1. Banken-, Wirtschafts-, Politikkrise - Wie konnte es so weit kommen? Hintergründe zur Entstehung von „Bad Banks“
Zusammenfassung
Die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit ist vier Jahre nach ihrem Ausbruch in eine neue Phase getreten. Nach der Fast-Pleite Griechenlands im Frühjahr 2010 drohte zum Jahresende die Zahlungsunfähigkeit Irlands und weiterer Länder Südeuropas; 2011 mussten Portugal und erneut Griechenland gerettet werden. In Teilen der Öffentlichkeit ist der Vertrauensverlust in das Eurosystem so stark, dass der Austritt einzelner Länder aus der Eurozone diskutiert und sogar die Zukunft der Gemeinschaftswährung insgesamt infrage gestellt wird. Mit fieberhaften Bemühungen sucht die europäische Politik nach zunächst einzelfallgetriebenen Ad-hoc-Reaktionen nun einen dauerhaften Mechanismus zur Krisenbewältigung.
Stephan Paul
2. Alternative Konzepte zur Rettung angeschlagener Banken
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel analysiert die Gründung einer Bad Bank, wie beispielsweise die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) als Bad Bank der WestLB. Kern des Kapitels ist der Vergleich einer Bad-Bank-Gründung mit der Gründung einer Internal Restructuring Unit. Zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit der beiden verschiedenen Maßnahmen werden die erwarteten Kosten für den Steuerzahler abgeschätzt, wobei die Option to Wait einer Bad Bank eine große Rolle spielt. Diese ergibt sich aus dem längeren Abwicklungshorizont, der einer Bad Bank im Vergleich zu einer bankinternen Lösung zur Verfügung steht.
Markus Rudolf
3. Die Entstehung von Abwicklungsanstalten im rechtlichen „Wettbewerb der Systeme“
Zusammenfassung
„Wenn es auf den Weltfinanzmärkten brennt, dann muss gelöscht werden. Auch wenn es sich um Brandstiftung handelt.“ So erläuterte der ehemalige Bundesminister der Finanzen, Peer Steinbrück, die ersten Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisierung, nachdem der Bankrott der US-Bank Lehmann Brothers am 15.09.2008 – wie ein Lauffeuer – auch auf den deutschen Finanzsektor übergegriffen hatte.
Benedikt Wolfers, Thomas Voland
4. Lösungsansätze zur Übertragung von Portfolios und nicht strategienotwendigen Geschäftsbereichen auf eine „Bad Bank“
Zusammenfassung
Das Konzept der Bad Bank ist weder kompliziert noch neu: Eine Bank trennt sich von toxischen (illiquiden oder mit hohen Risiken behafteten) Assets und nicht strategischen Geschäftsbereichen, indem sie diese auf eine separate unternehmerische Einheit überträgt. Damit schafft die Bank die Grundlage, dem Going-Concern-Prinzip gemäß ein tragfähiges Geschäftsmodell fortzuführen. Der Begriff Bad Bank für die neue Einheit – in Abgrenzung zur verbleibenden Kernbank (Good Bank) – ist allerdings irreführend: Die unternehmerische Einheit muss nicht zwingend eine (eigenständige) Bank sein. Auch müssen die auf eine Bad Bank übertragenen Assets nicht grundsätzlich „schlecht“ sein.
Joyce Clark, Arno Gerken, Frank Guse, Philipp Härle
5. Rechtsaufsicht über Abwicklungsanstalten durch die FMSA
Zusammenfassung
Die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) wurde am 17.10.2008 errichtet und wird seit dem 23.07.2009 als bundesunmittelbare, rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Finanzen geführt. Die Implementierung folgte als Reaktion auf den erheblichen Vertrauensschwund im Interbankenmarkt infolge der sich mit der Insolvenz von Lehman Brothers Ende 2008 verschärfenden Finanzmarktkrise. Ihr Auftrag, die Stabilisierung des Finanzmarktes, ist im Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz (FMStFG) verankert. Zentrale Aufgabe der FMSA war seinerzeit – mittlerweile sind durch das Restrukturierungsgesetz neue Tätigkeitsfelder hinzugekommen – die Verwaltung des zur Gewährung von Garantien und Kapitalmaßnahmen zur Verfügung stehenden Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS/SoFFin).
Wolf-Dieter von Keil

Kernkompetenzen und übergeordnete Fragen der Steuerung

Frontmatter
6. Separierung und Abwicklung von Kreditportfolios - Ansätze, Möglichkeiten, Restriktionen
Zusammenfassung
Die Geschäftsausrichtung von Banken hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Während in den vergangenen Jahrzehnten die Strategie sehr breit ausgelegt war, fokussieren sich Banken – vor allem seit der Finanzmarktkrise – vermehrt auf ihre Kernkundengruppen, ihre angestammten Zielregionen und auch auf ihre Kernprodukte. Dies betrifft Banken aller drei Sektoren: Privatbanken, öffentliche Banken und Genossenschaftsbanken. Eine Ausnahme bilden nur Spezialinstitute.
Henning Giesecke
7. Plattformstrategie: Herleitung und Design eines Target Operating Models für Bad Banks - Anforderungen, Modelle, Vorgehen und Erfolgsfaktoren
Zusammenfassung
Ein wichtiger Erfolgsfaktor von Bad Banks ist die Unternehmensplattform, die als Summe der Prozesse und der damit einhergehenden Systeme definiert werden kann. In diesem Kontext werden im vorliegenden Beitrag die Herleitung und das Design einer Unternehmensplattform, im Folgenden als Target Operating Model (TOM) bezeichnet, am Beispiel der Erste Abwicklungsanstalt (EAA) aufgezeigt. Nachdem in der Literatur und auch in diesem Buch bereits eine Vielzahl an Fragen um die Formierung von Bad Banks adressiert und diskutiert wurden, soll mit dem vorliegenden Beitrag die Lücke um das TOM geschlossen werden. Hierbei wird unter anderem verdeutlicht, dass das TOM von Bad Banks anderen Anforderungen unterliegt als das TOM von etablierten Finanzinstituten. Dies wird vor allem damit begründet, dass das TOM von Bad Banks nicht nur von der geplanten Wertschöpfungstiefe innerhalb der verschiedenen Produktsegmente, sondern auch von dem voraussichtlichen Abwicklungszeitraum und der Abbaurate des übernommenen Portfolios abhängt.
Ulf Bachmann
8. Das operative Modell der Ersten Abwicklungsanstalt: Intelligente Dienstleister- und Geschäftsprozesssteuerung
Zusammenfassung
Mit der Finanzmarktkrise sind Abwicklungsanstalten ins öffentliche Interesse gerückt – und damit die Frage, wie sie ihre komplexen Aufgaben optimal und kosteneffizient lösen können: Risikopositionen von in Notlage geratenen Kreditinstituten sind verlustminimierend abzubauen, das verbleibende Kapital am Ende der Abwicklungsperiode ist zu maximieren und die Nachschussverpflichtungen sind zu reduzieren. Aus operativer Sicht erfordern diese Aufgaben in allererster Linie erfahrene Manager und Spezialisten. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt darüber hinaus auch die operative Infrastruktur, im Folgenden verstanden als die Gesamtheit aller Geschäftsprozesse, Organisationsstrukturen und ITSysteme, denn die Abwicklungsziele sind nur mit einer effektiven und effizienten – in anderen Worten: einer operativ exzellenten – Plattform zu erreichen.
Ulrich Bongartz
9. Rechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit Abwicklungsanstalten
Zusammenfassung
Die Anstalt öffentlichen Rechts ist eine öffentlich-rechtliche Organisationsform, die in der Praxis vielfach eingesetzt wird – Universitäten, Sparkassen, Landesbanken, Rundfunkanstalten, Betriebskrankenkassen und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mögen beispielhaft angeführt sein. Mit dem Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung vom 17.07.2009, mit dem unter anderem das Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz („FMStFG“) vom 17.10.2008 ergänzt wurde, hat der Gesetzgeber eine neue Ausprägung öffentlich-rechtlicher Anstalten geschaffen: die Abwicklungsanstalt. Deren Aufgabe ist es, Risikopositionen und nicht strategienotwendige Geschäftsbereiche von einem in Schwierigkeiten geratenen Kreditinstitut zu übernehmen und abzuwickeln (§ 8a Abs. 1 Satz 1 FMStFG). Die Übernahme dieses sogenannten Risikovermögens erfolgt zu dem Zweck, das betroffene Kreditinstitut und den Finanzmarkt zu stabilisieren.
Tim Oliver Brandi, Sven Brandt, Franz-Josef Schöne

Operative Umsetzung

Frontmatter
10. Marktrisikomanagement: Steuerung und Controlling - der Umgang mit Risiken in einer Abwicklungsanstalt
Zusammenfassung
Die für eine Abwicklung vorgesehenen Vermögensgegenstände und Verpflichtungen standen in der bisherigen Praxis stets im Eigentum von Banken. Banken sind in ihrem Geschäftsbetrieb einer Vielzahl von Marktpreisrisiken ausgesetzt, für deren Management sie der Größe des jeweiligen Instituts angepasste und auf die eingegangenen Geschäfte ausgerichtete Kontroll- und Überwachungsprozesse eingerichtet haben.
Frank Nagel, Frank Gutheim
11. Treasury in Abwicklungsanstalten - Refinanzierung sichern, Risiken steuern
Zusammenfassung
In den letzten 30 Jahren hat sich die Aufgabe einer zentralen Instanz in Banken, gemeinhin inzwischen Treasury genannt, zur Steuerung von Preisbewegungen nachhaltig gewandelt. Waren es zuerst betriebswirtschaftliche Erkenntnisse, die eine Aufgabenveränderung nach sich zogen, kamen später Produktentwicklungen und damit einhergehende Marktveränderungen hinzu, und schließlich war es die Finanzkrise, die eine nochmalige Überarbeitung von Aufgabenschwerpunkten und organisatorischen Erfordernissen nötig werden ließ.
Georg Friedrich Doll, Friedrich Piaskowski
12. Rechnungslegung einer Abwicklungsanstalt
Zusammenfassung
Die Abwicklungsanstalten sind ein verhältnismäßig neues Instrument der deutschen Stützungs- und Stabilisierungsmaßnahmen im Rahmen der Finanzmarktkrise, wesentlicher Meilenstein war die Gründung des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) am 17.10.2008 mit Inkrafttreten des Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetzes (FMStFG). Aufbauend auf dieser zentralen Rechtsgrundlage und weiteren gesetzlichen Änderungen und Ergänzungen hat der deutsche Gesetzgeber dann im Juli 2009 mit dem Finanzmarktstabilisierungsfortentwicklungsgesetz die Möglichkeit zur Bildung von Abwicklungsanstalten geschaffen. Mit der Errichtung der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) zum Zwecke der Aufnahme und Abwicklung von Risikopositionen und nicht strategienotwendigen Geschäftsbereichen der WestLB im Dezember 2009 wurde erstmalig von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und damit eine Vielzahl an neuartigen und zunächst einmaligen Herausforderungen sowohl für die Abwicklungsanstalten selbst als auch für den Abschlussprüfer geschaffen.
Clemens Koch
13. Berufsbild „De-Investitionsbanker“ - Personalwirtschaftliche Erfahrungen beim Aufbau der Ersten Abwicklungsanstalt
Zusammenfassung
Die Finanzkrise hatte die deutsche Bankenlandschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Selbst viele zuvor als solide eingeschätzte deutsche Häuser gerieten ins Wanken, als strukturierte Papiere, die etliche Milliarden Euro schwer waren, rasant an Wert verloren und die Bilanzen dramatisch belasteten. Die Politik ermöglichte den angeschlagenen Instituten deshalb auch, Teile ihres Portfolios in Bad Banks auszulagern. Dies öffnete zugleich eine Tür für Spezialisten, die zuvor eher in einer Nische agierten: De-Investitionsbanker – erfahrene Restrukturierungsexperten und Portfoliomanager, die sich innerhalb kürzester Zeit in die problematischen Anlagen einarbeiten, sie risikominimierend verwalten und letztlich abwickeln können.
Mark Unger
14. Öffentlichkeitsarbeit einer Abwicklungsanstalt - die Kommunikationsstrategie der EAA 2010
Zusammenfassung
Eine Abwicklungsanstalt hat – wie die vorangegangenen Kapitel gezeigt haben – intern und extern klar umrissene Funktionen. Für ihre Kernaufgabe, den Abbau von Risikopositionen, scheint die Kommunikation mit der Öffentlichkeit auf den ersten Blick keine zwingende Voraussetzung zu sein, da die Arbeit primär auf das übernommene Portfolio ausgerichtet ist, Neugeschäft ist damit nicht verbunden. Dennoch lohnt es, die Frage, ob eine Abwicklungsanstalt grundsätzlich Öffentlichkeitsarbeit braucht, genau zu betrachten. Denn am Beispiel der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) lässt sich zeigen, dass die Reputation einer „Bad Bank“ bei ihren verschiedenen Stakeholdern einen direkten Einfluss auf den Erfolg haben kann. Insofern war und ist es für die EAA mehr als eine akademische Frage, ob und wie sie ihre Außenwahrnehmung aktiv mitgestalten kann.
Tasso Enzweiler, Markus Rettich
Backmatter
Metadata
Title
Modell „Bad Bank“: Hintergrund – Konzept – Erfahrungen
Editors
Markus Bolder
Matthias Wargers
Copyright Year
2012
Publisher
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-7165-4
Print ISBN
978-3-8349-3345-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-7165-4